Hervorragender Kommentar mit der Bitte um unvoreingenommenes Lesen:
u.a. zum Thema die bösen Lobbyisten der Filmindustrie. Die Realität sieht nämlich durchaus auch anders aus und Lobbyismus geht in den Fall deutlich aktiver von der anderen Seite aus
http://www.mediabiz.de/film/news/kommentar-die-sind-doch-nicht-bloed/317299?NL=FID&uid=42650&ausg=20120322&lpos=InV_4KOMMENTAR: Die sind doch nicht blöd!
Wenn Internetprovider und ihre cleveren Einflüsterer, die im Berliner Politikbetrieb zahlreich auf ihrer Payroll stehen, vom millionenfachen illegalen Download aktueller Kino- oder Videofilme hören, dann wissen sie immer gar nicht, was sie für ein Gesicht ziehen sollen. Betroffen oder still vergnügt? Natürlich besser betroffen, weil der Schutz des geistigen Eigentums immer noch ein hohes Gut ist, und man seinem Gegenüber ja nicht einfach ins Gesicht lacht - womöglich ist der ein Kreativer und muss von der Verwertung seiner Bücher, Filme oder Musikstücke leben. Aber dann setzt sich doch ein zufriedenes Feixen durch, schließlich ist der massenhafte Download illegaler Film- und Musikfiles für sie ein Bombengeschäft. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie viel weniger schnelle Internetanschlüsse sich in Deutschland verkaufen und monatlich flat oder individuell abrahmen ließen, wenn es die illegalen Mediensupermärkte nicht gäbe. Dass der schrankenlose breitbandige Zugang zu einer Fülle urheberrechtsgeschützter Filmfiles nicht nur die Existenz der "Contentmafia" gefährdet, wie die Verwertungspartner der Urheber lustigerweise in den Nutzerforen genannt werden, sondern auch für die Kreativen dramatische Auftragsrückgänge zeitigen wird, ist ein bedauerlicher Kollateralschaden, an dessen Linderung oder Behebung man sich lieber nicht beteiligen will. Gerade haben die Provider beim "Wirtschaftsdialog" des BMWi eine freiwillige Einführung einfachster Warnhinweismodelle mit einem amüsierten Schulterzucken abgewendet.
In Frankreich zeigt dieses Modell große Wirkung. Für die meisten Internetnutzer reicht schon der Hinweis, dass man eine illegale Seite ansteuert, um sie als gesetzestreue Bürger davon abzuhalten. In Deutschland gilt ein ähnliches Hinweisfenster, das sich viele Provider bei jedem einzelnen, sorgfältig getrackten Nutzer schon gönnen, wenn er sich beim Suchen nur vertippt, für diesen Fall als empfindliche Störung der Kundenbeziehung. Mit besorgtem Raunen trägt der versierte Lobbyist dann seine Argumente vor, wie unlängst beim Urheberrechtssymposium der MBA: Er beschwört Gefahren für die Informations- und Entertainmentfreiheit, den uneingeschränkten Internetzugang auf Grundrechtsrang, den Shitstorm, der Politker bei unpopulären Entscheidungen erwartet, und den Arabischen Frühling, der an Warnhinweismodellen gescheitert wäre. Die einfachste Lösung, Millionen von den Milliarden, die an der illegalen Nutzung verdient werden, in einen Topf zu geben, aus dem Urheber Tantiemen enthalten, hat das Providerkartell längst wegflüstern lassen. Stattdessen verweist man Urheber auf den (zivilrechtlichen) Klageweg: Denn am Auskunftsanspruch lässt sich für sie gutes Geld verdienen, und die vielen Einzelverfahren bringen die Netzgemeinde gegen die Contentindustrie erst richtig in Rage. Wenn Urheber und ihre Verwerter nicht länger nur ein verdutztes Gesicht machen und sich von Netzaktivisten in ihren Blogs abwatschen lassen wollen, dann ist es höchste Zeit, dass mehr die Stimme für die Politiker hörbar erheben. Die Provider sind vielleicht nicht blöd, aber Urheber und Verwerter sind das doch auch nicht.