Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178475

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jerry garcia

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Martin Kay. Deutschland braucht Superhelden! Zumindest, wenn es nach der Ansicht Konrad Berghoffs geht. Der Inhaber zweier Biotech-Firmen erforscht seit Jahren die Möglichkeiten übernatürlicher Fähigkeiten beim Menschen. Als die selbst ernannte Rächerin Sin Claire über die Dächer Frankfurts fliegt und Raubüberfälle ebenso vereitelt, wie sie Menschen in Not rettet, wittert der Industrielle eine echte Chance, seinen Traum eines Superheldenteams umzusetzen. Er beauftragt den Ermittler Kevin Burscheid, Sin Claire und weitere Begabte für seine Sache zu gewinnen. Doch die vermeintlichen Helden fügen sich nur widerwillig in ihre Rollen. Erst als ein Schurke mit unglaublichen Kräften Frankfurt unsicher macht und Menschenleben in Gefahr sind, kommt es zum Team-up. Die Beschützer sind da!

 Frankfurt, die Stadt des Verbrechens. Und hier wird gerade ein Bankraub vereitelt. Durch eine Frau mit Superkräften. Sie ganz allein stellt die Verbrecher und erhebt sich dann in die Lüfte, um von dannen zu fliegen. Ihr Name ist Sin Claire. Kevin Burscheid erscheint am Tatort - früher Bulle, jetzt Privatschnüffler. Er hat noch seine Informanten und ist weder blind noch taub. Schnell hat er mitbekommen, dass an diesem Bild etwas falsch ist. Dann erfährt er, dass ein Mercedes hier regelrecht verdampft ist, richtiggehend verschwunden. Und nun klärt sich auch der Schleier, der über seinem Auftrag lag, den er vor einiger Zeit erhalten hat. Keine Spinnerei, kein Ding der Ummöglichkeit. Er muss sofort zu seinem Kunden mit dem Namen Berghoff. Andernorts macht sich Dr. Weiss große Sorgen um sich und seine Familie. Irgendetwas stimmt hier absolut nicht. Gerade noch hat seine Tochter hohes Fieber, doch kaum hat er sie berührt, ist das plötzlich gesunken, während seine Gattin in sich zusammenklappt. So nach und nach kommen immer weitere Menschen mit ungewöhnlichen Kräften zusammen. Da wäre dann Dr. Hand oder auch Facetta, die sich vervielfältigen kann. Diese Gruppe der Guten will der Polizei bestehen und in kritischen Situationen eingreifen. Das ist auch bald vonnöten. Ein Prätorianer nimmt Geiseln, tötet sogar welche. Und er kann nach einem Zusammentreffen mit den Helden entkommen. Das bringt die Gruppe auf die Idee, im Studio des Marokkaners Bassir ihre Kampftechniken zu trainieren und zu verfeinern. Die Stadt hat einen neuen Sheriff - und mit der Paladin und deren Gefolge auch einen neuen Bösewicht.

Wie bei seinen Hannigan-Romanen, mit denen Martin Kay bewies, dass auch deutsche Autoren richtige Action zwischen die Buchdeckel zaubern können, hat er für hiesige Gewohnheiten schon fast Neuland betreten. Nun hat er sich einen Partner in Crime gesucht (Dirk van den Boom - "Kaiserkrieger") und mit ihm eine Superhelden-Reihe für deutsche Gefilde kreiert. Da es beide Autoren geschafft haben, mich mit ihren Reihen zu überzeugen, was für einheimische Künstler recht schwer ist, war es eigentlich auch Pflicht, mir das erste Buch "Die Beschützer - Ära der Helden" zu genehmigen. Und ich hab mir selbst nicht zuviel versprochen. Martin Kay legt gleich ne ordentliche Schippe vor, sodass es einen flotten und rätselhaften Einstieg gibt, der einfach zum Fortfahren mit der Leserei reizt. So fängt man die Mäuse - seien es nun Euronen oder nur Kunden, am Liebsten wohl beides. Der Aufbau ist erwartungsgemaäß gestaltet. Erste Auftritte der Helden, Zusammenkunft, kleinere Interessenkonflikte und Meinungsaustausch. Und dann ein richtig fieser und mörderischer Gegner. Es wird mit Überraschungen aufgewartet, die man jetzt nicht schon im ersten Buch auflöst - es soll ja eine Serie werden und Dirk van den Boom noch etwas Stoff für das zweite Buch "Zeit des Erwachens" bleiben. Nicht ungeschickt eingeflochten wurde nach einigen Opfern unter der Zivilbevölkerung auch das Dilemma, ob sie nun bloss Helfer und Unterstützer der Sicherheitsorgane sind oder gar schon Selbstjustiz übende Vigilanten. Neben einigen persönlichen Handlungssträngen und kurz gestreiften politischen Zwängen ist der Start der Reihe ein gelungener Auftakt, der dem ganzen Hype um die fast schon lästige Film- und Serienschwemme nun in Buchform noch etwas zufügen könnte. Zugegeben besser als die bunten und sinnfreien Bilderchen mit Texten, die schon Vorschüler unterfordern würden - das gilt auch für die Filme. Jedenfalls können die beiden Autoren aus dem Vollen schöpfen und mal sehen, wann sie auf die Idee kommen, dass ihr momentaner Spielort Frankfurt recht nah am Weltnaturerbe Grube Messel liegt und man sich da locker eine Storyline aus dem Ärmel schütteln könnte. Dass sie um neue Ideen nicht verlegen sind, haben beide ja schon längst bewiesen. Wer sich also mal einen Superhelden-ROMAN gönnen will und das nötige Know-How dafür mitbringt, sollte sich diesen einen Start von "Die Beschützer" beim Atlantis-Verlag durchaus mal auf den Einkaufszettel schreiben. Flotte Story mit Wiedererkennungswert.


jerry garcia

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Tom C. Winter. Im obersten Stock eines Kaufhauses bereitet sich ein Mann auf den Tag vor. Trinkwasser besorgen, dann Batterien für die Taschenlampe. Der Mann ist Grundschullehrer. Er ist auf der Suche nach seinen letzten Schülern - vielleicht hat einer überlebt. Er weiß, wenn er das Gebäude verlässt, fallen ihn die Menschen an, denen er begegnet. Die Infizierten. Denn der Großteil der Menschheit ist einer Pandemie zum Opfer gefallen, die alle zu Bestien macht. Bewaffnet mit einer Pistole wagt der Mann sich hinaus auf die Straße. Er glaubt, das größte Grauen bereits hinter sich zu haben. Doch dies ist ein Irrtum.

Carsten ist ein ziemlich normaler Typ, wie er da so in seinem Versteck sitzt und sich entschließt, weiter nach seinen Schülern zu suchen, von denen vielleicht welche von der Pandemie verschont wurden.Und als er nach draußen geht, offenbart sich ihm das ganze Grauen, das die Krankheit mit sich brachte. Überall Tote, angefressen oder todkranke Lebende, die durch die Gegend stolpern, bis die Hirntätigkeit sowie andere Bereiche ihren Dienst endgültig einstellen. Dies geschieht nach und nach und daher sind manche Infizierten noch schneller und etwas cleverer als andere, früher Betroffene.Dennoch versorgt sich Carsten mit allem notwendigen Zeug wie Batterien für die Taschenlampe und Proviant und tritt seine Reise an. Unterwegs begegnet er den unterschiedlichsten Menschen, findet gar die Häuser der Familien von einigen seiner kleinen Schüler und muss diverse schreckliche Geschehnisse verkraften. Doch er kann Miriam retten. Das erste Kind aus seiner Klasse, das noch lebt. Jetzt ist er zuversichtlich, dass auch die weiteren drei Schüler, bei denen er noch nicht war, noch am Leben sind. Er zieht mit Miriam weiter, findet Unterschlupf bei einem alten Mann mit Hund, lässt sich aber nicht davon abbringen, seine Suche fortzusetzen. Dann treffen sie auf Sabine. Die hat im Zoo der Stadt überlebt und kümmert sich seitdem um die Tiere, die noch nicht infiziert sind. Sabine behält ihren Optimismus und glaubt, dass es überall auf der Welt Immune gibt, die die Seuche überstehen können und dass die Menschheit den Kampf gegen die Krankheit gewinnt.

Ich gebe es offen zu, dass ich nicht aufgepasst hab beim Kauf des Buches. Denn dann hätte ich ob meiner bekannten Skepsis gegenüber den Kreativen aus deutschen Landen die Finger von dem Buch gelassen. So hab ich nur auf Namen und Cover geachtet und den Marketing-Leuten bei Bastei-Luebbe wohl recht gegeben. Aber so schlimm wie nach der Erkenntnis, dass ich hier ein Produkt aus der (Noch-)Heimat in Händen halte, befürchtet, wurde es gar nicht. Tom C. Winter hat einen etwas anderen Ansatz als die meisten Autoren, die dieses Genre immer weiter mit Beiträgen füttern, gewählt. Nicht, dass die Menschen nur Kranke oder Infizierte sind - das gab es schon oft. Aber er hat einen halbwegs normalen Menschen als seinen Helden auserkoren. Vermutlich wollte er sich auch für seine eigene Schulzeit bei seinen damaligen Erziehern entschuldigen und hat deshalb einen Grundschullehrer in die Hauptrolle gepackt (Bei mir wären die dann eher sofort zu Zombies mutiert und dann im Häcksler gelandet, oder so.). Keiner, der dann zuvor bei der Bundeswehr das Überlebenstraining bestanden hat und zu Spezialeinheiten versetzt wurde. Ein Kriegsdienstverweigerer aus Überzeugung. Mit Waffen kann er nur umgehen, weil er schon einige Zeit mit der Pistole geübt hat, die er einem toten - richtig toten - Polizisten abgenommen hat. Deshalb geht auch die Munition zur Neige und er muss so oder so raus ins abgestorbene Stadtleben. Erwartungsgemäß menschelt es in dem weiteren Geschehen recht viel. Der Protagonist macht Fehler über Fehler, vergießt die eine oder andere Träne, ist misstrauisch und verängstigt. Seine Suche ist wie eine Reise in eine neue Welt. Böse Menschen, einsame Menschen, Infizierte und Gesunde säumen seinen Weg. Er muss sich wehren, die Waffe benutzen, was ihn als Pazifist lange sehr beschäftigt und er sich nur durch sein Mantra, dass die Angreifer eh schon tot sind, dabei nicht hundeelend fühlt. Seine Sorge um Miriam in allen Ehren, aber sein Rettungsversuch der ganzen Klasse war realitätsfern und wie bei anderen Figuren im Buch wohl nur dazu da, sich beschäftigt zu halten nach dem endgültigen Untergang der Zivilisation. Stilistisch hebt sich "Welt der Toten" nicht sonderlich von anderen Autoren ab, Verlgeiche mit Justin Cronin, Stephen King oder Robert McCammon sind aber doch sehr optimistisch formuliert für einen flotten 315-Seiten-Quickie. Für mich reiht sich das Buch ins Mittelfeld der flüssig geschriebenen und einigermaßen spannenden Bücher des Genres ein. Ein etwas anderer Held, ein etwas anders gewählter Ansatz mit einer ziemlichen Portion Pessimismus und Tragik. Längen werde so ziemlich vermieden und es hätte schlimmer kommen können. Das Buch ist eine "Kann"-Anschaffung, kein "Muss". Aber als lockerer Zeitvertreib eine gute Wahl, wenn die Ansprüche nicht zu hoch sind. 


jerry garcia

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Alexandra Oliva. Eine junge Frau allein in der Wildnis – eigentlich sollte es nur ein Abenteuer werden. Doch aus diesem Albtraum wird niemand mehr erwachen. In der wilden Gebirgsregion machen sie sich bereit: Zwölf Frauen und Männer wollen die Survival-Herausforderung bestehen. Nur einer kann gewinnen - wenn alle anderen aufgeben. Es ist alles nur eine Fernseh-Show, doch dann geschieht, was keine planen konnte: Etwas Tödliches.

Zwölf unterschiedliche Personen haben das Casting überstanden und dürfen nun an einer Survival-Challenge eines TV-Senders teilnehmen. Die ausgerufenen Belohnungen sind happig: der Sieger erhält ne halbe Million Dollar, der Zweite immerhin die Hälfte und der Dritte immerhin noch 100.000 Dollar. Der Moderator weist die Kandidaten ein, stellt ihnen die Mannschaft hinter den Kulissen vor und erklärt noch einmal die Regeln. Die ersten Prüfungen sind einfach, dann wird es immer schwerer - und auch fieser. Es kommt zu Verletzungen und Zank und den Teilnehmern. Bald werden die Challenges Kenntnisse vom Überleben in der Wildnis erfordern.
Aber in den Wäldern lernt man auch eine Frau kennen, die auf sich allein gestellt ist. Die durch den Wald und die felsigen Pfade wandert, sich von dem ernährt, was sie vorfindet und unbedingt ihre eigene Sonderprüfung bestehen will. Bald trifft sie auf den jungen Brennan. Der plappert unentwegt und sie würde ihn am liebsten wieder irgendwo aussetzen.

Ansonsten wäre jetzt jedes Wort zuviel bei der Inhaltsangabe. Nicht negativ, sondern es würde massive gespoilert werden. Daher wird auch dieser Part mit der Einschätzung hoffentlich nicht zuuuu lang ausfallen. Man erinnere sich an die diversen TV-Verbrechen in deutschen Landen, in denen irgendwelche Deppen irgendwo ausgesetzt oder eingesperrt werden, vermeintlich tanzen oder kochen sollen und was weiß ich noch für einen weiteren Scheiß man erdulden muss - ach ja, grottenhässliche Pseudomodels mit einstelligen IQ-Werten und selbsternannte Sangestalente, die ins TV gehen, um sich von Besserwissern ohne Manieren beleidigen zu lassen (da muss wohl in den Verträgen ganz explizit stehen, dass sie gegen die Wortwahl gewisser Großschnauzen nicht klagen dürfen.). Und genau das wird hier in dem Buch wunderbar entlarvt. Das ist der eine Handlungsstrang. Wie die Kandidaten ausgewählt werden, die Kriterien, dass jeder von denen leicht zu manipulieren ist und die man dann aufeinander hetzt. Fürs dämliche TV-Volk draußen wird alles so geschnitten, dass jeder der Kandidaten schnell einen gewissen Ruf hat. Die Nette, die Süße, der Querulant, der Naturmensch usw. Es wird Zoff erzeugt, bei den Challenges gelogen und betrogen (von denen hinter der Kamera wie von denen davor). Die Teilnehmer werden allesamt recht flach charakterisiert, aber das dürfte zu den meisten Leuten passen, die sich für den Mist nicht zu schade sind - oder Geldnot würde ich als Ausrede noch gelten lassen. Kurz - das Ganze ist hinterfotziger, verlogener Scheißdreck wie es das Buch uns lehrt. Das ist der eine Handlungsstrang. Dazu kommt aber noch der zweite, er um die Frau, die alleine unterwegs ist und die ihre Gedanken und Ängste, ihre Nöte und die aktuellen Begebenheiten als Erzählerin schildert. Hier kommt mit der Zeit ein bisschen Drama hinzu, aber man erfährt nicht, wer die Frau ist. Später nennt sie Brennan zwar einen Namen, aber das war nur der erste, der ihr einfiel. Hier wird der Leser im Dunkeln gelassen - so wie die Show auch heißt: Im Dunkeln. Was auf dem Klappentext angekündigt wird und selbstverständlich in Erfahrung bringen will, bleibt ebenso lange verborgen. So kristallisieren sich zwei Fragen heraus: Wer ist die Frau? Was passiert mit dieser angekündigten tödlichen Gefahr? Das macht den Spannungseffekt des Buches aus. Die Allianzen, die die Spieler schmieden, die Prüfungen, die gar keine wirklichen sind, die Tricks der Macher hinter der Show und die Meinungen der Kandiaten über sich und ihre Gruppe macht den unterhaltsamen Teil aus. Dieses ganze aufgeblähte Dingen, beworben ohne Ende, genauso verlogen und dennoch immer wieder von Millionen konsumiert und ebenso immer wieder entsprechend Kandidaten in der Masse der Publicity-Geilen zu finden, derartig bloßgestellt, macht irgendwie schon Spaß. Der Stil ist leicht und locker, profitiert aber auch von den Kenntnissen der Autorin, was die Wildnis angeht. Kopfkino ist angesagt und mich würde es nicht wundern, wenn man bald - wie bei den TV-Shows - den Kopf irgendwann nur noch braucht, weil da die Augen und Ohren sitzen, mit denen man den Kinofilm bewundern kann. Den Mund braucht man dazu überhaupt nicht, liebe Kinogänger von heute. Mal was Neues gesucht und gefunden. Und wie es dann so kommt, liegt plötzlich "Dark Wood" von Thomas Finn mit einer ähnlichen Thematik auch hier rum. Mal schauen, wann ich den angehe, jetzt ist erst einmal wieder einer vom Festa-Verlag dran. "Survive - Du bist allein"  mag zwar keine Pflichtlektüre sein, schon gar nicht unbedingt für die Action- und Horrorfraktion, aber ein Schnarcher ist das Buch auch nicht. Gebt ihm ruhig mal ne Chance.


jerry garcia

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Graham Masterton. Der Polizist Decker Martin hätte das Wochenende gern im Bett der Frau seines Chefs verbracht - doch nun hält ihn ein Gewalttäter auf Trab, den merkwürdigerweise niemand sehen kann. Die Spur des Unsichtbaren führt zurück in die historischen Wirren des Bürgerkriegs. Doch auch die afrikanische Santería-Religion mit ihren grausamen Ritualen scheint eine Rolle zu spielen.

Ein Mann werkelt gerade zu Hause etwas rum, da spürt er einen Schmerz und sieht dann, dass aus einer tiefen Wunde ziemlich viel Blut fließt. Fragt sich, wie er denn das geschafft hat? Doch damit nicht genug. Weitere, kleinere Schnitte folgen. Seine Frau kommt und will ihm helfen, doch sie wird vor seinen Augen enthauptet. Die eintreffende Polizei hält ihn entweder für einen Irren oder einen durchaus cleveren Mörder, der auch auf irgendwie verwunderliche Art und Weise die Mordwaffe hat verschwinden lassen. Sie geht tatsächlich davon aus, dass er seine Frau ermordet hat. Dann hilft das Glück - vermeintlich. Eine Zeugin meldet sich. Sandra, ein Kind mit Downsyndrom, und ihre Mutter. Das Kind behauptet, einen Mann gesehen zu haben, der DURCH die Tür bei den Opfern gegangen sei. Ein grauer Mann mit Bart und Flügeln. Decker Martin, mit dem Fall betraut, bittet das Kind, den man zu zeichnen. Er erhält ein derart hervorragendes Bild, dass er sich die Kleine als Porträtmalerin für den Polizeidienst wünscht. Und ahnt, dass er kaum noch zur Ruhe kommen wird und schon gar nicht mit den Gattinnen von Kollegen oder anderen Frauen seinen Spaß haben kann. Bald führt ihn ein Zufall auf so etwas wie eine Spur des Killers. Sie führt zurück bis in die Zeit des Bürgerkrieges. Währenddessen ereigenen sich aber weitere Bluttaten, eine grausamer als die andere. Bald muss er einsehen, dass gewisse Dinge wirklich nur mit einem Fluch und einem mordenden Dämon zu erklären sind. So kommt er dann an Kontakte zur Religion der Santeria und jetzt wird es erst recht ziemlich verworren für den armen Martin. Ihn plagen nun auch noch Albträume von seiner verstorbenen Freundin Cathy, er sieht sich selbst verfolgt und hat am nächsten morgen tatsächlich Kratzer an den Beinen von seiner Flucht durchs Gestrüpp.

"Grauer Teufel" kam mir schon nach dreißig Seiten wie eine Art Michael Slade light vor. Das ändert sich auch in der Folge nicht wirklich groß, aber es bleibt dabei - es ist "nur" eine brauchbare Variante von den Autoren, die unter dem Sammelpseudonym Michael Slade schreiben. Andere Vergleiche zu vielleicht weiteren Büchern von Graham Masterton kann ich nicht ziehen, da es das erste Buch ist/war, das ich von ihm gelesen habe. Und es hat mir von Beginn an gefallen. Es geht gleich zur Sache, mischt schnell unheimliche Szenen mit Thriller-/Krimi-Elementen. Und auch einen gewissen Teil Humor kann man hier nicht verhehlen. Decker Martin ist ein Filou vor dem Herren und wird auch in einem Running Gag ausgetattet, wenn er ständig irgendwelche Frauen anmacht, mit ihm mexikanisch essen zu gehen. Nicht, dass er als Solist durchs Leben ginge, aber neben zwei oder drei Mädels würden sich ein viertes oder fünftes halt auch nicht schlecht machen. Neben dem Hauch von Grusel erwarten den Leser durchaus einige recht blutige Szenarien, die aber in keinem Verhältnis zu Werken aus der Extrem-Reihe stehen, denn bis auf wenige Ausnahmen sind diese doch eher zurückhaltend formuliert. Dass hier auch die Religion mitspielt, konnte man ja dem Klappentext entnehmen, aber das Vermischen der verschiedenen Religionen und Bräuche, wird erst während der Story herausgearbeitet. Die Hintergründe werden nach und nach aufgedeckt, führen den Leser dabei auch auf falsche Fährten und vermag ihn richtiggehend zu fesseln. Vielleicht nicht die tiefsinnigste Geschichte im Angebot des Verlages, aber wollte ich das, würde ich zu anderen Werken greifen. Und selbst da ist man dann vor überraschend aussagekräftigen Autoren, die einen verflucht hohen Anspruch in ihre Geschichten einbetten, nicht gefeit. Ich sag nur Wrath James White. Zurück zu Graham Masterton und seinem "Grauer Teufel". Das Buch hat eigentlich alles, was man so von einem Horror-Grusel-Thriller erhofft. Blutig, spannend, mit einigen Anspielungen auf Filme (ob der Chango an Django angelehnt ist, weiß ich natürlich nicht) wie "Das Kabinett des Professor Bondi" oder "Die Körperfresser" und einer eigentlich dämlichen Tussi, die bei einem verheerenden Brand nur an ihre DVDs denkt. Leider bin ich auch so blöd, sodass ich sie verstehen kann. Es ist gute Unterhaltung, die ohne Schnörkel und ausschweifende Sperenzchen, die das Buch nur in die Länge ziehen würden, dem geneigten Leser vergnügliche Stunden mit Südstaatlern (dereinst im Bürgerkrieg "Die Grauen" ob der Farbe ihrer Uniformen) und ihren Bräuchen und Riten sowie einem weiterhin latent vorhandenen Misstrauen gegen die "Blauen" (damals die Armee der Nordstaaten in ihren blauen Uniformen) und einem Mörder, der aus der Vergangenheit kam, um zu strafen. Einfach selbst überzeugen. Mag das Buch die Meinungen spalten, ich bin auf der Seite, die es für einen gelungenen Grusel-Schocker mit Polizeibeteiligung halten.


jerry garcia

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Eric van Lustbader für den Nachlass von Robert Ludlum. Ein politischer Gipfel in Doha wird von einer Gruppe Schwerbewaffneter überfallen. Jason Bourne ist als Doppelgänger eines syrischen Ministers mittendrin und gerät in die Gewalt des berüchtigten Terroristen El Ghadan. Wie sich zeigt, hat der Terrorchef auch Bournes enge Freundin Soraya Moore und deren kleine Tochter entführt. Sein grausames Ultimatum: Binnen einer Woche soll Bourne den Präsidenten der USA töten. Gelingt es ihm nicht, werden Mutter und Kind sterben. Die Uhr tickt.

Jason Bourne hat mittlerweile seine Rücklagen aus der Zeit bei der CIA, Treadstone und anderen Aktivitäten nahezu aufgebraucht und muss ich daher einen Job suchen. Selbstverständlich keinen Allerweltsjob wie etwas Buchhändler oder Verleger. Er ist ja als Meister der Verkleidung bekannt und springt aus diesem Grund oft als Double für Politiker ein, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht persönlich an irgendwelchen Sitzungen teilnehmen wollen. Das führt ihn nach Doha, wo er einen syrischen Minister vertritt. Was er nicht ahnt, ist die Tatsache, dass er damit einem Terroristen geradezu vor die Flinte läuft. El Ghadan metzelt alle Teilnehmer außer Bourne nieder. Den lässt er am Leben - und hat dafür auch einen Grund: Der Terrorführer hat Soraya, ihren Mann und deren Tochter Sonya entführt, um ein Druckmittel gegen Bourne zu haben. Den Mann lässt er vor laufender Videokamera erschießen, sodass Jason Bourne den Ernst der Lage eindeutig erkennen kann. Soraya und Sonya werden sterben, wenn der abtrünnige Agent nicht binnen sieben Tagen den US-Präsidenten tötet. Jetzt hängt alles an ihm, sich unter allen Umständen mit diesem Dilemma zu befassen und selbst ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Ein weiteres Problem stellen die Israelis dar, die ebenfalls auf der Jagd nach dem Terroristen sind. Glücklicherweise ist beim Mossad auch Sara aka Rebekka eine der führenden Agentinnen - und die Freundin von Jason Bourne. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird in Amerika Camilla, die Geliebte des US-Präsidenten und Chefin des Secret Service, der zum Schutz des Staatenlenkers immer um ihn herum ist, in ein teuflisches Spiel verwickelt. Alle Fäden laufen in Singapur zusammen. Doch wer ist nun ein Feind von Jason Bourne und wer wird auf seiner Seite stehen?

Dass Robert Ludlum schon seit über fünfzehn Jahren verstorben ist und nur noch als "Marke" (sehr zynisch) von seinen Verlagen geführt wird, dürfte hinlänglich bekannt sein. Ebenso wird ja mit Tom Clancy verfahren. Nun wollte man weiter an den von Robert Ludlum konzipierten Figuren verdienen und hat einige Co-Autoren engagiert, die ihre eigenen Ideen auf Grundlage der Vorlage des Großmeisters einbringen und diverse Reihen weiterführen. Für Jason Bourne ist das ausschließlich Eric van Lustbader, der zuvor ja schon lange Zeit als eigenständiger Autor einige Erfolge vorzuweisen hatte. Van Lustbader ist gut, keine Frage, aber er kann dem Meister nicht das Wasser reichen. Seine Geschichten um den Mann ohne wirkliche Identität wiederholen sich mittlerweile ebenso wie damals die Staffeln bei "24". Es ist okay, immer noch besser als der meiste andere Quark auf dem Markt (abgesehen von reinrassigen Actionkrachern, die es aber nur beim Festa-Verlag zu bestaunen gibt!!!), aber nichts Besonderes mehr - und die Romane schwächeln auch durch das Fehlen wirklich undurchschaubarer Intrigen und Ränkespiele Marke Ludlum. Seit etlichen Büchern sind die Rollen doch klar verteilt, wirklich Überraschungen hinsichtlich irgendwelcher Drahtzieher bleiben aus, Gut und Böse werden klar getrennt und wenn sich hier der eine oder andere von Feindeseite fast schon bekehren lässt, wird er dann zum zu betrauernden Opfer seiner früheren Kampfgefährten. Erspart dem Autor das Eliminieren einer Hauptfigur. Und da das Buch vor starken Frauen nur so wimmelt, durfte natürlich keine davon dem Terror nachgeben und möglicherweise den Heldentod sterben. Der Präsident aber ist hier mal kein starker Verteidiger des Glaubens und der Nation, auch keiner dieser Linkmichel, die ihre Wähler und Mitarbeiter hintergehen. Nö, er ist eher wie eine Kopie des Typen aus der Serie "Scandal" - ein Schwachkopf, der den Hosenstall nicht zulassen kann, seine Frau betrügt und ständig notgeil von Liebe winselt. Hätten nur noch ein paar Tränchen gefehlt. Ja, es gibt viele Pläne hinter den Plänen in dem Buch. Es gibt fiese Tricks, mit denen man die Menschen täuschen will, man lernt Figuren kennen - und manchmal schätzen -, die mehrere Identitäten ihr Eigen nennen. Doch alles ist aufgedröselt und wird dem Leser sofort eingetrichtert. Die Action passt, der Unterhaltungsfaktor ist auch okay, doch so richtiges Bourne-Feeling will sich nicht mehr einstellen. Und wieso ein jahrelang erprobter Agent, der mit List und Tücke so seine Erfahrungen machen musste, einen solchen Doppelgänger-Job für Politiker anscheinend ohne ihn zu hinterfragen übernimmt, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Echt jetzt - wofür brauchen Politiker Doppelgänger? Um hinter dem Rücken aller Anderen etwas Mieses auszuhecken, irgendjemanden zu betrügen oder zu hintergehen oder weil sie von etwas wissen, das vor Ort, wo sie sein sollten, geschehen soll. Wenn man einem "echten" Ludlum die Höchstwertung gegeben hat (verdientermaßen), dann wäre dieser hier mit 7,5/10 korrekt bedient. Übrigens hat das Buch rund 510 Seiten Roman und rund weitere 18, die man mit Hin weisen zu den anderen Bourne-Büchern gefüllt hat. Und auf der Rückseite des Buches noch eine uralte Lobpreisung der Newsweek für den einzig wahren Robert Ludlum abgedruckt. Keine Mittel werden gescheut, um ein Produkt ans zahlende Volk zu bringen.


jerry garcia

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Bernard Minier. Eine Frau verliert die Kontrolle über ihr Leben. Ein Stalker manipuliert mit perfiden Methoden. Ein Kommissar kämpft mit den Schrecken der Vergangenheit. Wer ist Täter? Wer ist Opfer?

Toulouse: Das Unheil beginnt mit einem verstörenden anonymen Brief eines vermeintlichen Selbstmörders. Zunächst glaubt Radio-Moderatorin Christine Steinmeyer an einen Irrläufer, der da in ihrem Briefkasten gelandet ist. Doch dann meldet sich in ihrer Live-Radiosendung ein Mann zu Wort, der Christine für den Tod eines Menschen verantwortlich macht. Zeitgleich erhält Kommissar Martin Servaz einen Hotelzimmerschlüssel zugeschickt. Zimmer 117, im Hotel Wilson in Toulouse. Dort hatte sich vor einem Jahr eine Künstlerin auf grauenvolle Art das Leben genommen. Angeblich. Wer ist der ominöse Absender dieser Schlüssel-Botschaft? Während sich Servaz auf die Suche nach der Person macht, die ihm den Schlüssel zugesandt und herausfinden will, was die damalige Selbstmörderin damit zu tun hat, wird die Radiomoderatorin immer mehr in die Enge gedrängt. Man dringt in ihre Wohung ein, verletzt ihren Hund, pinkelt auf die Türmatte, isoliert sie von den Kollegen. Bald ist ihr Job futsch, ihr Liebhaber glaubt ihr kein Wort und lässt sie im Stich. Selbst ihre Nachbarn halten sie für eine gefährliche Verrückte. In ihrer Not lädt sie einen Clochard in ihre Wohnung ein, um überhaupt jemand zum Reden zu haben. Der erweist sich dann auch noch als überaus gebildeter Mann und seine Geschichte ist ihrer durchaus ähnlich. Unterdessen findet der eigentlich immer noch krankgeschriebene Servaz eine Spur, die sich bald mit den Geschehnissen um die Radiomoderatorin kreuzt.

Was die Geschichte des Kommissars Martin Servaz angeht, sollte man die beiden Vorgängerbücher "Schwarzer Schmetterling" und "Kindertotenlied" schon kennen, da immer wieder Verweise auf die düsteren Taten eines Verrückten auftauchen, die dafür sorgten, dass der Polizist weiterhin krankgeschrieben ist. Darunter auch wesentliche Teile, die zu seiner Marianne bzw. deren Tod führten. Wieder eine etwas andere Kost, etwas schwerere von Bernard Minier. Es dauert seine Zeit, bis man Zugang zu dem Buch erhält. Vorerst wird die Handlung die meiste Zeit aus der Sicht von Christine erzählt, die nach und nach bald selbst an sich zweifelt, so sehr wird sie von einem - oder mehreren? - Unbekannten getriezt. Und sie muss auch bald feststellen, dass sie nicht gerade zu den beliebtesten Menschen in Toulouse zählt. Die Kollegen mögen sie nicht, die Nachbarn ebensowenig. Doch je mehr Zugang der Leser zu ihr und ihren Gedanken erhält, umso mehr kann er in einigen Punkten mit den Nachbarn mitfühlen. Und mit Fortschreiten der Aktivitäten der fremden Stalker nimmt auch der Spannungspegel stetig zu. Dazu bei trägt dann auch die Suche von Servaz. Als er dann auch Zusammenhänge entdeckt, die dem Leser zwar einen gewissen Aha-Effekt entlocken können, aber ihm noch lange nicht, beginnt ein komplexes Verwirrspiel, das nur scheinbar etwas aufdeckt und dann doch wieder einen Haken schlägt. War ich zwischendurch schon mal der Meinung, ich hätte einen Psychothriller der gewohnten Art vor mir - was für Bernard Minier ein Rückschritt gewesen wäre -, wurde der letzte Akt so richtig durcheinandergewirbelt und weist so die eine oder andere kleine perfide Spitze auf, die das Ruder aber so richtig rumreißt. Dann ist es wieder das düstere, beängstigende Werk eines exzellenten Autors namens Bernard Minier, das den Leser schwer beeindruckt hinterlässt. Ein Thriller mit vielschichtigem Hintergrund, an den nur schwer durch andere Autoren heranzukommen ist. Da müssen sie sich ganz schön strecken. Und ja, es wird einen weiteren Roman um Martin Servaz geben. In der Zwischenzeit kann man sich ja mit dem demnächst erscheindenen rund 950 Seiten umfangreichen Werk von Jean-Christophe Grange mit dem Titel "Purpurne Rache" trösten und überprüfen, ob der wieder an seine frühere Klasse anknüpfen und sich mit seinem Landsmann messen kann. Klare Leseempfehlung für Freunde des gepflegten und cleveren Psychothrillers.


jerry garcia

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Graham Masterton. Die Skelette von elf Frauen werden auf dem Acker einer Farm im ländlichen Irland gefunden, grausam verstümmelt und bei lebendigem Leib gehäutet. Die Ermittlerin Katie Maguire stellt nach ersten Untersuchungen fest, dass die Toten schon seit vielen Jahrzehnten unter der Erde liegen. Ihr Vorgesetzter will den Fall bereits zu den Akten legen, da taucht ein frisches Opfer auf. Welche Verbindung besteht zwischen dem Killer der Gegenwart und den Toten aus der Vergangenheit? Und warum sind merkwürdige Stoffpuppen an die Oberschenkelknochen sämtlicher Leichen gebunden? Katie Maguire stößt auf ein uraltes Ritual und muss den Mörder stoppen, bevor er erneut zuschlägt.

Auf der Farm von John Meagher, nach dem Tod des Vaters aus den USA wieder nach Irland zurückgekehrt, werden bei Arbeiten an der Scheune Knochenfragmente und dann Schädel gefunden. Die alarmierte Polizei lässt weitergraben und man befreit im Endeffekt dann ELF Leichen von Frauen aus ihrem unfreiwilligen Grab. Die Aufsteigerin bei der Polizei, Katie Maguire, übernimmt den Fall. Schon bald stellt sich heraus, dass weder der Farmer noch seine Leute etwas mit den toten Frauen zu tun haben. Die liegen nämlich schon länger unter der Erde. Doch bald ändert sich die Sachlage: Auf dem Feld wird wieder etwas gefunden. Knochen, auf eine ganz bestimmte Art und Weise angeordnet - und frisch. Jetzt ist eine dringlichere Verfolgung der Vorgänge geboten. Gar nicht gut kommt da das Privatleben der Polizistin ins Spiel. Ihr Gatte ist seit dem Tod des gemeinsamen Kindes in die Nähe der Kriminalität gerutscht, was Maguire in ihrem Beruf UND bei ihrem Standing absolut nicht gebrauchen kann. Dennoch lässt sich ihr Gatte nicht beeinflussen und macht seine illegalen Geschäfte weiter - und die Beträge, um die es dabei geht, sind nicht gerade gering. Mit ihm zu reden, ist vergebene Liebesmüh. Und der Fall, an dem sie arbeitet, wird immer myteriöser. Die Püppchen, die an den Knochen des völlig abgeschabten Beines gebunden sind, deuten auf ein Ritual hin, dem der Mörder folgt. Schon seit langen Jahren folgt. Die Nachforschungen führen sehr weit zurück in der britisch-irischen Geschichte und deuten ein Komplott an, das es in sich hat und viel in den internationalen Beziehungen verändern würde, sollte es je ans Tageslicht kommen.

Zu Beginn sein dann gleich erwähnt, dass es sich hier um einen nahezu lupenreinen Thriller handelt (Das "nahezu" wird im späteren Verlauf noch geklärt.) und nicht um einen der auch von mir so geliebten und von den Großverlagen so verächtlich aussortierten Actioner Marke YouAss of A-First handelt. Ich nenne mal zuerst die kleinen Schwächen, die mir auffielen. Schon nach rund 30 Seiten ist für Vielleser klar zu erkennen, dass sich laut Autor zwischen Polizistin und Farmer irgendwann etwas eher Romantisches entwickeln soll. Das irische Setting ist gut, wird mir aber - also ausschließlich meiner Meinung nach, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt - von Adrian McKinty oder Shaun Hutson (Ich vermisse den weiterhin in der Festa-Autorenliste!! Sorry, wollte unbedingt geschrieben werden.) gefälliger inszeniert. Tja, und als ein cooler Spruch auf eine Provokation angebracht gewesen wäre, soll Maguire nur ein:"Sie stinken aus dem Mund." eingefallen sein. Schwach (wird später aber etwas besser). So, fertig mit dem Gezicke. "Bleiche Knochen" entwickelt sich so nach und nach, kommt erst langsam auf Touren, hat es dann aber stellenweise wirklich in sich. So manche Szene hat der eine oder andere Verlag seinen gesteuerten Massen auch schon als Horror verkauft. Einige "Knochenspiele" und etwas "Gedärmskulptur" sind ebenso enthalten wie fast schon "niedliche" Sexszenen. Die Figuren bekommen durchaus Tiefe verliehen, wobei mich etwas gestört hat, das leider bei so ziemlich jedem Autor zum Tragen kommt und daher diesem Buch speziell nicht angerechnet werden kann: Müssen die Personen, um intensiver wahrgenommen zu werden oder auch um die Lesersympathie zu erhaschen, denn jedesmal mindestens eine bis zehn Tragödien hinter sich haben und dann noch mit einer weiteren kämpfen? Maguire hat ja schon genug damit zu tun, echte Anerkennung für den Job zu bekommen, den sie macht und nicht nur als Quotentrine ohne Ahnung hingestellt zu werden. Schönes Frätzchen für die Presse und nix dahinter. Dagegen kann sie kaum genug Erfolge bei Verhaftungen erreichen, um ihre Reputation als Polizistin zu untermauern. Und ihr ureigenes Trauma mit dem Tod ihres Kindes, dessen Folgen sie besser verbirgt als ihr Gatte, geht auch nicht spurlos an ihr vorbei. Und gerade der Gatte, der sie unterstützen sollte, macht ihr das Leben noch schwerer, nutzt dabei den Tod des Kindes als Ausrede für seine Ausflüge in die Illegalität. Dadurch wird sie auch noch gezwungen, sich mit einem der führenden Bosse der Gegend auf einen Deal einzulassen, um ihren Mann Paul vor größerem Schaden zu bewahren. Nicht gut, einem solchen Mann einen Gefallen schuldig zu sein. Dieser Part wiederum passt hervorragend in die Szenarien, die man von Polizeiarbeit in kleineren Städten weltweit kennt, wo man sich irgendwie arrangieren muss und lebt und leben lässt. All das passiert auf dem Weg zu der Klärung des Falles, der plötzlich auch einen schönen und kalten Schauer des Übernatürlichen völlig unaufdringlich Einzug halten lässt (Jetzt wäre das "nahezu" auch erläutert.) und die schon erwähnte Konspiration der britischen Regierung im 1. Weltkrieg als eine erbärmliche und menschenverachtende Aktion zumindest theoretisch in den Raum stellt.  Insgesamt ein guter Thriller, der Platz für mehr hat, aber gegen Ende schon gut aufträgt. So darf die Reihe gerne weitergehen. 7,5 von 10 wäre er mir schon wert, der Roman von Graham Masterton aus dem Festa-Verlag..


jerry garcia

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M. F. Korn. Ein junger Mann träumt davon, ein berühmter Pianist zu werden, und dazu bedient er sich okkulter Mittel. Mit dieser fabelhaften Fähigkeit kommen auch der Schmerz und der Geist, dessen Gaben er sich bemächtigt hat und der ihn warnt, dass genau das geschehen würde. Er ist nicht das erste Opfer, aber kann er das letzte Überlebende sein?

Mark Connor studiert in der kleinen Stadt Hemsdale Musik, Hauptrichtung Klavier. Er kam von einem anderen Studiengang Ingenieurswesen, den er aber geschmissen hat. Sein Vorspielen beim Professor war gut genug, um aufgenommen zu werden. Er lernt seinen Zimmerkollegen kennen und findet auch bald Anschluss. Aber sein erster Ansprechpartner bleibt vorerst Kirby. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Kirby ist sehr religiös, was Mark darin bestärkt, ihm nichts von seiner Okkultismus-Sammlung zu erzählen. Eines Tages findet er in einem alten Antiquariat das Necronomicon und erwirbt es. Mithilfe des Buches geht sein Wunsch in Erfüllung, ein überragender Pianist zu werden. Er wird bewundert, hat eine Freundin und alles läuft wunderbar. Doch er verändert sich auch langsam aber sicher immer mehr. Bald sind seine Beziehungen zerbrochen, er selbst zerstört sie durch sein umögliches Benehmen. Kirby muss am meisten leiden, da er sich ja das Zimmer mit ihm teilt und es plötzlich umdekoriert vorfindet. Keine Bilderchen aus dem Playboy mehr an den Wänden. Irgendwann riecht es merkwürdig in dem Raum, doch Mark hat immer eine Erklärung parat. Und sein Professor wird nicht müde, sich im Ruhm seines Schülers zu sonnen. Aber da ist dann auch noch Junior, dem manche als den Dorfdeppen bezeichnen, obwohl er für seine Behinderung nichts kann. Doch zusammen mit den Beschwörungsformeln seiner verstorbenen Mutter, deren Grab er jeden Abend auf dem Friedhof besucht, und einer Portion LSD kann er in einem Raum bald eine wabernde Gestalt in einem Trenchcoat erkennen. Immer wieder sagt er den Satz: "Rachmaninoff muss sterben!". Und all das, bevor Mark das Konzert seines Lebens geben soll, auf das alle so gespannt sind.

"Rachmaninoffs Geist" ist ein relativ unblutiger Roman, der dafür aber einen nicht geringen Anteil an Okkultismus und Besessenheit bietet. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der sein Leben und seine Seele im Prinzip verkauft, um ein berühmter Pianist zu werden. Der Beste von allen. Das Buch steigt mit einer Vorgeschichte in folgenden Horror ein. Danach lernt man Mark kennen, der endlich in seinem Leben seiner von ihm erträumten Berufung folgen will. Als Pianist ist er eigentlich kaum mehr als Mittelmaß ohne Chance auf Bewährung. Die bekommt er durch das Necronomicon. War er zu Beginn ein freundlicher, junger Mann ohne Arg im Sinne, ändert sich das immer mehr, je größer seine Erfolge hervorstechen. Er verändert sich, verprellt Freunde und Freundin, verkennt Warnungen, die ihm immer wieder in verschiedenster Form dargebracht werden. Rachmaninoffs Geist hat Besitz ergriffen und fordert bald seine Rechte ein und dafür sind Opfer nötig. Nicht jeder überlebt die Obssession und die Leidenschaft, mit der Mark sich seinem Ziel nähert. Aber genauso nähert er sich dem Zusammenbruch. Es folgt eine Choreographie des schleichenden Grauens, der Veränderung eines menschlichen Wesens, der Warnungen und der Drangsal aus dem Jenseits. Und dann die grauenhaften Visionen, die Mark irritieren, aber ihn nicht innehalten lassen. Doch es gibt auch Hoffnung. Die Grundzüge der Story dürften eigentlich jedem einigermaßen geläufig sein, vermute ich mal. M. F. Korn inszeniert seine beängstigende und unheimliche Version in einem recht leicht lesbaren Stil, der die Spannung trotz bekannter Elemente immer weiter steigert und immer wieder einen Bezug zur Kunst aufbaut, die nicht nur aus dem Klavierspiel und Koryphäen des Metiers besteht. Aber er lässt auch die Gier nach Ruhm auf Kosten anderer ins Spiel kommen. Da wollen sich Menschen bereichern und in einem Rampenlicht sonnen, das ihnen gar nicht zusteht, wollen mit der Leistung eines ihnen anvertrauten Schülers selbst in den Ruf eines Genies gelangen, ohne dabei auch nur ansatzweise daran zu denken oder mitzubekommen, was mit dem Jungen geschieht. Dann ist da ja noch der gehandicapte Junior. Mich hat er anfangs etwas an Odd Thomas von Dean Koontz  erinnert, später wurde er aber mehr zu einer Figur, wie sie in jedem klischeehaften Gruselfilm vorkommt. Und der Schluss? Sich dazu seinen Teil zusammenzureimen, sei jedem selbst überlassen. Für mich ergab sich insgesamt solide, gute und unterhaltsame Kost etwas abseits meines gewohnten Lesestoffs. Wer weniger blutrünstige Lektüre schätzt, sich aber einen Schauer über den Rücken jagen lassen will, der ist hier nicht auf dem falschen Pfad.


jerry garcia

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Ian Graham. Viele Jahre lebte Declan McIver, ein ehemaliger IRA-Terrorist, unter dem Radar, aber sein Leben sollte sich schlagartig ändern. Als ein Treffen mit einem alten Freund buchstäblich in Flammen aufgeht, findet sich Declan auf der Flucht vor einer schattenhaften Verschwörung wieder, die vor nichts Halt macht, um ihre niederträchtigen Absichten um ein streng gehütetes Geheimnis zu wahren.

Declan McIvers freut sich, seinen alten Freund und Mentor Abidan Kafni, einen israelischen Fürsprecher für den Kurs gegen den Terrorismus, den besonders die USA und Israel bestimmen wie sie auch festlegen, was Terrorismus überhaupt ist und von wem er begangen wird. Bei dem Empfang soll Declans Freund auch eine Rede halten. Diverse Politiker und Prominente sind schon im Saal und freuen sich auf kostenfreie Bewirtung, während nur die extremsten Fürsprecher eines gewissen politischen Kurses den Beginn der Reden kaum abwarten können. Doch dazu kommt es nicht. Von draußen vor dem Eingang kommt kurz nach einem gewaltigen Knall eine alles durcheinander wirbelnde Druckwelle, die Tische und Dekorationen zusammen mit Menschen und auch Teilen des Gemäuers durch den Saal fegen. Es gibt Tote und Verletzte. Nachdem Declan seine Gattin an einen vermeintlich sicheren Platz gebracht hat, rennt er nach draußen, erkennt, dass da wohl eine Autobombe am Werk war und die Tat auf den eigentlichen Sicherheitsdienst zurückzuführen sein muss. Er kann gerade noch einen Wagen wegfahren sehen, vermutet, dass die vielleicht hinter seinem Freund her sind und schnappt sich einen der unbeschädigten in der Nähe stehenden Schlitten und rast hinterher. Wie erwartet, fahren sie zum Anwesen von Kafni. Er stellt den Wagen ab und schleicht sich an. Zwei Täter kann er unschädlich machen, bekommt dabei aber soviel ab, dass er nicht mehr richtig auf den Beinen ist und nur verschwommen sieht. Leider muss er sehen, wie man seinen Freund wohl köpft und insgesamt zehn Feinde mit dem blutigen Kopf in einem Sack das Gelände verlassen. Was er nicht erwartet, ist ein Besuch eines FBI-Mannes im Krankenhaus, der in ihm sehr bald einen Verdächtigen sieht und ihn festnehmen will. Declan flieht und macht sich dadurch erst recht verdächtig. Damit nicht genug - hinter den Kulissen strengen sich andere Kräfte an, ihn ebenfalls für immer unter die Erde zu bringen. Bald wird er von diversen Behörden in Amerika, aber auch im Ausland gehetzt und die Terroristen und andere Gruppierungen eifern denen richtig nach. Es scheint, die ganze Welt will McIvers tot sehen.

Zwei Prologe, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben, führen den Leser in eine turblente Geschichte, in der viele Erklärungen sich erst spät einstellen. Warum in dem einen Fall des Grenzübertritts Zeugen nicht beseitigt werden, aber nicht. Die wären noch nicht einmal vermisst worden. Nach der Vorstellung der wichtigsten Figuren geht die Hatz auch schon los. Auch wenn Ian Graham jetzt noch nicht zu einem Matthew Reilly, für mich noch immer der Maßstab für einen überaus rasanten und schnellen Action-Reißer, oder Leuten wie Ben Coes und Mark Greaney ohne die "Clancy-Fesseln" heranreicht, der Weg ist bereitet - und er ist gut. "Black Shuck - Alte Wunden" bietet einen (un-)gesunden Mix aus altem Terrorismus, neuen Bedrohungen und hinterhältigen Verschwörungen. Lange bleiben Wendungen aus, die man nicht schon von Weitem kommen (sehen) lesen konnte, aber auch da ändert sich dann gegen Ende etwas. Etwas unschön ist, dass neben dem unerschütterlichen Glauben an Amerikas Kämpferseelen und deren Recht jedes Recht zu brechen, was ja so ziemlich jeder America First-Thriller beherzigt nun auch noch Israels mehr als nur fragliches Vorgehen mit jedem Wort legitimiert wird. Kein Gedanke daran, wie man sich dort das Land genommen hat, Engländer ermordete, um nicht mehr unter Aufsicht der Briten zu stehen und immer weiter in palästinensisches Gebiet eindrang und jeden, der dagegen Protest einlegte, einfach beseitigte. Und wenn dann mal wieder der Zeitpunkt gekommen ist, den Libanon oder Syrien und die Palästinensergebiete zu zerbomben, wird die internationale Staatengemeinschaft zu "Geberländern" degradiert, allen voran natürlich Deutschland, das von Israel selbstgerecht immer noch als Schuldiger für alle israelischen Schandtaten ausgemacht und ständigen Geldquell behandelt wird, und zur Kasse gebeten. Zwei Jahre später wiederholt sich das Ganze, weil Israel mal wieder Flüchtlingslager bombardieren musste. Oft auch auf Provokation oder einen tatsächlichen Angriff hin, aber meist ohne Maß. Also nehmen nun zwei Nationen das Recht in ihre Hände, während die UNO mal wieder wegschaut. So geht die Jagd auf McIver international vonstatten und auch Irland sowie England werden zu Locations eines umspannenden Verschwörung. Und dann kommt auch die Erklärung worauf man lange warten musste. Warum war Declan bei der IRA? Die Geschichte ist ein ziemlich geschöntes Stück Rechtfertigung, aber nirgends werden die Taten erwähnt, die er in zehn Jahren bei der Terrorgruppe begangen haben dürfte. Zehn Jahre IRA und alles rechtens? Hm, fraglich. Dennoch gewinnt der Mann schon gewisse Sympathiepunkte, nur eine einleuchtendere beschreibung wäre besser gewesen - meine ich. ABER - das jetzt außen vor, dann ist vieles recht schlüssig, die Action toll und auch meistens sehr gut inszeniert, kommt mit Fortschreiten der Story immer mehr Klarheit in die Zusammenhänge, wird die Geschichte der IRA recht gut und lesergerecht dargestellt, tauchen dann auch erste Verbindungen auf, die man zwar schon kannte, aber deren Auswirkungen möglicherweise neu sind. Afghanistan in dem Zusammenspiel für mich ja nie einen Gedanken dran verschwendet, obwohl naheliegend. Und dann etwas, das mich auch sehr gefreut hat: es werden nun einmal nicht alle Probleme auf einmal gelöst in den rund 530 Seiten. Es bleiben lose Fäden. Das könnte in weiteren Büchern aufgeklärt werden und vielleicht auch etwas mit meinen Bedenken hinsichtlich Declans Werdegang aufräumen, doch bisher gibt es nur zwei E-Book-Shorties. Ein Terrorist als Held, der von seinem Schöpfer-Autor noch nicht einmal mit irgendeiner Erklärung zugunsten des Mannes (Strafe verbüßt, Anschlag vereitelt oder so) wieder zu alten Mitteln greifen kann und darf, obwohl er damals aus irland nur abhaute, als es brenzlig wurde, ist meine Sache so jetzt nicht. Abgesehen von meinen Bedenken zu diesem Hintergrund der Figur ist das Buch eine verdammt gute Action-Veröffentlichung und macht auf jeden Fall neugierig auf mehr - und hier hat der Verlag noch so das eine oder andere Pfund in der Hinterhand. Also mal schön auf weitere Publikationen des Luzifer-Verlages geachtet. Ian Graham ist eine feine Fundsache von Herrn Janssen, seines Zeichens Verleger und Gründer vom vorgenannten Betrieb, die er sicher nicht beim Fundbüro abgeben sollte. Ebenso wenig auch den unglaublich begabten Cover-Illustratoren, der sich für sein Talent garantiert an Luzifer verkauft hat. Okay, kleines, schlechtes Witzchen zum Schluss (warum sollen meine Witze besser sein, als meine sonstigen Texte.). Der Mann versteht es wahrhaft, einen unschlüssigen Kunden mit seinen Titelbildern zu locken und ihm die Kaufentscheidung zu erleichtern - pro-Buch natürlich. Ich empfehle jedenfalls en Erwerb von "Black Shuck - Alte Wunden" den Freunden actionreicher Politthriller-Kost.


jerry garcia

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Shane McKenzie. Sie schämen sich für ihre Tochter. Darum haben sie Natasha seit ihrer Kindheit eingesperrt. Doch endlich gelingt ihr die Flucht. Natasha hat nur einen Wunsch: So wie jeder andere Mensch möchte auch sie geliebt werden. Aber wer verliebt sich schon in eine entstellte Monstrosität?
Natasha sucht ihren Prinzen - egal, wie viel Blut das kosten wird.

Natasha lebt bei ihren Eltern, doch die halten sie in einem Raum versteckt, den sie nicht verlassen darf. Selten zum Waschen oder sonstige Bedürfnisse ins Bad. Abwechslung hat sie nur durch ihre Puppe mit dem glatten Porzelangesicht und durch die vielen Modemagazine, die ihre Mutter ihr überlässt, sondern auch mit der Serie NICU, in der ihre Mama der Star gewesen ist. Natasha hört immer wieder ungewöhnliche Geräusche und Stimmen aus den anderen Räumen, kann sich aber nicht vorstellen, was da passiert. Während die Mutter sie immerzu misshandelt, scheint ihr Papa sie zu lieben. An ihm und ihrer Puppe hängt sie, an ihrer Mutter absolut nicht. Doch eines Tages kann Natasha aus ihrem Zimmer entkommen, weil ein Einbrecher ihr den Weg freimacht - unabsichtlich natürlich. Und nachdem der Einbrecher den brutalen "Dank" von Natasha erhalten hat, kümmert sich Natasha um ihre Mutter und deren Freunde. Nach vollbrachter Tat zieht sie in die Welt hinaus, um ihren Prinzen zu suchen. So wie im Fernsehen und der Serie NICU.
Andernorts macht sich Bruno größere Sorgen um seine Gesundheit. Er ist ein Dealerstudent, der seine Kommilitonen mit jedem Stoff versorgt, den sie brauchen. Doch der Absatz der letzten Lieferung ging in die Binsen, weil ihm ein Neuling und somit ehrgeiziger Wachmann am College, das Zeug abgenommen hat. Seine Chefin, eine brutale Walküre namens Matilda, und ihre Kohorten nehmen ihn in die Mangel. Eine Chance hat er noch - eine. Zusätzlich versiebt er seine letzte Prüfung und darf somit noch eine Runde drehen. Durch seine Verkäufe auch mit dem Leiter einer sehr exklusiven Studentenverbindung bekannt, versucht er, dort sein Glück und den Stoff loszuschlagen. Da die Meisten der Clowns trotz einstelliger IQ-Werte, die schon fast dem dauerhaften Werten ihres Blutalkoholspiegels ähneln, und extremer Lernfaulheit ihre Abschlussprüfungen bestanden (mit sehr großzügiger Unterstützung der Eltern und deren finanziellem Engagement für die Schule) haben, steht eine große Feier an. Dazu wollen sie einen alten Einsiedler überreden, ihnen ein Grundstück für den Abend der Abende zu überlassen. Das der Mann eh schon grantelig ist und Kerle vom Hof jagen würde, werden drei Mädels geschickt. Und so kommt Elli ins Spiel.
Elli ist ein Erstsemester und die Schwester von Dirk, dem Obermacker der Burschenverbindung. Bruno hat schon ein Auge auf sie geworfen, was Dirk natürlich nicht weiß. Und gerade Dirk fragt Bruno, der ja noch etwas länger bleiben muss, ob er auf Elli aufpassen kann, wenn Mr. Macker weg ist. Elli zählt auch zu den drei Mädels, die den alten Mann weichkochen sollen. Nicht so einfach, wenn der Sturkopf sich dauerhaft (standhaft wäre das falsche Wort, wie er später im Buch erklärt) weigert und noch nicht einmal, als Blondie ihm ihre Titten zeigt. Nur Elli scheint intelligent genug, um sich mit dem ollen Knacker zu unterhalten. Aber vorerst müssen sie unverrichteter Dinge abziehen. Aber Dirk hat ja noch so seine Ideen.
Und all diese Menschen werden später in irgendeiner Form von Bezug zu Natasha stehen.

Natasha ist zwar ein Koloss mit schier unmenschlichen Kräften, größer und stärker als "Conan, der Barbar", aber gerade auf sie passt der Begriff des Dramas, der auf der Umschlagrückseite benutzt wurde am Treffendsten. Vom Autor wurde sie durchaus an realen Personen mit einer gewissen Behinderung, die diesen Menschen einen kräftigen Körper zugesteht, skizziert und dann mit der Fantasie eines Autors noch überdimensionert sowie zusätzlich mit anderen unheimlichen Eigenschaften ausgestattet. Doch eigentlich ist sie ein ungewolltes Kind. Ein Balg, das der Mutter die Karriere als Filmstar versaut hat. Muttern war von einem formidablen Aussehen, alle haben sie bewundert, waren geblendet von ihrer Schönheit. Die TV-Serie NICU war der Weg zum Durchbruch als Filmstar. Und dann kam das Kind, ging die Schönheit. Den Frust ließ die Mutter dann an dem Kind aus. Weggesperrt, von anderen Menschen und von jeglicher Bildung ferngehalten, gepeitscht, geschlagen und getreten von ihrer Mutter und auch deren Besuchern, von denen Papa nichts wusste. Nur Papa versorgte sie mit Essen und Triken. Er liebte sie. Das wusste sie immer. Aber sie wollte so geliebt sein wie sie es in der Serie gesehen hat. Daher sucht sie nach ihrem Prinzen. Ihr erstes Opfer bringt sie nicht absichtlich um, sie konnte ihre Kräfte nicht einschätzen. Doch als sie dann ihre Mutter und mehrere Männer bei ihr zerfetzt, war dieses ominöse "Erste Mal", nach dem jeder weitere Mord leichter fallen sollte, schon weit hinter ihr zurück. Um schön zu wirken drückt sie sich das Porzellangesicht ihrer Puppe auf ihr eigenes Antlitz. Ob dieser Idee weiß man nicht, ob man mit dem Kind noch Mitleid haben soll wie zu Beginn oder sich wegen dieses neu erschaffenen Monsters gruselt. Der Grusel legt sich bald und schlägt in pures Entsetzen um. Denn nachdem die Vorgeschichten der wichtigsten Personen erzählt sind, wird gekotzt bis zum "Erbrechen" (Ja, das musste jetzt sein.), gemetzelt, zerstückelt, entdärmt was das Zeug hält. So einige Foltermethoden kommen zum Tragen und auch später einen Moment, der etwas an Horrorschinken wie Freitag, der 13. erinnert. Furchteinflößende Geräusche aus dem Dunkeln, Rascheln im Unterholz. Aber im Zuge ihres blutigen Zugs durch die gemeinde auf der Suche nach ihrem Prinzen sind bei mir die Sympathien für das arme Ding dann doch abhanden gekommen und haben sich auf die ruhige und bodenständige sowie intelligente Elli konzentriert. Bruno, der Dealer, der auch so eine ziemliche Horrorfamilie sein eigen nennen darf, konnte bei mir gar nicht punkten. Matilda und ihre Truppe sowie die privilegierte Faulenzerstudentenbrut schon gar nicht. Ebenso flöten geht nach einer gewissen Zeit auch ein großer Anteil von Spannung, Humor blitzt nur hin und wieder auf (Bei Officer Laymon musste ich einfach an den schon verstorbenen Autor denken), der Rest ist blutrünstiges Gemetzel der ekligsten Sorte. Was absolut kein Nachteil ist, man hat sich ja schon durch so manches Extrem-Exemplar gearbeitet, das die dunklen Gelüste zufriedenstellen konnte. Womit wir auch schon bei der Zuordnung zur Reihe wären - "Baby Doll" hätte sich durhaus einen Platz an der Sonne bei der Extrem-Reihe verdient. Da wird gematscht, gevögelt oder Schwänze zerlegt, dass es eine wahre Pracht ist. Eine echte Zerreißprobe für jeden Körper. Leider auch Kill the Thrill. Da hapert es etwas. Das Buch aus dem Festa-Verlag könnte aber auch einen guten Appetitzügler abgeben, wenn Natasha sich wie ein wildgewordener Pitbull durch die Figuren beißt - und dabei immer ihren Prinzen sucht. Ob sie ihn findet? Selber lesen. Sollte ich Punkte vergeben und mich dabei nicht von Anspruchsdenken verleiten lassen, wäre ne 8 drin. Wer den Festa-Verlag schon kennt und somit weiß, was auf ihn zukommt, wenn er dort ein Horror- oder Extrem-Buch erwirbt, sollte das ohne Probleme konsumieren können und sich bei dem kleinen übersinnlichen Touch auch an die Ideen eines Ed Lee bei manchen seiner Bücher erinnern. Alle anderen bitte denkt an eure Mägen, sonst geht es euch wie Natasha. Kotzen ohne Ende.                           


jerry garcia

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Jeff Menapace. Am idyllischen Crescent Lake im amerikanischen Hinterland ist die Welt noch in Ordnung. Vor der Kulisse des malerischen Sees findet sich in wild-romantischer Umgebung eine Siedlung von Ferienhütten. Hier will die Familie Lambert ihr Wochenende verbringen: Mit Angeln, Barbecue und Freizeitspielen. Auch die beiden Fannelli-Brüder haben sich zum See aufgemacht. Auch sie möchten das Wochenende genießen. Auf ihre Art. Mit Spielen. Bösen Spielen. Und ihre Mitspieler haben sie schon auserkoren.

Das Ehepaar Lambert, Patrick und Amy, macht sich mit den beiden Kindern auf den Weg nach Crescent Lake, um eine schönes Familienwochenende zu verbringen. Unterwegs trifft man zwar an einer Tanke auf ne erst unheimlich erscheinende Figur, die Patrick auch auf seine Uni anspricht, aber auch mit den Kindern unterwegs ist, die im Fond des Wagens schlafen, was den Angesprochenen dann wieder beruhigt. Nicht jeder Typ ist so seltsam wie er aussehen mag. Also fahren sie weiter ihrem Ziel entgegen. Als sie ihre Hütte mit einer Runde Einweihungssex beglücken, glaubt Amy am Fenster einen Beobachter gesehen zu haben. Sie rufen den Sheriff, der den Stadtmenschen eh nix glaubt und dadurch, dass er nicht einmal Spuren finden kann, in seiner Meinung noch bestärkt wird. Doch aufhören tut des unheimliche Geschehen deswegen nicht. Im Supermarkt wird Amy von einem Typ angesprochen, der ihr ausserordentlich lästig wird, sodass sie ohne die Waren weggeht, die sie aus dem Regal nehmen wollte. Sie zahlt an der Kasse und geht zu ihrem Wagen. Auf der Motorhaube liegen die Waren, die sie wegen des schrägen Typs nicht mitgenommen hat. Langsam bekommt sie es mit der Angst. Sie schnappt sich ihre Kids Caleb und Carrie und macht sich zügig auf den Weg nach Hause. Nicht ahnend, dass der Urlaub mit diesen Aktionen noch relativ friedlich begonnen hat.

Der Einstieg in die Story ist eigentlich einigermaßen vielversprechend. Nettes Paar mit Kindern, alle Heiligenscheinträger vor dem Herrn und ein unheimlicher Fremder, der sie an einer Tankstelle anquatscht. Das war es dann auch schon für einige Zeit. Sicher, ein allmählicher Spannungsaufbau hat auch so seine Vorteile. Doch wenn man als Leser die meiste Zeit davon mit dem dauergeilen Superehepaar verbringen muss, das so glücklich ist, dass man schon meint, die wären ständig auf Droge, wird es mit immer mehr vergehenden Seiten doch mal öde. Die Charakterisierung der Antagonisten hätte Jeff Menapace auf seine Leidenschaft, die "Three Stooges", beschränken können und sogar Zeit gespart, weil die Buchspacken ja nur zu zweit waren - oder sich damit entschuldigt, dass er nicht bis drei zählen kann. Keine richtigen Hinterwäldler, wie sie ein Edward Lee zu kredenzen weiß, aber auch keine gut ausgearbeiteten Psychos, wie man sie sich erwartet hätte. Nur Soziokasper, die die You Ass of A. mit einem Spiel überziehen, für das ein Mick Taylor noch nicht einmal mitleidig den Kopf geschüttelt hätte. So kommt es, dass die Anlaufzeit der Handlung einfach zu lang geraten ist, dann zwar Tempo aufkommt, das auch den kurzen und manchmal sogar "Winslow-knappen" Kapiteln geschuldet ist und die Chose wird auch etwas härter, ABER da waren einige der Bücher von Richard Laymon, die ich gelesen habe, bevor ich ihn aus der Kaufliste endgültig entfernte, grusliger. Es kommt keine Atmosphäre der Angst auf, der in der Finsternis lauernden Grauens, des Bösen, das sich bald über die Familie hermacht. Und das Spiel der Torfköppe strotzt nicht gerade vor Ideenreichtum. Also auch hier kein Grund zu Jubilieren oder wenigstens ein anerkennendes Wort hier zu verlieren. Der Eindruck wechselt zu schnell von mulmig zu schnarchig, lässt Spannung weit außen vor und ist als Thriller eher wie ne Soap auf den üblich verdächtigen TV-Sendern. Ein Buch Richtung Crystal Lake statt Crescent Lake hätte vermutlich mehr gebracht, selbst wenn er nur ein Drehbuch abgeschrieben hätte. Heyne Hardcore soll doch eigentlich für Lektüre außerhalb des üblichen Massenprogramms stehen. Dafür hätte es hier aber statt Wasser eher Pferdewichse gebraucht, um von der Norm wegzukommen. Heyne Hardcore hat sich entwickelt wie das Buch: gut angefangen und dann 08/15 geworden. Beim Festa-Verlag bekommt man von den meisten Autoren derart eine vor den Latz geknallt, dass man solche Massen an Sternen sieht, dass man sie nicht mehr zählen kann. Jeff Menapace schafft gerade mal einen kleinen Klaps, mit einiger Anstrengung und viel gutem Willen den Leser seines Werkes vielleicht 5 Sternchen sehen lässt. Sein Schluss 50 Seiten vor dem eigentlichen Ende und der finale Kniff, der wohl weitere Teile möglich machen sollte, tragen dazu auch ihren Teil bei. Ob ich mir wirklich die anderen beiden Bücher zeitnah nach Erscheinen gebe, ist derzeit mehr als nur fraglich. Diese 400 Seiten Lektüre waren wahrlich keine Offenbarung.

Nachtrag: Im Virus war es Buch des Monats und auch einige andere Rezensenten haben von dem Werk eine entschieden bessere Meinung als ich. Für mich waren die "Spielideen" einfach zu wenig kreativ und zu lahm. Ansonsten:siehe oben.


jerry garcia

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Marc Elsberg. Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München. Während der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden – von Bakterien verursacht? In Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und – tiere, die es eigentlich nicht geben kann. Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg, ein Paar Ende dreißig, die auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen können, an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt macht ihnen Hoffnung, erklärt sogar, er könne die genetischen Anlagen ihres Kindes deutlich verbessern. Er erzählt ihnen von einem – noch inoffiziellen – privaten Forschungsprogramm, das bereits an die hundert solcher »sonderbegabter« Kinder hervorgebracht hat, und natürlich wollen Helen und Greg ihrem Kind die besten Voraussetzungen mitgeben, oder? Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen hin – nicht nur in München, sondern überall auf der Welt.

Der Tod des Amerikaners war kein wohl Attentat und auch eine dennoch angesetzte intensive Suche nach eventuellen Feinden bringt kein Ergebnis. Aber sicherheitshalber werden alle Personen, die direkt mit dem Außenminister Kontakt hatten unter Quarantäen gestellt. Dies erweist sich alsbald als überflüssig, denn bei der Obduktion stellt man entsetzt fest, dass der Mann von einem personifizierten Virus dahingerafft wurde, der sogar noch so etwas wie eine Nachricht hinterlassen hat. Jessica Roberts wird sofort mit einigen Spezialisten auf den Fall angesetzt - sie war ja auch von Beginn an unfreiwillig involviert. Andernorts finden Wissenschaftler das Phänomen vor, dass trotz Trockenheit und Armyworm-Befall einzelne Felder in der afrikanischen Region dennoch Früchte tragen, die sogar besser sind als die bisherigen Ernten. In Indien findet man Ziegen mit Merkmalen, die eigentlich unmöglich sind. Und in Amerika gibt es unter der Führung von Stanley Winthorpe eine neue Firma, die Paaren den Kinderwunsch erfüllen kann. Doch nicht einfach nur simple Kiddies. Die neuen Kinder werden über Genmanipulation sämtliche Eigenschaftern haben, die sie von anderen Kindern unterscheiden werden. Perfekte Kinder. Genies, gutaussehend, stark, mutig und mit Führerqualitäten ausgestattet. Doch was passiert, wenn dies in die falschen Hände gerät? Niemand bezweifelt auch, dass dahinter ein finanzieller Gedanke steckt und nicht der reine Gutmensch. Und dann ist da noch das Problem, dass eines der Kinder namens Jill veschwunden ist. Sie hat sich abgesetzt und wird nun verzweifelt gesucht. Zurückgeblieben bei den anderen ihrer Art ist Eugene - und der hat trotz seines Alters schon eigene Ziele und Strategien, die sich mit denen seiner Schöpfer absolut nicht decken. 

Marc Elsberg greift auch hier wieder ein aktuelles und brisantes Thema auf und zeigt den Menschen die Gefahren des Fortschritts. Es geht nicht nur um die Entscheidungsträger, die sicher nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit agieren oder was sich aus den neuen Errungenschaften erwachsen kann, mit dem niemand gerechnet hat. Also gibt es auf  jeden Fall einige Denkanstöße, die sich jeder mal zu Herzen nehmen sollte. Doch dass sich das Szenario bald hauptsächlich um die Kinder dreht und darüber hinaus auch noch ein Machtkampf entwickelt, der nur darauf hinausläuft, dass hier jemand König werden will und nur gleiche Anhänger um sich zu scharen gedenkt, während der Kontrahent sich mehr dem Multikulti verschrieben hat (Ja, politisch korrekt muss man schon sein, um Erfolg zu haben. Man stelle sich vor, das Buch würde plötzlich ob der fehlenden allgemeinen Meinungsmache in eine ungewollte Ecke gedrängt und dann zensiert - Entschuldigung verbessert oder gar zu einer Dekaden dauernden Neuüberarbeitung vom Markt genommen.), das ganz sicher seine Vorteile mit sich bringt - oder einen ganzen Schwung Nachteile. Erfährt man ja nicht, wenn man es nicht versucht. Doch der Mittelteil, der sich dann fast nur auf die "Kinderfarm" und die "Kunden" beschränkt, die sich mit ihrem Wunsch befassen und dann diese völlig überzogene Martial Arts-Einlage der Blagen (Im Film hätte ich das als Comedy ertragen, im Buch eher nicht.) wirkte einfach lächerlich. Das hat dem Buch zusammen mit dem zähen Mittelteil dann auch den Zahn gezogen. Lange Zeit wirkte es nämlich als könnte Marc Elsberg wieder beweisen, dass er die Lücke, die Michael Crichton schon zu Lebzeiten mit seinen Drehbuchformeln in Buchform selbst gerissen und durch seinen krankheitsbedingten Tod vollendet hat, recht leicht schließen könnte. Das Können und die Ideen dazu hat ohne jeden Zweifel. Doch hier nutzte er leider zuviel Füllsel, um Nebenschauplätze aufzumachen, die sogar recht interessant und gar wichtig anmuteten (Nahrungsmittelanbau mit genetisch veränderten Samen) und die er Vegetariern und Veganern ebenso um die Ohren haut (Was die so verachten oder verabscheuen und zu vermeiden suchen, gehört längst zur Produktion derartiger Lebensmittel, wird von der Industrie nur verschwiegen. Und was glauben die denn, wie es auf einem Bauernhof zugeht? Das sind Wirtschaftsbetriebe, die auf Gewinn und Profit aus sind. Nix mehr mit Romantik.) wie den Verbrauchern, die sich von diesen neuen Modeerscheinungen nicht mitschleifen lassen und daher auch keine Vitaminmangelerscheinungen haben. Und in wenigen Sätzen schafft der österreichische Autor auch noch die Wende zu einem Punkt, der ansonsten im Buch ausgeklammert wurde - dem Nutzen fürs Militär. Das wird zwar nicht weiter ausgeführt, aber lässt den Leser sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Tja, Amerika first würde ich mal annehmen und dann die üblichen Verdächtigen wie Russland, China, Großbritannien, Deutschland für alle, Indien und einige Islamisten - nicht zu vergessen die Israelis. Fazit zum Buch: stilistisch recht angenehm, aber doch einige Seiten zu lang und leider zu sehr auf das Unwesentliche konzentriert. Mittelmaß bei 640 Seiten.


jerry garcia

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Rick Yancey. Sie kamen, um uns zu vernichten: die "Anderen", eine fremde feindliche Macht. Vier Wellen der Zerstörung haben sie bereits über die Erde gebracht. Sie töteten unzählige Menschen, zerstörten Häuser und Städte, verwüsteten ganze Landstriche. Sie verbreiteten ein tödliches Virus und schickten gefährliche Silencer, um jedes noch lebende Wesen aufzuspüren. Jetzt ist die Zeit der fünften Welle gekommen, die Vollendung ihres Plans, alles Menschliche auszurotten. Doch noch gibt es Überlebende: Cassie, Ben und Evan werden weiterkämpfen. Sie wollen die Menschheit nicht aufgeben. Und wenn sie sich selbst dafür opfern müssen.

Die Überlebenden aus dem zweiten Teil wollen weiter um ihr eben und das Fortbestehen der Welt kämpfen. Nachdem sie im Haus von Grace überwinterten, machen sie sich wieder auf den Weg, um den Feind zu vernichten und Ringer zu suchen. Der Weg gestaltet sich gefährlich, da auch die sogenannten Silencer unterwegs sind, um Überlebenden aufzuspüren und auszumerzen. Cassie arbeitet währenddessen an einem Plan, wie man die fünfte Welle aufhalten kann. Man muss geschickt gestellten  Fallen ausweichen, sich im Lager des Feindes bewähren, um einen schier unmöglichen Plan in die Tat umzusetzen und dabei auch an die anderen Freunde denken, die noch irgendwo da draußen sind.

Schon Buch zwei ging nicht mehr so richtig an mich. Nun hat dieses Kunststück auch "Der letzte Stern" fertiggebracht. Aufgebläht mit viel Geschwafel, die eigentliche Protagonistin aus "Die 5. Welle" in eine Nebenrolle gedrängt, in der sich auch Evan wiederfindet. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und das versehen mit einigen Cliffhangern. Aber packend - das ist es nicht. Spannung nur teilweise vorhanden, mit den Figuren mitfiebern, sich an ihnen zu orientieren, um vielleicht endlich von der Geschichte eingenommen zu werden, erwies sich als Fehlanzeige. Nach einem starken ersten Band dieser Dystopie im Jugendbuchbereich, lässt schon der zweite Band, "Das unendliche Meer", stark nach und wird vom dritten Buch noch unterboten. Vielleicht musste der Autor sich noch einige philosophische Sprüche einfallen lassen, um auch diesen Teil auf eine einigermaßen akzeptable Seitenzahl zu bringen (380). Wenn man bei dem einen oder anderen Buch davon spricht, dass es eine Durststrecke hatte, ist man hier von Beginn an in einer Wüste gelandet. Ich hab das Dingen auch nur zu Ende gelesen, weil ich elbst Schuld bin, dass ich dafür Geld ausgegeben hab. Lest Buch eins, schaut den Film und vergesst den Rest.


jerry garcia

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Patrick Senecal. Étienne, 28 Jahre, Dozent für Literatur, mit einer manischen Besessenheit für blutrünstige Horrorgeschichten, nimmt eines Abends den Anhalter Alex mit. Die beiden verstehen sich gut, doch irgendetwas an Alex ist seltsam. Und dann greift das reale Entsetzen nach Étienne: Beim Zwischenstopp in einer Werkstatt ereignet sich ein brutaler Mord. Als weitere Morde geschehen, wird es immer unheimlicher, denn alle Toten hatten irgendeine Verbindung zu Étienne. Könnte Alex der Mörder sein? Und kann es sein, dass die beiden sich aus der Kindheit kennen?

Etienne wurde von seiner Frau verlassen und hat sich das sehr zu Herzen genommen. Zudem gehen ihm seine Eltern schwer auf die Nerven, weil sie ihn wieder unter ihre Fittiche nehmen wollen. Schon seit der Zeit als kleiner Junge - wobei er sich an die Zeit vor seinem 9. Geburtstag aufgrund eines Unfalls nicht erinnern kann - waren sie immer um ihn herum, haben alles kontrolliert, was er tat und las. Gerade Bücher, die auch nur den geringsten Anteil an Gewalt oder Mord hatten, fielen der Zensur der Eltern zum Opfer. Nun wagt sich der allein gelassene Etienne wieder aus der Deckung, auch mit genügend Abstand zu den Eltern, und soll nun ausgerechnet Vorlesungen zu "Unheimlicher Literatur" halten. Im Prinzip ohne Vorkenntnisse muss er sich nun in die Thematik einarbeiten. Völlig überraschend bekommt er dazu eines Tages Hilfe von Alex, einem Anhalter, den er mitnimmt. Eine Idee von dem Tramper setzt er bald vor seiner Klasse um und freut sich über die rege Mitarbeit, ist aber auch etwas entsetzt, was Kinder so alles anstellen, nur um Grenzen zu überschreiten. Bald nähern sich Alex und Etienne dem, was man wohl als Beginn einer Freundschaft nennen könnte. Etienne hält immer an, um Alex mitzunehmen, wenn der mal wieder an der Straße den Daumen hebt. Doch nach und nach tauchen Zweifel auf, ob Alex nicht jemand anders ist, als er zu sein vorgibt. Dann geschehen Morde, mehrere Morde. Alle mit Bezug zu Alex und das wiederum stellt einen Bezug zu Etienne her. Nun will der das Rätsel lösen und muss es wohl alleine tun, da sich seine Theorien doch recht willkürlich anhören.

Ein Thriller von einem franko-kanadischen Autor, der sehr wenig mit Horror zu tun hat. Höchstens mit dem, der sich im Kopf der Leser, hervorgerufen durch den Horror in den Gedanken des Protagonisten, abspielt. Dass Etienne Probleme bekommen wird, ahnt man schnell, wenn das Charakterisieren auch seine Eltern mit einbezieht. Der Junge hat keine Erinnerungen an acht Jahre seiner Kindheit, wurde von den Erzeugern immer kontrolliert und von fast allem ferngehalten, das Jugendlichen Spaß machen könnte. Freunde? Nope. Einzelgänger durch Elternzwang. Irgendwann zog man um und nach und nach kamen Kontakte zustande, er fand Freunde, sogar eine Frau. Die hat ihn aber verlassen und sein eben wurde wieder schwermütig. Hilfe von Freunden ließ er irgendwie abprallen. Doch dann kommt Alex (musste jetzt sein, 😄). Mit dem die einschneidenden Veränderungen - die Morde, die Vermutungen, dass man sich schon kennt. Und das wiederum ist der Auftakt zu einem Drama mit dem einen oder anderen blutigen Vorfall, aber kein Buch, das die Freunde des weniger gemächlichen und umso darstischeren Horrors jetzt in Scharen anlocken würde wie die Fliegen. Die Story um Etienne ist subtiler, trauriger, verzweifelter. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt in der Handlung kommen dem Leser - in dem Fall mir als Freund von guten UND schlechten Filmen - die ersten Gedanken zu etlichen Filmsequenzen, die ich im Zusammenhang mit dieser Erzählung auch erwähnen würde. Einen Titel zu nennen, verbietet sich hier, denn der Spoiler wäre massiv. Man überlegt sich aber auch, ob man mit dem Protagonisten Mitleid haben sollte, so sehr kommt hier Verdrängung und Verzweiflung zum Tragen. Und so ganz nebenbei wird in der Schulklasse aufgezeigt, wie grausam Kinder wirklich sein können und sich über Tierquälerei oder Auswirkungen auf Mitmenschen keine Gedanken machen. Und Studien zu dem Thema haben schon belegt, dass die schlimmsten der Sorte schon im Kindergarten beginnen, Hierarchien mit sich selbst an der Spitze aufzubauen und andere ausgrenzen und mobben, die nicht ihren Vorstellungen in Aussehen oder Ansichten entsprechen. In diesem Zeitraum ist es noch kindliches Unwissen, doch mit jedem Jahr mehr, wird daraus eine Art böses Spiel, wenn sich die Schar der Anhänger hinter die Rudelführer stellt und sie bejubelt, wenn die mal wieder einen Außenseiter, der ja erst vom Rudel als Außenseiter markiert wurde, fertigmachen. Jetzt ist aus kindlichem Handeln pure Bösartigkeit geworden, die für die Betroffenen schlimme Auswirkungen auf die Zukunft haben kann. Interessiert die egoistische Brut aber gar nicht. Sie sehen, dass man auf die Art weit kommt. Und hier sind wir wieder bei Studien. Die haben belegt, dass der größte Teil der Belegschaft in den Vorstandsetagen und die meisten Weisungsberechtigten starke soziopathische Züge aufweisen. Erlernt im Kindergarten beim quälen anderer Kids. Also ist "Das Grab in mir" sozialkritisch besonders wertvoll. Meine ich. Wer also hier auf Blut und Gedärm, hohen Munitionsverbrauch verzichten kann und darüber hinwegsieht, dass das eine oder andere Handlungsteil irgendwie schon mal da war, der erhält einen flüssig lesbaren, in kurzen Kapitel gefassten Thriller mit dramatischem Anteil. Von mir 7/10.


jerry garcia

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Martin Kay. Wahrscheinlich wäre Simon Thomas McLaird an diesem Morgen nicht aufgestanden, hätte er gewusst, dass sich sein Leben radikal verändern wird. Das Motocross-Rennen mit seinem Freund Calvin Nash beginnt noch harmlos, doch keiner von den beiden soll je die Ziellinie überfahren. Unvermittelt werden sie Zeugen einer UFO-Landung und befinden sich bald darauf in einer galaktischen Auseinandersetzung von unvorstellbaren Ausmaßen.

Simon und sein Kumpel Calvin nehmen an einen Moto-Cross-Rennen Teil. Doch in dem unwegsamen und einsamen Gebiet erleben sie bald eine Überraschung. Was heutzutage ein "Sully" auf dem Hudson-River hinbrachte, klappte hier doch auch tatsächlich für ein Außerirdischen-Raumschiff auf dem Wüstensand. Und somit geraten die Beiden in das Abenteuer ihres Lebens. Dem Raumschiff entseigt eine wunderschöne weißhaarige, aber dennoch junge Frau und kann sich auch sofort mit den Freunden verständigen. Dabei hilft ihr und ihrem Kollegen Ken Dra eine auf der Erde unbekannte Technologie. Sie erzählt, dass sie auf der Suche nach einem Kristall sind, der über göttliche Fähigkeiten verfügen soll. Mit diesem will ihr Volk, die Drahusem, die kriegerischen und überlegenen Tyrannen der Scardeen von der Richtigkeit und Friedlichkeit der Religion der Drahusem überzeugen. Doch sie wurden auf dem Weg zu dem Planeten DUST, wie ihn Simon aufgrund des unaussprechlichen Originalnamens bezeichnet, von den Scardeen verfolgt und zu der Landung auf der genötigt, um zu entkommen. Die Verhältnisse auf der Erde sind ähnlich wie auf den Planeten, um die man sich in der Herrschaftsfrage so bekämpft. Doch was löst so eine Alien-Landung auf Erden - besonders in den USA - so aus. Ruckzuck sind CIA, FBI, NSA und die andere Buchstabensuppe auf den neugierigen Kreuzzügen und hetzten waffenstarrend hinter die Freunden und ihren neuen bekannten her. Und aus dem Untergrund der amerikanischen Dienste gegen Volk und andere Nationen macht sich eine Organisation namens Shadow Command mopsig, die völlig skrupellos vorgeht, um ihre Ziele zu erreichen. Dass man dabei Landsleute ermordet, gehört zur Jobbeschreibung.

Dass die Geschichten um Simon und den Kristall nicht neu sind, wurde ja nicht verschwiegen. Für mich eine nette Information für den geneigten Käufer, dem man sonst gerne (Andere, größere, viel größere Verlage und die Filmbranche besonders im Heimauswertungsbereich) mit neuem Titel und neuem Cover alte Ware für die ultimativ neue Leseerfahrung ein weiteres Mal zu höherem Preis andrehen will. Aber da mir die Werke von Martin "Eileen-Papa" Kay seit den Romanen um die Agentin (Die haben mich über das sehr gelungene Cover von Mark Freier zu "Kalte Spuren" erst zum Atlantis-Verlag gebracht und mich immer mehr gute Ware aus deutschen Landen entdecken lassen - also danke Mark, Martin und Guido.) doch sehr zusagen, musste ich auch hier meine Euronen dem veröffentlichenden Verlag zukommen lassen. Kein Fehler. Dem Filmfreund dürfte aber auffallen, dass Herr Kay sich ein Späßchen draus gemacht hat, die Genres besonders der 80-er Jahre mit Genuß zu plündern. Fängt schon an wie "Timerider", sodass Simon immer vorm inneren Auge aussieht wie Fred Ward (Einen Peter Coyote hab ich nicht gefunden bisher). Raumfahrerin könnte unser aller Milla vor Resident Evil sein, hat sich halt die Haare gefärbt. "Princess of Mars" bzw. "John Carter" dürften auch Pate gestanden haben. "Die Frauen, die man Töterinnen nannte" wohnen auf einem Amazonenplaneten, dessen Atmosphäre stärker macht und länger leben lässt. Man kann also erkennen, dass die Helden bei ihrer Suche nach dem Planeten DUST und dem Kristall von einem Abenteuer ins andere rasseln und eigentlich von jedem verfolgt werden, nur nicht von sich selbst. Die Charakterzeichnung ordnet sich ganz klar der Action unter und bleibt etwas oberflächlich, die Geschichte der Drahgusem und deren Konflikt mit den stärkeren und böseren Scardeen wird immer wieder mit einigen Einwürfen der Figuren erklärt. So gibt es kaum Grund für den Autor, dem geneigten - und in meinem Fall erfreuten - Leser irgendwelche seiner knalligen und fetzigen Actionsequenzen vorzuenthalten, die er ja später in den folgenden Romanen einer Karriere ja verfeinert hat. Militär, SciFi, Amazonen, Hubschrauberattacken, Raumfights, fremde Planeten, neuartige Waffen, fiese Geheimdienste, Verrat und jede Menge spannende Auseinandersetzungen sowie einige Sprenkel Humor und Frotzeleien. Wer jetzt keinen hochgeistigen Output mit Diskussionsansatz um menschliche Werte im Dramengewand erwartet hat, sondern "nur" flott und rasant unterhalten werden will, der sollte sich diese Reihe eigentlich nicht entgehen lassen. Mir hat es jedenfalls mal gefallen, fast völlig ohne solch aufgesetzte Dramen lockere SF-Action zu lesen, wie man sie in den 80-er Jahren so oft noch in den Kinos sehen durfte. Heutzutage in Buch und Film eine Rarität. Also danke für die Veröffentlichung - und im Dezember soll ja schon das zweite Buch kommen.


jerry garcia

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David Baldacci. Seit einem dramatischen Unfall kann Amos Decker nichts mehr aus seinem Gedächtnis tilgen. Eine Eigenschaft, die ihn zu einem perfekten Ermittler werden lässt. Bis seine Familie bestialisch ermordet wird und er unter der Flut der unlöschbaren Bilder fast zerbricht. Ein Jahr später taucht ein Mann auf und bekennt sich zu der Tat. Und noch während Decker verwirrt feststellt, dass der Mann lügt, findet erneut ein Massaker statt, diesmal an Deckers alter Schule. Wie hängen die Verbrechen zusammen? Wurden sie nur begangen, um Decker zu treffen? Und wird es ihm gemeinsam mit seiner früheren Kollegin gelingen, den Wahnsinn zu stoppen?

Amos Decker hatte es zwar nie wirklich leicht, aber er war auch niemand, der ausgegrenzt war oder von Schicksalsschlägen gepeinigt. Brauchbare Noten, halbwegs guter Sportler. Ja, er schaffte es sogar zu einem ersten Spiel in der NFL. Nachdem er zackig ausgeteilt hatte, musste er auch einstecken - und zwar richtig. Ein Gegner hat ihn wahrlich aus den Schuhen gehauen. Sein Sturz auf den Kopf hat ihm trotz Helm einiges Ungemach beschert. Erklären können es die Ärzte nicht, aber irgendwie hat sich in seinem Gehirn etwas verschoben, sodass er ab diesem Zeitpunkt nichts mehr vergisst. Seine Sportkarriere war nach diesem Crash, der ihn auch einige verschobene Knochen gekostet hat, eh vorbei, also ging er mit seinem neuen "Talent" zu Polizei. Erst als Straßencop, dann als Detective. Immer wieder verzeichnete er große Erfolge. Doch das änderte sich bald. Eines Tages kam er spätnachts von einer Observierung nach Hause und fand Schwager, Frau und Kind niedergmetzelt vor. Die Polizei konnte trotz aller Bemühungen nie eine Spur finden. Daran zerbrach Decker. Er wurde obdachlos, ein richtiger Penner. Eines Tages aber kotzte ihn sein Spiegelbild dermaßen an, dass er zumindest etwas für sich tun wollte. Immer noch fett, unbeweglich, schlecht bis gar nicht rasiert und einer Zottelmatte, die Bigfoot stolz machen würde, eröffnete er ein Detektiv-Büro. Entsprechend seinem Auftreten waren seine Fälle auch jede, die jeder viertklassige Schmalspurdetektiv, der was auf sich hält, ablehnen würde. Ehekrempel, reiche (hässliche) Töchterchen vor Mitgiftjägern bewahren und ähnliche "komplexe" Aufträge. Bis 15 Monate (Nicht 1 Jahr, wie der Klappentextanalphabetenpraktikant wohl vermutete, nachdem es ihn/sie durch die vielen unverständlichen Zahlen anscheinend völlig verwirrte.😈) nach der Ermordung seiner Familie ein Typ zur Polizei marschiert und die Tat gesteht. Selbstverständlich, dass Decker mit dem Kerl reden will. Mit einem Trick schafft er es auch und glaubt danach nicht an die Schuld des Geständigen. Da muss etwas dahinterstecken, das sich ihm noch nicht erschließt. Also forscht er selbst nach. Bis dann ein Massaker an seiner ehemaligen High School die ganze Stadt schier aus der friedlichen Ruhe reißt. Man kann sich den Ablsuf kaum erklären. Zuviele Teile passen nicht zusammen. Doch Decker wird die Ahnung nicht los, dass all das irgendwie mit dem Mord an seiner Familie zusammenhängt, obwohl der - vermeintliche - Täter bei jeder Tat im Knast saß - oder gerade deshalb?

Nun hat Herr Baldacci einen weiteren Ermittler auf seine Leserschaft losgelassen. Diesem hat er nun etwas ganz Besonderes ins Stammbuch geschrieben - aufgrund eines Unfalls kann er nichts mehr vergessen und muss zudem eine Tragödie verarbeiten. Stoff, aus dem schon die erfolgreichsten Thrillerdramen gewoben wurden. Nur dass dieses hier nicht sonderlich flüssig daherkommt. Routinierte Allerweltsware bleibt es trotz aller Versuche um den Protagonisten von anderen zu unterscheiden. Die meisten der Taten passieren in sogenannten "Off" - Man würde sie im Film also nicht zu sehen bekommen, sondern nur darüber informiert werden. Wie es hier auch im Buch geschieht. - und auch sonst fehlt es an Tempo und Action. Sicher muss sich ein übergewichtiger Ermittler etwas langsamer bewegen als fitte Sportskanonen, doch leider wirkt sich das auch auf das gesamte Buch aus. Es will einfach nicht richtig voran gehen, hier und da einige Spuren gefunden, manche recht unwirklich, an den Haaren herbeigezogen. Und was die Spannung angeht, hat David Baldacci auch schon mehr auf dem Kasten gehabt. Eigentlich mag ich die Bücher des Autors ja seit seinem Erstling "Absolute Power", der ja später von und mit Clint Eastwood verfilmt wurde, bis zu dem Zeitpunkt als er sich von einem Qualitäts- zum Vielschreiber entwickelte, der pro Jahr mindestens zwei, manchmal sogar drei Bücher unters zahlende Volk geworfen hat. Die Qualität ließ nach, sodass bei seinen Outputs mittlerweile Dämmerlicht und tiefer Schatten wechseln. Mit seinem neuen Helden, der durchaus etwas von der Norm befreit ist in "Memory Man", hat er sich leider in die schwärzeste Dunkelheit katapultiert. Sorry, aber das Buch bietet wenig interessante und schon gar keine rasante Unterhaltung, die man Seite um Seite geradezu verschlingen würde. Keine Ahnung, was er sich da vorgestellt hat, aber funktioniert hat es bei mir nicht. Sehr schwacher Baldacci, selbst für den Massenmarkt. Ein echter Kandidat für die Grabbeltheke. Und vielleicht, nur vielleicht, krankt es ja auch daran, dass er auch einen Co-Autor angeheuert hat. Da gibt es ja die Möglichkeit, dass der Chef einige Scheinchen mehr abdrückt und dafür den Co nicht namentlich erwähnen muss und so das Gesamtwerk als sein eigenes ausgeben darf. Wer weiß? Ein 540-Seiten Schlafmittelüberdosis-Attentat auf den gequälten Leser. Oder anders formuliert: Bin ich froh, dass ich nicht die Fähigkeit des Protagonisten habe - ich kann das Buch vergessen. Schnell.


Offline skfreak

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    Hmm, der Baldacci klingt wirklich sehr mau. Denke, den lass ich dann mal aus :)


    Offline Thomas Covenant

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      Dass du die Baldacci Dinger noch anfasst.....du weisst doch was für ein Hacker das ist.



      jerry garcia

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      Dass du die Baldacci Dinger noch anfasst.....du weisst doch was für ein Hacker das ist.

      Falls die Frage an mich ging. Wenn mich Autoren, Musiker oder Regisseure/Darsteller über viele Jahre lang mit ihrer Arbeit überzeugt haben, halte ich denen auch weiterhin recht lange die Treue - selbst wenn fast nur noch Murks kommt.

      Was den Senecal angeht: der weicht vom üblichen Werk ab. Eigentlich ist der Autor jemand, der Thriller mit düsteren Szenarien, die dann einen gewissen Horror ausmachen zu beschreiben. "7 Tage Rache" von ihm wurde ja auch verfilmt. Nicht gerade grandios, aber okay.


      jerry garcia

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      Adam Cesare. Vor dreißig Jahren nahm Tito Bronze, ein zynischer Widerling, eine kleine Besetzung samt Filmcrew mit auf eine verlassene Insel. Sein Ziel: die Einheimischen abschlachten, Gedärme zerfetzen und mit dem blutdurchtränkten 80er Jahre Kannibalen-Wahn kräftig abkassieren. Aber die verärgerten Einwohner der Insel hatten anderes im Sinn. Und schon bald wurden auch hinter den Kulissen Gedärme zerfetzt. Während die Kamera weiterlief.

      Tito Bronze, seines Zeichens Regisseur von günstig runtergekurbelten Action- und Horrorschinken, spricht beim Produzenten Roland Pressberg vor, um sein neuestes Werk finanziert zu bekommen. Man kennt sich und weiß nur zu gut, dass da draußen unendlich viele Trashfans ein weiteres Produkt aus der Billigschmiede kaum abwarten können. Also geht Pressberg auf Tito ein und finanziert ihm den Trip zu einer abgelegenen Insel. Die Crew ist klein, an Kosten wird überall gespart. Das stellen die Schauspieler auch schnell fest. Besonders Cynthia, die neu ist im Gefolge des Regisseurs, wirkt schnell ernüchtert. Zeilte werden aufgebaut, Equipment ausgepackt und schon ist Tito in seinem Element. Er hetzt Umberto, den "Star" des Schinkens, Jacques, den Drehbuchautor sowie Dennis, den Kameramann und Daria, die für die Maske zuständig ist, sofort an die Arbeit. Nach einigem Gezicke wird dann doch gedreht. Bald aber kommt es zum ersten Zwischenfall: Gerade mit Umberto, der neben seinem Stargehabe auch noch ein Suchtbolzen oberster Güte ist, wird der Vorfall zwar ätzend, aber verdammt nochmal so gut, dass die Kamera mitlaufen muss. Tito kennt da keine Gnade oder Grenzen.

      "Tribesmen" stürzt sich mit Wonne auf die ehedem angesagten Kannibalenfilme aus den 80-er Jahren, die besonders in den Filmateliers Italiens fast wie am Fließband produziert wurden. Der Aufbau des Buches könnte auch als Drehbuch für einen solchen Film herhalten. Blutiger Prolog irgendwo im Inselnirgendwo, Sprung zur Vorstellung der Charaktere, Reise und dann Action. Einige Anspielungen auf Fulci, aber fast schon direkt beim Namen genannt wird D'Amato, dem man ja auch wie Tito Bronze einige Pornos in die Film-Vita schreiben konnte. So ab der Hälfte, wenn die Figuren und ihre Stärken oder Schwächen abgefrühstückt sind, geht der Zinnober los. Fein unterteilt in sympathisch oder Arschloch, werden dann auch die Freunde der Blutgier bedient. Da wird dann schon mal ein Kopf entfernt, ein bisschen am Darm geknabbert oder mit der Machete um sich gehauen. Liest sich alles ganz nett und gibt der Novelle eine gewisse Würze und wer sich die Filmchen damals gönnte und vielleicht gar heute noch abfeiert, erkennt dann noch so einige Schmankerl, die ihn einst begeisterten. Doch bis dahin dauert es und was das Böse auf dem Inselchen betrifft, war ich irgendwie nicht ganz so zufrieden. Ich hätte gerne eine simple Urwaldjagd mit anschließender Fressorgie gehabt. Hier wird die Story dann doch etwas anders aufgetischt. Das macht das Buch beileibe nicht schlecht, aber ob meiner Erwartungshaltung dann auch nicht zum ultimativen Reißer für meine geschätzte 11/10-Bewertung. Aber ne 7/10 ist allemal drin, da ich die vielen Filme des Genres nicht nur gesichtet hab, sondern ihnen auch einen Platz in der Sammlung einräumte. Und dazu passt dann in großen Teilen auch das Buch. Mit seinen 140 Seiten ist das Buch schnell inhaliert. Na, und die Anspielungen auf mehrfach verwendetes Material für einen Film und andere kleine Tricksereien für die Low Budget-Filme sind eine feine Zugabe für diejenigen, die es interessiert.


      jerry garcia

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      Vince Flynn. Nachdem Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp die Drahtzieher der grausamen Lockerbie-Anschläge Schuss für Schuss außer Gefecht gesetzt hat, verschlägt ihn sein Feldzug gegen den Terror nach Paris. Dort gerät er in eine tödliche Falle. Neun Leichen, darunter die von Libyens Energieminister, werden in einem der besten Hotels der Stadt aufgefunden. Die Patronen scheinen aus Rapps Waffe abgefeuert worden zu sein. Die US-Regierung kappt sämtliche Verbindungen zu ihrem Topagenten, um einen internationalen diplomatischen Skandal zu vermeiden. Auf sich allein gestellt, in die Enge getrieben und verletzlich wie nie zuvor, läuft Mitch Rapp zur Höchstform auf, um die wahren Schuldigen zu finden.

      Während sich Irene Kennedy in den USA bei Thomas Stansfield und Stan Hurley für die vielen Einsätze, der nicht leicht zu navigierenden Mitch Rapp und noch dazu mögliche amouröse Beziehungen auch noch dem hinzugezogenen Psychologen Lewis gegenüber rechtfertigen muss, ist das Objekt dieser Besprechung in Paris unterwegs, wo er einen Finanzier des Terrors ausschalten will. Nach den Erfahrungen hinsichtlich des Lockerbie-Attentats stecken die Libyer hinter diesem feigen Anschlag und landen somit auf Rapps Todesliste. Doch diesmal wird es nicht so einfach. Man kennt zwar sein Gesicht nicht, aber seine Vorgehensweise - und er hat sich im Laufe des letzten Jahres einen derartigen Ruf erworben, dass man alles daransetzt, ihn auszuschalten. Die verschiedensten Dienste und Terrororganisationen wollen seinen Kopf. So haben die sich einfach an alle möglichen Ziele des amerikanischen Kämpfers gehängt und überwachen diese. Das Glück, den Amerikaner auf frischer Tat zu ertappen, hat eine Gruppe Syrer. Während Rapp den Libyer erledigen will, stürmen vier Mann wild um sich ballernd in den Raum, wo der Terrorfinanzier nach einem Nümmerchen mit einer französischen Edelnutte noch einige Sekunden schläft, bevor er von Kugeln durchsiebt wird und nie mehr aufwacht. Die Prostituierte hat halt Pech. Das soll eigentlich auch Rapp haben, aber der nietet die Angreifer um und kann flüchten. Leider mit einer Kugel in der Schulter, die ihm der fünfte Mann - ein Nachzügler des Killerkommandos - verpasst. Flynn geht in Deckung und sucht Hilfe. Der letzte Syrer erstattet seinen Auftraggebern Bericht und die Polizei untersucht währenddessen den Tatort. In Amerika löst das Geschehen sofort Alarm aus. Nicht nur, dass man in diese Sache nicht hineingezogen werden will und glaubhaft mit Unwissenheit zu argumentieren gedenkt, muss Rapp aus dem Verkehr gezogen werden. Zudem ist man der Überzeugung, dass der Neue nun endgültig in seinem Hass ausgerastet ist und nur noch eine Gefahr für die Nation darstellt. Hurley setzt den Killer Victor auf Rapp an. Schnell ist dieser in Frankreich und bereitet alles für den finalen Konflikt zu seinen Bedingungen vor. Was die meisten Beteiligten nicht wissen, ist, dass es irgendwo einen Verräter gibt, der Rapp ebenfalls zum Abshcuss freigegeben hat.

      Nach dem actionreichen und mit etlichen Kugeln gespickten Einstieg werden die verschiedenen Fronten aufgebaut. An den verschiedensten Orten bringen sich via Besprechungen oder Anordnungen Freunde, Kritiker und Feinde in Position, die Rapp entweder helfen oder ihn ausschalten wollen. Während dieser Phase tritt die Action in den Hintergrund und es kommt nur punktuell zu gewalttätigen Auseinandersetzung. Doch genau die verhindern, dass möglicherweise durch das Ränkespiel in den Hinterzimmern oder den Krawattnik-Etagen eine gewisse Zähigkeit im Lesefluss aufkommen könnte. Die Figuren selbst sind zumeist vernünftig skizziert, wobei Mitch Rapp hier durchaus noch als jugendlicher Draufgänger, der sich noch an gewissen Dingen erfreuen kann, passend zum Szenarion einer Vorgeschichte charkaterisiert wird. Der spätere, tief empfundene Ernst hat sich noch nicht durchgesetzt - nur sein Wille, die Feinde der USA zu töten. Sieht man Kennedy und Stansfield ab, die trotz ihres Status mehr im Hintergrund bleiben, werden außer bei Hurley recht schnell die Fronten geklärt, weisen die Handlungen und Beschreibungen dem Leser den klaren Weg, wer hier Verräter und wer loyal ist. Hurley hingegen ist mit seinen Aktionen, die er anleiert, ziemlich unklar zuzuordnen. Einige seiner Handlungsweisen passen auf den Ärger, den er mit Rapp schon im Vorgängerbuch hatte, andere scheinen dann doch etwas übers Ziel hinauszuschießen. Und dann ist da noch Victor, der Todfeind von Rapp. Endlich darf der seinen Hass auf Rapp ganz offiziell ausleben. Natürlich soll das mit dem Tod des Agenten enden. Dann sind da noch einige Franzosen, die ihr eigenes Spielchen treiben und all dem Chaos ist der verletzte Rapp, der sich zwar von Greta Hilfe leisten lässt, sie aber vor dem alles entscheidenden Showdown wegschickt. Das Finale ist dann zwar wieder pickepacke voll mit Action, aber leider etwas zu kurz geraten. Hier wäre mehr also wirklich auch mehr gewesen. Aber sonst gibt es nix zu jammern. Ein Rapp im 8,5/10-Modus ist immer noch um Längen besser als die gesammelten Schnarcher eines Dan Brown (Oder deren Verfilmungen mit Tom Hanks), die ja gerne überall mit 10/10 gehypt werden - aber nur medial, um den Umsatz zu steigern, der die teuren Rechte finanziert. Selbst ein Buch von Flynn, das nur ne Wertung von 4/10 erhalten würde, wäre dann noch besser als viele Werke der Konkurrenz. Jeder Flynn ist für Actionfreunde ein Gewinn.


      jerry garcia

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      Michael W. Garza. Wie weit würden Eltern gehen, um ihr Kind am Leben zu halten? John und Angela Masons Leben kommt zu einem quälenden Stillstand, als sich ihr zehn Jahre alter Sohn in eine leblose Hülle verwandelt. Johns Frau verfällt dem Wahnsinn und es wird ihm schnell klar, dass er dem Ganzen irgendwie entkommen muss. Für wen wird er sich entscheiden: für seine geisteskranke Frau oder seinen Sohn und dessen unstillbaren Hunger?

      Ein kleiner Junge wühlt sich aus der Erde. Ein Segen für die Eltern, besonders für Vater John, da seine Gattin ziemlich abgedreht und sich dem Segen des übermäßigen Alkoholkonsums hingegeben  hat, seit ihr Alex vermisst wurde. Nachdem sie ihn gefunden haben, bringt John den Buben nach Hause. Doch er liegt apathisch rum, scheint irgendwie immer mehr zu vergehen. Ja, zu verwesen. John will den Arzt rufen, doch seine Frau dreht daraufhin völlig am Rad. Streit bricht aus, nahe der Gewalttätigkeit. Doch dann hören sie ein Jaulen. Rex, der Haushund, hat sich ins Zimmer zu Alex gewagt. Pech für ihn. Als die Eltern den Raum betreten, liegen schon etliche Einzelteile von ihm in der guten Stube rum und Alex hat nen Fellfetzen im Mundwinkel. Schier unglaublich, das Wort Zombie geistert durch die Gedanken von Angela und John. Was sollen sie nun mit ihrem Sohn tun? Für Angela ist der Fall klar. Alex braucht Fleisch. Frisches Fleisch, das er aus einem noch lebenden Körper reißen kann. John hat zwar Skrupel, aber dann würde er Frau und Sohn verlieren. Nun ruft man Doktor Taylor an. Nicht unbedingt, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Happihappi ist angesagt. Bye-bye Doc. Doch so simpel kommen sie nicht davon. Der Arzt war nur der erste Snack, den Alex benötigte. Da muss mehr her, viel mehr. Also begibt sich John in die Stadt, um weitere Opfer für den hungernden Zombie-Sohn zu beschaffen. Doch bald muss er feststellen, dass auch hier nicht wirklich alles eitel Sonnenschein ist.

      Die Inhaltsangabe lässt ein düsteres Drama um ein Kind und seine verzweifelten Eltern im Zombie-Genre vermuten. Und so beginnt die Geschichte auch. Vermisster Sohn, total labile und psychisch kranke Mutter, ein Mann, der mit der Situation nicht zurechtkommt und zudem eine Menge Schulden an der Backe hat. Es scheint ausweglos. Doch der zurückgekehrte Alex verändert alles. Die Frau ist zwar wieder obenauf, aber nun besessen davon, ihren Sohn gegen alles zu verteidigen, was kommen mag. Und es kommt viel. So viel, dass John beinahe daran zerbricht. Viel Emotion und Ratlosigkeit um die Zukunft beherrschen die Handlung. Und der Autor ist so gut, dass man problemlos mit den Protagonisten fühlen kann. Gerade John, der jetzt mehr denn je zum Ernährer wird, zeigt Gewissen, kann bestimmte Opfer einfach nicht ausliefern und sucht sich andere. Er zeigt Mitleid mit armen Seelen, muss aber an seine Familie denken, an deren und sein Glück. Nur darauf ist sein Denken aus. Nach ungefähr einem Drittel bekommt die Story einen Schwenk, der zu mehr Action führt. Bei einem der Ausflüge in die Stadt muss man nach und nach erkennen, dass dort auch Beißer herumstolpern und es immer schlimmer wird. John gerät an einen Jungen, den er Alex bringen will. Doch es ist nicht mehr so einfach, aus der Stadt zu fliehen. Er begegnet Grüppchen, die sich verbarrikadiert haben, erhält sogar Unterstützung. Jetzt ist man als Leser in einer richtigen Zombie-Apokalypse gefangen, zu der sich das anfängliche Drama entwickelt hat. Keine große Charakterzeichnung mehr, auch wenn Johns Denken und Handeln immer noch von einer gewissen Menschlichkeit beeinflusst wird. Zum Ende hin, das offen ist, geht es dann richtig zur Sache, was Action und Horror angeht. Dennoch bleibt der Zusammenhalt der Familie weiter ein großes Thema. Zudem wird eine Andeutung, die sich während der Zeit in der Stadt in Johns Gedanken manifestiert, nicht aufgeklärt. Es bleibt also genug Spannung erhalten, um ein weiteres Buch aus der Decaying World-Saga bei Voodoo-Press zu erwarten. Mit knapp 270 Seiten recht gut und flüssig zu lesen, nachdem man den Einstieg geschafft hat. Durchaus eine Empfehlung für Freunde der Zombie-Branche.


      jerry garcia

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      Philip Kerr. Nur weil Fußball ein Sport ist, heißt das nicht, dass immer fair gespielt wird – schon gar nicht, wenn es um junge Nachwuchstalente und internationale Verbände geht. Trainer Scott Manson landet wieder mittendrin im Sumpf des korrupten Spitzensports.

      London City ist vorbei, das Griechenland-Abenteuer auch. Scott Manson teilt das Schicksal so vieler Trainer - er befindet sich zwischen zwei Jobs. Seine Managerin verschafft ihm ein Gespräch in Nizza. Doch Scott neigt zur Ehrlichkeit - wohl auch, weil er finanziell mehr als nur gut abgesichewrt ist - und sagt den Leuten, wie sie über die Runden kommen, ohne den Kollegen zu schassen. Ähnliches passiert ihm auch in Schottland. Danach erwartet ihn das ferne Asien. China entwickelt sich mit immens viel Geld zu einem Zugpferd neben den bekannten Ligen in Europa. Während sich dort Russen, Scheichs, vielleicht der eine oder andere Thai oder auch europäische Ekel-Brause-Hersteller hier ihre Vereine als Hobbys halten, bleiben die Chinesen in ihrer Heimat - vorerst. Alles sieht wunderbar aus. Viel Geld, die Infrastruktur stimmt, die Stadien sind voll, die Fanbase groß. Er macht sich keine Sorgen - und fällt auf die Schnauze. Ein Konkurrent hat ihn geleimt. Ein Konkurrent des anderen großen Clubs in China - und so wird Manson zu so etwas wie ein Bauernopfer. Ein armer Tölpel, der für fiese Zwecke missbraucht wurde. Er kommt zwar halbwegs unbeschadet aus der Nummer raus, steht bei den Chinesen, die geleimt wurden, doch irgendwie in der Schuld. Scheißtrainer-Dasein. Da ereilt ihn ein Hilferuf aus Barcelona. Die hatten aus Paris von PSG einen Spieler ausgeliehen, der dort irgendwie nicht zurecht kam und zwar auf großem Fuß lebte, aber nie zwei wirklich starke Spiele in Folge zusammenbrachte. Der Verein wurde unzufrieden, der Spieler auch. Zudem haben ihn seine große Klappe und sein pseudo-politisches Getue auch noch in die Bredouille gebracht. Also ab zum FCB nach Spanien. Dort halten sie große Stücke auf Manson und der ist ihnen immer nich dankbar, dass sie ihm damals nach seiner Knast-Zeit eine Chance gegeben haben. Da fliegt er schon mal gerne nach Spanien. Doch sie wollen nicht den Trainer Manson, sie wollen den Schnüffler. Der Spieler ist verschwunden. Zum Urlaub nach Guadeloupe aka Gwada und nicht wieder zurückgekehrt. Auch die Franzosen von PSG wollen, dass er den jungen Kerl findet. Schließlich würde der FCB dessen Gehalt übernehmen, das schon nicht wenig ist, und zudem noch eine Leihgebühr zahlen. So ein Goldesel darf nicht verloren gehen. Nach einigem Zögern stimmt Manson zu und ermittelt erst in Paris, dann in Guadeloupe. Und findet dabei einige Dinge über sich, den Spieler und den Sport heraus. Vieles hat er ja schon geahnt, aber noch längst nicht alles erlebt.

      Eines vorweg: Der Titel ist Programm, Das findet der Schnüffler im Trainingsanzug (aber nur während er auf der Bank sitzt) aber erst später heraus. Vorher stöbert er in den Annalen des Fußballs, verteilt Seitenhiebe gegen Beckham, Ronaldo, die Fifa und zuletzt selbstverständlich auch gegen die FA. Die sozialen Medien bekommen eine gewatscht und damit sie nicht so einsam sind, wird auch die Polizei (Wir fangen keine richtigen Verbrecher mehr, wir sind hinter "Twitter-Tätern" her.) gemeinsam mit der Gesellschaft und den political correctness predigenden Politikern, die den Leuten ahnungslos erklären wollen, was nun korrekt ist und was nicht. Dieser ganze Irrsinn, der aus den USA rübergeschwappt ist wie die Deppen-Clowns und dem jeder Bonze folgt (Solange es ihm nutzt, die Bevölkerung zu gängeln.). Da wird schon mal gegen das Fußballgeschäft als Ganzes ausgeteilt, das seit zwei Dekaden nur noch aus reinem Kommerz und purem Personenkult besteht, in dem die Bildungsmisere europaweit noch stärker durchschlägt als in England oder Deutschland bei der restlichen Bevölkerung (Politiker extra ausgenommen, die unterbieten noch das Niveau der Kicker). Der eigentliche Fall, in dem Manson diesmal sein Glück versucht, bleibt oft im Hintergrund, während sich Manson in seinem Wohlbefinden suhlt und durchaus hin und wieder recht elitär palavert, zugibt, auch öfter mal Schwachsinn zu labern, nicht gerade ständig der Ehrlichste zu sein und sich auf die depperten Sprüche, die so abgesondert werden auch mal was einbildet. Da kommt dann doch wieder der Modegeck durch, der Frauenliebhaber, der Filou. Erzählt wird das Ganze im schnodderigen Ton, mit einem Tupfer Humor, die aber den wahren Ernst der Lage nicht verhehlen. Die Charaktere in "Die falsche Neun" sind nicht wirklich nur eindimensionale Figuren vom Reißbrett. Da taucht Menschlichkeit auf, wo man sie nicht erwartet, wird aber auch zu Tricks gegriffen, die schon verwundern, dass dies möglich ist. Und über allem steht das Geld. Das erwähnt der Autor übrigens auch, als er einem der Protagonisten den Schreiberling Phil Kerr als Ghostwriter empfiehlt, das der zwar teuer wäre, aber dafür auch nicht genannt werden will (Ertappt, Herr Baldacci, so machen sie das also, oder?). Rassismus, Geld, Gier, umtriebige Mäzene (die ihre Spielzeuge bei Misserfolg fallen lassen oder bei unbequemen Regeln gerne mal den Verband mit einem Ausstieg erpressen), ein eloquenter Protagonist und ein Ende, das typisch für Manson und seinen Puppenspieler Kerr ist. Das könnte insgesamt ein guter Abschluss für die Reihe sein, aber ich würde zu gerne mehr davon lesen, was ich hier über 366 Seiten genießen durfte.


      jerry garcia

      • Gast


      Tom Young. Ein US-Transportflugzeug, das einen mächtigen Mullah der Taliban zum Verhör bringen soll, wird in einem Schneesturm über Afghanistan beschossen und muss notlanden. Major Michael Parson und die Dolmetscherin Sophia Gold flüchten mit ihrem Gefangenen durch die eisige Einöde vor den Taliban, die ihnen dicht auf den Fersen sind. Das weiß auch der Mullah, der alles daran setzt, dass die Verfolger aufholen. Parson und Gold kämpfen ums nackte Überleben.

      Der Flug beginnt mit einigen Ausweichmanövern, bei denen Täler und Berge zur Deckung genutzt werden, um eventuellem Feindbeschuss ausweichen zu können. Gelingt nicht ganz. Schon bald gibt es Alarm, doch die abgeschossenen Flairs, die heißer sind als die Motoren der Maschine, können die Feindrakete nicht täuschen. Getroffen wankt die Maschine Richtung Erdboden. Parson hat isch bei der Aktion das Handgelenk gebrochen, Fisher beide Beine. Und schon bald nach dem Aufschlag auf dem Boden beginnt der Sturm im Sturm. Im wilden Schneegestöber versuchen feindliche Kombattanten das Flugzeug zu erstürmen und den Mullah zu befreien. Die Crew der C-130 muss erste Verluste hinnehmen und so entschließt sich die Bewacherin des Gefangenen, Sergeant und Dolmetscherin Sophia Gold, sich mit ihrem "Schützling" und Major Parson abzusetzen, während die Verwundeten den Feind so lange wie möglich aufhalten sollen. Nun beginnt für die drei Menschen eine eiskalte Reise durch die afghanischen Berge, immer der Gefahr durch Erfrierungen und einer Kugel aus den Gewehren ihrer Verfolger ausgesetzt. Selbstverständlich versucht ihr Gefangener, der wertvolle Informationen für den Westen hat, alles Mögliche, um die Flucht zu behindern, damit ihn seine Anhänger befreien und die Feinde töten können.

      Nach Büchern wie "Die Löwen von Luzern" und erst recht "Die Toten von Natchez" ist der Roman von Thomas Young richtig leichte und schnell zu konsumierende Kost. Die Charaktere sind knapp skizziert und zumeist nicht so richtig die Sympathieträger zum Mitfiebern. Wobei ich aber als positiv anmerken will, dass gerade Parson, der Flieger, der bald das Kommando über das Trio bekommt, als eher normaler Kerl geschildert wird, der nicht der Alleskönner vor dem Herrn ist. Im Gegenteil: Sergeant Gold ist ihm in Sachen Kampfbereitschaft, Kriegsführung und Wissen um lebensnotwendige Taktiken in der Wildnis recht weit voraus. "Der Sturm des Mullahs" ist eine ziemlich schlicht konstruierte Actionballade aus dem Militärbereich im Kampf gegen den Terror. Zwar werden von Tom Young beide Seiten etwas beleuchtet, kommen auch die kulturellen Unterschiede der Region zum Tragen, wenn eine Familie den Flüchtenden hilft, die einen anderen Glauben hat als die Krieger des Mullahs, denn in dieser Region gibt es auch Feindschaften unter den Clans in der direkten Nachbarschaft; in einem Tal würden die Amerikaner sofort getötet, im nächsten wiederum würde ihnen geholfen, aber nur sehr knapp ausformuliert. Hier existiert kein perfider Plan, der ausführlich geschildert werden muss oder durch Ermittler aufgedeckt. Es ist nur eine reine Menschenjagd, bei der das Wild die zwei Amerikaner sind und die Befreiung des Mullah der Lohn. Es geht gradlinig voran, bietet genügend Exekutionen, Schießereien und Luftrettungseinsätze, dass der Leser wunderbar unterhalten wird und sich kaum mit langen Erklärungen und Schachtelsätzen auseinandersetzen muss. Nichts wahrlich Neues, nichts Weltbewegendes, aber dafür vorzüglich unterhaltendes und rasantes Buch von Tom Young. Ein schmackhafter Snack für zwischendurch, der das Warten auf die nächsten Knaller von Thor, Coes, Flynn, Taylor sowie Hunter und Konsorten schön verkürzt. Er ist nur so schnell gelesen. Nachschub muss her.