Bei Anruf Mord (1954)
Es ist schon abgefahren, dass Hitchcock in einem Jahr gleich zwei Filme gedreht hat, die weitestgehend als Kammerspiel angelegt sind und sich trotzdem grundlegend unterscheiden. "Fenster Zum Hof" gilt als eines seiner Meisterwerke und bietet neben der Krimihandlung sehr viel auf der Metaebene. Abgesehen davon repräsentiert er etliche stilistische Markenzeichen des Regisseurs.
Ganz anders ist das in "Bei Anruf Mord". Klar, die Planung des perfekten Verbrechens war immer ein großes Thema in seinen Filmen, aber spätestens der Teil mit dem vor Selbstbewusstsein strotzenden Ermittler, erinnert tatsächlich ein bisschen an die Geschichten von Agatha Christie, mit dem Unterschied, dass der Zuschauer natürlich weiß, wie der Mord abgelaufen ist. Als solider Krimi mit dem gewissen Extra funktioniert der gut, besonders weil Ray Milland wieder einmal positiv heraussticht und Grace Kelly ist wie immer nett anzusehen. Der Inspektor will aber nicht so richtig gut in einen Hitchcock-Film passen. Der Film hat mir gut gefallen, bleibt für mich aber ein Vertreter aus der zweiten Reihe in Hitchcocks Filmographie. Klar besser als z.B. "Immer Ärger mit Harry" ist er dennoch, aber das ist ja auch nicht schwer.
Der Fremde im Zug (1951)
Wenn ich schon dabei bin, in die kleine Hitchcock Box reinzuschauen, dann gerne mehr davon. Wie bei oberem, hab ich den Film jetzt zum zweiten Mal gesehen. Der hier ist bei mir ein bisschen gestiegen, damals fand ich den nur ganz gut. Das war aber auch die gekürzte dt. Kinofassung. Heute gab es die US Version im O-Ton mit UTs. Die ist zwar nur 3 Minuten länger, aber die haben sich sehr gelohnt. Der Mord selber war länger, eine sehr wichtige Szene auf einer Party fehlte vorher und selbst im Finale wurde nicht mehr wild rumgeschnitten. Das fand ich damals sogar auffällig holperig.
Die Handlung um das Thema "Criss Cross" (Du erledigst meinen Mord und ich Deinen), ist legendär und wurde etliche Male zitiert oder kopiert ("Schmeiß die Mama aus dem Zug", "Der perfekte Mord"...).
Die eher unbekannteren Schauspieler machen ihre Sache sehr gut, besonders Robert Walker gibt einen hervorragenden Psychopathen. Witzig sind die Auftritte von Patricia Hitchcock, die mit ihrem makabren Humor natürlich Sprachrohr für Ihren Vater ist.
Der Film ist spannend inszeniert und das Finale auf dem Karussell ist einfach Nervenkitzel pur. Selbst die Bilder im Zeitraffer störten mich diesmal nicht. Ein wirklich cooler Film.