The Hateful Eight (Tarantinos neuer Western)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Coltaine

  • Christian
      • Show all replies

    Offline Coltaine

    • Christian
        • Show all replies
      Klar, Geschmäcker sind subjektiv...nimm es mir nicht übel, ich provozier und polarisier sehr gerne  :p

      Für mich einfach ein furioser Western der Extra-Klasse. Grandiose Dialoge, Wortwitz, Coolness.




      Offline Coltaine

      • Christian
          • Show all replies
        :dvd:


        The Hateful 8


        "Wenn du in der Hölle bist, sag ihnen Daisy hat dich geschickt!" - Jennifer Jason Leigh


        Piuhhhh mir fehlen einfach die Worte...
        Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ein deutscher... nur dann hätte ich genügend Wortschatz, für all die Gedanken und feelings die richtigen Worte zu finden.
        Tarantino ist für mich der letzte, der Filme dreht wie Sergio Leone, oder Michael Cimino. Man versinkt geradezu in den Handlungen.
        Ob das Resultat dann jedermanns Sache ist, ist natürlich eine andere frage, aber meines ist es defintiv! So herrlich entschleunigtes Kino findet man heute nur noch selten im Mainstream.

        Und während andere Regiesseure an ihrer 3D-Perfektion herumpfeilen, greift Tarantino zur goldenen 70mm-Ultra Panavision zurück (eine Technik, aus Onkel TC's-Zeiten :D ).
        Er hat exakt die gleichen Kameras verwendet, mit denen Klassiker wie "Ben-Hur" oder "Khartoum" gedreht wurden. Mehr liebe zum Kino geht nicht.
        Ich finde es einfach grandios, wie Tarantino mit den Sehgewohnheiten von heute spielt, und was er aus einer seit 50 Jahren nicht mehr verwendeten Technik rausgeholt hat.
        Und das sieht man dem Film in jeder Einstellung an, jedes Detail, jede Kerze, jede Knarre, sind so deutlich zu erkennen - sowas sieht man selten! Was für eine Breitseite auf das digitale Zeitalter,
        ich wünschte, dass wird zum neuen Trend.

        Auch die Story ist einfach gut gemacht, unterhaltsamer Beginn, und dann ein hammerhartes Dauerfinale. Im Grunde zwar simpel (wie immer eigentlich), aber was Tarantino draus macht ist sensationell.
        Ein bißchen Western, ein bißchen aktuelles, ein bißchen Agathe-Christi, und ein paar tropfen Splatter. Bei mir funktioniert diese ungewöhnliche Mischung einfach prächtig.
        Die Szenen vor und in der Kutsche sind wie aus anderen Western (weite Aufnahmen, Einzelgänger, Kopfgeldjäger, Staatsdiener), die Ankunft in der Hütte, und das kennenlernen entspricht dem Krimi,
        und im letzten Drittel (beginnend nach der Intermission) mutiert das dann letztlich zur Gewaltorgie, die an Horrorsplatter-Filme erinnert. So vergehen knapp 3 Stunden wie im Fluge!

        Kommen wir zu einen weiteren Meister seines Fachs  :lol: Ennio Morricone. Das Hauptthema finde ich persönlich einfach fantastisch, er hat einen wohligen, gruseligen Touch.
        Der Score vom Maestro unterstreicht die Stimmung des Films mMn zu jeder Zeit perfekt. Unter anderem hat er auch Stücke aus seinem The Thing mit eingebracht.

        Der Film von Carpenter spielt ohnehin eine kleinere Rolle bei The Hateful 8, für die Crew gab es den Film vor Drehbeginn mehrmals zur Ansicht, und es gibt auch die ein oder andere Anspielungen -
        die Situation der eingeschlosssenen im Schneesturm, wer ist Freund, wer ist Feind... neben Morricone, gehört Kurt Russel z.b. noch zum The Thing-Team.

        Womit wir beim Cast wären, bei all dem darf man natürlich nicht den göttlichen Cast vergessen. Bis auf 1 Ausnahme, gehen alle wieder voll in ihren Rollen auf!

        Insbesondere Kurt Russel...... Gooooott was für ein geiler Typ, der Mann muss einfach mit Elvis verwandt sein...  :pray:
        Unter all den von Tarantino ins Rampenlicht zurückgerückten Darstellern, ist Russell für mich der am meisten unterschätzte. Keiner läuft unter diesem Regisseur mit so spielerischer Leichtigkeit zur Hochform auf.
        Ob hier oder als Stuntman Mike in Death Proof, ein Hochgenuss! Für eine Oscar-Nominierung hat es natürlich wieder nicht gereicht.

        Jackson gehört schon längst zur Garde und hat für mich die dreckigste Lache der Welt, J.J. Leigh ist der heimliche Star des Films, Bruce Dern, Goggins - alle machen einen grandiosen Job.

        Die Ausnahme stellt für mich Michael Madsen dar, er wirkt nur noch wie einer dieser gemütlichen alten, die in den Dschungelcamp-Matten rumhängen, das geht wirklich nicht mehr.
        Tim Roth hingegen finde ich richtig gut, die Figur des außenstehenden Europäers find ich interessant, aber er hat eine sehr schlechte Synchro abbekommen.

        Wie auch immer, jetzt, nach der aufgefrischten Sichtung, nach all den göttlichen Erzählsträngen, nach all den extras & featurettes, isser noch etwas gestiegen, das dachte ich mir schon nach dem Kinogang.


        Von mir gibts  :9.5:

        Ich stimme mit dir so gut wie überein, gebe dir hier mal support und beziehe Stellung gegen den Ansturm von Hatern.  8) :thumb: