One upon a Time in Hollywood
- was soll man zu dem jetzt sagen? hm... der neue Tarantino ist wohl ein Film der Erwartungen. Ob er diesen gerecht werden, mag jeder für sich entscheiden. Erstmal erwartet man bei Tarantio die originellen Dialoge a la Pulp Fiction... aber das ist schon lange her. Der neue Tarantino ist wahrscheinlich etwas mainstreamiger geworden (obwohl ich sehen habe, dass zwi während der Vorstellung gegangen sind - nun der Saal war aber dennoch voll) und die Wortgefechte bleiben aus. Dennoch bleibt der neue Streifen ein reiner Tarantino (aber nicht nur, weil bei jeder Gelegenheit weibliche Füße ins Bild ragen...), sondern weil es einfach eine Liebeserklärung ans Kino an sich ist. Die Filmbranche der 60er wird natürlich mit vielen Insidern und Anspielungen umrissen. Die Karriere von Rick Dalton hängt am seidenen Faden (was ihm Al Pacino klar macht) - einst ein gefeierter Star des Fernsehens, fristet Rick nun sein Leben als Schauspieler in Piloten - wo er jedoch nicht den Helden gibt, sondern immer als Schurke verprügelt wird. Er bekommt die Möglichkeit in Italien Western zu drehen, was er jedoch ablehnt, da sich ja keiner diese Scheisse ansieht. Im Gepäck hat er immer sein Stunddouble Cliff, der allerdings seit der TV Serie nie wieder einen Job bekommen hat und für Rick das "Mädchen für alles" macht. Während Rick und Ciff um ihre Jobs kämpfen, machen sich die Hippie-Ärsche breit. Charlie Manson und seine Jünger ziehen auf Spahns Movie Ranch ein ... wo früher Rick und Cliff gearbeitet haben. Rick Dalton hat übrigens seine Villa in Hollywood direkt neben dem Grundstück von Ehepaar Roman Polanski und Sharon Tate...
Nun - die Verbindung mit der Manson Family weckt ebenfalls Erwartungen, da alle wissen, was da kommt...
Der Film lebt aber in erster Linie weniger von den Dialogen und der Story, die eigentlich über zweieinhalb Stunden dahindümpelt, sondern von den Figuren. Leo di Caprio ist phantastisch als Rick, der eigentlich ein stotternder Alkoholiker ist und nur vor der Kamera richtig aufdrehen kann - Brad Pitt ist Cliff - eine Art Über-Chuck Norris, der an Coolness kaum zu toppen ist - und sich sogar mit Bruce Lee anlegt.
Hie muss ich einschieben, dass die Darstellung von Lee wirklich Banane ist - egal wie er sich gegeben hat oder gesprochen hat - hier sind alle Charaktere eigentlich Karikaturen. Auch Lee ist total überzeichnet und muss eben für ein paar derbe Gags herhalten. Kann man aber in dem Rahmen akzeptieren - denn der Film ist mehr Satire (oder Märchen? Heißt nicht umsonst "Once upon a time..."). Natürlich gibt es ein paar Gastauftritte, die mir allerdings nicht alle aufgefallen sind... Michael Madsen ist mir noch aufgefallen, Clu Gullager zwar auch, aber ich kam nicht auf den Namen, James Remar oder Tim Roth sind mir komplett durchegegangen und Tim Olyphant hat ein Allerweltsgesicht - wer soll den erkennen? - und Kurt Russell ist schwer alt geworden - aber cool bleibt cool.
Vieles lebt natürlich von den vielen Anspielungen - Sharon Tate geht ins Kino um sich Matt Helm: Rollkommando (mit ihr in einer Nebenrolle) anzusehen. Rick geht natürlich doch nach Italien (ob Rick von Clint Eastwood inspiriert war???) und wird ein Star (Nebraska Jim ist natürlich NICHT von Corbucci - und Magheriti hat nie einen Operazione Dyn-o-mite gedreht, sondern erher ein Operazione Goldman ... aber egal). Auch wenn eigentlich nicht viel passiert, lebt der Film von der Atmosphäre und ist eher ein "Metafilm" übers Kino zu werten.
Ich hatte meine Freude dran - kein Pulp Fiction, Resorvoir Dogs oder Kill Bill, aber ein Märchen für Filmfans. Nicht sein Bester, aber auf keinen Fall schlecht.