Douglas Preston & Lincoln Child - The Cabinet of Dr. Leng (Agent Pendergast #21)
Brandheiß - der neuste Teil der Reihe ist gerade erst vor wenigen Wochen erschienen.
Ich kann leider nur wenig zur Handlung sagen, ohne den Ausgang des direkten Vorgängers zu spoilern, da es sich hier nun um den Mittelteil der Trilogie handelt, daher fange ich mal so an:
Constance ist in die Vergangenheit gereist und treibt sich nun im 19. Jahrhundert herum. Sie möchte die Morde an ihren Familienmitgliedern verhindern und dem alten Schurken Leng früh das Handwerk vereiteln. Normalerweise würde sie damit auch die Umstände verhindern, die zu ihrem eigenen verlängerten Leben geführt haben - hallo Zeitparadoxon.
Das “Problem” wird aber umschifft, da es sich explizit um Multiversen handelt, sie ändert also nie ihre eigene Welt.
Jedenfalls versucht Pendergast derweil aus der Gegenwart, sie wieder dorthin zurück zu holen.
Pendergast findet und beauftragt einen der weltbesten Ingenieure, um zu versuchen, die kaputte Maschine wieder funktionsfähig zu bekommen.
Vinnie ist auch endlich mal wieder am Start und erneut geht es um einen Mord im Museum - schön! Er ermittelt im Fall eines Kurators, der in einem speziellen Tiefkühlbereich eingeschlossen wurde und erfroren ist. Die Ermittlungen liefern allerdings keinerlei Indizien und laufen schnell ins Leere.
Während der exzentrische Kerl bei Pendergast im Kellerraum werkelt und Vinnie nicht weiter kommt, beginnt Pendergasts Ex-Partner Coldmoon seinen ersten Auftrag für sein neues Field Office in Denver. Hier wurde auch jemand ermordet, der offenbar an Fälschungen gearbeitet hat - und nach kurzer Zeit stellt sich eine Verbindung zum Mord in New York heraus. Er reist rüber und beginnt dort, Vinnie zu unterstützen.
So weit der grundsätzliche Aufbau. Das ist nun das dritte Mal in der Reihe, dass die Autoren eine Trilogie schreiben. Die bisherigen beiden haben dabei zu den Highlights der gesamten Serie gehört und waren verdammt unterhaltsam. Das kann ich zum dritten Versuch leider nicht sagen. Der erste Teil hatte äußerst schwach angefangen und hat handlungstechnisch gegen Ende dann leider eine Richtung eingeschlagen, die auch die Erwartung an die beiden Fortsetzungen direkt absinken ließ.
Ich hab mal nachgeschaut, was ich vor einem halben Jahr zum ersten Teil schrieb:
Dann das Multiversum, ein Nebeneffekt der Zeitmaschine. Und ein gigantischer Moskito aus einer anderen Welt als Killer? Oh Mann. Ich habe wirklich auf eine bessere Auflösung gehofft.
Ich befürchte, dass sich der Rest nun ganz auf Constance in der Vergangenheit fokussiert und Pendergast in der Gegenwart nichts tun kann, außer zu versuchen die Maschine zu reparieren.
Na gut, ich will die Flinte mal nicht gleich ganz ins Korn werfen. Das könnte auch eine Gelegenheit sein, Constance ganz aus der Serie zu nehmen, in dem sie einfach in der Vergangenheit bleibt und dort ihr Leben lebt. Vielleicht wird dann Coldmoon auch zur vollwertigen Figur und kommt nach New York?
Was wurde nun im zweiten Teil daraus? Nun ja, so schlecht waren meine Einschätzungen nicht mal. Die Handlungsfäden gehen erstmal gut in die Breite und alles mögliche passiert parallel. Ein paar meiner Vermutungen waren korrekt, andere nicht.
Das Buch endet leider mit einem ganz billigen Knalleffekt…
Zuerst stellt sich Constance wieder dämlich an. Sie rettet zwar zunächst ihren Bruder (und lustigerweise auch ihr eigenes Vergangenheits-ich), danach macht sie aber mit Leng nicht den nötigen kurzen Prozess, sondern lässt sich auf langes Katz und Maus Spielen ein, was sie natürlich verliert.
UND DANN taucht zu allem Überfluss, als alle gerade ratlos rumstehen und liegen, auf der letzten Seite noch Diogenes in der Vergangenheit auf, völlig ohne jede Erklärung, wo der auf einmal herkommen könnte.
Da dachte ich wirklich - fuck no, ist das euer Ernst?
Die Figur Diogenes war damals zwar super - in der originalen Trilogie, die sich um ihn drehte. Ich hätte mir aber rückblickend sehr gewünscht, dass er danach einfach tot geblieben wäre. Jeder weitere Auftritt nach der besagten Trilogie war nur noch schwach, jedes weitere Mal wird es auch unglaubwürdiger. Das hier setzt dem ganzen die Krone auf.
Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr, was ich vom dritten Teil noch erwarten soll. Das Ende hat mir irgendwie alles versaut. Mit Multiversen und Zeitreisen hat man jetzt einfach ein solches Loch aufgerissen, dass auf einmal wirklich ALLES möglich macht. Aber gerade dadurch, dass nun alles möglich ist, ist auch irgendwie alles egal, die Fallhöhe bzw. Spannung bei null angekommen. Dass diese Serie nochmal bei alten Stärken ankommen könnte, wird immer unwahrscheinlicher.