Mein Senf:
- American Mary
Angehende Chirurgin flickt aus Geldnot einen übel zugerichteten Kerl in einem Stripclub zusammen. Ihre "Fähigkeiten" sprechen sich herum, und schon bald treten obskure Gestalten aus der Body-Mod-Szene an sie heran, die sich operieren lassen wollen. Als ein Tutor fälschlicherweise annimmt, sie sei ein leichtes Mädchen, ergeht es ihr ziemlich übel. Das sorgt für Groll. Und ihre Tätigkeiten drohen ebenfalls, sie einzuholen.
Ganz ordentlicher... Thriller? Obskure Club- und Szene-Atmo, Kathy ist rattenscharf, und die ein oder andere humoristische Note gibt es auch.
- Citadel
Die schwangere Frau eines Frodo-Lookalikes wird von dämonischen Hoodies im Hausflur umgebracht, und er kann nicht eingreifen, weil der Aufzug just in diesem Moment nicht so will. Daraufhin entwickelt er eine ausgewachsene Agoraphobie, was eigentlich keinen Sinn macht, da sie ja im Haus angegriffen wurde. Verängst und weinerlich verbarrikadiert er sich mit dem ewig heulenden Baby in der Ecke, der Busfahrer kutschiert seinen leeren Bus nicht bis ins Viertel, ein resoluter Priester weiß, was los ist, und alles wirkt so schrecklich konstruiert und albern, dass einzig die trostlose Atmo punkten kann. In Schottland scheinen ganze Städte menschenleer zu sein...
- The Seasoning House
Balkan 1996. Plündernde Söldner, ein Hurenhaus, betrieben von einem menschenverachtenden kranken Pimp, ein taubstummes Mädel, welches dort für die eingesperrten Frauen sorgen soll (auf H setzen, bevor die Freier kommen, die Eimer leeren etc.). Fing trostlos und kompromisslos an und hätte sich zu einem 1A-Terrorfilm entwickeln können, wäre er gegen Ende nicht in Richtung Verfolgungsfilm ins Unrealistische abgekippt. Verlor so leider etwas an Glaubwürdigkeit. Ansonsten stark gespielt und teils ziemlich hart.
- Stoker
Chan-wook Park ist in jedem Bild zu spüren. Er ist seinem Stil konsequent treu geblieben, weswegen sich der Film durchaus koreanisch anfühlt. Die Bilder, selbst die Kleidung der Darsteller, alles passt. Einzig die Darsteller selbst zerstören diesen Eindruck - was aber nicht negativ gemeint ist, denn sie sind ausgesprochen gut. Klassisch anmutender Thriller über Verlust, Unschuld und Verführung, gefilmt in wunderschönen Bildern, mit einer grandios trotzigen Mia Wasikowska und einem charismatischen Matthew Goode.
- The Collection
Teil 1 fand ich ja nicht so prickelnd. teil 2 war dann deutlich unterhaltsamer. Eine Art großformatiger Saw, in dem der Killer auch selbst Hand anlegt. Wie er allerdings im Alleingang die teils gigantischen "Fallen" errichtet hat, ist mir schleierhaft. Unterhaltsame Splatts, ein nettes Final Girl, und natürlich genretypisch ein strunzdoofes "Kommando" mit posenden Nichtskönnern mit pseudocoolen Namen.
- The Bay
Auch wenn sich die Found-Footage-Welle bald totgelaufen hat (wenn es nicht sogar schon so weit ist), war der Film über einen Biohazard in einer kleinen Küstenstadt durchaus solide und gut umgesetzt.
- Painless
Recht trostloser Film über schmerzunempfindliche Kinder in einem katalonischen Dorf, die in den 30ern in eine Anstalt gesperrt werden. In der Gegenwart wird ein an Krebs erkrankter Mann, der dringend eine Knochenmarksspende benötigt, nach und nach mit der Vergangenheit und seinen Wurzeln konfrontiert. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn sich der Film ausschließlich auf die Vergangenheit konzentriert hätte. So fand ich das Ende dann etwas unbefriedigend und die lange aufgebaute Geschichte nicht befriedigend aufgelöst.
- John Dies at the End
Definitiv der unterhaltsamste Film der Nights. Irgendwie eine abgefahrene Mischung aus Dellamorte Dellamore, Naked Lunch und Per Anhalter durch die Galaxis. Einige grandiose Ideen ("Buy a Bratwurst"), teils zum Brüllen komisch, aber auf jeden Fall erfrischend.
- The ABCs of Death
Künstlerische Freiheit ist nicht immer ein Segen. Zwar ist die Idee, 26 Regisseure zu je einem Buchstaben ihr Ding machen zu lassen, cool... aber einige ergehen sich dann in verkopfte oder auch völlig absurde filmische Auswürfe. Einige Segmente waren durchaus solide, andere grottig bis einfach nur blöde.
- No One Lives
Kitamura rettete dann den Tag. Wenn sich eine kriminelle Kleinstadtsippe Opfer sucht, sollte sie sich nicht mit dem Falschen anlegen. Raub und Entführung sorgen für blutige Ergebnisse, wenn der Entführte ein routinierter Psychopath ist. Luke Ewans ist eine coole Sau und dreht den Spieß hier gepflegt um, dass die Schwarte kracht. Die FSK wird ihren Spaß damit haben. Und Adelaide Clemens finde ich mit ihrer trotzig-spröden Art irgendwie ziemlich ansprechend. Packender und nicht familienfreundlicher "Jagdfilm" erster Kajüte.