SNOW WHITE AND THE HUNTSMAN - Die Brüder Grimm wären begeistert

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Es war einmal ein braver Jägersmann, der auch auf Deutsch "Huntsman" hieß und von einer bösen Königin den Auftrag bekam, deren Stieftöchterlein Schneewittchen, die auch in der deutschen Fas
sung auf den Namen "Snow White" hörte, aus den Dunklen Wäldern zu holen, in die sie entfleucht war, damit die Königin dem Stieftöchterlein das Herz aus dem Leib reißen und somit ewige Jugend erhalten konnte. Und weil das ein Märchen ist und Kinder auch ihre Freude daran haben sollen, bleibt es natürlich nur beim Wunsch der bösen Stiefmama. Denn der brave Jägersmann beschließt erst mal, das schöne Schneewittchen vor den Schergen der Königin in Sicherheit zu bringen. Dabei kriegen beide ein paar mal ordentlich die Hucke vollgehauen, begegnen allerlei bösen und liebenswürdigen Geschöpfen und natürlich auch den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen, die lieber irische Volkslieder singen und Fiedel spielen statt sich drüber Gedanken zu machen, wer in ihrem Bettchen geschlafen, von ihrem Tellerchen gegessen und aus ihrem Becherlein getrunken haben mag. Und Zipfelmützen tragen die Gesellen ohnehin nur bei Otto Waalkes. Natürlich darf auch der obligatorische Apfel nicht fehlen, aber damit hat das brave Schneewittchen dann endgültig die Nase voll vom "lieb und schön sein" - wenn man ständig auf die Mütze bzw. das ebenholzfarbene Haar bekommt, muss ja irgendwann mal der Kanal voll sein. Und damit schickt sie sich an, die böse Stiefmama dahin zu jagen, wo des Teufels Großmama bereits sehnsüchtig auf sie wartet...

Mit Märchenfilmen ist das immer so eine Sache... die meisten sind eher eine Enttäuschung. Die letzte wirklich tolle Umsetzung eines Märchens war für mich Walt Disney's "Beauty and the Beast", aber das war kein Realfilm. Doch nun kommt diese Neuinterpretation des Grimmschen Märchens daher und versetzt in Verzückung. Denn was hier geboten wird, ist pures Filmvergnügen für Jung und Alt. Fantasy und Märchenelemente gepaart mit Mittelalter-Action und Abenteuer, aufgepeppt durch tolle Effekte, die zu keiner Zeit den Film dominieren und auch nicht hingeschludert wirken, und untermalt von einer tollen Musik, das ist Kino, wie ich es mag. Dazu noch großartig besetzte Rollen, allen voran durch Charlize Theron, die eine Stiefmutter hinlegt, bei deren Anblick die Brüder Grimm Freudentränen vergießen würden. Kristen Stewart aus den Twilight-Filmen ist hervorragend als Snow White und überhaupt nicht farblos, und sie darf auch richtig durch den Dreck matschen. Die Helden sind wahre Helden, die Ritterrüstungen sind so lange durch die Waschanlage gejagt worden, bis man sich drin spiegeln konnte, und die gesamte Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig.

Das einzige, was ich mir gewünscht hätte, wäre der deutsche Titel "Schneewittchen und der Jägersmann" gewesen, aber dann würde wahrscheinlich kein Mensch den Film anschauen. Ansonsten bot der Streifen für mich zwei Stunden wunderbares Popcorn-Kino, ein pures Vergnügen, und den Göttern des Filmhimmels seis gedankt, dass man bei diesem Filmabenteuer gänzlich auf die sonst bei Actionabenteuern so abstrusen Schnittachterbahnfahrten verzichtet hat. Dieser Film wird auch beim zweiten oder dritten Anschauen noch Spaß machen.



Der Lonewolf Pete