The Stabilizer (oder: Vo ku, hi la)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline nemesis

  • In der Vergangenheit lebender
  • Die Großen Alten
    • Videosaurier
      • Show all replies
    Indonesien. Der Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. In den letzten Jahren von diversen Naturkatastrophen geplagt. Und die fast acht Millionen dort lebenden Chinesen haben es auch nicht leicht. Etwa vier Millionen Touristen kommen jährlich nach Bali. Wobei es nach den letzten paar Terroranschlägen wohl etwas weniger waren. Und in den 80ern wurden pro Jahr ungefähr 60 Kinofilme produziert. Einer davon ist:



    Wenn das Gleichgweicht zwischen Gut und Böse aus eben jenem gerät, dann bedarf es eines Ausgleichs. Eines "Stabilizers". Und einen solche braucht man auch, damit es einem nicht vom Sofa haut bei diesem Film. Aus dem Gleichgewicht haut es auch gelegentlich die Mimik des Hauptdarstellers Peter O'Brian, der sich in Indonesien vielleicht was Leckeres zu essen oder eine schöne Zeit gemacht hat, aber keinen Namen. Da half ihm auch nicht der zwei Jahre später entstandene The Intruder, einem preiswerten Rambo-Plagiat, für das er wegen seiner beachtlichen Matte wie geschaffen war.

    In diesem Film hier geht es nun um den F.B.I. Zeisel Peter (ach gar...) Goldson, der hinter dem sozial nicht tragbaren Drogenmufti Rainmaker her ist. Rainmaker kassierte einst eine Kugel ins Bein. Seitdem hinkt er. Daraufhin schändete er Goldsons Holde und trat ihr anschließend gepflegt mit den Stollenschuhen in die Leitersprossen. Und spuckte auf das an der Wand der Case Goldson hängende Bild Goldsons. Wer mag's ihm verdenken...



    Goldson hat seitdem den Groll in der Muffe, und gemeinsam mit einer Assistentin und einem ortsansässigen Cop begibt er sich auf die Hatz. Doch ich greife vor, denn beginnen tut alles hier mit einer der unsinnigsten Motorrad-springt-durch-Fenster-Szenen der Filmgeschichte. Das Motorrad gehört einem Untergebenen von Rainmakers rechter Hand. Das Fenster Dr. Bratwurst... äh, Provost. Der Fahrer springt ab und öffnet seinen Kollegen die unverschlossene Tür. Diese treten, und zwar ein. In Provosts Labor. Dieses ist recht minimalistisch eingerichtet für ein solches, aber es steht ein nettes Foto von Provost auf der Stereoanlage. Provost nun entwickelt gerade eine Art Drogenscanner. Den will Rainmaker, damit er den Drogenmarkt beherrschen kann. Wie er das machen will, ist mir schleierhaft. Jedenfalls wird der Doc entführt und schmerzhaft gebauchpinselt. Und da kommt dann...



    ... ins Spiel. Indonesien ist administrativ derzeit in 33 Teile gegliedert, was in etwa der Anzahl der grauenerregenden Outfits in Goldsons Koffer entsprechen dürfte. Und mit denen begibt er sich auf die investigative Suche. Einem Anschlag entronnen kann er einem Bösling eine detaillierte Karte abnehmen, die zu einem Drogenversteck führen soll. Die Karte... Moment, die hier:



    ... entpuppt sich jedoch als Falle. Es kommt zur Konfrontation und allerlei herrlicher Prügeleien, unterlegt mit schmissiger 80er-Mucke. Goldsons Gesicht sieht dabei immer so aus, als habe er Verstopfung. Seine anderen beiden Ausdrücke sind Übermüdung und Drogenentzug. Manchmal kombiniert er die auch. So wie seine Klamotten.



    Ja, leider sieht man hier nicht so gut seine hinreissende Leopardenmusterhose, deren Bund ungefähr unter dem Brustbein sitzt. Dafür aber im weiteren Verlauf des Filmes, dass Rainmaker in seiner Bleibe ein Bild von Goldson an der Wand hängen hat. Und ja, genau... jenes weiter oben. Deswegen hat er auch die Kochwurst im Blick.



    Goldson nicht. Der ist eine Kochwurst.



    Lange Rede, kurzer Sinn: Nach diversen Keilereien und noch mindestens zwei haarsträubenden Szenen, in denen Fahrzeuge im Inneren von Gebäuden eingesetzt werden - und der drolligsten Folterszene der Historie (ein Mann wird in ein Fass, und damit auf die Ladefläche eines Lasters gepackt, und dieser dann so oft vor- und zurückgesetzt, bis ihm die Linse schwillt - so see is to believe...) kann der Stabilizer Rainmaker dingfest machen. Vom Heli fallend ballert er eben diesen locker vom Himmel. Man mag es kaum glauben. Die hier auch nicht:



    Gebt dem Mann mal ein nasses Handtuch, dem is net gut...

    The Stabilizer beginnt schon mit feinster 80er-Mucke zu den Pre-Credits, und auch bei den Prügeleien mag man mitwippen. Wenn man sich nicht gerade den Bauch hält, weil sie teils so ungeschickt wirken. Zudem lernen wir, dass man nie in den eigenen Heckentrimmer fallen sollte. Dass erotische Szenen nicht zwingend erotisch sein müssen. Und dass böse Jungs gerne mal in lebendiges Reptil beissen... 2x.

    In diesem Film ist spätestens ab der zweiten Hälfte mächtig was los, und es wird nie langweilig. Wer ein Faible für schmierige Fieslinge, noch schmierigere Helden, fetzige Mucke und die Ausgelassenheit von Kindern auf Koffeintabletten steht, die sich auf dem Spielplatz austoben, der sollte hier mal das ein oder andere Auge riskieren. Der Film hat Stunts, bietet die darstellerische Tiefe eines Vogelbades, und hübsche Frauen lenken auch nicht vom rasenden Testosteron-Zug ab.

    Das Label cmv hat ihn in unseren Breitengraden im Rahmen der Trash-Collection veröffentlicht, wofür man ihm dankbar sein muss. Sonst hätte man das glatt verpasst.

    Trailer:

    (ab 2:15 bitte freudig schunkeln)

    « Letzte Änderung: 02. Januar 2011, 22:04:48 von nemesis »


    Offline nemesis

    • In der Vergangenheit lebender
    • Die Großen Alten
      • Videosaurier
        • Show all replies
      Nur so am Rande: 2 Jahre später entstand mit Gesichtshack O'Brian The Intruder, ein dem Anschein nach unterhaltsames Rambo-Plagiat.



      Scheint allerdings (bis auf die VHS) keine VÖ zu geben...  :|