Opfergang (1944)
Den Titel habe ich in einer Doku über Christoph Schlingensief aufgeschnappt. Nach etwas Recherche, fand ich raus, dass Regisseur Veit Harlan u.a. für schmalzige Durchhaltepropaganda, aber auch für den menschenverachtenden "Jud Süß" verantwortlich war. Nach dem Krieg bekam Harlan nur kurz Berufsverbot und durfte bald wieder Filme drehen. Wie er selbst politisch aufgestellt war, ist mir nicht bekannt, aber da er während des kompletten Nationalsozialismus Arbeit hatte, war er schon mal kein offener Gegner. Ich weiß nur, dass Göbbels mit "Opfergang" nicht zufrieden war, weil ihm der Film zu düster war und manche Figuren eine gewisse Todessehnsucht ausstrahlen. Dies passt aber historisch gesehen schon, da zu Produktionszeiten der Krieg schon verloren schien.
Zum Inhalt:
"Opfergang" erzählt eine dramatische Dreiecksgeschichte. Der Weltenbummler Albrecht kehr nach Hamburg zurück und heiratet die ebenfalls höher gestellte Octavia. Obwohl sich beide lieben, steht ihre unterschiedliche "Natur" zwischen ihnen. Sie und ihre Familie interessieren sich für Hochkultur und hocken am liebsten hinter zugezogen Vorhängen im piekfeinen Anwesen. Albrecht hingegen genießt die Welt da draußen, ist offen für ausgelassene Partys, Segeltouren und andere Reisen. Eines Tages tritt die benachbarte ähnlich interessierte Schwedin Äls in sein Leben und verdreht ihm den Kopf. Was er zunächst nicht weiß, ist, dass sie totkrank ist und es ihr nicht in seiner Nähe immer schlechter geht.
Ja, das klingt kitschig hoch 10 und das ist es auch irgendwie. Dennoch funktioniert dieses stark gespielte Melodram mMn hervorragend. Dieses Spiel mit den Farben (Agfa Color sieht saugeil aus, jedes Standbild ein Gemälde), toll gefilmte Highlight-Szenen (Der Ritt am Strand, das Ende...) diese düsteren, bösen Ansätze (das Nietzsche Gedicht, die Todessehnsucht einer der Figuren) und über allem liegt ein pompöser Soundtrack, der unheimlich wuchtig, intensiv und mit unheilvollen Chorälen ergänzt wird. Ganz frei von NS nahen Motiven ist der Film nicht. So gibt es eine Darstellung der kämpfenden Walküre, den Begriff der übermenschlichen Frauenfigur, das Motiv der deutschen Ehefrau, die zu ihrem Mann steht, egal was ist. Und die Musik erinnert zudem vermutlich nicht zufällig ein bisschen an Wagner.
Ich war überrascht, wie modern die Dialoge gerade zu Beginn wirkten. Zudem hat mich der Film mit seiner Machart und seiner ganzen Wucht teils richtig mitgerissen. Auf den ersten Blick bekommt man hier vielleicht nur einen kitschigen Heimatfilm, dahinter verbirgt sich aber deutlich mehr und aus meiner Sicht große Filmkunst. Es muss natürlich jeder selbst entscheiden, ob es moralisch klar geht, die Kunst, aus dieser Zeit, welche unter einem Propagandaminister entstand, gut zu finden. Seitdem ich weiß, dass sogar Lovecraft ein Antisemit war, versuche ich sowas zu trennen. Ich bin tatsächlich bei einer
Die Blu-ray hat ein fantastisches Bild, aber leider keinen wirklichen guten Ton. Die Dialoge sind manchmal zu leise und werden von lautem Rauschen gestört.
Dennoch hab ich mir die Scheibe bestellt.