Shootout und
The Last Stand. Beides Solo-Werke von Action-Ikonen, doch sie könnten verschiedener nicht sein.
The Last Stand setzte ganz klar auf Unterhaltung. Popcorn mit selbstironischen Momenten, "lustigem" (...) Sidekick, "Westernhandlung" mit unrealistischer Kino-Action. Er will unterhalten. Brot und Spiele für die Massen. Vielleicht wollte er das zu sehr. Vielleicht scheiterte er gerade
daran, dass er aus dem Baukasten "Drehbuch 101" gezimmert wurde. Ein filmischer Kolibri... Man sieht ihn, und schon ist er weg.
Das finanzielle Scheitern von
Shootout ist imo gänzlich anders gelagert.
Walter Hill ist ein Dinosaurier. Von den späten 70ern bis in die Mitte der 90er setzte er Meilensteine des "Männerkinos" in die Landschaft.
Driver, Southern Comfort, Ausgelöscht, Red Heat, Johnny Handsome, Strassen in Flammen, Nur / Und wieder 48 Stunden, Trespass, Last Man Standing. Trockenes, bodenständiges, hartes und testosterongeschwängertes Männerkino. Frauen sind zum Retten da. Männer agieren. Männer bluten und fluchen. Männer töten, haben ihren Kodex. Dampframmen, die sich durch die Feindeslinien fräsen. Buddiemovies. Der Tod, hart und direkt. Blutige Körpertreffer, kein Schwanengesang. Männer tun, was sie tun müssen. Und am Ende gehen sie blutend ihres Weges.
Shootout ist ein Relikt der 80er. Ein Auftragskiller mit Ehrenkodex ("Keine Frauen, keine Kinder") und mit taffer Tochter. Tattoos symbolisieren ihre "Wildheit", doch letztlich muss auch sie gerettet werden vom Patriarchat. Ein Cop, der die Mörder seiner Partner fassen will. Ebenso wie der Assassin. Verschiedene Wege, das gleiche Ziel. Musikalisch sind wir im Hill-Universum. Der "moderne" Schnitt und die Kamera irritieren, doch wir spüren Hill. Seine Atmosphäre ist greifbar. Auch wenn die Symbiose aus Moderne und dem Geist der alten Tage nicht immer passen will. Man wirft sich ein paar Sprüche an den Kopf (wenngleich etwas zahmer als vor 30 Jahren). Man tötet, wenn alles gesagt ist.
Scheiterte der Film an den Kassen, weil er nicht gut ist? Eher weniger. Er scheiterte imo daran, dass er mit Formeln arbeitet, die in dieser Form mindestens 20 Jahre zu spät kommen. Er beschreitet bemüht Wege einer glorreicheren Zeit, ohne den Anschluss an die Gegenwart zu meistern. Stallone kämpft gegen das Alter an, und mit seiner Physis gelingt ihm das auch wesentlich besser als Arnie. Doch bei den
Expendables liegt der Erfolg am stets spürbaren ironischen Unterton, er nimmt sich selbst nicht so ernst. Er feiert die Wurzeln seiner Stars, und das Publikum mit ihm. Doch
Shootout verweigert sich konsequent diesem Kontext. Er ist "trocken" in seiner Art, er will nicht Popcorn sein, sondern Tequila. Nur hat jemand die Zitronen und das Salz im Kofferraum liegen lassen.
Shootout ist kein Film mehr für das "moderne" Publikum.