http://www.ofdb.de/film/41658,Bloody-Numbers---Alles-auf-eine-Kartehttp://www.imdb.com/title/tt0192023/Die Kumpel Tepper (Erik Palladino), Quigley (Ryan Reynolds), Bolan und Fishman (Matthew Lillard) pflegen seit Jahren eine Tradition: sie spielen Poker; der Einsatz: die jeweils erworbenen Lotterielose; Bedingung: vorher nicht nachschauen, wie die Zahlen sind. Doch diesmal läuft alles ein wenig anders. Tepper findet auf dem Nachhauseweg eine Brieftasche. Sofort versucht er telefonisch den Besitzer zu erreichen, was ihm über Umwege auch gelingt. Doch keine fünf Minuten später wünschte er, er hätte nicht so schnell gehandelt. In der Brieftasche befindet sich ein Lotterielos - und nicht irgendeines, sondern das Siegerlos, wie er fassungslos feststellen muss. 6 Millionen Dollar werden an den Besitzer ausgehändigt. Nach und nach treffen Teppers Kumpel ein, und Tepper hat alle Hände voll zu tun, seinen Coup zu verheimlichen. Als dann auch noch der Besitzer der Brieftasche (James Earl Jones) vor der Tür steht und in den Pokerabend miteinsteigt, scheint es um Teppers Pläne geschehen. Denn die kleine Runde sitzt den ganzen Abend aufeinander, informiert sie doch ein Cop (Robert Forster) darüber, dass das Gebäude aufgrund der Suche nach einem Verdächtigen abgeriegelt wird. Stück für Stück kommen die Mitspieler Tepper auf die Schliche - was wird passieren? Siegt die Moral? Oder die Habgier? Und kennt der Lotteriebesitzer, Avery Phillips, ein ehemaliger Feuerwehrmann und Held, mittlerweile Busfahrer und Invalide, seine eigenen Zahlen? An Abenden wie diesen kann vieles aus dem Ruder geraten. Freundschaften können zerbrechen, die Situation kann eskalieren und Gewalt hervorrufen...oder zu noch Schlimmerem führen. Es kann aber auch ein Plädoyer für Freundschaft, Moral und Ehrlichkeit geschaffen werden. Wofür werden sich die Protagonisten in diesem Kammerspiel entscheiden...? Oder ist vielleicht doch alles anders, als es den Anschein hat?
Wow! Dieser Film, den ich gestern im Tedi für 1 Euro mitgenommen habe, und von dem ich NICHTS erwartet habe, hat mich doch ziemlich beeindruckt! Sehr intelligent gestrickt, großartige Dialoge, überhaupt nicht vorhersehbar und mit großartigen Darstellern. Allen voran James Earl Jones als gebrochener alter Mann, der einst ein Held war, nun aber auf jede finanzielle Unterstützung angewiesen ist, da er eine Großfamilie ernähren muss. Matthew Lillard spielt den Overacting-Kasper wie in
Scream, aber man kann sagen, was man will: DAS kann er, sogar ganz hervorragend. Der Film hat auch durchaus Tiefe, alle haben sie ihr Päckchen zu tragen. Hauptdarsteller Palladino, der sehr überzeugend als innerlich zerrissene Figur agiert, ist im Begriff sich zu verloben, allerdings ist er sich seiner Sache nicht ganz sicher. Die von Ryan Reynolds verkörperte Figur entpuppt sich am ehesten als Loser und im Verlauf des Films immer mehr als Arschloch (oder doch nicht?). Er ist verbittert, da er von seiner Frau geschieden ist, die das Sorgerecht für seine kleine Tochter hat. Dash Mihok, der den Bolan spielt, ist noch am ehesten eine Sympathiefigur, auch er hat seinen ernsten Auftritt: In einer bemerkenswerten Szene erzählt er der Runde, dass er und seine Frau einen Kinderwunsch hegen, dass er möglicherweise aber unfruchtbar ist. Sehr bewegend inszeniert. Auch Robert Forster als Cop agiert äußerst gelungen und passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Der Film ist ein Kammerspiel mit einigen Plottwists und Überraschungen (und einem Schlussgag, über den man sich streiten kann) und lässt sich genretechnisch schwer zuordnen. Die Atmosphäre, die geschaffen wurde (dieses Gefühl, es könnte jeden Moment alles völlig eskalieren...und das Gefühl, dass gerade James Earl Jones über alles Bescheid weiß), ist bemerkenswert. Ich würde sagen, der Film pendelt irgendwo zwischen Drama, Dialogmovie und Thriller, mit einigen humorigen Einlagen, aber auch Szenen, die zum nachdenken anregen. Hervorragend gespielt ist er überdies. Ein Film über Moral, Geldgier, Freundschaft, Ehrlichkeit und die schicksalshaften Zufälle im Leben. Obwohl er mit
11:14 eigentlich so gut wie nichts zu tun hat, hat er mich doch irgendwie an diesen erinnert, da beides einfach hervorragend inszenierte Independentfilme sind, klein aber fein, mit viel Herz, super Darstellern, großartigen Ideen und einigen Überraschungen.
Die Idee der Pokerrunde hat mich an die hervorragende Folge der Coming-of-Age-Serie
Wunderbare Jahre erinnert, in der Kevin und seine Freunde ebenfalls bei einer Pokerrunde zusammensitzen. Eine Gruppe von Freunden, die vor dem Alltag "flüchtet", die zusammen eine Tradition hegt und pflegt. Auch hier wird die Frage in den Raum gestellt: "Ob wir wohl in 50 Jahren auch noch so zusammensitzen und Karten spielen werden?" Solche Aspekte gefallen mir einfach, das ist echt, das ist schön, und das ist einfach hervorragend inszeniert.
Die deutsche DVD von Splendid ist uncut und qualitativ zu empfehlen. Wer einen Tedi in der Nähe hat, sollte zu dem sensationellen Preis von 1 Euro ruhig zuballern. Ich werde ihn mir jedenfalls nicht das letzte Mal angeschaut haben.
Filmwertung
8/10
Trailer:
http://www.imdb.com/video/screenplay/vi581370137/