Da setzen sich zwei pubertierende Burschis hin und basteln mal eben so, den oder das ultimative Virus … sie vertippen sich mit einer Null und statt in 35 Tagen vermehren sich die dreckigen, kleinen Scheißerchen in 350 Tagen und werfen die Welt zurück ins Mittelalter.
Das ist „The Stand“ vice versa … Flugzeuge fallen vom Himmel, keine Elektrizität, keine Wasserversorgung … keine Produktion ect. … aber eben eine hohe Bevölkerungsdichte.
Michael Tietz schafft es, eine unheilschwangere Atmosphäre zu erzeugen. Er verleiht seinen Charakteren leider kaum Tiefe … manchmal schafft er es … um allen Charakteren Tiefe zu verleihen, hätte er sich auf weniger Protagonisten beschränken müssen, da agieren zu viele bzw. er verschwendet Seiten mit Personen, die für den weiteren Handlungsverlauf bedeutungslos sind.
Grandios fand ich Thomas, der drei Stimmen in seinem Kopf beherbergt … aber auch hier, bleibt Tietz hinter den sich bietenden Möglichkeiten. Die Fiesen hätten auch nach meinem persönlichen Gusto fieser und machtorientierter sein können. Und warum ausgerechnet ein Ehemann, der seine behinderte Frau wissentlich dem Hungertod ausliefert, sich später dauernd irgendwelche Menschen ans Bein bindet … *schulterzuck* …
Solide arbeitet er heraus, was es heißt, plötzlich um das eigene Überleben kämpfen zu müssen. Schreckt aber letztlich zurück … die Schwachen habens schwer, aber da hätte er für meinen Geschmack filigraner bzw. drastischer vorgehen können. Dennoch - ein solider, deutscher Endzeitroman, der Potenzial hat. Vielleicht hätte Tietz sich auf weniger Handlungsstränge konzentrieren sollen, um mehr Dichte zu gewinnen.
Insgesamt lesenswert und ein durchaus beachtenswerter deutscher Autor. 80 Punkte von mir!