http://www.ofdb.de/film/4238,Stra%C3%9Fen-in-Flammenhttp://www.imdb.com/title/tt0088194/In einer nicht näher bestimmten Zeit irgendwo in den USA: Auf den Straßen regiert das Faustrecht. Gesetzlose Motorrad-Gangs geben den Ton an. Die berühmte Rocksängerin Ellen Aim (Diane Lane) wird bei einem ihrer Auftritte von der Gang um Bandenführer Raven (Willem Dafoe), den "Bombern", entführt. Ihre Freundin Reva sieht daraufhin nur eine Möglichkeit. Sie kontaktiert ihren Bruder Tom Cody (Michael Paré), ein Draufgänger wie er im Buche steht, und der einzige, der Ellen, mit der er früher mal liiert war, aus den Klauen des fiesen Gang-Lords befreien kann.
Obwohl Ellen ihm früher mal viel bedeutet hat, verlangt Tom Geld für seine Rettungsaktion. Zahlen soll Ellens großmäuliger Manager Billy Fish (Rick Moranis), und zwar nicht weniger als 10.000 Dollar. Fish ist schnell zahlungswillig, schließlich ist Ellen sein Goldesel. Als Tom ihn jedoch bittet, mitzukommen, da Billy sich in Battery gut auskennt, erklärt sich dieser nur widerwillig einverstanden. Die Ex-Soldatin McCoy (Amy Madigan), die "nur auf der Durchreise" ist, und die Tom bei einem lustigen Kneipenabend kennen lernt, schließt sich der Gruppe ebenfalls an, schließlich kann sie das Geld gut gebrauchen.
Die Befreiung der Sängerin gelingt mit einiger Mühe, nun aber ist die Gruppe auf der Flucht. Unterwegs kidnappen sie den Bus mit den "Sorrels", einer farbigen Soul-Band, die auf ihren Durchbruch hofft. Natürlich geht bei der Befreiungsaktion und der anschließenden Flucht einiges zu Bruch, und die Action kommt keineswegs zu kurz.
Raven will nun Rache, sieht er sich doch in seinem Stolz verletzt. Um die alte Machtordnung wiederherzustellen, fordert er Tom zum Zweikampf auf. Die ganze Gang findet sich ein, ebenso wie die Polizei, die aber machtlos ist und den Kampf nicht verhindern kann. Mit zwei übergroßen spitzhacken-ähnlichen Hämmern gehen die beiden Kontrahenten aufeinander los, und dabei bleibt kein Auge trocken. Tom besiegt den psychotischen Schmalzlocken-Rocker, und die Bewohner von Richmond vertreiben die Bomber aus ihrer Stadt. Der Film endet wie er angefangen hat: mit einem Konzert von Ellen Aim.
Straßen in Flammen von Walter Hill
(Die letzten Amerikaner, Nur 48 Stunden, Red Heat, The Warriors) ist einer dieser kultigen 80er-Jahre-Filme, die man immer wieder schauen kann. Mit einer außergewöhnlichen Mischung aus Roadmovie, Actionfilm und Rock 'n' Roll-Oper, findet er auch heutzutage noch seine Zuschauer, denn Produktionen wie diese haben Seltenheitswert.
Eine wichtige Rolle spielt sicherlich die Musik, ist sie in diesem Film nicht nur Untermalung, sondern wird als Stilmittel eingesetzt, und stiehlt den Schauspielern fast die Schau. So sind die beiden überragenden emotionalen Szenen meiner Meinung nach auch die beiden Auftritte von Ellen Aim, einer am Anfang, der andere am Schluss. Die Songs werden allerdings nicht von Schauspielerin Diane Lane intoniert, sondern von einer Band, die Fire Inc. heißt. Die Stücke – "Nowhere Fast" und "Tonight is What it Means To Be Young" gleichen Rockopern und wurden nicht zufällig von Jim Steinman komponiert, der ja bereits mit Meat Loaf einen ganz ähnlichen Stil präsentieren konnte. Den phänomenalen Soundtrack runden großartige Interpreten wie Laurie Sargent, The Blasters oder The Ry Cooder Band ab. Die Musik unterstützt die visuell bewusst auf 50er-Jahre-Look gehaltene Inszenierung. Lederjacken, Motorräder, Schmalzlocken und Rock 'n' Roll dominieren die Szenerie.
Schwierig gestaltet es sich, diese eigenwillige explosive Genre-Mischung in eine feste Kategorie zu pressen. Große Ähnlichkeit besitzt das Werk im übertragenen Sinne sicherlich mit einem Western. Hauptdarsteller Michael Paré, der in der Folge mit dem von John Carpenter produzierten
Das Philadelphia Experiment einen weiteren großen Erfolg landen konnte, kommt als ein an Clint Eastwood in seinen Italo-Western erinnernder cooler, wortkarger Fremder in die Stadt. Dafoe spielt herrlich überzogen und leicht psychotisch den fiesen Bandenchef, auch hier wieder eine Parallele zu den Bösewichtern im Western. Zu guter letzt gibt es in bester Western-Tradition den Showdown zwischen Gut und Böse vor der versammelten Stadt. Das Gute geht – wie sollte es auch anders sein – siegreich hervor, doch der Held ist dennoch eine tragische Figur, denn eine Liebe zwischen ihm und seiner Angebeteten hat keine Zukunft. Dabei überzeugt besonders die Szene, als Tom Ellen vorwirft, früher hätte er mal alles für sie getan, aber heute sei alles anders.
Größtenteils ist der Film aber nicht von tragischen oder ernsten Dialogen, sondern eher von flapsigen Sprüchen geprägt. Kostprobe gefällig?
McCoy: " Überall wo ich hingeh, gibt's schon 'n Arschloch."
McCoy: "Wie war's bei der Armee?"
Cody: "Das Schießen fand ich gut...aber nen Orden hab ich nicht gekriegt."
Cody (zu Billy Fish): "Wenn du deine Weihnachtsgans wieder haben willst, steig ins Auto, oder der Fall ist erledigt."
Cody: "Ihr Superschlauen...ihr denkt immer, ihr könnt so nen Typen wie mich anheuern, der euch die Drecksarbeit macht...aber nicht jedes mal."
Billy Fish (zu Cody): "Was soll denn das, ist das dein Ernst? Ich bezahl dich nicht, dass du so ne Micky Maus zum Fummeln mitnimmst."
McCoy (zu Billy Fish): "Ich weiß im Moment nicht, was ich mehr zum Kotzen finde, die Art wie du redest, oder die Art wie du dich anziehst."
McCoy: "Ich heiße McCoy. Ich bin Soldat. Das war ich jedenfalls bis vor einem Jahr. Dann sind mir die Kriege ausgegangen."
Cody (zu Billy Fish): "Du stehst nur unter Tierschutz, weil ich mich nicht an Kröten vergreife."
Leider blieb der große kommerzielle Erfolg aus und die Einnahmen konnten die Produktionskosten nicht decken. In der Presse wurde der Film als sexistisch und geschmacklos abgetan, die Schauspieler wurden in der Luft zerrissen, und die Story erntete ebenfalls keine Lorbeeren. So zerschlug sich auch eine zunächst ins Auge gefasste Fortsetzung.
Zugegeben, die Handlung ist dünn und passt auf einen Bierdeckel, und die Charaktere haben wenig Tiefe (was so gewollt ist), aber wen stört das angesichts der großartigen Musik, des sympathischen Genre-Mixes, der skurrilen Ideen und der spürbar gut gelaunten Darstellerriege? Für mich ist und bleibt der Film einer meiner All-Time-Favourites aus den 80er Jahren, und der Soundtrack einer der besten, die ich je gehört habe.
Die DVD wurde nach einer anfänglichen FSK-18-Einstufung neu aufgelegt und ungeschnitten ab 16 Jahren freigegeben, was auch absolut gerechtfertig ist, hat der Film doch nur wenig harte Szenen und einen eher lustig-unterhaltsamen Grundton. O-Ton ist enthalten, Bild- und Tonqualität sind absolut zufriedenstellend, wobei das Originalformat 1,85:1 von 1,33:1 (Vollbild) ersetzt wird. Extras gibt es leider bis auf einen mickrigen Trailer keine.
Filmwertung
8,5/10
Trailer: