So jedenfalls meint Doodleman, der Gangsterboss, der es mit Cleopatra Jones zu tun bekommt. Die Frau ist nicht nur knallhart, sondern auch sexy und 1,86 Meter Beine bis zum Hals. Laut Guiness Buch der Rekorde ist Tamara Dobson, die "Cleopatra Jones" des Blaxploitation Kinos, die größte Frau, die jemals in einem Actionfilm zu sehen war. Eigentlich ein fashion Model, das die Titelbilder der größten und beliebtesten Fashion Magazines der Welt zierte, verkörperte Tamara Dobson die Spezialagentin Cleopatra Jones in zwei Filmen:
Ein Fall für Cleopatra Jones
Cleopatra Jones gegen die Drachenlady
Mit diesen Filmen avancierte sie zur Queen of Blaxploitation, der nur eine andere Black Queen den Rang ablaufen konnte - Pam Grier.
"Ein Fall für Cleopatra Jones" zeigt uns eine Spezialagentin, deren markenzeichen sehr eigenwillige modische Outfits sind und die, wie das in Blaxploitation-Filmen so ist, schießen kann wie der Teufel und mit ihren karate-Tritten selbst "Emma Peel" in den Schatten stellt. Vorzugsweise kriegen natürlich weiße Bösewichter die Zähne aus dem Mund getreten oder werden über den Haufen geballert. Und wie das im 70er Jahre krimi so Pflicht ist, bekommt Cleopatra Jones es mit Drogenhandel im großen Stil zu tun. Man füge noch einen markigen Score und einen größenwahnsinnigen Gegner hinzu, und fertig ist der James Bond Verschnitt des Black Cinema.
Also, Cleopatra Jones kommt in die USA zurück, nachdem sie in der Türkei ein 30 Millionen Dollar - Rauschgiftfeld in Flammen hat aufgehen lassen. Gleich bei ihrer Ankunft wird sie von den Schergen einer gewissen Big Mama erwartet und prügelt die Kerls erst mal in die Flucht. Big Mama, eine rothaarige cholerische Lesbe, kriegt daraufhin einen Tobsuchtsanfall und erklärt nicht nur Cleo Jones, sondern auch dem farbigen Ganster-Boss Doodle den Krieg. Und so wird Cleopatra Jones' Aufenthalt in der heimat für sie zum Spießrutenlauf, denn überall lauern Killer der Big Mama, um ihr die Lampe auszupusten. Aber Cleo Jones kann nun mal auch fast einsneunzig sein und wird dennoch nicht getroffen... Bald schmettert Cleo der Big Mama die markigen Worte entgegen: "I'm too big for you, Baby...!"
Köstlich als Gegenspielerin von Cleo Jones ist im ersten Abenteuer die voluminöse Charakterdarstellerin Selley Winters, der es sichtlich Spaß macht, mit Overacting die cholerische Gansterchefin zu geben und mit roter Perücke herumzulaufen, als sei sie so auf die Welt gekommen. Der Schlussfight auf dem Schrottplatz kann sich sehen lassen, und bis dahin gibts reichlich Geballer und eine Verfolgungsjagd mit Cleo in ihrem Corvette durch die Abwasserkanäle einer amerikanischen Großstadt, die selbst Steve McQueen in "Bullitt" vor Neid erblassen ließ...
Alles in allem ein netter und sehr unterhaltsamer vertreter des Blaxploitation Cinema, der richtig Spaß macht. Was man allerdings kaum für möglich halten sollte, geschah 1974, als die Chinesen, allen voran Raymond Chow, auf die Idee kamen, Cleopatra Jones als Heldin in einem Blaxploitation/Martial Arts - Crossover agieren zu lassen. Was dabei herauskam war "Cleopatra Jones gegen die Drachenlady" und um Längen rasanter, spannender, kurzweiliger und actionreicher als der "Fall für Cleopatra Jones". Wer jetzt noch Zweifel daran hatte, dass auch das schwarze Kino super Filme fabrizieren konnte, der wurde hier eines besseren belehrt.
Cleo kommt nach Hong Kong (wohin auch sonst), weil dorten ihre beiden Spzies, die Johnson Brothers, in die breduille geraten sind. Eigentlich wollten sie einen Drogendeal mit dem Chinesen Chen einfädeln, um den King des Golden Triangle und seine ganze Mischpoke hochgehen zu lassen, aber das übernimmt die Drachenlady für die beiden. Ihre bande vernichtet Chens Mannen und nimmt sich der beiden Afro-Amerikaner an. Die sind von der Gastfreundschaft der tödlichen Blondine, eine Lesbe wie Big Mama, aber viel, viel tödlicher, so ganz und gar nicht begeistert, aber was bleibt ihnen übrig, als in der Drachenhöhle auf Macao auf Hilfe zu warten? Und die kommt alsbald - ganze eins sechsundachtzig und geballte Kraft. Mit coolen Sprüchen und saugeilen modischen Outfits (ich sage nur: ein lila Cape mit Kopftuch und Schal bei 40 Grad im Schatten und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, und die Frau schwitzt nicht mal...), einem Schießeisen, Karatekünsten und einer Hand voll Martial Arts erprobter Chinesen dringt Cleopatra Jones zuerst in Hong Kongs berüchtigte "Walled City" vor, wo sich jeder Schurke sicher fühlt, und dann in das goldene Casino der Drachenlady.
Natürlich haben wir auch hier einen Showdown, aber was für einen - Ne satte Viertelstunde und mehr zerlegen Cleo Jones und ihre helfer das Hauptquartier der Gangsterlady und legen so ziemlich alles in Schutt und Asche, ehe sich Cleo mit der blonden Lady einen Schwertkampf liefert, der sich gewaschen hat. Großartig als Gansterlady ist Stella Stevens, die hier alle register ihres Könnens zieht, zwei tolle Schwertkämpfe abliefert und uns sogar ihre nackte Rückansicht präsentiert. Die Frau war Hammer und stand Tamara Dobson an Ausstrahlung und Attraktivität in nichts nach.
Einzig die deutsche Synchro ist an den DVDs auszusetzen (und natürlich der Fakt, dass sich Tamara Dobson - im gegensatz zu ihrer Nachfolgerin Pam Grier - vor der Kamera nicht ausziehen wollte). Die ist sooo schlecht (im original ist zum Beispiel von einem "Team" die rede, das in der deutschen Fassung zu "Diensträumen" wird, und Lone Ranger und Tonto, auf die angespielt wird, waren den deutschen Übersetzern beispielweise gänzlich unbekannt. Dann sind solche Schnitzer drin, dass der Ausdruck "shoot" in einem Telefondialog nicht mit "schieß los" übersetzt wird, sondern mit "Schnuckelchen" und solche Schnitzer gibts am laufenden Band. Tamara Dobsons weiche und melodische Stimme in Deutsch in eine eher vulgäre Reibeisenstimme zu verwandeln, war ein Verbrechen!). Aber dafür gibts beide Scheibchen bei Amazon für unter zehn Teuronen, und da kann man dann auch die englische Fassung mit dem Jive Talk genießen.
Für mich zwei edle Schmuckstücke, die das Blaxploitation Cinema hervorgebracht hat und unbedingt zu empfehlen.
Der Lonewolf Pete