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Nachdem Mr. Overacting Nicolas Cage erst kürzlich einen Ausflug ins Vigilante-Subgenre unternommen hat, mit seiner Hauptrolle in Tokarev, steht nun Joe – Die Rache ist sein ins Haus. Wer hier allerdings erneut einen auf Rache sinnenden Cage sehen möchte, der sei vorab gewarnt! Der deutsche Titelzusatz Die Rache ist sein verfälscht den Eindruck des gesamten Films, denn thematisch ist dieses Werk völlig anders geartet. Die Geschichte dreht sich um Joe, der bereits im Knast saß, ziemlich oft einen über den Durst kippt, und seine Freizeit gerne mit Nutten verbringt. Kurz: Das Leben hat es nicht unbedingt gut mit ihm gemeint, also macht er mit seinem kleinen Forstbetrieb das Beste daraus. Eines Tages begegnet er dem jungen Gary, der ihn um einen Job bittet. Garys Familie ist völlig kaputt, sein Vater säuft und misshandelt ihn, also nimmt Joe ihn unter seine Fittiche, und möchte ihm eine Chance auf ein normales Leben ermöglichen. Mit Garys Vater im Hintergrund und den rauen Lebensbedingungen im amerikanischen Hinterland, ist dies jedoch alles andere als eine leichte Aufgabe. Regisseur David Gordon Greene nahm sich mit seinem Film einer literarischen Vorlage von Autor Larry Brown an. Nach Auge um Auge und Winters Bone ist die amerikanische White Trash Unterschicht nun zwar kein neues Thema mehr, aber es gelingt Greene diese ärmlichen und harten Verhältnisse durchaus adäquat einzufangen. Düstere Grundstimmung, dreckige und bedrohliche Atmosphäre, fähige Darsteller! Damit kann Greene punkten, und das obwohl, oder vielleicht gerade weil, Nicolas Cage an Bord ist. Dieser verzichtet hier auf sein fürchterliches Grimassenschneiden, und zeigt sich von seiner besten Seite. Neben ihm brilliert Tye Sheridan als Gary, der bereits in Mud zeigte, dass enormes Potential in ihm steckt. Die restlichen Darsteller sind ebenso allesamt voll in ihrem Metier, wobei ganz klar Gary Poulter hervorzuheben ist, der den Vater des Jungen verkörpert. Poulter war ein seltener Glücksgriff von Greene, da dieser kein Schauspieler war, sondern ein echter Obdachloser, der leider auch noch vor Veröffentlichung von Joe – Die Rache ist sein tot aufgefunden wurde. Wer mit den beiden oben genannten Werken thematisch etwas anfangen konnte, der dürfte sich auch hier angesprochen fühlen. Wer weiß ob Cage jemals wieder eine solch gute Performance abliefern wird, und wenn dann noch der Rest etwas taugt, kann man durchaus von einem gelungenen Film sprechen. Neben den üblichen Trailern befinden sich im Bonusbereich noch ein Audiokommentar, ein Making-Of, Deleted Scenes und ein Bericht zur Entstehungsgeschichte des Films.