Cold in July

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Offline JasonXtreme

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    Für mich ist es ja fast schon eine Verplfichtung zu diesem Streifen etwas zu schreiben, da ich nach wie vor ein begeisterter Fan von Joe R. Lansdales Werken bin, und COLD IN JULY ist die Verfilmung seines gleichnamigen Buches, was hier seinerzeit unter dem Titel KALT BRENNT DIE SONNE ÜBER TEXAS erschien. Auf dem Regiestuhl nahm Jim Mickle platz, der mich schon mit STAKE LAND richtiggehend begeistern konnte, und bei dem ich von vornherein das Gefühl hatte, dass er sich dem Stoff mit Hingabe widmen wird. Lansdales Bücher zu verfilmen stellt sich einerseits relativ gut dar, da der Umfang meist unter 300 Seiten liegt, und somit keine ausgedehnte Laufzeit von Nöten ist, siehe auch BUBBA HO TEP, welcher auch aus seiner Feder stammt. Zudem verlangen sie keine großen Effekte oder Settings. Die Geschichten spielen in Texas, oft jenseits technischer Neuerungen wie Handy und Co., und das Milieu ist in aller Regel die untere Einkommensschicht des Staates. Rassismus ist an der Tagesordnung, und vor Gewalt scheut kaum einer zurück...

    ...aber natürlich muss es auch Ausnahmen geben, wie Richard Dane. Dieser erschießt nachts in seinem Haus, mehr aus Versehen als Absicht, den gesuchten Einbrecher Freddy Russel. Daraufhin ist er ziemlich mitgenommen, versucht aber sein Leben mit Frau und Sohn normal weiterzuführen. Als er bei der Beerdigung von Russel auftaucht, begegnet er auch dessen Vater Ben, und der ist nicht wirklich erbaut über den Tod seines Sohnes. Durch die Blume gibt er Richard zu verstehen, dass er und seine Familie durchaus in Gefahr sein könnte. Richard fühlt sich zu Recht bedroht und informiert die Polizei, die ihm zusagt Schutz zu gewährleisten...

    Mehr der Geschichte zu verraten wäre in diesem Falle wirklich eklatant, da genau vom weiteren Fortgang sowohl das Buch als auch der Film leben, der Gott sei Dank auch genauso gedreht wurde, was die Handlungsabfolge angeht. Desto schwieriger ist es, hierzu noch viel zu schreiben, ohne etwas zu verraten. Mickle schaffte mit COLD IN JULY genau das, was Lansdale mit seinen Büchern schaffen will. Keine große und ausartende Geschichte mit vielen Wendungen und Action. Einen kleinen, fein durchdachten Thriller der mehr durch seine Besetzung lebt, und dem was die Figuren an Wandlung durchmachen. Die Szenerie ist stets enorm ruhig gehalten, teils unheilvoll. Trotz des Schauplatzes des sonnigen Texas herrscht hier kein blauer Himmel vor, sondern düstere in blau getauchte Bilder. Die Handlung spielt sich oft nachts ab, wenn die zwielichtigen Gestalten ihr Werk eben verrichten.

    Die Dialoge sind ebenso wie aus der Vorlage gewohnt kurz, knackig und realistisch gehalten. Ohnehin herrscht bei Lansdales Figuren ein rauher Umganston vor, den auch Mickle in sein Werk großteils übernimmt. Der Streifen lebt des Weiteren von seinen Figuren, wie es ebenso beim Autor absolut typisch ist. Keine aalglatten Schönlinge. Menschen mit Ecken und Kanten, mit einer Vergangenheit und oft keiner allzu rosigen Zukunftsaussicht. Richard Dane hat einen kleinen Laden, lebt ganz zufrieden mit seiner kleinen Familie, eine graue Maus mit K-Mart Kleidung, Schnauzer und Vokuhila - eher 80er typisch, Zeiten in denen die Geschichte auch angesiedelt ist. Michael C. Hall darf nach Serienkiller Dexter in dessen Rolle schlüpfen, und er füllt sie sehr gut aus. Ohnehin halte ich ihn für einen begabten Darsteller, dem man regelrecht ansieht, wenn seine Figur hadert und zögert. Sam Shephard ist meist auf die bärbeissigen Rollen abonniert, und darf dies auch hier wieder als Ben Russel zum Besten geben. Wortkarg, verhärmt und mit dem Kopf durch die Wand. Zu guter letzt kommt Don Johnson auf den Plan, der sich für seine Rolle extra ohne Kenntnis der Romanvorlage vorbereitete, um seine Interpretation der Figur zeigen zu können. Was soll ich dazu sagen? Er gibt den in Lansdales Romanen immer wiederkehrenden, seltsamen Private-Eye Jim Bob Luke so eindringlich und cool rüber, dass es eine Freude ist den alten Recken auf dem Schirm zu sehen! In einer kleineren Rolle als Polizei-Chief ist noch Nick Damici an Bord, der auch am Scirpt mitschrieb, und in STAKE LAND als Hauptcharakter "Mister" mitwirkte.

    Die langsame Geschichte gipfelt dann in einem Showdown, der zwar nicht ausufert, sich aber durchaus gewaschen hat, und auch für die Freigabe seine Relevanz zeigt. Dabei geht es wohl weniger um einige grafische Einschusslöcher, als eher um die Thematik. Das nur am Rande, nachdem man sich mancherorts über das rote FSK-Siegel wunderte. Freilich darf man hier keine fintenreiche Geschichte erwarten, und die ruhige Erzählweise muss man mögen - aber das ist eben wie bei Lansdales Büchern: Ich liebe sie. Jim Mickle hat mich mit seiner Inszenierung überrascht, und sich sicher nicht das einfachste Buch von Lansdale rausgesucht, aber er hat es zumindest geschafft dieses in Augen eines absoluten Fans sehr gut umzusetzen - also denn wünsche ich mir mehr derartige Verfilmungen. Anzumerken wäre natürlich noch der bombige Soundtrack, der mit auf den ersten Blick teilweise nach Carpenter Klang. Und siehe da, das war auch beabsichtigt, webenso wie sich anscheinend etwas an Pekinpahs Filmen orientiert wurde. Mickle wollte einen echten Männerfilm drehen, und das hat er geschafft!

     :8:

    « Letzte Änderung: 11. März 2015, 11:33:14 von JasonXtreme »
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    Offline Max_Cherry

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      Das tönt alles sehr gut.
      Den Anfang hatte ich ja gelesen, die Story klingt gut und die klasse Besetzung, sowie die Nähe am Buch scheinen ja richtig gut zu funktionieren.
      Ich versuch, den Film aufm Schirm zu behalten.


      Offline JasonXtreme

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        Das Schwierige finde ich, dass solche Geschichten in Buchform blenden funktionieren, es aber sehr schwer ist das in Filmform umzusetzen aufgrund des fehlenden Drives, und der gedanklichen Intentionen der Figuren. Zwar schafft Mickle das ziemlich gut - ich wüsste nicht wie man das anders hätte gestalten sollen - aber ein großes Publikum wird der Streifen nicht finden, befürchte ich. Die heutige Generation tut sowas halt als lahm und langweilig ab, weil sie solche Vorlagen in Schriftform nicht kennen, oder einfach als Film schon dreinmal nicht gewohnt sind. Die Stärke liegt ganz klar darin, dass man die 80er als Spielort gewählt hat, auch wenn sich das nicht vollends in allem wiederspiegelt - das Fehlen technischer Innovationen gibt aber einfach mehr Flair her, als es im Jetzt möglich gewesen wäre. Für meinen Teil erinnert die Inszenierung stark an ruhigere 70er Thriller, die sich irgendwann entladen - wo wir wieder bei Pekinpahs STRAW DOGS oder dergleichen landen. Wer Lansdale mag und kennt, der weiß was er hier bekommt, da dürfte es keine Probleme geben.
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        Offline Havoc

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          Dazu habe ich das Buch leider noch nicht gelesen.
          ..Müsste sich allerdings in meinem Stapel befinden, wenn ich mich recht entsinne. :D
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          Offline JasonXtreme

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            Hau es mal durch, ist ja ziemlich kurz und knackig - und Du wirst überrascht sein, wohin die Reise geht :)
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            Offline Max_Cherry

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              Für meinen Teil erinnert die Inszenierung stark an ruhigere 70er Thriller, die sich irgendwann entladen - wo wir wieder bei Pekinpahs STRAW DOGS oder dergleichen landen. 
              Gerade das lässt mich aufhorchen :)


              Offline nemesis

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                Derzeit für lau bei :prime:

                Zwar mit "16" gekennzeichnet, aber die Laufzeit deutet auf uncut hin.


                Offline Max_Cherry

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                  Hab ich auch schon auf die watchlist gepackt.


                  Offline Bloodsurfer

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                    Offline JasonXtreme

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                      Haut rein Leute! Würde mich über Meinungen freuen :)
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                      Offline Bloodsurfer

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                        Wenn ich so drüber nachdenke, hatte ich den bei Netflix (US) schon eine Zeit lang auf der Watchlist und nie geschaut. :lol: Aber demnächst wird er wirklich mal geschaut.


                        Offline nemesis

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                          Habe vorhin nur mal kurz reingezappt. Das mit dem carpenteresken Score trifft voll zu, Teile davon könnten direkt aus The Fog stammen.

                          Und man merkt, dass die Macher von Hap & Leonard dahinterstecken. Die Atmo haben sie gut im Griff.


                          Offline Bloodsurfer

                          • diagonally parked in a parallel universe...
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                            Und man merkt, dass die Macher von Hap & Leonard dahinterstecken. Die Atmo haben sie gut im Griff.

                            Durch den Genuss der Serie ist dieser FIlm jedenfalls in meinem Interesse ein gutes Stück nach oben gerutscht. Demnächst wird der wirklich gesichtet.


                            Offline JasonXtreme

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                              Also ich würde mal steif und fest behaupten, wem die Serie gefiel, der wird auch den Film mögen! Vor allem kommt Don Johnsons Charakter in den Geschichten von Hap & Leonard ja auch öfter vor
                              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                                Den muss ich mir auch mal ansehen, sobald ich die Muße dazu finde.
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                                  Hatte den eigentlich mal jemand geschaut!? :D
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                                    Ich hatte den gesehen. Wundert mich, dass hier nichts steht.