Harus Reise (Haru tono tabi)

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    Harus Reise
    (Haru tono tabi)
    (dt. Übersetzung: "Reise mit Haru")

    Japan 2010
    http://www.ofdb.de/film/201556,Harus-Reise

    Hokkaido. Ein kleines Fischerdorf. Die 19-jährige Haru verliert nach der Schließung der örtlichen Schule ihren Job und beschließt, sich nach Tokyo aufzumachen, um sich dort eine Existenz aufzubauen. Ihr Großvater Tadao, der einst Fischer war, beschließt, sie zu begleiten. Er ist ein grummeliger alter Mann, der Haru nicht zur Last fallen will, und so führt sie ihre gemeinsame Reise in die Vergangenheit. Sie suchen Tadaos Geschwister auf, die er bittet, ihm eine Bleibe zu bieten. Doch die begangenen Fehler in der Vergangenheit wiegen zu schwer, als dass sie zustimmen. Haru erfährt Dinge über ihren Großvater, die ihr verborgen waren. Und in ihr wächst das Bedürfnis, ihren Vater, der sie nach dem Tod ihrer Mutter verlassen hatte, aufzusuchen. Auch sie möchte die Wunden der Vergangenheit heilen. Und wissen, warum. Eine Reise voller Schmerz, Bedauern und Vergebung. Eine Reise, die selbst das Ziel ist. Und während der man auch begreift, dass das, was man sucht, eigentlich schon da ist.



    Der Film beginnt wortlos. Eine Tür fliegt auf, Tadao (Tatsuya Nakadai, der in vielen Werken des Großmeisters Akira Kurosawa mitwirkte) tritt heraus, mit wehendem Mantel, humpelnd, wütend seinen Stock wegwerfend. Haru (Eri Tokunaga, u.a. bekannt aus Takeshis Achilles and the Tortoise) folgt ihm tapsig, kann kaum Schritt halten. Wir folgen ihnen auf ihrem wortlosen Aufbruch, wissen noch nicht, was geschieht. Erst langsam, behutsam öffnet sich alles für uns. Harus Anhänglichkeit, Tadaos Wille, ihr nicht zur Last fallen zu wollen. Dafür ist er auch bereit, seinen Geschwistern gegenüber seinen Stolz zu überwinden sich seine Fehler einzugestehen. Und das innige Verhältnis zwischen ihnen, welches sich sehr subtil in den ruhigen Momenten zeigt, bannt einen. Gerade Nakadais Spiel ist großartig. Mit einem Minimum an Mimik schafft er es, tiefste Gefühle eindringlich zu transportieren. In einer Szene, in der Haru und er gemeinsam Essen und sie ihm sagt, dass sie immer bei ihm bleiben werde, kommt das unterdrückte Gefühl tiefster Freude durch die harte Schale und rührt einen bald zu Tränen. So bringen sie letztlich ihre Reise zu einem Ende, an dem man mit der Vergangenheit abgeschlossen und seinen Frieden gefunden hat.



    Kurz und knapp: Ein wunderschöner und rührender Film. Wundervoll klischeefreies und gefühlvolles Kino, ohne falschen Pathos und aufgesetzten Schmalz. Ein sanfter melancholischer Wind.

    Trailer:

    Eine deutsche DVD ist von rem veröffentlicht worden. Der Film liegt im O-Ton mit dt. Untertiteln vor.
    « Letzte Änderung: 05. Dezember 2012, 22:12:05 von nemesis »