Review: Blue Spring

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Online Max_Cherry

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    Blue Spring
    Puh, der Film ist schwer zu bewerten.
    Ganz klar eine Anklage des japanischen Schulsystems, aber gleichzeitig beschäftigt sich "Blue Spring" mit Sinn und Sinlosigkeit des Lebens. Wer sind wir, was für Ziele haben wir, wo führt das alles hin. Die Schule bietet dabei den absolut passenden Schauplatz. Aus dem System Schule heraus haben sich die Heranwachsenden ihre eigene Herarchie aufgebaut. Hier herrscht die Vorstufe von organisiertem Verbrechen, zumindest was die Organisation angeht. Später im Film sieht man auch, das man als mächtiger "Schulboss" Einstiegschancen in die Yakuza haben kann. Hinzu kommt die Bildsprache, die eindeutig hoffnungslos wirkt. Graue Fraben, triste Betonbauten und schwarze Uniformen. Sicher gibt es Wege, um aus dem Teufelskreis heraus zu kommen, aber in einer Welt voller Ungewissheit und Angst vor dem, was da noch kommen mag, wagen viele nicht den entscheidenen Schritt.
    Harter Tobak und schlussendlich recht deprimierend. Die größte Schwäche des Filmes ist vermutlich auch seine Stärke, er ist in der Inszenierung komplett auf Glaubhaftigkeit ausgelegt und wirkt dadurch nicht immer, wie ein "richtiger" Spielfilm. Also nicht vom Look her, der ist hochwertig, mehr von der Art und Weise her, wie der Streifen aufgebaut ist. Dramaturgisch gesehen gibt es wenige Momente, die mich wirklich fesseln konnten, abgesehen vom sehr guten Ende (letzte 15 Minuten). Auch die Geschichte setzt sich eigentlich nur aus einzelnen Passagen zusammen, die trotz ihrer teils dokumentatorischen Art, fast immer einen symbolischen Charakter haben.
    Die Darsteller sind top, der Soundtrack wütend und die Kompromisslosigkeit, mit der die "Survival Of The Fittest"-Lebenseinstellung durchgesetzt wird ist schon ein bisschen verstörend, obwohl der Film grafisch noch im Rahmen bleibt. Da habe ich nach Gerts Review mit mehr gerechnet.
    "Blue Spring" wird für mich wohl eine einmalige Sache bleiben. Die Idee, die hinter allem steht, ist so traurig, wie sie wahr ist. In anderen Filmen wurde sie aber intensiver und packender umgesetzt. Ein paar richtig gute Momente hat der Film, nur als Ganzes betrachet fehlt mir persönlich irgendetwas.
    Er würde vermutlich irgendwo im 6,5-7er-Bereich landen.

    Mehr beschäftigt mich gerade, dass Gert damals scheinbar bedeutend stärker von der Aussage des Filmes getroffen wurde und nach eigener Aussage viel darüber nachgedacht hat.
    Einigen von Euch habe ich darüber berichtet, was ich mit Gert beim letzten Treffen vorher besprochen habe. Es ging im Groben darum, dass er mal wieder raus aus seinem Alltag mit der vielen Fahrerei und Arbeit, Arbeit, Arbeit musste. Einfach mal Urlaub machen, die alten Kumpels vom Studium besuchen, oder eben doch mal die Option zu bedenken, näher Richtung Arbeitsplatz zu ziehen. Er schien von all dem nicht sonderlich begeistert und wollte alles erst lieber so lassen, wie es war, obwohl er selber vorher gesagt hat, wie scheiße die Situation war. Also das war die Kurzfassung.
    Erschreckend ist es, dass es in diesem Film Parallelen dazu gibt. Für die Schüler, die nicht den Unterricht mitmachen und in der "Gangster-Hirarchie" weiter oben sind, war die gerade stattfindene Schule das Größte, obwohl sie dort (ohne das sich etwas in ihrem Leben verändert) im Grunde auf keine hoffnungsvolle Zukunft blicken konnten.
    Ich verstehe die Begeisterung für "Blue Spring" im Nachhinein, weiß aber jetzt gerade so nicht genau was ich davon halten soll, bzw. ob ich dem überhaupt irgendeine Bedeutung beimesse.