FFFN'12 REVIEW: Livide (Livid)

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    Livide





    Inhalt:

    Lucie (Chloé Coulloud) hat ihren ersten Tag bei einem ambulanten Pflegedienst. Im Umkreis eines kleinen französischen Fischerdörfchens macht sie mit Madame Wilson (Catherine Jacob) Hausbesuche bei alten, pflegebedürftigen Menschen. Im Verlaufe des Tages machen sie Station an einem uralten und ziemlich runtergekommenen Anwesen. Die abgelegene Villa beherbergt noch eine Bewohnerin. Madame Jessel (Marie-Claude Pietragalla). Einst eine angesehene Ballettlehrerin die, über 100 Lenze zählend, seit Jahren in einem künstlich beatmeten Koma liegt. Um ihren Hals trägt sie einen Schlüssel der, so sagt Madame Wilson, zu einem Tresor und einem Schatz führt. In der darauffolgenden Nacht erliegt Lucie der Versuchung mit viel Geld im Gepäck dem drögen Leben im kleinen Küstenort entfliehen zu können und macht sich mit ihrem Freund William (Félix Moati) und dessen Kumpel Ben (Jérémy Kapone) auf, in das alte Haus einzubrechen und den Schatz von Madame Jessel zu finden. Ein schwerwiegender Fehler wie sich sehr bald herausstellen wird…


    Meinung:

    Mit der Schlachtplatte Inside (OT: À l'intérieur) wirbelte das französische Duo Alexandre Bustillo und Julien Maury 2007 die Fangemeinde durcheinander. Ein Film der – nicht nur bei uns im Forum :D – für reichlich Gesprächsstoff sorgte und polarisierte wie kaum ein anderer Genrebeitrag in den letzten Jahren. Für mich persönlich war es damals der intensivste und stärkste Horrorfilm nach High Tension. Dementsprechend erwartungsvoll fieberte ich Livid (außerhalb Frankreichs ohne das "e") entgegen und war froh die Ankündigung zu lesen, er werde auf den diesjährigen Fantasy Filmfest Nights laufen. Als ich im Kino saß wusste ich eigentlich nichts mehr über den Film. Die Inhaltsangabe hatte ich Monate zuvor gelesen und auch an den Trailer konnte ich mich kein Stück erinnern. Das sorgte also für noch mehr Spannung...

    Vorwegnehmen kann ich nun im Nachhinein direkt, Livide ist kein neuer Inside. Bustillo und Maury verlassen die Terrorpfade und versuchen sich dieses Mal im Grusel-Genre. Und wie ich finde ist ihnen das Großteils ausgesprochen gut gelungen. Die Story fängt sehr gemächlich an ohne jemals langweilig zu werden und spätestens als das Trio des Nächtens in das alte Haus einsteigt, entfaltet der Film seine ganze Wirkung und man sieht was das Regieduo auf dem Kasten hat. Ich hatte es in meinem Kurzabriss vor einigen Tagen schon erwähnt und ich erwähne es gerne noch einmal. Für mich war das Haus von Madame Jessel mit das gruseligste Haus welches ich wohl jemals in einem Film gesehen habe. Von außen wirkt es schon dermaßen bedrohlich, dass man am liebsten nicht einmal in seine Nähe kommen möchte. Findet man sich dann im Innern wieder, so möchte man am liebsten nur noch seine Augen schließen. Spinnweben und Gerümpel im Keller, knarzende Holzdienen auf Fluren und Treppen. Vergitterte Fenster an allen Seiten. Die Wände gepflastert mit alten Bildern und staubbedeckten Tierköpfen. Im von Vorhängen bedeckten Schlafzimmer thront ein altes Bett was schon für sich alleine mehr als nur creepy ausschaut. Darin eine leichenblasse, alte Frau mit einer Beatmungsmaske auf dem Gesicht. Spiegel in den Ecken, verschlossene Türen, eine Szene mit einem grotesk anmutenden "Kaffeekränzchen" und so weiter und so fort. Optisch erinnert es ein wenig an die Welt von Silent Hill. Teils verstörend, oft sehr gruselig, bedrohlich. Mit großartigen Bildern wird das meiner Meinung nach ausgesprochen gelungene Setdesign eingefangen, unterstütz von einem wummernden Sound den der Zuschauer so ähnlich schon bei Inside auf die Ohren bekommen hat. Atmosphäre wird dadurch allemal aufgebaut und auf den ersten und auch zweiten Blick wurde der Spagat vom Terrorfilm zum Oldschool Gruselhorror gemeistert. Well done die Herren Bustillo und Maury. Ich hatte den Film lange Zeit bei einer ganz starken 9, weil er mich einfach fesseln konnte. Ich hatte zwar nicht sehr viele Momente die mich richtig zusammen zucken ließen aber er konnte mich sehr lange Zeit einfach nur fesseln. Leider, leider haben sich die Regisseure für mein Dafürhalten irgendwann etwas verzettelt und sich zu viel aufgeladen. Im letzten Drittel – obwohl gerade da die ein oder andere sehr drastische Splatterszene gezeigt wird (böse Zungen könnte man ein "aufgesetzt" sogar nicht mal verübeln) – baut er Film für mich etwas ab, denn es werden eine Handvoll Szenen eingestreut die für mich irgendwie nicht recht in das Gesamtbild passen bzw. unnötig erscheinen. Vielleicht wollte das Regieduo da einfach etwas zu viel, vielleicht wollten sie etwas "Besonderes" abliefern aber für meinen Geschmack war es letztlich sehr eigenwillig und teils gar unpassend. Eine Prise weniger Fantasy – denn genau das wird plötzlich dazu gemischt – und dafür weiter straight Grusel/Horror wäre für mich der weitaus bessere Weg gewesen.

    Ohne weiter auf die Story einzugehen, möchte ich Hauptdarstellerin Chloé Coulloud noch erwähnen, die ihren Job sehr souverän macht und zudem recht schnuckelig ist. Die weiteren Darsteller fallen weder negativ noch positiv auf und machen ihre Sache rundum ordentlich. Handwerklich gibt es meiner Meinung nach wenig zu meckern denn was man sieht (Setdesign grandios, Effekte spitze) und hört (wummernder, durch Mark und Bein gehender Sound) ist auf hohem Niveau. Wie aus Frankreich gewohnt. Storytechnisch läuft es langsam an, geht atmosphärisch sehr dicht weiter und driftet am Ende von der Spukgeschichte auf die Splatterschiene und mischt eine Brise phantastische Elemente dazu. Eine Mischung die mir am Ende zwar immer noch zugesagt, mich aber nicht vom Hocker gehauen hat. Die Zweitsichtung wird entscheiden ob es bei der guten Wertung bleibt oder ob Livide an Boden verliert oder gar gewinnt. Fans der "Haunted House" Storys sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren und auch Verächter von Inside sollten Alexandre Bustillo und Julien Maury eine zweite Chance einräumen.


    Livide :arrow:  :7.5:
    « Letzte Änderung: 27. Januar 2014, 08:28:24 von Flightcrank »


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      Livid :d3:
      Obgleich ich mit Inside ja 0 angangen konnte war ich auf den Film der beiden Inside'r sehr gespannt - zumal er in der Fachpresse sehr gelobt wurde.
      Aber so ganz konnte mich Livid leider nicht überzeugen: Das erste Drittel war recht gut. Das zweite Drittel hat ein wirklich gruseliges Szenario erschaffen - was aber leider nicht konsequent genutzt wurde um Grusel und Spannung zu erzeugen. Das letzte Drittel driftet mir zu sehr am Rad. Was soll mir das alles sagen? Um was geht es hier eigentlich? Und wie zum Geier soll ich das Ende verstehen? Wirklich schade, denn der Film hatte verdammt gute Ansätze und zum Teil visuell wirklich was erschaffen. Da wäre viel mehr drin gewesen - so bleibt der ganze Film leider zu unausgegoren.




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        :kino:
        Livid :5:
        Leider wie befürchtet: nichts für mich. Suspense, Mystery, Ghost, Haunted House Stories sind einfach nicht mein Genre.
        Das Set & Creature Design war ganz hervorragend, aber er hat seine Wirkung bei mir verfehlt: ich fand es einfach nicht gruselig.
        Am ehesten fand ich ihn mit James Wan’s Dead Silence vergleichbar, den ich ähnlich durchschnittlich fand.
        Gegen Ende wird noch ein paar Mal auf die Splatterschiene geshiftet was dem Film auch sehr gut steht, aber unter dem Strich für mich nicht rettet.


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          Mein Kurzabriss von Anfang der Woche...

          Livid :7.5:
          Boah mann mann mann. Ich weiß nicht. Das Ding hatte bei mir lange Potential zu einer :9:. Optisch fand ich ihn sau stark! Wie gewohnt der geniale, kalte Französische Look (love it!) und eine langsame aber sehr spannende Einführung. Dann geht es in das Haus und ich muss sagen ich habe noch nie in meinem Leben so ein gruseliges Haus in einem Film gesehen! Doch irgendwie hätte dann eine Stelle kommen sollen, an der er durch zündet und das passiert leider nicht. Die Shocks sind ganz cool, die Effekte sehr blutig, das Setting genial aber einige "komische/unpassende" Szenen und das Ende haben ihn mir letztlich etwas vermiest. Ich fand ihn dennoch gut aber das ist nüchtern betrachtet sogar schon zu wenig denn er hatte für mich das Potential zu DEM  gruseligsten Filme der letzten Jahre und das hat er im letzten Drittel leider verspielt. Sehr schade! Aber hey, ich fand ihn sicherlich noch am besten von unserem Quartett und ich bin gespannt wie er mir bei Zweitsichtung (wird gekauft) gefällt.


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            Der Film ist ohne Zweifel nicht schlecht. Gerade das Setting, das Set-Design, die allgemeine Atmo, das ist stimmig. Nur sorgt er final für etwas Verwirrung und hat dann auch ein paar fast märchenhaft angehauchte Momente. Und einen irgendwie vampirischen Kontext. So ein reiner Geisterfilm ist es tatsächlch nicht. Da spuken fassbare Wesen rum.


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              So, auch gesehen und ich verpasse ihm 'ne :2: (was noch geschmeichelt ist).
              Ich hab wirklich schön atmosphärischen Grusel erwartet, aber leider nur überflüssigen und schlecht gespielten Schund bekommen.
              Atmosphäre kam bei mir NULL auf. Ich fand die "Story" unfassbar schlecht, weshalb mich das Ende auch nicht mehr geestört hat, als der gesamte Film an sich. Teilweise wird gut rumgesaut mit ordentlich roter Suppe, aber das wirkte für mich einfach nur aufgesetzt, damit auch die ganzen Gorehounds irgendwie was zu gucken kriegen. Gruselig fand ich hier (neben der Story) nur die Charaktere. Ich sag mal so: sie könnten mir nicht egaler sein.
              Ich finde, dass der Film weder als Haunted House-Film, noch als Splatter funktioniert hat.
              Also gegen dieses Machwerk hier wirken sogar die Resident Evil-Streifen gruselig.

              Aber genug gemeckert, kommen wir zu den positiven Sachen...:boring:
              « Letzte Änderung: 05. April 2012, 19:03:25 von Flightcrank »


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                Livid :7: Anfangs gemächlich, im Verlauf immer spannender. Gut gemacht, gute Hauptdarstellerin.
                Der Mix aus Fantasymärchen und Horror hat gut funktioniert.

                :thumb:

                Zum Ende:

                Können wir uns bitte nochmal über das Ende unterhalten? :lol:
                So GANZ hab ich es nämlich nicht gecheckt.

                (click to show/hide)
                (click to show/hide)
                Mehr kann ich aber nicht dazu sagen. Müsste ihn noch mal auf Deutsch gucken und das werde ich demnächst definitiv noch mal. ;)

                « Letzte Änderung: 10. April 2012, 12:26:06 von Flightcrank »


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                  Ich schau den Film gerade.
                  Bin zwar noch nicht durch, aber bevor ich es vergesse: Sind eigentlich bisher niemandem die Anspielungen auf "Suspiria" aufgefallen? Freiburg Tanzakademie, Ballet, teilweise die Ausleuchtung des Hauses, sehr sehr alte Frau usw.
                  Ich finde den stellenweise auch wirklich gruselig, auch wenn die Figuren abgesehen von ihr, nicht sehr glaubwürdig wirken.
                  "Mother Of Tears" hab ich nicht gesehen und bin mir auch nicht sicher, ob das sein muss, aber so etwas in der Art von "Livide" hätte man vielleicht auch als halbwegs würdigen Abschluss der "Mütter-Trilogie" machen können.
                  Gleich mehr dazu, ich schau jetzt erst mal zuende.
                  Doch, doch, die "Ähnlichkeiten" sind mir schon aufgefallen. Allerdinsg erst nach dem Film, nicht währenddessen. Würde ihn aber dennoch nie mit dem Meisterwerk Suspiria vergleichen. Aber ich gebe Dir schon recht, es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Bin gespannt was Du letztendlich sagen wirst. :)


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                    Sehr schön, Stephan.  :thumb: Nur besser als Inside ist er BEI WEITEM nicht. :D :lol:

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                    Aber wie gesagt, ich hab ihn in der Französichen OF gesehen und musste nebenbei Untertitel lesen. Klar dass ich da nicht alles gerallt habe. ;)


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                      Achja LIVID uncut... ja ok, als grusler funzt er und hat ein super setting! Die splatts sind keineswegs wirklich hart, bis auf einen, aber irgendwie unnötig. Das ende fand ich nen totalausfall. :6.5: würd ich aber geben


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                        :bd:
                        Livid :7.5:
                        Meine Zweitsichung nach den FFF Nights im März und ich finde ihn nach wie vor echt gut aber mehr konnte er letztlich nicht rausholen. Die 2-3 sehr harten Effekte - gerade der letzte - wirken einfach aufgesetzt (das aus meinem Munde! :lol:) und die Fantasy-/Märchen Elemente wollen für mich nicht so 100tig ins Gesamtbild passen. Ansonsten macht der Streifen viel richtig, weil er nach der ersten halben, recht gemächlichen, Stunde dann super creepy wird. Hätten Bustillo und Maury straight einen brutalen Spukhaus-Horrorshocker durchgezogen wäre es am Ende vermutlich ein ganz dickes Brett geworden!


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                          kann da eigentlich auch was komplett anderes dahinter stecken, oder haben die Regisseure den Film erklärt?

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                          Gut, vielleicht isses nicht so, aber das kam mir in den Sinn. Ansonsten müßte ich sagen, dass mich das Ende ratlos (nicht enttäuscht) zurück läßt, da ich es absolut nicht einordnen könnte.

                          Ansonsten fand ich den Film ziemlich gut und auch die Splatts fand ich jetzt nicht aufgesetzt.
                          Also diese Theorie ist mir zu verwirrend. Ich für meinen Teil würde es so nicht deuten. Zu kompliziert...


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                            Hätten Bustillo und Maury straight einen brutalen Spukhaus-Horrorshocker durchgezogen wäre es am Ende vermutlich ein ganz dickes Brett geworden!

                            Nein, ganz und gar nicht. Dann wäre der Film genau so furchtbar in die Hose gegangen wie Inside. :P
                            :D :fight2:

                            Freut mich aber dass er Dir gefallen hat! Hättre irgendwie grad auch wieder Lust drauf! :)

                            Wie hast Du denn das Ende gedeutet?


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