Adrift in Tokyo (Tenten)

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      Seh ich ja jetzt erst, dass das da oben mein ofdb-Eintrag ist... :D

      Btw rotiert der Film gerade im Player. Wieder einer dieser Filme, die einen ohne viel Getöse mit auf die Reise nehmen.


      Offline nemesis

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        Adrift in Tokyo
        (Tenten)
        (dt. Übersetzung etwa: "Umzug")

        Japan 2007
        http://www.ofdb.de/film/153276,Tenten


        Fumiya (Jô Odagiri), Jura-Student und antriebsloser Faulpelz. Teilnahmslos lebt er vor sich hin, hat es aber dennoch geschafft, 800.000 Yen Schulden zu machen. Eines Tages besucht ihn Fukuhara (Tomokazu Miura), seines Zeichens Schuldeneintreiber. Er stopft Fumiya eine Socke in den Mund (und lamentiert später darüber, wie unangenehm feuchte Socken sind) und gibt ihm drei Tage, seine Schulden zurück zu zahlen. Natürlich schafft das Fumiya nicht mal ansatzweise. Als Fukuhara wieder auftaucht, macht dieser ihm jedoch ein überraschendes Angebot: er gibt ihm 1.000.000 Yen, wenn er ihn bei einem Spaziergang durch Tokyo begleitet. Der Spaziergang könne Tage, ja Wochen dauern, aber danach wären die Schulden beglichen. Fumiya willigt ein. Eine andere Wahl hat er auch nicht.

        So beginnt die Reise der Beiden durch Tokyo. Eine Reise, auf der sich die Charaktere entfalten wie ein Stadtplan. Man lernt sich durch Gespräche kennen, es gibt Geständnisse, die Vergangenheit wird aufgerollt (mit Hilfe verschiedener besuchter Orte), das Ziel der Reise offenbart sich. Fukuhara hat im Affekt seine Frau getötet und will sich nun der Polizei stellen. So lässt er nun sein Leben Revue passieren - und auch das Fumiyas. Dieser wurde von seinen Eltern verstoßen, als er noch klein war. So hatte er nie jemanden, auf den er sich verlassen konnte, keinen Heimathafen. Nach und nach gewinnen die Figuren an Tiefe, und das Geschehen wird immer wieder angereichert mit kleinen skurrilen Momenten, die einen schmunzeln lassen. Auch wenn es immer wieder nachdenklich wird und man weiß, dass sich Fukuhara nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen wird. Schließlich besuchen sie Fukuharas "Fake-Frau", die er sich einmal zugelegt hatte, weil er bei einer Hochzeit als Gast nicht blöd dastehen wollte. Zusammen mit ihrer Nichte erlebt Fumiya so eine Familie, wie er sie nie hatte. Eine Brücke wird gebaut, die nie fertiggestellt werden kann...

        Gott, wie ich solche kleinen Filme liebe... Regisseur Satoshi Miki (Instant Swamp, Turtles Are Surprisingly Fast Swimmers) erzählt die Geschichte mit einer meisterlichen Leichtfüßigkeit. Eine schöne und unterhaltsame Reise durch die Stadt und durch das Leben, die mit ihren ruhigen Tönen das Herz berührt und einen Freud und Leid der Figuren miterleben lässt. Man kann den Film als leichte Komödie betrachten, doch wer sich unter die Oberfläche begibt, wird etwas ungemein rührendes und schönes vorfinden. Ein angenehmer und lohnender Spaziergang.

        Ein Satz, der mir im Gedächtnis geblieben ist:
        "Das Glück beschleicht dich so still, dass du es nicht bemerkst... doch das Unglück kommt immer ganz plötzlich".
        « Letzte Änderung: 19. August 2013, 23:18:36 von nemesis »


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          Ich versuche mittlerweile regelmäßig, mit meinen japanischen Bekannten Filmabende zu machen. Mit meiner Filmauswahl fuhr ich bisher ganz gut. Zudem kennen auch sie vieles aus dem modernen japanischen Kino nicht. Im Zuge dessen schauten wir auch diesen Film vor kurzem, und erfreulicherweise kam er gut an. Ich selbst finde ihn auch nach wie vor schön. Was unspektakulär ruhiges für Herz und Seele.


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              Immer noch ein Spaziergang fürs Herz. Unaufgeregte Reise voller Humor (der teils absurd, aber nie mit dem Holzhammer daherkommt) und Wärme. Das ist Kino.