Buchrezensionen

Gast · 1193 · 181421

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jerry garcia

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Russell Blake. Als ein vergessenes Notizbuch Jahrzehnte nach dem Verschwinden von Drake Ramseys Vater im Dschungel des Amazonas auftaucht, entschließt sich Drake, in dessen Fußstapfen zu treten und sich auf die Suche nach dem legendären Schatz der Inka aufzumachen, der in der verlorenen Stadt Paititi versteckt sein soll. Doch er ist nicht allein auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt - sowohl der CIA als auch russische Auftragskiller sind Drake dicht auf den Fersen und auch der Dschungel selbst hält einige Überraschungen für den frisch gebackenen Abenteurer bereit.

Im Prolog wird ein Inka-Schatz von einem Schamanen vor den gierigen Eroberern versteckt, danach im ersten Kapitel und in der Gegenwart eine Frau mit ihrem Wagen in den Abgrund neben der Straße gehetzt. Szenenwechsel zu einem Drake Simmons, der sich seine Dollars als Bounty Hunter verdient. Kautionsflüchtlinge sind sein Job - und er macht ihn gut. Bis auf Ausnahmen. Mal wird er wegen übertriebener Gewaltanwendung angezeigt und in seinem neuesten Fall, bei dem er sich noch dazu von einem Köter beißen lassen muss, kriegt er seinen Mann zwar, aber auf dem Grundstück eines Mannes, der ihm das Betreten nicht erlaubt hatte. Und als sei das nicht genug, wird der Gangster auch noch sauer, weil Drake ihm die Eier mit dem Taser gut durchgeschmort hatte. Ein Fall für seinen Arbeitgeber und der löst es locker: Vier Wochen Sonderurlaub ohne Bezahlung und wenn er viel Glück hat, bekommt Ramsey danach seinen Job wieder. Was soll's, ein paar Kröten hat er ja zurückgelegt. Und dann kam der Anruf. Verdächtig passend zu dem Zeitpunkt, irgendwie unwirklich. Ein Anwalt aus Seattle bietet ihm Flugtickets, zweitausend Dollar und ein Testament,das er eröffnen soll und in dem Drake als Erbe steht. Kommt er hin, ist es gut, lässt er es bleiben geht das Geld an heimatlose Kakerlaken oder so. Also Drake fix dahin und erfährt, dass die Dame, die anfangs neben die Fahrbahn gedrängt wurde, seine Tante war, ihn einige Ersparnisse, eine recht nette Summe aus der Lebensversicherung dazu und einige Geheimnisse vermacht hat. Drake nimmt an und muss feststellen, dass er nicht Simmons heißt, sondern Drake Ramsey, dass sein Vater ein bekannter Schatzsucher war, der auch noch Erfolg hatte, dann aber ermordet wurde, woraufhin sich alle anderen überlebenden Beteiligten mit neuen Identitäten in sämtliche Winde verstreuten. Das mit den neuen Leben ging einfach, weil die CIA geholfen hat. Schließlich waren es ja böse Russen, die Ramseys Vater getötet haben, da konnte die CIA einfach nicht anders. Naja, die Schatzkarte war verloren und so mussten die Dreibuchstabler eben hoffen, dass ein Erbe die Jagd von vorne beginnt. Ramsey sucht erst einmal nach den anderen Partnern seines Vaters und findet Jack samt dessen Tochter. Ihnen eröffnet er, dass er die Schatzkarte in den Unterlagen fand, die ihm der anwalt überreichte und nach dem Schatz zu suchen gedenkt, da sie eh verschwinden müssen. In der Zwischenzeit wurden nämlich der Anwalt und der Ex-Arbeitgeber von Drake umgelegt. Vermutlich Russkies. Und wenn der eher unbedarfte 26-jährige Drake Jack findne konnte, können das andere auch. Die Idee kommt ihnen zu spät, die Häscher stehen schon bewaffnet vor den Toren der Ranch in Texas. Nach einer spektakulären Flucht gelangen sie nach Südamerika, wo sie nach Partnern für die Suche nach der verlorenen Stadt mit den vielen Schätzen Ausschau halten. Sie finden den zwielichtigen Spencer, der liebend gerne einen hohen Vorschuss erhalten würde, bevor er liefert. Man einigt sich und los geht es Richtung Grüne Hölle. Und die hat noch viel zu bieten.

Wer sich einen lockeren Abenteuerroman für die S(tr)andschichten im Urlaub gönnen will, kann mit "Drake Ramsey: Das Gold der Inka" nicht viel falsch machen. Manches ist zwar etwas oberflächlich, wobei da auch die Figuren enthalten sind. Allie, die einen Abschluss für Journalismus und Geologie hat, ist eher eine Nebenfigur, hin und wieder für nutzlose Beiträge wie "Was, wir töten Bambi?" gut, die sie loslässt, als es um Nahrungsmittel geht und man Rehe schießen kann. Teeniegequatsche. So hat eigentlich jede Figur irgendwo versteckt die ahnungslose Seite. Drake handelt derart unvorsichtig und impulsiv, von mangelnden Kenntnissen nicht zu sprechen, dass er beinahe gefährlicher ist, als alles Andere, was noch auf sie zukommt. Was die CIA dann darin zu suchen hat und mit welchen Möglichkeiten sie ausgestattet ist, welche Ränke sie schmiedet, wird ebenso wenig vertieft, wie weitere Punkte. Weg von diesen Kleinigkeiten ist Drake Ramsey der Beginn eines Abenteuers, das zu lesen durchaus Freude machen kann. Wer sich jetzt die kleinen Unzulänglichkeiten nicht zu sehr zu Herzen nimmt, darüber hinweg sieht, bekommt flotte Unterhaltung im Stile eines jungen Indiana Jones der Neuzeit. Und Danke an den Autor - mal keine bösen Nazis. Dafür fiese Russen, mörderische Einheimische, Schatzsuche im düsteren und feucht-heißen (Nein, es ist kein feucht-heißer Sex, denn es ist der ....) Dschungel. Wildes Getier, Amazonasfische, giftige Schlangen, die übliche Romanze mit Zicken (Naja, später kommt das "Z" weg und das "F" schon davor, wird aber eher "Bilitis"-keusch.), zwielichtigen Gestalten, vom Dschungel verborgenen Städten und viel Gold. Wer schon den einen oder anderen derartigen Film sehen durfte/musste, kann sich ungefähr vorstellen, wie es zugeht. Wenig nettes Dschungelpanorama mit bösen Wilden und gierigen Kerlen. Insgesamt eine bunte, nette, recht flotte und unterhaltsame Story über 360 Seiten und mit einer Fortsetzung gesegnet, die im Original "Emerald Buddha" lautet. Und ich werde sie mit wieder greifen als reine Abwechslung zu anderen Genres und locker-leichte Actionkost, die eine feine Sommerlektüre darstellt, obwohl es noch etwas Potential nach oben gibt. Macht doch gespannt auf die Fortsetzung. Vielleicht kann Russell Blake die Lücke schließen, die James Rollins offenließ als er zu seiner Sigma-Force-Reihe überging und mehr zur Masse tendierte. 


jerry garcia

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Tim Miller. Sünder gehören ans Kreuz genagelt! Davon ist zumindest Pastor Charlie Sims überzeugt, der im tiefsten Texas eine kleine Kirchengemeinde führt. In Gottes Auftrag richtet er Pornosüchtige, Ehebrecher und Pädophile in seiner "Kapelle" - einem Schuppen mit Folterwerkzeugen. Doch dann erhält Charlie Besuch von Luzifer persönlich. Der behauptet, der himmlische Vater wolle die Menschen endgültig auslöschen. Charlies Kreuzzug gegen den drohenden Untergang führt ihn mit den Verdammten des Himmels zusammen. Doch wie besiegt man eigentlich Gott?

Charlie predigt vor einer kleinen Gemeinde Bibelgemeinsacht Lebendiges Wort als Pastor von Frieden und Vergebung, hat aber nach seiner Ansicht auch den Auftrag von Gott, Sünder zu bestrafen. So holt er sich die Unbotsamen von der Straße und bringt sie in sein Refugium des Todes. All seine Opfer, die wider Gottes Wort handelten, enden am Kreuz. Aber nicht einfach nur kurz drangetackert, sondern zuvor noch ganz fröhlich gepeinigt. Danach werden sie entfernt und fachgerecht zerlegt entsorgt, womit sie sozusagen spurllos verschwinden. Nach einer seiner Expeditionen des Todes - er war im Auftrag des Herrn unterwegs - taucht die Polizei plötzlich auf. Und er, der Diener des Herrn, bekommt kurz kalte Füße. Haben die etwas gegen ihn in der Hand? Nein, ein Mann namens David Davidson hat nur einen ungewöhnlichen Weg gewählt, um mit Charlie Simms in Kontakt zu treten. In einem persönlichen Gespräch warnt dieser unseren Pastor, dass sich ein Wolf im Schafspelz in seine Welt einschleichen würde und David den Auftrag von Gott erhielt, Charlie zu warnen. Nicht dass der Pastor das jetzt zu ernst nehmen würde. Nachdem er aber den Sünder Roger Davies, Mitglied der gemeinde und Grundschullehrer mit der Neigung, kleine Mädchen zu missbrauchen, seiner gerechten Kreuzigung zugeführt hat, taucht in einem Alten-Hospiz ein Bischof auf, der Tote wieder zum Leben erwecken kann. Charlie trifft den Mann und die Unterhaltung ergibt für den Pastor nur den Sinn, dass der Scheiß-Bischof zu gut ist, um wahr und echt zu sein. Also folgt er ihm, wird erwischt und bekommt einen über die Rübe gedonnert. Als er erwacht, umgeben ihn die Bodyguards des Bischof und jener erzählt ihm, ohne Umschweife, wer er wirklich ist. Zu Charlies Leidwesen ist dieser ihm jetzt bekannte Mann auch über das Tun und Werken von Charlie informiert, kennt seine Fähigkeiten, wie er die Wahrheit über die Sünder erfährt, wie er sie bestraft - und er weiß alles über Charlies früheres Leben und seine Herkunft als ein Sohn der Nephilim. Als dieser Typ Charlie eine Zusammenarbeit anbietet, lehnt der ab. Doch eine Eskalation ist nicht zu vermeiden und nach einem vermeintlichen Massenselbstmord muss Charlie flüchten. Bis nach Texas. Doch selbst das ist nicht weit genug. Denn Luzifer, Gott, Der Heilige Geist und wer weiß wer noch alles, ist hinter Charlie her.

Der Prolog beginnt mit einer Frage und als in der die Formulierung "Die Hand Gottes" vorkommt, konnte ich mir das erste Schmunzel nicht verkneifen, dachte ich doch sofort an den Sünder Diego Maradona, der ob seiner damaligen Sünde von der hochverehrten Familie der FIFA auch noch als Spieler des Turniers geadelt wurde. Hat zwar nix mit dem Buch zu tun, fand es aber dennoch lustig. Kommen wir zu unserem Erzähler Charlie, der sich für einen Henker Gottes hält. Sein Ton ist durchaus flapsig, hat so die eine oder andere Stilblüte und Rechtfertigung für sein Tun, die für leichtes Kopfschütteln schon mal gut ist. So kann er bei mir auch erste Sympathiepunkte ergattern. Dass er bisher nur fiese Kreaturen mit Dreck am Stecken aus dem Weg räumt trägt da auch etwas zu bei. Im Grunde aber ist der gute Charlie nur ein Arschloch, das seine Gelüste auslebt, ein Bappsack allererster Güte. Der von mir oben schon kurz angeführte Humor kommt erst später immer mehr zum Vorschein. Und spätestens als der Autor seinen "Bischof" so richtig gegen den Erweckungsschreiber Tim LaHaye (siehe den Schnarcher-Film "Left behind" mit Nicolas Cage oder eben die Bücher des Herrn LaHaye) zicken lässt und ihm auf die Art so richtig ein Brett vor die Schnauze hämmert, gewinnt das Buch an Fun. Es ist nun nicht so, dass hier kein Blut fließt, keine Menschen zerstückelt oder gelyncht werden, keine Gedanken ausgesaugt oder manipuliert werden, keine "Zombies" aus Menschen werden oder gar ein Massenselbstmord (ein vermeintlicher, wie ihn die manipulierte Presse bezeichnet) inszeniert wird. Es gibt schon einige derbe, matschige und blutrünstige Szenen in dem Buch bzw. den Büchern, denn es sind drei in einem Band ("Die Hand Gottes", "Die Rache der Drei" und "Die Höllenhand"), die Tim Miller seinen Horrorfans hier gönnt. Doch die Abrechnung mit den Religionen - ich betrachte das hier gewählte Christentum nur als exemplarisch, weil Tim Miller in den USA ja die Auswüchse davon direkt vor Augen hat. Warum soll er sich anderen wie dem Islam oder dem Judentum usw. zuwenden, wenn er die Spinner mit ihren teilweise hanebüchenen auslegungen der Bibel (oder eben anderen Schriften) im eigenen Land tagtäglich studieren kann. Er hat es doch vor Augen, dass auch hier die Pädos existieren und sich die entsprechenden Zeilen ihrer Schrift zur Rechtfertigung heranziehen. Die vielen Ableger an kleinen Kirchengemeinden mit eigener Deutung des vermeintlichen Wortes ihres Gottes (oder eben der jeweiligen Götter) in ihrem Sinne und die sie dann für verrückteste Schandtaten ins Feld führen. Und Kirchenleute, die nicht in irgendeiner Form nach Geld oder Macht streben, die nicht alle anderen, die sie nicht in ihre eigenen Reihen der Gläubigen aufnehmen können, die ihren (Irr-)Glauben nicht teilen wollen, am liebsten vom Angesicht der Erde wischen wollen. Genau hier legt Tim Miller mit Humor und ätzendem Sarkasmus sein Skalpell an, entlarvt all die Schwätzer und macht eine - hier christliche - Religionsdystopie aus seiner Geschichte um Charlie, den Henker Gottes. Tim Miller mag vielleicht niemand für den Nobelpreis der Literatur nominieren, weil er hin und wieder etwas oberflächlich daherkommt, aber diese Art mit den fiesen mehr oder weniger kleinen Spitzen Richtung der Religionen, mit denen er sämtliche Götter auf die Stufe von rachsüchtigen und bösartigen Arschlöchern voller Egoismus stellt, wie er sie als Verschwörer schildert, die nichts aber auch gar nichts Gutes im Sinn haben, denen die Menschen sowas von egal sind oder die Doppelmoral der Kirchen und Religionen anprangert, die ja Schätze horten, Kriege führen, Andersgläubige und jene, deren Lebensstil ihnen nicht passt, verstoßen, das hat etwas. Und die Erzählweise bringt dabei den Lesespaß. Nicht zu ernst nehmen, nicht nur auf das Christentum sondern alle Religionen beziehen, Blut, Gewalt und Gekröse sowie die ständigen Gesinnungswechsel genießen und auf das Ende hinlesen. Eine etwas andere Dystopie, die all die bekannten Erzählungen, die wir während unserer Kindheit oder auch jetzt über Religionen erfahren haben, ad absurdum führen und ebenso diese schöne Reise der Gläubigen gen Himmel während alle anderen dem sicheren Tod beim Ende der Welt geweiht sind, wie es ein Tim LaHaye weismachen will. Sicher werden jetzt auch etliche Menschen Herrn Miller als Ketzer oder als Satan bezeichnen. Okay, dann war das jetzt teuflisch gut. Mir hat es gefallen, aber ich fürchte, dass ich da eine Minderheit vertreten werde. Auch egal. Besser als der gesteuerten oder (fehl-?)geleiteten Presse anzugehören.


Offline JasonXtreme

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    Klingt nach wie vor wirklich interessant. Ob es schlussendlich taugt... aber da ichs mit der Religion eh nicht so habe, denke ich mal das dürfte kein Problem sein ;) :D
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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    jerry garcia

    • Gast
    Es ist tatsächlich so, wie es da steht. Verabschiede dich von Allem, was man dir über deine Religion beigebracht hat. Dies hier ist anders, ganz anders. Gott hält nix von den Menschen, seinen Jüngern oder Aposteln. Er benutzt sie für seine Zwecke und dann schickt er sie zur Hölle. Und so weiter und so fort.
    Da wird zwar kräftig gemetzelt, aber nicht so, dass es in die Extrem-Reihe gehören würde. Wenn du mit einer Portion Humor an die Sache rangehst, noch Namen wie Trejo, Liddell, LaHaye usw. kennst, wird der Spaß immer größer. Der Schluss hätte vielleicht etwas ausführlicher sein können/dürfen.


    Offline JasonXtreme

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      Klingt immer besser - wobei das mit Gott doch ohnehin so ist!? :lol:
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      jerry garcia

      • Gast
      Egal welcher Gott, welche Religion und so weiter. Kannste ja auf das übertragen, das dir gerade liegt.

      Hier sind sie alle miese Bappsäcke mit Hang zu blutigster Gewalt. Und wenn dann diverse Bibelstellen als brutaler Roman mit gewissen Irrtümern hinsichtlich der freundlichen Gesinnung hingestellt werden - köstlich.


      jerry garcia

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      Nic Pizzolatto. Normalerweise erledigt Roy Cady, ein kleines Licht in der Unterwelt von New Orleans, die dreckige Arbeit für seinen Boss. Jetzt muss er sich seinem eigenen Tod stellen: Zuerst erfährt er von seinem Lungenkrebs, kurz darauf entgeht er nur knapp dem Mordanschlag seines Chefs, der ihn aus Eifersucht umlegen lassen will. Am Ende überleben das Blutbad nur Roy und die Teenager–Prostituierte Rocky, die sich fortan an seine Fersen heftet. Zusammengehalten von ihrer gemeinsamen Herkunft aus den trostlosen Weiten Texas’ und der schwachen Hoffnung auf einen Ausweg flüchten die beiden tief in den amerikanischen Süden, in die Hafenstadt Galveston.

      Roy Cady hat gerade von seinem Arzt die Diagnose Lungenkrebs erhalten und ist entsprechend geknickt. Irgendwie muss es ja aber weitergehen. Da wird er von seinem Boss zusammen mit einem weiteren von dessen Schlägern zu einem Treffpunkt geschickt, um von einem Informaten etwas abzuholen. Doch sie laufen direkt in eine Falle. Eine kurze, aber heftige Ballerei lässt am Ende nur Roy und die junge Nutte Rocky übrig. Ihnen ist beiden klar, dass sie fliehen müssen. Doch zuvor lässt sich Rocky von Roy zu einem Haus fahren. Sie geht allein hinein. Ein Schuss fällt und sie kommt mit einem kleinen Mädchen heraus, das sie als ihre Schwester vorstellt. Dann geht die Flucht weiter. Neue Papiere müssen her. In der texanischen Hafenstadt Galveston kommen sie in einem eher schäbigen Motel unter und bereiten sich auf eine Flucht Richtung Mexiko vor. Vielleicht sogar Baja. Schließlich sind Roys Ex-Boss sowie die Cops hinter ihnen her. Und dann lernt Roy auch noch den zwielichtigen und ziemlich abgehalfterten Jungspund Tray kennen, der süchtig ist und bei dem man nie weiß, ob er nun Böses im Sinn hat oder einfach nur fertig ist. Und dann kommt es, wie es kommen muss - sie werden entdeckt.

      Die Skizze eines Verbrecherlebens. Hauptfigur Roy wird hier noch am ausführlichsten beschrieben, alle weiteren Mitspieler sind recht oberflächlich. Der Autor hat ja das Drehbuch für den ersten "True Detective" verfasst. Und wie ein Drehbuch ist auch sein Roman. Da wäre massenweise Platz für die Darsteller, eigene Ideen einzubringen, die Handelnden nach ihrem jeweiligen Gusto zu spielen. War ja vielleicht auch bei der Serie so. Vorgabe im kleinen Rahmen und jetzt macht mal. Sind die Darsteller gut, funktioniert auch die Serie. Ist der Schreiber nicht gut, funktioniert auch das Buch nicht. Als was wurde "Galveston" nicht schon alles bezeichnet: düster, traurig, gewalttätig, beeindruckend. Vorhersehbar und mit einem Bremsklotz von Mittelteil versehen füge ich dann halt mal hinzu. Nach dem durchaus flotten Start lässt das Tempo merklich nach. Neu ist an der Geschichte auch wenig. Gerade in den letzten Jahren wurden schon so einige Filme über einen eher groben Haudegen mit mehr oder weniger dunkler Vergangenheit und/oder schlimmen Krankheit, der Unschuldige beschützt, unter das interessierte Publikum gebracht. "Galveston" hat von allem etwas. Aber wirklich berühren konnte mich das Buch nicht, es plätscherte die meiste Zeit dahin, ließ den Antihelden sein Leben überdenken und wartet - sorry - mit einem doch recht faden Ende auf. Texas-Atmosphäre in "Galveston"? Nope. Da dann doch lieber zu Lansdale greifen. Noir? Naja. Dann eher Manchette oder Manotti. Zwei gescheiterte Existenzen, die vor ihren eigenen Abgründen fliehen, die aber auch nicht mehr zurück können. Alles scheint verkorkst. Meines Erachtens sind die vielen Lobeshymnen, die es für das Buch gibt, reichlich überzogen. Es enthält nichts wirklich Erfrischendes, schon gar nichts Neues. Wenigstens schnell konsumierbar und das bisschen Melancholie sowie ein gewisse Sprachfertigkeit reichen da nicht für höhere Weihen. Lieber den einen oder anderen Lansdale zum dritten oder vierten mal gelesen, denn das hier war nur für den einmaligen Gebrauch. Aber hey, ist ja nur eine einzelne Meinung, die ich da so ausbreite. Und die schert eh keinen.


      jerry garcia

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      Jo Nesbo. Ulf ist Geldeintreiber. Sein Boss ist der Fischer. Der Fischer ist einer DER Drogenhändler Oslos. Als Geldeintreiber wird man nicht unbedingt reich. Doch jetzt hat Ulf einen Weg gefunden. Glaubt er. Zwei Probleme stellen sich: Drogenhändler lassen sich ungern reinlegen.Und schicken sie ihre Killer los, sollte man ganz weit laufen – und sich ein gutes Versteck suchen.

      Ulf, wie er sich nennt, verschwindet aus Oslo und taucht in einem kleinen Dorf in der Finnmark unter. Er läuft vor dem Fischer davon, einem der Bosse der Unterwelt Oslos. Der Fischer ist bekannt dafür, dass er nichts verzeiht und wer sich einmal mit ihm eingelassen hat, ist nie wieder sein eigener Herr. Und es gibt die Regel, dass man weder Bekannten noch Freunden oder Verwandten etwas leihen oder vorstrecken soll. Doch Ulf hat nur für den Fischer gearbeitet, weil er dringend einen größeren Geldbetrag braucht. Eines schönen Tages setzt er sich mit einem nicht geringen Sümmchen ab und ist jetzt eben auf der Flucht. Und verschwindet in die Finnmark. Dort lässt er sich ineiner vermeintlich leerstehenden Kate nieder und versucht wenigstens für kurze Zeit zur Ruhe zu kommen. Doch das hält nicht lange an. Er schreckt auf als er angestupst wird. Es ist ein junger Bub namens Knut, der ihn mehr oder weniger warnt, dass seine Mutter gleich kommen wird, um die Kate zu putzen. Und so gerät Ulf in den Fokus der Dorfgemeinschaft. Er lernt die Bewohner kennen, verliebt sich in Lea, die Mutter von Knut. Aber er hat immer im Hinterkopf, dass er von den Leuten des Fischers gesucht wird. Und der Fischer findet seinem Mann IMMER.

      Die Figur des Fischers ist ja schon aus dem Vorgänger bekannt. Ebenso kennt man die Richtung, die Jo Nesbo mit diesen kleinen Quickies, die er anscheinend zwischen Frühstück und Mittagessen verfasst, einschlägt. Ne ganze Ecke weit weg von Harry Hole oder "Headhunter". Gewöhnungsbedürftig. Wie zuvor Olav gerät wieder ein Mitarbeiter in den Fokus des Fischers. Der Fischer ist der Boss, gnadenlos und brutal, macht sich aber nicht mehr selbst die Hände schmutzig. Dafür hat er seine Leute. Auch Ulf wurde so einer. Ulfs Geschichte wird hier in Rückblenden erzählt und man lernt einen jungen Mann kennen, der keine Ahnung davon hat, wie er seinen Lebensunterhalt verdient, der von seiner Geliebten über den Tisch gezogen wird und für eine kleine Tochter zahlt, die er kaum sehen darf. Das Dilemma beginnt, als diese an Leukämie erkrankt. Jetzt ist sein Abstieg gesiegelt. Er beginnt für den Fischer zu arbeiten. All seine Mühe umsonst. Er ist ein Verlorener in einer unwirtlichen Gegend, mit fremdenscheuen Bewohnern, die eine ihm unbekannte Religion ausüben. Und mit dem Auftauchen des Jungen Knut beginnt das Kennenlernen dieser vorübergehenden Heimat. Hier ein kleines Geheimnis, dort der Akoholiker, viel Selbstgebrannter im Umlauf, schweigsame Menschen in der Abgelegenheit der Finnmark, für die jeder "aus dem Süden" ist. Dort schert sich keiner um die Regierung, auch nicht, was wer wo getan hat, solange es außerhalb des Dorfes war. Die Liebe zu Lea hilft Ulf, sich einzuleben. Leas Mann war Fischer und blieb auf See, sein Zwillingsbruder Ove meldet Rechte an, gegen die sich Lea wehrt. Auch in diesem kleinen Aquarium des Lebens gibt es Scherereien und Unheil, Gangster und Gauner, Schläger und Erpresser. Aber alles bleibt unter dem Mantel des Schweigens verborgen, wenn man nicht dazugehört. Nesbo transportiert hier viel von der Landschaft, der Natur, lässt ruhige Momente Einzug halten. Bremst damit das beworbene Tempo aus, konzentriert sich auf Einzelheiten und Rückblicke. Zum Ende hin zieht er dann das Tempo richtig an, lässt einige Actionszenen und gelinde - wirklich sehr gelinde - Überraschungen auf den Leser los. Spannungstechnisch ein bisschen mau, und die große Action gibt es auch nicht. Drama mit Lokalkolorit, ein kleiner Teil Thrill und ein größerer Teil über das eben in einer unwirtlichen Gegend, fernab von den bekannten Annehmlichkeiten des sogenannten modernen Lebens. Seine Freundschaft zu Knut, die sich nach und nach entwickelt, der Running Gag um die Witze half dabei fast zu vergessen, dass Ulf ein Gejagter ist. Einiges des Handlungsstrangs um Lea war zwar doch pures Klischee, aber erträglich. Fingerspitzengefühl für die Hauptfiguren und Einfühlsamkeit für die Menschen und die Kultur in einer harschen Umwelt. Dazu ein Part Krimi und fertig ist das rund 249 Seiten lange Neuwerk von Jo Nesbo. "Blood on snow: Das Versteck" ist eher eine "Kann"-Anschaffung denn ein "Muss". Ich ziehe seine Sachen wie Harry Hole oder "Headhunter" weiterhin vor.


      jerry garcia

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      Douglas Preston + Lincoln Child. Vor seinem Haus in New York findet Special Agent Aloysius Pendergast einen seiner unversöhnlichsten Feinde tot auf. Pendergast hat keine Ahnung, wer ihm die Leiche vor die Tür gelegt haben könnte - und warum. Aber es gibt ein rätselhaftes Indiz: Ein Türkis, der bei der Obduktion im Magen des Opfers gefunden wird. Der Edelstein führt Pendergast zu einer verlassenen Mine am Ufer eines Salzsees in Südkalifornien - und tief in die eigene Familiengeschichte.

      Pendergast und Constance sitzen eines Abends vor dem Kaminfeuer und erledigen ihre Tagespost, als es an die Tür klopft. Constance geht hin, öffnet und erschrickt so sehr, dass sie in Ohnmacht fällt. Der Mann, der dort vor ihr stand, ist plötzlich einfach zusammengeborchen. Pendergast eilt hinzu und muss auch erkennen, dass dies nicht normal sein kann und hinter der Sache etwas Mysteriöses stecken muss. Er kümmert sich um Constance und dann verfolgt er einen Mann, der vom Tatort weg zu einem Wagen gelaufen ist und wegfährt. Mittels seinem Handy ruft er Verstärkung bei der Polizei - Wagen und Hubschrauber. Dennoch kann der vermeintliche Täter entkommen. Nun soll er zwei Ermittlern - namentlich durch einen Lieutenant Angler mit seinem Kollegen Sergeant Slade - Rede und Antwort stehen. Für die Beiden ist Pendergast einer der Verdächtigen in dem Fall, gerade weil er sich weigert, mehr Informationen als das Offensichtliche herauszugeben. Mit seiner Marke, die ihn als FBI-Mann ausweist, verschafft er sich Zutritt zur Obduktion und ist dabei, als man den Türkis in den Innereien des Opfers findet. Das führt ihn ins Museum, wo Lieutenant D'Agosta gerade mit einem Mordfall unter den Professoren ermittelt und sich gegen den halsstarrigen Chef des Museums durchsetzen will. Der Lieutenant hofft auf Hilfe von Pendergast, doch der ist zu sehr mit seinem Fall beschäftigt, um sich dafür zu interessieren. Er lässt seinen Freund einfach stehen und verschwindet, während D'Agosta verdattert zurückbleibt. Pendergast findet heraus, dass dieser Türkis eigentlich nur in einer bestimmten Gegend in Kalifornien vorkommt - Salton Sea, dem toten See. Er reist hin und stellt fest, dass man ihm hier wohl eine Falle gestellt hat, in die er nicht hineinzutappen gedenkt - und tut es mit seinen ergriffenen Maßnahmen dann doch. Er war berechenbar geworden. Und es kommt noch schlimmer, viel schlimmer.

      Man kann sich in die Story schnell einlesen, der recht flotte Stil des Autoren-Duos macht es dem Leser auch einfach. Von Vorteil wäre es durchaus, wenn man frühere Bücher um Agent Pendergast kennt. Es geht (mal) wieder ins Museum, tauchen Figuren aus früheren Werken auf, wird Brasilien ebenso erwähnt wie die Anasazi. Temporeich geht es weiter und in meinen Augen ist auch ein klarer Fortschritt im Vergleich zu den letzten vier Romanen zu erkennen, die mich durchaus dazu brachten, meinen nächsten Einkauf eines Romanes um Pendergast zu überdenken. Nun, die Anschaffung war absolut kein Fehler, die Steigerung ist unübersehbar. Sicher ist mir Pendergast nach wie vor zu sehr der Allwissende Alleskönner und ich frage mich, wieso er immer noch mit seinem FBI-Ausweis rumwedeln darf, obwohl er sich doch anscheinend nur um private Angelegenheiten kümmert, statt zu arbeiten. Das Thema um den Pendergast-Clan und dessen Taten, Verbrechen, Mitglieder und Feinde sollte so langsam zu Ende gehen, bevor es die Leser zu langweilen beginnt. Und das FBI - nötig hätte er den Job ob seines Vermögens ja eh nicht. Und mit der Figur der Constance werde ich mich wohl auch nie anfreunden können, obwohl sie mich hier nicht ganz so sehr genervt hat, wie früher hin und wieder. Die Autoren bauen hier von Beginn an ein recht interessantes Szenario auf, das selbstverständlich nicht ohne gewisse Mysterien der Pendergast-Familie auskommen muss. Es gibt unerwartete Besuche, die eine oder andere nicht vorhergesehene Wendung und durchaus auch einen Actionateil, der hin und wieder mit einigen blutigen Details gewürzt ist. Das gleicht die zuvor erwähnten "Mängel" in diesem Buch auf jeden Fall wieder aus. Nachdem mich die "Helen-Trilogie" zunehmend angeödet hat und auch der kleine Abstecher zu Corrie Swanson nicht der Reißer war, konnte man mich mit diesem Buch wieder ins Gefolge der "Fans" einreihen. Das nächste Buch - "Demon - Sumpf der Toten" - ist ja für Anfang nächsten Jahres geplant. Über einen neuen Gideon Crew würde ich mich auch nicht beschweren. Unterhaltend, spannend, sogar abwechslungsreich mit kleinen Überraschungselementen. Gutes Buch.


      Offline JasonXtreme

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        klingt gut.
        Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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        jerry garcia

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        Isses auch, obwohl der Aloysius im letzten Drittel eher die fünfte Geige spielt.


        Offline JasonXtreme

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          hm ok. is denn D'agosta wieder mehr dabei als in den letzten drei Büchern?
          Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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          jerry garcia

          • Gast
          Yep. Auch das hat zum eher positiven Gesamteindruck beigetragen.


          jerry garcia

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          Patrick Lee. Ein Anruf mitten in der Nacht: Eine alte Freundin bittet Sam Dryden um Hilfe. Es gilt einen Mord an vier jungen Mädchen zu verhindern. Doch woher wusste Claire von dem drohenden Verbrechen? Sam erfährt: Claire hat für ein High-Tech-Unternehmen gearbeitet, das kurz zuvor von einer heftigen Explosion verwüstet wurde. Die Firma forschte an einem hochgeheimen Apparat, der sich nun in Claires Händen befindet: Ein Radio, das Sendungen aus der Zukunft empfangen kann. Wer es besitzt, kann den Lauf der Geschichte ändern. Kurz darauf ist Claire in der Gewalt eines hochgeheimen Konsortiums, das die Technologie seit ihren Anfängen in den Laboratorien Hitlerdeutschlands zu kontrollieren und zu nutzen sucht. Und Sam befindet sich auf der Flucht, mit dem Gerät, im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner.

          Sam Dryden schließt sich Claire an und folgt ihr ohne groß nachzufragen hinaus in die Wüste. Dort finden sie einen Trailer vor, der im Prinzip von Müllhalden umgeben ist und in dem ein schleimiger Typ vier Mädchen gefangen hält. Sie befreien sie, der Täter stirbt. An sich nichts ungewöhnliches, aber die Story hat einen Haken. Claire hat von einer Maschine, einem Radio gleich, erfahren, dass die Mädchen dort sind und misshandelt werden und auch von ihrem Tod. Die Erklärung, die sie liefert, erscheint völlig verrückt, unglaubwürdig. Und dennoch: nichts davon stellt sich als unwahr heraus. Claire hat als Sicherheitsberaterin in einer Firma gearbeitet, die Sensationelles entwickelt hat. Ein Radio, das in die Zukunft "hört". Man kann über bestimmte Frequenzen Nachrichten hören, die erst in zehn Stunden und vierzig Minuten geschehen werden. Selbstverständlich gibt es auch andere Kreise, die den Nutzen für sich in so einer Errungenschaft sehen. Einen Nutzen, der garantiert nicht der Allgemeinheit dient. Und schon wurde die Firma von einer Explosion dem Erdboden gleichgemacht. Nur Claire und zwei weitere Kollegen konnten dem Inferno entkommen. Doch durch die Geschehnisse mit den Kindern haben sie sich verraten. Sie werden überfallen und Claire von den Feinden in Gewahrsam genommen, Dryden kann gerade so entkommen. Mittlerweile hat er auch noch das FBI auf den Hacken, weil es denen seltsam erschien, dass er an den verschiedenen Tatorten anwesend war, wie sie den gefundenen Fingerabdrücken entnehmen konnten. So ist er einerseits auf der Flucht, andererseits auf der Jagd. Er sucht die abgetauchten Kollegen von Claire, um an weitere Informationen zu kommen, wie er sie befreien kann und was es mit dieser Apparatur auf sich hat, dass dafür eine Menge Menschen sterben mussten. Und dazu immer die skrupellosen Feinde im Nacken.

          Patrick Lee hat mit seinen vorherigen Büchern - "Die Pforte", "Dystopia", "Im Labyrinth der Zeit" und "Mindreader" -  klar unter Beweis gestellt, dass er schnell zu den großen Autoren der Spannungs- und Actionliteratur aufgeschlossen hat. Und thematisch wählt er sich nicht auch noch die üblichen Serienkiller, Profiler, Detectives mit diversen privaten Problemen, keine Allerweltsgeschichten, wie man sie auf dem übersättigten Massenmarkt findet und die nur noch zum Einschläfern der Kunden taugen. Er geht den Weg, einige Elemente des Übernatürlichen und der Science Fiction einzubringen, diese dann mit einer rasanten und temporeichen Geschichte zu Papier zu bringen und seinen Lesern damit höchst unterhaltsam zu beweisen, dass er zu den wenigen Autoren zählt, auf die Verlass in punkto abwechslungsreicher und intelligenterer Story ist, die auch mit einem guten Anteil an Action ausgestattet ist. Auch sein fünftes Buch lässt der Monotonie keinen Raum, ist ein Page Turner und somit auch das beste Argument gegen Langeweile. Und seine Maschine ist irgendwie auch die Frage, ob der Leser einem gewissen moralischen Dilemma standhalten könnte, wenn er sie sein eigen nennen würde. Die hier als feindliche Organisation aufgebaute Gruppe hat derartige Probleme nicht. Sie hat ihre Möglichkeiten sogar erweitert, kann im Prinzip schon weit in die Zukunft sehen und wenn dort jemand Präsident wird, der ihren finanziellen Zielen und ihrem Machtstreben im Wege steht, dann hat sie die Möglichkeit, den Menschen im Hier und Jetzt im Alter von vielleicht zehn Jahren aus dem Weg zu räumen, bevor er "Schaden" anrichten kann. Das wäre so, als hätte man schon im Jahr 1980 verhindert, dass sich ein deutscher Kanzler die Einheit auf die Brust heften kann. Es gäbe sie nicht. Oder auch die Leute, die danach folgten und nur am Volk vorbeiwerkelten und ihren eigenen Vorteil sahen. Hätte man selbst standgehalten bei solchen Möglichkeiten? Zum Glück ist das ein Roman und der hat Sam Dryden. Der fightet sich durch die Bösewichter, entgeht Kugeln, Explosionen, Erdbeben und finsteren Gedanken und rettet somit das Abendland. Einziger Nachteil im Buch: Es mussten mal wieder die Nazis herhalten. Warum nicht die Kanadier? Oder das fiese und abtrünnige Alaska? Vielleicht strebt auch Hawaii mit Waffengewalt und Massenvernichtungswaffen die Souveränität an? Wieso immer wieder die ollen Nazis? Abgesehen von diesem Kritikpunkt ist "Das Signal" ("Signal") schnelle und rasante Actionkost, die hervorragend unterhält und den Leser nach weiteren Büchern um Sam Dryden rufen lässt. Ein Highlight unter den von mir bisher in diesem Jahr gelesenen Büchern. Kann ich nur empfehlen, Actionfreunde kommen voll auf ihre Kosten.


          jerry garcia

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          Jeff Strand. George und Lou erhalten den Auftrag, eine Lieferung nach Florida zu bringen. Doch keine normale. Es handelt sich um einen Mann in einem Käfig. Ihre Anweisung: Bloß nicht den Käfig öffnen und ja nichts hineinwerfen.

          George und Lou sind zwei Gauner, die für ihren Boss Geld eintreiben und ab und an mal ein paar Knochen brechen oder vielleicht sogar Schnitzarbeiten am lebenden Objekt künstlerisch wertvoll vornehmen. Sie sind gerade dabei, die Daumen eines kleinen Diebes zu malträtieren, der sich tatsächlich 63.000 $ unter den Nagel gerissen hat, als Ricky anruft. Ein weiterer Auftrag. Sie sollen eine Type in einem Van zu einem Kunden transportieren. Die Figur sitzt hinten in einem Käfig und Bateman - der Auftraggeber - behauptet, dieser Ivan sei ein Werwolf. Also vorsichtig sein und ihn nicht rauslassen. Man übernimmt die Jobs von den Bossen, ohne dämliche Fragen zu stellen. Also geht die Reise durch Florida zügig los. Während George und Lou sich noch über dieses Werwolf-Problem unterhalten, herrscht hinten im Käfig Stille. Fast hatten sie ihren Fahrgast schon vergessen, da macht er sich bemerkbar - und beginnt mit ihnen eine Diskussion, welcher Quatsch das mit dem Werwolf in einer rationalen Welt doch sei. Aber irgendwann geschieht Seltsames: ein Köter kommt angesprintet und holzt seinen Schädel mal voll gegen den Van, ja beult sogar die Außenwand ein. Und macht immer weiter wie ein Cujo-Collie, völlig durchgedreht, das arme Vieh. Bald kann er kaum noch laufen, das Fell voller Blut und stolpert dennoch weiter hinter dem Auto her, bis er endlich außer Sicht ist. Irgendwie doch erschrocken und eh knapp an Sprit, fahren sie an eine Tanke und wollen dort auch ein paar Snacks zu sich nehmen. George steigt aus, um Sprit nachzufüllen und dann etwas zu Futtern zu holen. An einer anderen Zapfsäule hat eine junge Frau zumindest, was den Durst ihres Wagens angeht, die gleiche Idee. Doch sie werden in ihrer Tätigkeit schnell unterbrochen. Und wieder sind es Hunde, die sich auf sie stürzen. Es werden immer mehr und bald kann ihnen nur noch Schußwaffengebrauch die Haut retten. Auch die Frau wird attackiert und verletzt. Der Tankwart, der mit einer Flinte rauskommt um zu helfen, überlebt die wilden Köter nicht. George und Lou flüchten sich in den Wagen, den Lou verlassen hatte, um George zu unterstützen und nehmen auch die Frau mit. Doch wenn sie glaubten, das Drama wäre jetzt vorbei, sind sie einem satten Irrtum erlegen. Ivan nervt weiter. Immer intensiver. Und dann haut er ab. Der Kerl muss wieder eingefangen werden.

          Jeff Strand hat sich ja schon mit mehreren Büchern einen Namen gemacht, der nur Gutes und Humorvolles verheißt. So auch hier. Die beiden Protagonisten neben Ivan sind George und Lou. Nicht die hellsten Knaben unter der Sonne Floridas, ihre Dialoge beweisen das eindeutig, beim Verteilen der Intelligenz waren sie brav und zurückhaltend und sich in kein Gedrängel verwickeln lassen. Die unterwegs aufgegabelte Michele ist auch keine von der übermaäßig zarten und gesetzestreuen Art, lässt sich auch nix gefallen und heizt den Typenordentlich ein. Und Ivan - entpuppt sich als Nervensäge allererster Güte. Früher hätte man den mit Gisela Schlüter verglichen, aber die kennt ja heute keiner mehr, deshalb meine Wahl von Eddie Murphy. Der kann ja auch nie die Fresse halten. Der Dialogwitz hat es wieder in sich, aber auch etliche Szenen, die sich am besten "genießen" lassen, wenn man sich das Geschehen bildlich vor Augen führen kann - wie in einem Film die Körperteile fliegen sieht. Stehen da zwei arme Tröpfe im Lichtschein und aus dem Dunkel des Waldes fliegt ihnen mal ein abgerissenes Bein an die Birne oder ein Fuß ohne Bein dran in die Klöten. Ja, in "Wolf Hunt" wechseln Lachen und Schrecken sich durchaus ab. Oder es bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Für einen Roman von Jeff Strand geht es hier an der einen oder anderen Stelle schon recht blutig und rücksichtslos zu. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Und so ganz nebenbei haut der Autor einen kleinen Seitenhieb Richtung Hollywood und die 3D-Manie raus. "Wolf Hunt" ist eine blutig-spaßige Story, die den Leser nicht aus den Fängen lässt, bis er endlich durch ist. Und zumindest in meinem Fall auch sofort nach der Veröffentlichung des zweiten Buches um George und Lou schreit. Und das Covermotiv von Kult-Illustrator Michael Schubert trägt ebenfalls dazu bei, wieder ein rundum feines Buch aus dem Voodoo Press-Verlag von Michael Preissl im Regal zu haben.


          jerry garcia

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          Adam Millard. In den Jahren zwischen 1975 und 1978 terrorisierte Larry »Schweinegesicht« Travers das Camp Diamond Creek, wo er mehr als 100 notgeile, zugekiffte Teenager mit seiner Axt (die Machete hatte sich bereits ein Typ aus New Jersey gekrallt) zerstückelte und sich einen gewissen Ruf erarbeitete. Das Leben konnte für einen Psycho-Schlächter wie ihn nicht besser laufen. 1978 wurde er dann allerdings vom letzten weiblichen Opfer seiner jährlichen Tour reingelegt, gefangen genommen … und ein wenig in Brand gesetzt. Man hielt ihn für tot, Larry Travers verschwand, doch seine Legende lebte weiter. 2014: Larry lebt in den Wäldern bei seiner herrischen und etwas altmodischen Mutter. Er hat nun ein Alter erreicht, in dem er in Ruhe Bingo spielen oder Puzzles lösen könnte, ohne sich dafür schämen zu müssen. Doch der Drang zu töten kehrt zurück, und Larry glaubt, er hätte noch immer das Zeug zu einem gemeingefährlichen Psychopathen. Schweinegesicht ist zurück. Nur um einiges älter.

          1978. Sommercamp. Ein Killer mit einer Schweinsmaske jagt und meuchelt Kids und Betreuer. Nur noch ein Mädel bleibt übrig - und sie zeigt dem Killer, wo es lang geht. Das Ende der Geschichte ist ein Killer, der angekokelt von der Bildfläche verschwindet. Sprung ins Jahr 2014. Eine Gruppe von  Jugendlichen, die sich untereinander durchaus auf die Schippe nehmen und manches davon auch so meinen, wie es gesagt wurde, machen sich auf den Weg ins Camp Diamond Creek. Als sie unterwegs an einem ziemlich heruntergekommenen Laden von Tankstelle und Tante Emma-Hinterwäldler-Schuppen halt machen, um Sprit nachzufüllen und vielleicht noch etwas zum Beißen zu holen - okay, der Wunsch vergeht ihnen dann recht schnell, als sie das Interieur des Ladens sehen -, werden sie vom Inhaber noch gewarnt, nicht in dieses verfluchte Camp zu fahren. Aber wer hört den schon auf alte Säcke? Also düst man weiter, erreicht das Camp, das aussieht, als wäre es nach einem Erdbeben nicht wieder eröffnet worden und richten sich langsam ein. Zu ihnen gesellt sich noch Jason, der sich als Betreuer vorstellt, der in einer Hütte in der Nähe wohnt und der der einzige Betreuer ist, wie er anmerkt. Abseits dieses Camps fristet ein Mann über 60 sein Dasein in einer verfallenen Hütte ohne jeglichen Komfort, ja gar ohne jeglichen Anschluss ans Stromnetz und Sanitäranlagen. Dafür aber unter der Fuchtel seine nahezu hundertjährigen Mutter. Er spürt das Alter in den Knochen, die Bewegungen werden langsamer, die Gelenke knacken. Aber er hat einen Drang in sich, der ihm wieder etwas Spaß verheißt: Er will unbedingt wieder töten. Die Axt nehmen und Teenager in einem Camp abschlachten. Larry, die Schweinsmaske ist wieder da. Und er macht sich auf zum fröhlichen Halali für Kids in Diamond Creek.

          Jau, die fieseste Sau seit "Schweinchen Babe" - und auch die älteste. Adam Millard spielt fröhlich mit den Klischees des Slasherfilms, lässt alle Zutaten, die ein solches Werk braucht, in sein Buch einfließen. Von der Öko-Tusse bis zum Nerd, der typischen und grenzdebilen Superschnecke bis hin zu den Sportskanonen ohne Verstand - es kommen alle zu ihrer Ehre. Und ebenso munter bedient er sich der Rollennamen diverser Ikonen des gepflegten Metzelfilms wie auch den Realnamen einiger Darsteller. Als Namedropping schon ein Fest für Filmfreunde. Ein "Wiederlesen" mit all den Figuren, die einen damals auf Leinwand oder als Videothekenware erschrecken oder amüsieren konnten (kam halt immer auf den eigenen Alkoholspiegel an). Und so ganz nebenbei, irgendwie fast schon vorsichtig versteckt in die Story eingebettet, findet man dann kleine Seitenhiebe Richtung Akkordweltmeistern des Musikgeschäfts wie Oasis oder Status Quo oder schlicht die "Wertung" der 90-er Jahre. Da sitzt dann fast jeder Spruch, jeglicher Gag zündet und wenn man den einen oder anderen der zitierten Filme gesehen hat, kann man sich so bildlich die Situationen ausmalen, was den Witz der gesamten Story noch unterstützt. Aus den ersten Schmunzlern werden schnell Lacher - und zwar schon bevor Schweinefresse Larry mit der Axt als Gehhilfe loshumpelt. Es fehlt nichts - weder das "Final Girl" (den Film muss ich mir endlich mal anschauen) noch die kleinen Tittenshows der Mädels, wenn sie die Burschen etwas anheizen wollen. Die Kills sind kreativ, wenn auch schwierig zu bewerksstelligen für den ollen "Larry". Neben existenziellen Fragen wie: "Welchen Zweck erfüllt überhaupt Justin Bieber?" zieht Adam Millard das Genre derart durch den Kakao, dass selbst der sturste Bock irgendwann wird lachen müssen, bevor er dazu in den Keller flüchten kann. Larry, die alte Slasherwutz im Pensionsalter und mit Mamikomplex, ist eine wüste und wild-irre, saukomische Perle der nicht ernstzunehmenden Horrorunterhaltung, die eine Fortsetzung nach sich ziehen muss, auch wenn der Autor kurz meint, man wolle ihn mit der Forderung verarschen (Er hat übrigens schon nachgegeben und "Larry 2 - Das Squeequel" geschrieben - klar ein Fall für Voodoo-Press!!). "Larry" ist eine der seltenen Perlen, die man eigentlich nur mit einer 11 von 10 Punkten adeln kann. Selten so gelacht. Kurzum: Kaufen und fertig!!!


          Offline JasonXtreme

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            Na das klingt ja ziemlich geil! :D
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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            jerry garcia

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            Isses auch. Und ich hab nicht einmal alle Gags oder Anspielungen erwähnt. Sei es die auf die Jolie oder Gary Busey usw.

            Muss mal schauen, ob ich irgendwo noch ein Exemplar für dich abstauben kann. Das hier kassiert schon Shane.


            Offline JasonXtreme

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              Das wär natürlich Sahne! Dein Päckchen kam Samstag überigens auch an, dicksten Dank!!! Sascha soll sich selber bedanken :D
              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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              jerry garcia

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              Ken Bruen. Der Südosten Londons wird vom Manners Killer heimgesucht, der seinen Opfern eine Lektion in Anstand beibringen will. Sein Pech, dass die Ermittlungen ausgerechnet Inspector Brant übernimmt, der gerade einen Kriminalroman schreibt und in bester The Killer Inside Me-Manier von Jim Thompson der Meinung ist, dass, wenn schon jemand in seinem Revier ungestraft mit einem Mord davonkommt, er das doch bitteschön selbst ist.

              Sergeant Brant gehört zur Metro-Police von London. Brant arbeitet auf seine ureigene Weise, was den Vorgesetzten und Kollegen nicht wirklich behagt. Und dann wird er herausgefordert. Der Manieren-Killer tanzt ihm auf der Nase herum und das gefällt Brant gar nicht. Es ist SEIN Job, den Leuten Mores beizubringen. Da kann er auf die Hilfe eines dämlichen Serienkillers gerne verzichten. Der Killer muss also aus dem Weg. Gar nicht so einfach bei einem Typen, der genug Geld hat, um sich nicht in die Regionen begeben zu müssen, in denen sonstige Gewaltverbrecher zu finden sind. Brants Kollege Roberts findet schnell heraus, wie man in diesem Umfeld der Gangster mit lästigen Bullen umspringt. Dort jedenfalls ist der Manieren-Killer nicht zu finden. Und Brant? Der geht seinen Kollegen mit seinen Ambitionen einen Kriminalroman - oder besser DEN Kriminalroman - zu schreiben schwer auf die Nüsse. Lässt sich doch eiskalt vom Kollegen Porter ein Expose verfassen, das er bei einer Agentin einreicht, die ihren neuen Autor bald besser kennenlernt. Dann ist da noch Falls, die wieder auf Ochsentour geschickt wird, weil sie nicht ins Raster passt und Mist gebaut hat. Jetzt soll sie mit McDonald in die Schulen gehen und den jungen Gangstern die Feinheiten der Polizeiarbeit erläutern. McDonald hat das besser drauf - eine aufs Maul und Ruhe ist. Doch unterdessen macht der Manieren-Killer weiter von sich reden, die Bosse bekommen Bammel ob der schlechten Presse. Und Brant scheint sich mehr für seinen Roman zu interessieren, denn für seine Arbeit.

              Man erinnert sich vielleicht noch an Jason Statham in "Blitz"? Ja, das ist gut. Und eine noch schlimmere Marke als jener im Film ist der Sergeant Brant in den Büchern. Der klaut, kifft, kokst, haut und schießt, was das Zeug hält. Brant ist ein Schweinehund oberster Güteklasse. Die Arbeit interessiert ihn nur, wenn er davon profitieren kann - und er meint damit nicht nur sein Gehalt. Ein weiteres Hobby von ihm ist die Ausübung von Gewalt im Dienst. Gangster verdreschen macht einfach Spaß. Und wenn grad mal keiner da ist, tut es auch ein renitenter Kollege. Brant provoziert, lästert, dealt, prügelt. Kein Vorzeigepolizist. Aber das gilt auch für alle anderen Figuren in "Kaliber". Wer eine nette Identifikationsfigur sucht, lese lieber ne andere Lektüre, hier findet man keine. Und falls doch, kriegt sie von Brant eine auf die Fresse. Brant ist böse und hat einen nicht überschaubaren Mangel an Skrupeln. Ihm ist jedes Mittel recht. Und es ist ihm eine Freude, all seine Kollegen und Bosse ebenfalls als Kotzbrocken dastehen zu lassen. Erziehung ist alles. Hier wimmelt es nur von schrägen Typen und Arschgeigen, die zu keinem anderen Job zu gebrauchen wären. Und der Manieren-Killer? Entpuppt sich bald als ein überheblicher und selbstgerechter Psycho, der auch nicht wirklich alle Tassen im Schrank hat. Und dies schildert der Autor in knappen, sehr zurückgenommenen Sätzen. Keiner spricht ein Wort zuviel, die Dialoge sind fast minimalistisch. "Kaliber" ist noir in Reinkultur. Von Recht und Ordnung findet man hier eigentlich nichts, aber man kann sich dem schwarzen Humor von Ken Bruen auch nicht entziehen. Ein gelungenes und kurzweiliges Buch, das aber auch nur rund 180 Seiten zu bieten hat.


              jerry garcia

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              Ken Bruen. Detective Sergeant Brant lässt sich nicht erpressen. Auch nicht von einer Femme fatale wie Angei, die selbst davor nicht zurückschreckt, ihre Komplizen zu ermorden. Nach einem ersten Bombenattentat sieht sich die Southeast London Police Squad einem Ultimatum ausgesetzt, entweder zahlen oder weitere Opfer in Kauf zu nehmen. So begegnen sich zwei Outsider, die skrupellos mit allen Mitteln versuchen, das Spiel zu gewinnen.

              Angie sitzt im Bau. Ihr ist das im Prinzip völlig egal. Eigentlich auch, was mit ihrer Mitgefangenen Beth passiert. Nur aus reiner Langeweile rettet sie ihr bei einer Keilerei den Arsch. Zum Dank dafür fängt Beth im Suff an, schon fast platt von dem selbstgebrannten Knastalk, davon zu erzählen, wie man den perfekten Coup umsetzt. Und bald kommt Angie raus. Den Plan hat sie nie vergessen. Aber sie braucht Komplizen. Da kommen ihr die Gauner Jimmy und sein Bruder Ray gerade recht. Trifft sich besonders gut, dass die auch gerne ihre Weiber teilen. Sie vögelt beide und hält sie somit bei Laune. Und dann geht in London eine Bombe in einem Kino hoch. Es gibt keine Verletzten und erst recht keine Toten, da kein Zuschauer den Film sehen wollte, der in dem Moment lief. Dann ein Anruf bei der Polente und schon wird ein sechsstelliger Betrag gefordert. Der Chef geht hoch wie ne Rakete und schon sitzen Sergeant Brant und Inspector Roberts an dem Fall dran. Auch die Polizistin Falls ist involviert, doch deren Weltbild bricht zusammen, als Kollege McDonald mit einer frischen von der Polizeischule namens Andrews einen Dealer festnehmen will und flüchtet, als der eine Waffe zieht. Sein Problem: die Neue hat den Kerl dann überwältigt, er was so stoned, dass er die Knarre ncht geladen hat. McDonald ist bei den Kollegen unten durch, Falls aber gerät an Angie - und die wickelt sie um den Finger. Partys, Suff und Drogen. Und Brant arbeitet mit seiner ureigenen Methode an dem Fall. Er sucht einen Informanten auf und als der für die Hinweise bezahlt werden will, gibt es auf die Backen. Sein Partner Porter ist entsetzt, dass dieser Bulle überhaupt auf die Straße darf, überhaupt Polizeidienst verrichten darf, ohne gefeuert zu werden. Im Hintergrund werden die Fäden gesponnen, wie man von offizieller Seite aus, die Zahlung vermeiden kann, ohne wie die Deppen in der Öffentlichkeit dazustehen. Doch dann explodiert ein kleiner Sprengsatz in der Polizeikantine. Das fördert die Zahlungsmoral. Ruckzuck wird ein Übergabetreffpunkt und Zeitpunkt ausgehandelt und schon läuft die Sache.

              Auch "Füchsin"(Buch 5 um Brant)  das eigentlich vor "Kaliber" (Buch 6 um Brant) spielt, aber danach erschien, lebt von dem eigenwilligen (vorsichtig formuliert) Brant, dessen Methoden man ja filmisch mit Jason Statham in "Blitz" (Buch 4 um Brant und nicht in Deutsch erschienen) aufbereitet bekam. Brant sind die Menschen um ihn herum eigentlich scheißegal. Es ist schon freundlich von ihm, wenn er seinen homosexuellen Partner nur als Schwuchtel bezeichnet. Die Vorgesetzten gehen vorsichtig mit ihm um, lassen ihn in Frieden, was er auch anstellt. Irgendwie hat er alle in der Hand. Die Southeast London Police Squad hat derart viel Dreck am Stecken, dass man sich schon fragen muss, was für "Ordnunghüter" das eigentlich sind. Regeln gelten für die nicht und erst recht nicht für Brant. Der hält einen Kopfschuss VOR der Festnahme eines Gangster für eine selbstschützende Maßnahme, die keinerlei weitere Erklärung erfordert. Und nun muss er Angie finden. Eine rücksichtslose Soziopathin, die nur aus Jux tötet, um mal zu sehen, wie das aussieht, wenn einer die ehle durchgeschnitten bekommt. Und die mit den Menschen spielt - ihren Kumpanen und den Bullen. Falls weiß bald ein Lied davon zu singen, denn danach sinkt sie auf die Stufe von McDonald. Eigentlich sind sich Bulle Brant und Sozio Angie ähnlich. Keinen der Beiden schert es, was mit den Menschen um ihnen herum geschieht, deren Gefühle schon gar nicht. Brant pöbelt, stänkert, reizt, schlägt und schießt ohne Reue und Angie manipuliert und tötet in gleicher Weise. Wer in den Büchern um Brand das Gute sucht, der dürfte wohl immer noch unterwegs sein und wenn ihm niemand was zu futtern bringt, ist er/sie mittlerweile sicher mangels Nahrung qualvoll verendet. Hier regiert das Böse, die Gewalt. Aber auch der fiese und trockene Humor. Da ist der Spruch gegen den Tom Cruise-Film, den im Kino, das gesprengt wurde, keiner sehen wollte, so richtig Kindergarten-harmlos. Selbstverständlich tut sich speziell Brant mit derartigen Sprüchen hervor, die auf die Schwächen von Kollegen oder Zivilisten zielen hervor, wobei er aber Politiker, Vorgesetzte und die Nutten, die er gerne und besonders umsonst besucht, alle gleich behandelt. Und immer seinen eigenen Nutzen im Sinn. "Was krieg ich dafür?" ist sein Lebensmotto. Ken Bruen ist Hard-Boiled, politisch völlig unkorrekt und immer einen Blick und die Lesezeit wert. Er stiehlt sie dem Leser nicht mit ausuferndem Geschwalle, er bringt die düstere Welt in kurzen und knappen Sätzen mit einem bösartigen Humor auf den Punkt.


              Offline JasonXtreme

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                Auch die klingen gut! Hast momentan anscheinend ein Händchen, was? :D
                Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                jerry garcia

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                Ging mir auch schon durch den Kopf (ist ja viel Platz für sowas, hehe).

                Aber jetzt hab ich nen Ed Lee angefangen, das ist dann wieder gewohnte Ware. Irgendwie bin ich mit seinem Zeugs langsam übersättigt. Hier und da nen netten Gag eingebaut, aber der Rest ist Wiederholung.

                Die beiden Bruen sind noch frei. Interesse?


                Offline JasonXtreme

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                  Kloar, zumal die ja knackig kurz sind obendrein :)
                  Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                  jerry garcia

                  • Gast
                  Schon erledigt.

                  Von Bruen und seinem Brant gibt es übrigens sieben Bücher. Die hier sind Nummer 5 + 6, Nummer vier war "Blitz". Ob und wann der Rest kommt, weiß ich nicht. Mal sehen, ob der Polar-Verlag nachlegt.