In einer englischen Stadt ist die Jugendkriminalität auf ihrem Höhepunkt. Drogensucht, Schlägereien und Mord sind an der Tagesordnung. Im betroffenen Viertel lebt auch Rentner Harry Brwon. Seine Frau liegt komatös im Krankenhaus, und seine einzige Leidenschaft ist das Schachspielen mit Freund Lenny in einer Eckkneipe. Als seine Frau stirbt bricht für Harry eine Welt zusammen. Lenny bittet ihn um Hilfe, da die Jugendlichen ihn terrorisieren würden, was der altgediente Royal Marine ablehnt. Kurz darauf wird Lenny brutal niedergestochen, und die Polizei kann keinen der Jugendlichen für seinen Tod verantwortlich machen. Als Harry eines Nachts überfallen wird, und den Täter in Notwehr ersticht, scheint ein Damm gebrochen. Er besorgt sich eine Waffe, und nimmt das Gesetz selbst in die Hand...
Selbstjustiz-Streifen sind wieder groß im Kommen. Nachdem GRAN TORINO das Thema sanft aufgegriffen hatte, durften Gerald Butler in GESETZ DER RACHE und Mel Gibson in AUFTRAG RACHE schon bewusster an ihre Aufgabe gehen. Den Grundstock hat damals aber sicherlich DEATH WISH mit good old Charlie Bronson gelegt, als er seine Frau und Tochter rächen wollte. Hier setzt der Film von Daniel Barber meines Erachtens eher an, als bei den actionreicheren Vertetern des Genres.
Die Handlung beginnt mit Handyaufnahmen einer Jugendgang, mit Aufnahmeritualen, einem sinnlosen Mord und einem darauffolgenden Unfall. Hierauf folgt aber keine Aufeinanderreihung von Gewalttaten, sondern eine sehr ruhige und genüssliche Einführung der Charaktäre Harry und Lenny. Auch die darauffolgenden 40 Minuten passiert im Grunde nicht sehr viel. Grafische Gewalt sucht man hier bis auf einzelne kurze Spitzen vergebens. Die Wandlung Harrys beginnt erst ab hier, und das während einer 10-minütigen Szene in einem Drogenlabor, die für den Rest des Streifens fast schon viel zu düster und krank rüberkommt. Selbst wenn Harry dann "loslegt" gibt es nur einzelne kurze Gewaltszenen zu sehen, denn immerhin ist Harry ja auch Rentner.
Das Alles ist sehr düster und trist gehalten, wie man es oft in englischen Filmen zu sehen bekommt. Die Darstellung des Viertels und der dortigen Bewohner ist drastisch! Nahzu jeder ist asozial, redet asozial und es gibt keinerlei Lichtblicke bis auf Harry und seinen Freund Lenny. Die Polizei ist eine Randerscheinung und glänzt mit Unfähigkeit, aber auch mit Machtlosigkeit. So nahe von der Realität in sozialen Brennpunkten ist das in meinen Augen keinesfalls. Somit würde doch alles für den gepflegten Selbstjustiz-Spaß passen...
...oder auch nicht ganz! Zum Ende hin macht der Regisseur schlichtweg den Fehler, die Geschichte zu groß aufzubauschen. Die Entwicklungen wegen Harrys Rachefeldzug gipfeln in einem Aufruhr der Bewohner des Viertels gegen die Polizei, währenddessen dann auch der Showdown stattfinden, der mir zwar wieder etwas besser gefällt, aber dann doch in einem unpassenden Schlußbild endet. Hier wäre etwas pessimistischeres in meinen Augen weit treffender gewesen. Hauptsächlich wird der Film natürlich von Michael Caine getragen! Die bösen Jugendlichen tun auch ihr Übriges, sind aber durch ihre kurzen Auftritte und Einheitsgesichter nicht wirklich relevant oder einzigartig. Die Polizisten sind relativ schlecht besetzt und bleiben zu blass.
Alles in allem ein ungewöhnlich ruhiger Film für diese Thematik, der sicher auch seine Freunde finden wird - für mich eine
wert.