http://www.ofdb.de/film/124869,Eagle-vs-Sharkhttp://www.imdb.com/title/tt0494222/Die schüchterne Lily verliebt sich unsterblich in den Videospiel- und Kung-Fu-Fan Jarrod. Die introvertierte Burger-Bedienung versucht mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit des schrägen Computer-Nerds zu erregen, aber dieser zeigt keinerlei Interesse. Nach einer sehr freakigen Tierverkleidungs- und Videospiel-Party landen die beiden aber - irgendwie - im Bett, woraufhin Lily ihren neuen Traummann zu dessen Familie aufs Land begleitet. Doch für Jarrod haben ganz andere Dinge Priorität, denn er hat eine Mission: Gewissenhaft trainiert er, um sich am samoanischen Peiniger aus seiner Schulzeit zu rächen. Lily weilt nun unter den sehr bizarren Gestalten aus Jarrods Verwandtschaft, und weiß nicht so recht, woran sie ist. Als Jarrod mit ihr Schluss macht, bricht eine Welt für sie zusammen, doch sie bleibt und lernt Jarrod und seine Familie aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen...
So einen skurrilen Film habe ich schon lang nicht mehr gesehen. Sehr eindringliches Drama mit Comedy-Elementen, das skurril und bewegend zugleich ist. Es fällt mir wirklich schwer, die richtigen Worte zu finden. Jarrod ist ein Loser wie er im Buche steht, gibt sich aber stets betont selbstbewusst. So erwähnt er in einer Szene Lily gegenüber, er sei "früher mal ein Nerd" gewesen. Obwohl es doch für den Zuschauer mehr als offensichtlich ist, dass dies noch immer der Fall ist.
Der Titel "Eagle vs Shark" stammt aus einer Szene im Anfangsdrittel des Films, als Jarrods Partygäste alle verkleidet kommen - als Tiere! Jarrod geht als sein Lieblingstier, Adler, Lily als Hai. Und von da an kommt eine Situation nach der anderen, die zum Schmunzeln einlädt. Jarrod ist völlig humorlos und verzieht nie eine Miene, so ist es auch äußert amüsant zu beobachten, wie es zwischen Lily und ihm zum Sex kommt: "Ich find dich ganz schön schön." "Sollen wir uns küssen?" "Willst du Sex?" - und das wars!
Zudem leidet Jarrod an Depressionen, was ihn immer wieder zu Wutausbrüchen treibt.
Die anderen Gestalten in diesem Film sind nicht minder skurril. Jarrods Familie etwa besteht aus einem langhaarigen introvertierten Jungen mit Megadeth-Shirt, einem verfreakten Paar (Schwester und Schwager nehme ich an), das stets in selbst entworfenen grottenhässlichen Jogginganzügen herumläuft, einem Computer-Nerd, der den ganzen Tag Pornos auf dem Rechner anschaut und mit einem Hugh-Grant-in-Haft-T-Shirt herumstolziert usw. Dabei erfährt der Zuschauer auch nach einer Weile erstaunt, dass Jarrod eine kleine Tochter hat.
Jarrod will letztlich nichts anderes als geliebt und respektiert werden. Vor allem von seinem im Rollstuhl sitzenden Vater, der ihn keines Blickes würdigt. Seit Jarrods Bruder vor einigen Jahren verstorben ist, herrscht in der Familie Eiszeit. Um die Aufmerksamkeit seines Vaters zu erlangen, erzählt Jarrod auch mal Lügen, z. B. über seine neue Freundin Lily und was sie so alles kann. Obwohl Jarrod stets recht grob und unhöflich zu seinen Mitmenschen ist, ist dies nur ein Zeichen von Unbeholfenheit und Hilflosigkeit, denn das Trauma aus seiner Schulzeit, als ihn der samoanische Bully Eric Elisi jeden Tag aufs Neue quälte, ist lange nicht vergessen. Im Gegenteil, Jarrod sieht sein Leben deswegen als ruiniert an.
Die Trainingssequenzen sind abermals sehr lustig anzuschauen, denn natürlich trainiert der trottelige Jarrod nicht ernsthaft, sondern etwa so wie man sich Atze Schröder oder Didi Hallervorden bei einem Rocky-Balboa-Training vorstellen würde. Unbeholfen und ungelenk trainiert er an Bäumen und im Wasser Martial Arts, fährt mit dem Rad oder springt durch Reifen - köstlich!
Als der große Tag kommt, und Jarrod sich mit seinem ehemaligen Erzfeind messen will, passiert etwas Unvorhergesehenes, was Jarrods Weltsicht zuerst trübt, ihn dann aber dazu veranlasst, die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu erkennen.
Wir haben es hier mit einem auf der einen Seite äußerst skurril anmutenden Film zu tun, der Vergleiche zu anderen Werken schwierig macht -
Napoleon Dynamite wurde ja immer wieder erwähnt, leider erinnere ich mich nicht mehr so sehr an den Film, außer, dass ich ihn damals nicht besonders gut fand -, der aber auf der anderen Seite sehr liebevoll und warmherzig umgesetzt worden ist. Viele Details greifen ineinander, der subtile Humor zündet immer, zudem sind die Landschaftsaufnahmen in dem kleinen Ort an der neuseeländischen Küste mehr als beeindruckend.
Für Hauptdarsteller Jermaine Clement (Jarrod) war dies sein erster Film, denn eigentlich ist er gar kein Schauspieler, wie er in einem Interview bemerkt - dafür ist seine Leistung beachtlich. Loren Horsley (Lily) und er kennen sich schon seit vielen Jahren privat, was die Zusammenarbeit offenbar erleichterte, denn die Chemie stimmt zu jeder Zeit.
Der Soundtrack ist übrigens absolute Spitzenklasse und steht der musikalischen Untermalung eines
Garden State in nichts nach.
Ein kleiner, aber feiner Film über das Leben und die Liebe, mit einer ordentlichen Prise sehr eigenwilligem Humor. Absolut empfehlenswert für Freunde des Arthouse- und Nischen-Kinos.
Filmwertung
7,5-8/10
Trailer: