A Nightmare on Elm Street Remake

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Offline nemesis

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    Gerade Valentine mit seinen blassen bis unsympathischen Abziehbild-Figuren? Hm...


    Offline nemesis

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      Zum einen finde ich die Konzentration auf nur vier Charakter von denen 2 bald den Löffel abgeben eher schwach - denn so müssen 2 Jungdarsteller einen Grossteil des Filmes tragen.

      Im Original waren es eigentlich auch nur 4: Nancy, Glen, Rod und Tina. Die letzten beiden hat es dann auch mehr oder weniger zeitnah weggeträumt.

      ...und relativ harmlose Kills; vermutlich als Tribut an eine nicht ganz so hohe Freigabe.

      Hat in den Staaten, wie das Original, ein R-rating. Und das Original hatte im Grunde sogar nur einen einzigen grafischen Kill: Tina. Rod wurde unblutig aufgehängt, Glen vom Bett "verschluckt" (die anschließende Blutfontäne kann man nicht wirklich als Gore werten).


      Bin dennoch gespannt, wie er ist. Muss mir den auch noch ansehen.


      Offline nemesis

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        Gerade Valentine mit seinen blassen bis unsympathischen Abziehbild-Figuren? Hm...

        Na ja, Jensen Ackles ist keine Abziehbild-Figur, Tom Atkins ist ein Veteran mit Horror-Erfahrung, und der Nackedei auf dem Rastplatz war alles andere als blass...

        Drei Gründe für mich, "Valentine" als etwas bessere unter den unzähligen schlechten Remakes zu betrachten...

        Der Lonewolf Pete

        Ackles fand ich hier enorm blass. Atkins hat Erfahrung, klar, aber wir wissen ja, dass gute Schauspieler nicht immer jeden Film retten können. So ist z.B. trotz Bale der Film Shaft lahmer Eselmist. Und klar, die Nudity-Einlage war lustig... aber mehr auch nicht. Für mich ist Valentine 3D nach wie vor ein oberflächlicher Spektakelfilm, einzig um den 3D-Effekt herum konzipiert.

        Und um hier noch die Nightmare-Kurve zu kriegen: Robert Englund ist auch ein "Veteran", hat aber auch schon in viel Mist mitgemacht.


        Offline nemesis

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          Ich glaube, ich muss nun etwas weiter ausholen. Dazu leg ich mir den Soundtrack des Originals auf, das lässt die Bilder im Kopf lebendiger werden.

          Das Problem bei der Sache ist, dass die meisten von uns mit den Originalen groß geworden sind. Für uns war das damals alles noch Neuland, unsere jungen Hirne waren noch wie Schwämme, haben alles in sich aufgenommen, fest verankert. Ob es der nächsten Generation in 20 oder 25 Jahren mit diesem Film ähnlich gehen mag, das ist die Frage.

          Wes Cravens Original war ein Film der Kontraste.
          Zum einen der Konflikt zwischen Kindern und Eltern, eines der zentralen Themen des Originals. Die Eltern, die sich weigern, ihren Kindern Glauben zu schenken... und sie damit dem Tod, und somit Freddy, übereignen.
          "Glen schläft! Ruf morgen wieder an!"
          Die Weigerung der Eltern, an die Rückkehr des Grauens zu glauben, welches sie für Vergangenheit hielten. Nach dem Lynchmord an Krueger begannen sie ein neues Leben, bekamen neue Kinder. Das vorherige Leben war abgeschlossen, das Kapitel Krueger beendet.

          Hier begeht das Remake (oder wohl eher Reboot) in meinen Augen ein paar elementare Fehler. Die Eltern werden bei weitem nicht ausreichend charakterisiert. Sie haben zum einen viel zu wenig Screentime, zum anderen sind es einfach zu wenige. Im Grunde haben wir hier nur Nancys Mutter und Quentins Vater. Schmerzlich vermisst man Nancys Vater. Das Verhältnis von ihm und Nancys Mutter trug viel zum Background des Originals bei. Trotz ihrer Trennung verband sie die Schuld der Vergangenheit, der Versuch, die Vergangenheit zu vertuschen. Die Trennung der Eltern, der Alkoholismus von Nancys Mutter, das alles gab der Story Tiefe. Das alles fehlt im Reboot nahezu völlig.

          Kontraste. Die Gruppe der Eltern (im Reboot als solche kaum präsent) gegenüber der Gruppe der Teenager. Tina, Rod, Glen, Nancy. Eine Gruppe. Freunde. Eine eigene Generation, so wie ihre Eltern. Im Reboot ist von diesem Zusammenhalt kaum etwas zu spüren, die Teenager werden fast schon zu Einzelgängern degradiert. Das Gefühl, dass die gesamte Nachkommenschaft der Eltern in Gefahr ist, kommt nun nicht mehr wirklich zustande, diese kollektive Bedrohung.

          Und wieder Kontraste: Cravens Original war ein Wechsel zwischen taghellen, farbenfrohen Bildern, und der zumeist klar definierten (oftmals blauen) Dunkelheit der Traumwelt. Natürlich auch der orangefarbenen Umgebung des Heizkellers. Umso überraschender dadurch auch das Spiel mit dem Zuschauer, als das Grauen in die taghellen Bilder eindringt.
          Hier nun fehlt allerdings diese klare Abgrenzung. Alles verkommt weitestgehend zu einer "modischen" sandfarben/grünen Suppe, wird diffus. Selbst die Wirklichkeit ist oftmals schon düster.

          Die Charaktere. Liegt es nur an mir, oder sehen die Teenies heute in derartigen Produktionen alle gleich aus? Wiedererkennungswert, wie es beim Original war, finde ich hier kaum noch. Wenn überhaupt. Klar umrissene Figuren, greifbar. Hier jedoch entgleitet es irgendwie, fast schon in die Anonymität.

          Wiedererkennungswert, das gilt auch für die Musik. Das Original wurde getragen vom Score Charles Bernsteins. Elektronische Musik mit Melodien. Zugeschnitten auf die Szenen. Themen, die im Kopf zurück bleiben. Ich kann heute noch die meisten Melodien vor mich her summen.
          Hier nun ein klanglicher Einheitsbrei, wie er in jeder anderen Genreproduktion hätte verwurstet werden können. Keinerlei eingängiges Thema mehr. Und das kurze Anspielen des originalen Themas bei der Titeleinblendung lässt einen wehmütig zurück blicken.

          Freddy Krueger ist kein Mörder mehr. Da das Thema heutzutage so schön aktuell ist, ist er nunmehr zum Kinderschänder verkommen. Somit sind die Kinder die Brücke zur Vergangenheit. Eine Brücke, die im Original nicht existierte. Dort war das Thema erledigt und vorbei, die neuen Kinder quasi der Beginn eines neuen Lebens. Freddy Krueger starb dort 1968. Die Traummorde begannen 1984. Zudem geschah der Lynchmord im Original nach einer Gerichtsverhandlung, in der Krueger wegen eines Formfehlers auf freien Fuß gesetzt wurde. Dieser Aspekt des mangelnden Glaubens an das Justizsystem fällt hier nun völlig unter den Tisch.

          "Hommagen" an das Original. Der "Freddy aus der Wand"-Effekt des Originals, nach dem Tina sich dann ein Kruzifix greift, wird hier als nahezu beiläufiger CGI-BOO abgespult. Zudem der von Craven mit Sicherheit angedachte Punkt hierbei, dass ihr selbst Gott (bzw. der Glaube an ihn) nicht helfen kann (Cravens Eltern waren streng katholisch) gar nicht erst aufgegriffen wird. Der "Handschuh aus der Wanne"-Moment wird zum reinen Zitat ohne Spannung. Der Leichensack im Schulflur wird beiläufiges und schnell abgehaktes Revuestück auf der Zitatenliste. War dies im Original noch Teil des Planes, Nancy in den Keller zu locken, so hat dies hier keinerlei nennenswerte Funktion mehr. Ob Cris' Hund beabsichtigt dem aus Nightmare 4 ähnelt, sei dahingestellt.

          Und überhaupt erscheinen mir die Teenager hier zu hilflos, zu passiv. Im Original fasste Nancy noch den Plan, Krueger in die Realität zu holen und ihrem Vater (ein Cop) zu übergeben. Insgeheim auch der Wunsch, dass ihr Glauben geschenkt wird. Dass die Kluft zwischen Eltern und Kindern überbrückt wird, dass wieder mehr Vertrauen entsteht. Vertrauen, dass z.B. verletzt wurde, als ihr Vater sie quasi als Lockvogel für Glen missbraucht hatte. Sie setzt sich aktiv damit auseinander und stellte im Haus Fallen auf. Hier nun geschieht der Wechsel in die Realität fast schon zufällig. Und die Eltern spielen dabei keinerlei Rolle mehr. Und gerade das Thema Eltern/Kinder war einer der Eckpfeiler der Nightmare-Serie.


          Das Remake ist sicherlich ein Film, den man sich ansehen kann. Er ist auch ein klein wenig blutiger als das Original, was aber unterm Strich keine Rolle spielt. Ihm fehlt jedoch der Charakter des Originals. Englund lasse ich hier aussen vor, da Freddy im ersten Nightmare als Figur noch nicht so herausgearbeitet war, wie in den Sequels. Auch wurde das Makeup im Grunde erst ab Teil 2 zu dem, was wir heute kennen.
          Der Film lässt schmerzlich Persönlichkeit, Eigenständigkeit vermissen. Ob er sich mehr ans Original halten, oder eher gänzlich eigene Wege hätte beschreiten müssen, das ist die große Frage. Wie nur allzu viele Remakes zeigen, kann beides nach hinten losgehen. Letztlich bleibt es eine persönliche Wahrnehmungssache.
          « Letzte Änderung: 12. Juni 2011, 19:12:40 von nemesis »