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Buchnotiz zu : Neue Zürcher Zeitung, 30.03.2004
Obschon Yi Munyols Roman gelegentlich die "Grenze zur plakativen Parabel" überschreite, erkennt unser Rezensent Ludger Lütkehaus in diesem "asiatischen Pendant" zu Robert Musils kakanischem Kadettenroman "Die Verwirrungen des Zöglings Törless" ein "passagenweise atemberaubendes Psychogramm" der "diktatorisch regierten 'Klassen'-Gesellschaft". Erzählt wird die Geschichte des Han Pyongtae, der als 12-Jähriger in eine Provinzschule versetzt wird und sich in der neuen Klasse dem tyrannischen System des Klassensprechers Om Sokdae zu unterwerfen hat. Hans anfänglicher Widerstand wird gebrochen oder vielmehr aufgeweicht: Lütkehaus sieht Han dem "zynischen Charme" Oms nicht gewachsen. Später kommt es zur Entmachtung Oms und der "demokratischen Wendung", die den Schülern von der etablierten Autorität des Lehrers mit dem Rohrstock eingebläut wird: "Die Paradoxie der … aufgenötigten Demokratisierung könnte nicht drastischer geschildert werden", versichert unser Rezensent. Das "Nachspiel des Romans" zur Zeit der koreanischen Wirtschaftswunders halte schließlich mit "böser Ironie" ein offenes Ende bereit. "Die unaufgelösten inneren Spannungen, die gebliebenen autoritären Strukturen hinter der Fassade der Demokratisierung sind schwerlich prägnanter darzustellen", staunt unser beeindruckter Rezensent.
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Kurzbeschreibung
Om Sokdae, Klassensprecher in der fünften Klasse einer kleinstädtischen Grundschule, tyrannisiert die Kinder mit eiserner Faust. Er ist ein durchtriebener Kerl, der seine Kameraden zu willenloser Unterwerfung zwingt und sie zu kriecherischen Duckmäusern degradiert. Er schlägt sie, nimmt ihnen Geld weg, nutzt sie aus, verkauft Vergünstigungen und läßt sich wie ein König behandeln.
Ein neuer Schüler aus Seoul nimmt den Kampf gegen Sokdaes Diktatur auf, wird aber in die völlige Isolation getrieben und muss sich schließlich geschlagen geben. Nach seiner Kapitulation entdeckt er jedoch eine neue Seite der korrupten Herrschaft und beginnt die Privilegien und die Teilhabe an der Macht zu genießen. Nachdem Skodae fort ist, beginnt eine lange Phase des Umbruchs, die schließlich in der Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse mündet.
(Quelle: amazon.de)
Superbuch, schreib da noch was dazu...
Han Pyongtae kommt neu aus einer Eliteschule in Seoul in die Provinz. Dort ist alles anders. Der tyrannische Klassensprecher Om Sokdae regiert mit strenger Hand. Er nimmt den anderen ihre Sachen weg, delegiert Arbeit, lässt andere seine Klausuren schreiben, prügelt sich durch die Gegend..Als sich Han Pyongtae gegen diese Tyrannei auflehnt, um seine Prinzipien nicht zu verraten, stößt er überall auf taube Ohren - selbst bei Eltern und Lehrern. Die anderen Schüler schneiden ihn, alle halten zusammen, selbst die "Opfer". Als Han Pyongtae mit den Nerven am Ende ist, gibt er sich geschlagen, woraufhin Sokdae ihn "begnadigt". Die Dinge nehmen wieder ihren gewohnten Lauf. Bis eines Tages ein neuer Lehrer an die Schule kommt...
Es ist ganz deutlich spürbar, wie der Autor hier die jahrelange Diktatur und die zarten Anfänge demokratischer Formen im Land verarbeitet. Sein Protagonist steht für seine Prinzipien ein, vergisst sie dann, wechselt dann aber nicht gleich wieder die Seiten. Als der neue Lehrer den Klassentyrannen an den Pranger stellt, sind gleich alle Schüler dabei und zerfleischen ihn. Keine Loyalität, keine Ehre. Aus Prinzip verrät Han Pyongtae seinen einstigen Peiniger nicht, da er allzu skeptisch ob des opportunistischen Stimmungs-/Meinungswechsels in der Klasse ist. Für ihn ist es nur Heuchelei.
Wirklich tiefgründige Geschichte über die politischen Zustände in Südkorea am Ende der 80er Jahre. Opportunismus und der Einfluss Einzelner auf die Masse sowie Mitläufertum werden hier heftig kritisiert. Dabei kommt die Geschichte aber nicht zu kurz, die Sprache ist wunderbar zu lesen. Mit ca. 100 Seiten fällt das preisgekrönte Buch dann aber recht kurz aus (was jedoch auch nicht weiter stört).