Die Kriegerin

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Online Max_Cherry

  • Die Großen Alten
      • Show all replies
    So, die DVD erscheint am 09. Oktober.
    Ich habe heute ein Presseexemplar bekommen und bin doch ziemlich gespannt.
    Da aber gerade noch recht viel andere Filme und CDs besprochen werden wollen, warte ich wohl bis kurz vorm Erscheinen mit dem Sichten.
    Klingt aber schon mal ganz interessant, was Marc oben geschrieben hat.


    Online Max_Cherry

    • Die Großen Alten
        • Show all replies
      Ich hab ihn vorhin gesehen, bin aber noch unschlüssig.
      Grundsätzlich ein guter Film, aber ein paar Kleinigkeiten gehen mir noch im Kopf rum.


      Online Max_Cherry

      • Die Großen Alten
          • Show all replies
        Bin gespannt auf dein review!
        Das ist jetzt richtig fies.
        Ich könnte vermutlich nen 10 Seitigen Aufsatz über den Film schreiben.
        Es ist gar nicht so einfach, Dinge auszuwählen, die ins Review einfließen müssen.
        Hab mich selten so schwer getan mit ner Film-Besprechung.
        Aber so heute Mittag/ frühen Nachmittag versuch ichs mal.


        Online Max_Cherry

        • Die Großen Alten
            • Show all replies
          Zitat von: Stephan Mertens/ My Revelations



          Die Liste der Filme, die sich mit dem rechtsradikalen Milieu befassen, ist nicht gerade kurz. Erstaunlich dabei ist es, dass die meisten Beiträge aus Deutschland zumindest mich nicht voll überzeugen konnten. Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, die man meiner Meinung nach hätte besser machen können, handelt es sich bei "Kriegerin" um den bisher authentischsten Film, der in diese Kerbe schlägt. David Wnent eröffnet mit seinem ersten Spielfilm, der gleichzeitig seine Diplomarbeit darstellt, einen schonungslosen und weitestgehend nachvollziehbaren Blick auf ein mögliches Szenario in einer ostdeutschen Kleinstadt.

          Erzählt wird die Geschichte der 20-jährigen Marisa (Alina Levshin), welche fest in ihrer Neonaziclique verankert ist, was sie durch ihre Ideologie und das Erscheinungsbild (typische Frisur, eindeutige Tätowierungen) nach Außen trägt. Neben Saufen und Machtdemonstrationen an Schwächeren, sieht ihr Alltag eher gewöhnlich aus. Sie arbeitet als Verkäuferin im Geschäft ihrer Mutter und hält als einzige aus der Familie, Kontakt zu ihrem über alles geliebten Opa. Nachdem sie bei einer Racheaktion zwei junge Asylanten auf einer Mofa mit ihrem Golf von der Straße drängt, quält sie ich schlechtes Gewissen. Von da an beginnt Marisa in Ansätzen Dinge zu hinterfragen, die in ihrem Umfeld passieren. Das führt dazu, dass sie einem der beiden Jungs hilft, über die Runden zu kommen. In einem zweiten Erzählstrang geht es um die 15-jährige Svenja (Jella Haase), welche mit ihrer Mutter und ihrem strengen Stiefvater neu in die Stadt gezogen ist, heimlich raucht und Anschlussprobleme in der Schule hat. Ganz dem Klischee entsprechend, rutscht die Heranwachsende nach und nach in genau diese Szene hinein.
          Und exakt das ist mein kleiner Kritikpunkt: Man bemüht sich, keine platten Figuren zu bringen, sowie Erwartungen und Vorurteile nicht zu erfüllen und die Menschen in "Kriegerin" wirken erschreckend echt und glaubwürdig. Aber im Spielfilm geht es generell nun mal nicht ohne eine dramaturgische Geschichte, die eben auch unterhaltsam und spannend sein will. So wirken manche Elemente des Drehbuchs einfach gezwungen. Auch das Ende, das auf Teufel komm raus, schockieren will, schlägt in diese Kerbe. In diesen Momenten verlässt der Film seine darstellerische, ja fast schon dokumentarische Art und geht Kompromisse zu Gunsten des Mediums Spielfilm ein. Bei diesem Thema, finde ich es unheimlich schwierig, den richtigen Mittelweg zu finden, und auch wenn ich mich mit manchen Punkten etwas schwer tue, dann liegt das nicht an dem Film an sich, sondern an den limitierten Möglichkeiten so eines Projektes.

          Aus dem ausgiebigen Bonusmaterial erfährt man, dass vor den Dreharbeiten zwei Jahre lang recherchiert wurde und sowohl die Szene selber, als auch die Beweggründe der Filmfiguren, auf wahren Begebenheiten beruhen. Gründe werden zahlreiche genannt, unter anderen, schwierige Familienverhältnisse, das behebende Gefühl, in einer Gruppe Macht auszuüben oder den Juden-hassenden Opa. Lösungen für das Problem, können die Macher nicht anbieten. Es geht vielmehr darum, einer wegschauenden Gesellschaft, Einblicke in die von Gewalt und Hass geprägten Menschen und die entsprechenden Hintergründe zu geben. Und das schafft "Kriegerin", weitestgehend ohne erhobenen Zeigefinger, sehr gut. Dass der Film "schockierend", "erschreckend" oder gar "verstörend" ist, wie es in den Medien heißt, kann ich nicht hundertprozentig unterschreiben. Für solche Begriffe hätte es mehr Momente gebraucht, wie die Eingangsszene, in der die Protagonisten in der Gruppe durch einen Zug gehen und zur eigenen Unterhaltung andere Fahrgäste demütigen und angreifen. Besonders in diesem Moment, hat der Film viel Wut und Trauer bei mir verursacht. Diese aufrüttelnde Wucht, hält der Streifen leider nicht über die gesamte Laufzeit durch. Dennoch ist "Kriegerin" schon wegen der schauspielerischen Leistungen sehenswert. Bevor ich hier noch seitenweise weiter schreibe; besorgt euch die DVD und macht euch selbst ein Bild!
          :7.5:

          Quelle: http://www.myrevelations.de/index.php?section=reviews&module=movies&submodule=review_detail&reviewid=1837
          « Letzte Änderung: 14. Oktober 2012, 15:20:39 von Max_Cherry »