I Melt with You

Ed · 19 · 13705

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Offline Ed

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    I melt with you
    “25 Years from now…”






    Story:
    Richard, Ron, Jonathan und Tim sind alte Freunde aus College-Zeiten, die sich einmal im Jahr für eine Woche in Big Sur treffen, um dort Tims Geburtstag zu feiern und über alte Zeiten zu reden. Sie scheinen ganz normale Männer in ihren 40ern zu sein, mit Karrieren, Familien und Verantwortlichkeiten. Doch in dieser Woche ist nichts, wie es normalerweise ist: Sie konsumieren Unmengen von Drogen, feiern mit blutjungen Frauen, lassen in jeder Beziehung die Sau raus und wollen nicht wahrhaben, dass sie mitten in der Midlife-Crisis sind. Doch dann nimmt der Urlaub eine unerwartete Wendung, als ein lange vergessenes Versprechen wieder an die Oberfläche gebracht wird und das Leben der vier Freunde niemals wieder so sein wird wie zuvor! (Quelle: Jakob GmbH)





    Kritik:
    Was habe ich erwartet? Einen visuell starken, halluzinatorischen Film über 4 (ehemalige College) Freunde, bei deren jährlicher Reunion ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit auftaucht. Sprich, einen sehr guten Psychothriller.
    Bekommen habe ich einen sehr bewegenden, fatalistischen Film über Freundschaft, echte Liebe unter Männern, exzessive Flucht vor dem Leben und seinen Krisen. Sprich, ein anspruchsvolles, ergreifendes und tiefschürfendes Independentmeisterwerk.

    Der Film ist wie schon angedeutet sehr stark vom Fatalismus geprägt und verfolgt ideelle Wertvorstellungen in aller Konsequenz. Dadurch mag der Film in seinem Plotverlauf für den ein oder anderen irgendwie „abgehoben“ erscheinen, in seiner Metaebene aber, dem eigentlichen Inhalt, da ist er so erschütternd nahe an der Lebensrealität von vermutlich jedem durchschnittlich tickenden Mann.
    Im Making Of macht der Regisseur hierzu einen Punkt nach dem anderen und ich kann es nur jedem nahelegen die 20min am besten direkt nach dem Film zu investieren. Sinnesgemäß, dass der Film nicht für jeden sei, aber dass zweifellos Männer, die solche „strong male bonds“ erlebt haben sehr stark auf den Film reagieren werden (check), ebenso wie Personen die Erfahrungen mit Drogen besitzen (kann ich nicht beurteilen, unterschreibe ich dennoch sofort) oder die Punkgeneration der 80er miterlebt haben (kann ich jetzt nur wegen des Soundtracks nachvollziehen).
    Der entscheidende Punkt der mich erkennen hat lassen, um was für einen wichtigen Film es sich hier überhaupt dreht, war wohl die Ambition für den Film: sinngemäß, ein „contemporary update of The Grande Bouffe (Das große Fressen)“ zu drehen. Und in der Tat sind die Ähnlichkeiten frappierend, wenn man bedenkt (kein spoiler!!!), dass sich dort 4 Freunde treffen, um sich zu Tode zu fressen. Es ging um die Übersättigung und Maßlosigkeit der Gesellschaft. Und genau dort greift der modernisierte Ansatz von „I melt with you“: es geht um die Perspektivlosigkeit und Frust Vieler mit zunehmendem Alter. Man heiratet irgendwann, sieht seine besten Freunde immer seltener, stellt sich Fragen ob man das erreicht hat was man erreichen wollte, ob man glücklich ist oder was man alles falsch gemacht hat im Leben. Man könnte es auch vereinfachend midlife crisis nennen.



    Es ist im Grunde eine American Beauty Thematik – lediglich düster auf Drugs & Rock’n’Roll gebürstet und somit dann doch wieder etwas komplett anderes. Es ist aber auch kein Menschenfeind, der mit seinem unendlichen Hass auf die Grundgesamtheit schockiert. Dafür ist der Film einfach zu nahe an der Lebensrealität.
    Interessant dabei ist, und zweifellos bedenklich, dass in beiden Fällen
    (click to show/hide)



    Lange Rede zum Inhalt, aber was nicht verschwiegen werden darf ist das Gesamtpaket, welches die inhaltliche Relevanz von „I melt with you“ im Gesamteindruck zu einem cineastischen Meisterwerk beflügelt:
    Die Optik ist nicht nur trist, sondern zeigt auch die ganze Schönheit der Welt. Big Sur (ein traumhafter Küstenabschnitt zwischen L.A. und San Francisco), mit seiner Beliebtheit in der Künstlerszene als Szenerie für diese Geschichte zu wählen verleiht dem Film eine stechende, traurige Widersprüchlichkeit. Big Sur ist wohl der heimliche Fünfte Hauptdarsteller des Film. Unnötig zu sagen, dass die Kameraarbeit meisterlich ist. Schnitt und Musik unterstreichen den Film perfekt und die oftmals genutzte Widersprüchlichkeit von traumhafter Landschaft und düsterer Musik ist auf den Punkt und zieht sich durch den Film ohne den Effekt zu überreizen. Kombiniert mit vielen Stücken der 80s Punkgeneration (allen voran die Sex Pistols) ergibt sich ein perfektes Gesamtbild.
    Die Darsteller sind allesamt perfekt gecastet und verleihen ihren Rollen Glaubwürdigkeit mit einer Intensität die nur durch wahre Selbstreflektion getrieben sein kann. Thomas Jane, Rob Lowe, aber auch die weniger bekannten Jeremy Piven und Christian McKay wirken in ihren Exzessen zerstört und von inneren Konflikten zerfressen.
    All das macht aus einem wichtigen, relevanten Film ein cineastisches Meisterwerk.

    Und wenn beides zusammenkommt, inhaltliche Relevanz und technisch meisterliche Umsetzung, dann zücke ich seit langer, langer Zeit (Jahre) die seltene Höchstnote

    :10:
    « Letzte Änderung: 20. August 2015, 05:44:13 von nemesis »


    Offline Ed

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      Ja, das ist schon was ganz anderes in dem Sinne.
      Er zieht dich schon verdammt mit und ich hatte eine Stunde danach Tränen im Auge und einen dicken Kloß im Hals. Aber es ist KEIN Irreversible, Menschenfeind oder sonst was. Dafür behandelt er viel zu alltägliche Themen.

      Ich denke aus dem Grund hier müsstest du ihn auf jeden Fall anschauen:
      ...der Film nicht für jeden sei, aber dass zweifellos Männer, die solche „strong male bonds“ erlebt haben sehr stark auf den Film reagieren werden (check)
      Ich denke das trifft auf dich auf jeden Fall zu.

      Ich gebe aber auch noch zu bedenken, weil:

      Puh. Der Film ist nicht im Sinne eines Menschenfeind ein Downer. Er ist schlimmer. Weil er alltägliche Sinnesfragen aufgreift und dabei drastische Einstellungen vertritt.
      ich halte den Film für regelrecht gefährlich. Besonders wenn er in der falschen Phase eines Lebens gesehen wird. Es geht alles schon sehr nahe.

      Ich schreibe noch mehr dazu, aber in Summe mit der herausragenden Kamera, Schauspielperformance und dem schmetternden OST/Score ist mind. eine :8.5:
      Ich denke dass er gut in die :9: geht.


      Vor allem hoffe ich aber dass er mich eben nicht tagelang beschäftigt. Irgendwie gerade nicht der richtige Zeitpunkt.

      Und das meine ich ernst.


      Offline Ed

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        Ich denke auf jeden Fall, dass ein Ding für dich sein wird.

        Zur Not Amazon marketplace auf DVD für 5,94 € + 3,00 € Porto. Da sind keine 18er Gebühren fällig.
        Der Film hat eine geniale Optik, die BD reißt aber für mich keine Bäume aus - zur Not also antesten auf DVD und gut ists.


        Offline Ed

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          Danke :)

          Hmmm, der Requiem Vergleich ist nicht schlecht, wenn auch das Seherlebnis nicht so extrem ist wie dort ist es das Thema welches emotional vergleichbar mitreißend wirkt.
          Ja, es ist im ersten Moment ein Downer, aber so abschließend sicher bin ich mir da noch nicht einmal.


          Offline Ed

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            Was hälst du von meiner selbstgebastelten Signatur?

            Sehe nur dein Avatar - habe Sigs ausgeblendet. Werde ich direkt mal checken.

            edit: schick :biggrin:


            Offline Ed

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              Nimms mir jetzt bitte nicht böse, aber zumindest was den Grundtenor deiner Posts angeht könnte man manchmal auch einen anderen Eindruck gewinnen.
              Auch wenn das jetzt nicht unbedingt hören willst.

              Das gesagt, bin ich mir unsicher, was das für dich und den Film bedeutet.
              Ich denke er ist wichtig, aber auch gefährlich. Er regt zur gesunden Selbstreflektion an, kann aber auch in der falschen (Lebens)Situation oder beim falschen Menschen sicherlich Depressionen fördern. Bei mir bin ich übrigens unsicher in welche Richtung er ausschlägt. Soll also nicht wertend sein im Sinne von "bin mir ja nicht sicher, ob ihn jeder so toll verträgt wie ich". Da bin ich nämlich alles andere als sicher.

              @Pierre: unsicher, ob er was für dich ist oder nicht. 50/50. Im Gegensatz zu blaubaum fand ich die Charaktere keineswegs unsympathisch, sondern einfach nur realistisch. Jeder hat seine Macken und unsympathischen Seiten, aber am Ende lieben sich die 4 Jungs mit all den Ecken und Kanten die sie haben.
              Sig :arrow: :biggrin:
              « Letzte Änderung: 19. Februar 2013, 17:46:55 von EvilEd84 »


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                Ja, manchmal haben sie im Schnitt schon einen negativen Grundtenor. Aber geschriebene Sprache.... denke das Problem ist ja allseits bekannt. Muss ja nicht deine Intention oder Wahrnehmung sein, nur ankommen tut es (bei mir) halt manchmal schon so.

                Aber das soll ja auch kein Vorwurf sein, sondern nur Basis für die Einschätzung ob du den Film jetzt mögen könntest oder nicht.
                « Letzte Änderung: 19. Februar 2013, 17:59:08 von EvilEd84 »


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                  Hammer, habe ich bei Pat nicht anders erwartet.
                  Ich denke das war sie jetzt aber, die unvoreingenommene Euphoriewelle.

                  Abgesehen von Pierre erwarte ich jetzt eher ernüchterte Durchschnittswertunge wegen zu hoher Erwartungen. Wobei ich dabei bleibe, dass auch Marco zumindest emotional sehr mit dem Film "connecten" wird. Ob er ihm aber gefällt steht wo anders.


                  Offline Ed

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                    Könnte alleine schon vom audiovisuellen Erlebnis her was für dich sein!

                    edit: wobei das aus deiner Perspektive vielleicht auch "nur" ein sehr gut werden könnte in der Hinsicht.
                    « Letzte Änderung: 20. Februar 2013, 13:58:11 von EvilEd84 »


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                      DVD reicht zur Not auch, da die BD keine Bäume ausgerissen hat, obwohl die Optik natürlich super ist.
                      Er kommt audiovisuell natürlich nicht an Requiem ran, aber er ist super gemacht.


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                          Gestern doch noch Whiskey zum Burgunder kredenzt oder was :lol:

                          Haha, aber okay, kann deine Punkte schon unterschreiben was lebensnah angeht etc. Hatte ja schon vermutet, dass der Fatalismus in seiner extremen Konsequenz für viele abgehoben oder lebensfern erscheinen mag. Denke auch, dass man den Film eher auf der Ebene ansehen und nicht zu wörtlich nehmen sollte.


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                            Weiß nicht mehr genau was er da gesagt hat, aber ich glaube, dass er sich nur
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                            edit: ach ja, top! Schön gesagt, kann ich voll zustimmen.
                            « Letzte Änderung: 05. März 2013, 16:43:54 von EvilEd84 »


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                              Das hat er definitiv gesagt:
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                              « Letzte Änderung: 05. März 2013, 16:48:13 von EvilEd84 »


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                                Hehe, nach dem Fred hier hat wohl jeder in so eine Richtung gedacht.
                                War die erste Stunde schon komplett drauf eingeschossen, dass sowas kommen wird :lol:


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                                  :lol:

                                  Ich dachts mir eben auch.
                                  Letztlich isses ja auch vollkommen egal für den Film ob er jetzt schwul oder bi war :lol:


                                  Offline Ed

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                                      Sach ma, da gibts echt ordentliches Material auf der Seite oder?