Was macht Dimension Films, wenn ein geplantes Remake scheitert und man Gefahr läuft, die Rechte an der Franchise zu verlieren? Ein kleines Abschreibungsprojekt. Dem Vernehmen nach hat das Teil gerade mal 300.000 Öcken gekostet, und nach viel mehr sieht es auch nicht aus. An Bord holte man Regisseur Victor Garcia, der mit dem DTV-Sequel
Return to House on Haunted Hill zumindest recht passable Hausmannskost ablieferte, gab ihm ein auf die Schnelle zusammengeschustertes Script, das sich ziemlich am Original orientiert, ein paar Sparbrötchen-Locations, und ab dafür.
Steve und Nico sind vom Elternhaus genervte "Teenies", die beschließen, in Tijuana mal so richtig die Sau vor die Tür zu lassen. Denn in Mexiko gibt es nicht nur Mexikaner, sondern auch Mexikaner
innen. Und Tequila. Wenn die Grundbedürfnisse also Saufen und Ficken sind, dann ab nach Tijuana! Dort fragt dich keiner nach dem Ausweis. Dort sitzen Models einsam in zwielichtigen Kaschemmen und warten nur auf aufdringliche Gringos, die ihnen auf dem WC schön römisch-katholisch einen in die Agave buttern. Nutten, die in Seitengassen neben den Mülltonnen stehen (was im doppelten Sinne nicht wirklich eine Hauptverkehrsader ist), sehen ebenfalls aus wie geleckt. Okay, der war flach. Aber Tiefgründigkeit brauchen wir hier gar nicht erst aus der Vegetation zu zaubern. So löten sich Steve und Nico ordentlich zu, und als es zwischen Nico und der oben erwähnten einsamen, verzweifelten Dame auf dem WC zu ganz anderen Löt-Aktionen kommt, artet das in einen unangenehmen Verkehrsunfall aus. Nico 1, Chica 0. Oh je, was macht man da nur? Da man davon ausgeht, dass die dreckigen Mexikaner das siffige Klo eh nur alle paar Jubeljahre putzen, kratzt man gepflegt die Kurve... und lässt sich woanders volllaufen. Dort treffen sie auf einen Obdachlosen, der ihnen ein verlockendes Angebot macht. Wir können uns hierbei schon denken, dass der Mann mitnichten Beschäftigungslos ist. Er ist ein Hüter der Lament Configuration. Und er verspricht den Bengels Pleasure bis der Arzt kommt (bzw. der Cenobit). Auf die Frage, was die Box denn koste, antwortet er: "It's yours. It always was." Wem das bekannt vorkommen sollte... der Film wird nicht müde, bekannte Hellraiser-Zitate abzulassen.
Bevor wir uns mit den beiden Pfosten verzetteln: Da wäre noch das Elternhaus. Besorgte Verwandte und das geborgene Reisegepäck der beiden. Darin findet man nicht nur eine Videokamera, die Aufschluss über den Verbleib der Suffköppe gibt, sondern auch... tadaa: Die Box. Das ist der zweite Handlungsstrang. Wir springen munter hin und her.
Nico macht es sich mit Kerzen schön romantisch, um die Box in gediegener Atmosphäre zu öffnen. Frank Cotton tat dies damals auch, aber dem hatten die Stadtwerke ja auch den Strom abgedreht. Und so bald die Box geöffnet ist, erscheint Onkel Pinhead. Dieser hat offenbar im Laufe der Jahre zu viel Blutwurst gegessen. Zumindest hat er sie im Blick. Und auf den Rippen. Überhaupt haftet dem Darsteller in der Montur etwas Fleischwurstiges an. Wahrscheinlich klang er auch wie eine Presswurst, weswegen man ihn von einem anderen Darsteller nachvertonen ließ. "You opened the box. We came." Deja-vu. Pleasure, Suffering, tüdeldü. Nico entgegnet: "Get the fuck outta here!" Verständlich, denn das Majestätische eines Doug Bradley geht seinem Substitut gänzlich ab. Doch auch Pinwurst lässt nicht mit sich handeln, was Nico nur zu schnell erkennen lässt, dass die Sache mit der Box wahrlich einen Haken hat. Mindestens.
Während sich die sorgenvolle Rotte wundert, warum das Telefon sein Leben ausgehaucht hat und jemand sämtliche Autos hat verschwinden lassen, steht der etwas derangierte Steve vor der Tür. Die Amnesie ist die seine. So scheint es.
Steve, im Lande der Tortillas, schleppt die oben erwähnte Mülltonnen-Schönheit ab, um ihr die Enchilada zu füllen... und hört Nicos Stimme, die ihm nahe legt, ihr als Freundschaftsdienst doch eben mal die Kerze auszublasen. Was dazu führt, dass Nico aus der Matratze (...) steigt. "Her blood, it brought me back." Been there, done that... Und er ist immer noch durstig. Tequila allein reicht da nicht. Er muss schon am Nutten-Nacken nuckeln. Bis er schließlich so weit wiederhergestellt ist, dass ihm nur noch ein Verhüterli in Hautform fehlt. Sollte sich jetzt noch jemand überraschen lassen wollen, sollte er abbrechen. Denn jetzt kommt die große Überraschung:
Steve ist nicht Steve. Den würde es jetzt nämlich mehr als nur jucken, wenn man Salz über ihn schütten würde. Nico hat ihm die Epidermis gemopst. Und er will nun die Familie opfern, im Tausch gegen sein Leben. Blöd wie er ist zieht er eine kleine Muttertag-Nummer ab und lässt den Würfel öffnen. Aber Pinwiener lässt sich nicht ans Leder pissen und macht deutlich, wie
er sich das vorstellt. Mit seiner bekannten Ketten-Flatrate. Ach ja, und der Hüter taucht auch noch auf und greift aktiver in die Gesundheit der Leute ein, als man es von ihm gewohnt ist.
Tja, was soll man sagen?
Revelations bedient sich nicht besonders zurückhaltend an der Wurzel der Serie, zitiert ausgiebig und versucht nicht mal wirklich, originell zu sein. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er gar nicht mal so Scheisse geworden ist, wie ich befürchtet hatte. Natürlich ist er weit davon entfernt, ein guter Film zu sein, aber er versucht wenigstens, ein wenig aus den paar Rubeln zu machen, die Dimension in den Pott geworfen hat. Man muss ihm zugestehen, dass zumindest schon mal die Cenobiten-Szenen optisch ans Original angelehnt sind. Blau ausgeleuchtet, mit Metzgerblock und Ketten-Lametta. Aber leider ergeht er sich in den Zitaten und wirkt eher wie ein preisgünstiges Quasi-Remake. Erschwerend kommt hinzu, dass die Darsteller es allesamt schaffen, keinerlei Identifikations-Potenzial zu erzeugen. Letztlich ist es einem Wurst, ob sie nun erschossen, an Haken gehängt oder von Pinguinen mit unausgeglichenem Hormonhaushalt verprügelt werden. Letzteres wäre vielleicht mal ein nettes Novum gewesen. Pinguhead.
Revelations ist nur ein Mittel zum Zweck, krankt am einfallslosen Script und den teils grausamen Dialogen, der völligen Abwesenheit von Oscarverdächtigkeit und der krassen Fehlbesetzung des Pinhead. Ein anderer Cenobit wäre eine Möglichkeit gewesen, aber man muss ja auf seiner Marke beharren.
Auf der Haben-Seite gibt es ein paar nette, handgemachte Sudeleien, die ein oder andere Brust und eine angenehm kurze Laufzeit von 75 Minuten. Der Film ist nicht die totale Katastrophe geworden, die man erwartet hätte, und ich fand ihn auch nicht so schmerzhaft wie
Hellworld, aber eine Reihe fortzusetzen, die spätestens vor 10 Jahren hätte enden sollen, gleich dem Ausgraben des sprichwörtlichen toten Pferdes, auf das man einen melonengroßen Schiss setzt und versucht, es als Mocca-Törtchen zu verkaufen. Man kann sein Essen durchaus bei sich behalten, wenn man ihn sich ansieht. Aber es ist wie bei Stechmücken: Sie sind da und erfüllen sicherlich auch irgendweinen Zweck, aber brauchen tut man sie nicht wirklich.