Love (von Gaspar Noé)

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Offline blaubaum

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    Nach "Enter The Void" der neue FIlm von Gaspar Noé



    Andere, sehr explizite Poster können noch ergoogelt werden. Einfach -Gaspar Noé Poster Love- suchen und ihr bekommt die volle Ladung Sperma. Jap.

    Zitat
    Wenn Gaspar Noé einen neuen Film präsentiert, und das passiert ja nun nicht allzu oft, dann geht das Publikum erst einmal in Deckung: In "Menschenfeind" thematisiert er mit aller cineastischen Entschlossenheit einen Amoklauf. "Irreversibel" rüttelte Cannes 2002 auf mit seiner längst legendären, in einer langen Einstellung gedrehten Vergewaltigungsszene in einer Unterführung. Sieben Jahre später kehrte der Agent provocateur zurück mit seinem psychedelischen Trip "Enter the Void", der die Kamera scheinbar ohne Schnitt und physische Begrenzungen wirbeln ließ, um den Film schließlich in einer Aufnahme kulminieren zu lassen, der in einer Vagina gemacht wurde. "Zeit zerstört alles" ist das Mantra des kompromisslosen Filmemachers, das sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen zieht und auch in seinem offenkundig persönlichsten Film wieder angewandt werden kann. Das Radikalste an "Love" ist allerdings, dass der Film außerordentlich zärtlich geraten ist. Weder eskaliert die Handlung in Ultragewalt, noch versucht sich Noé auf dem Gebiet des filmisch Machbaren zu toppen. Im Gegenteil. Die visuelle Gestaltung ist, sieht man einmal vom Einsatz von 3D ab, vergleichsweise zurückgenommen.

    Das einzige Mätzchen, wenn man es so nennen will, ist die wiederholte explizite Hardcore-Darstellung von Sex zwischen den drei Hauptfiguren, einem Jungen namens Murphy, seiner Geliebten Electra und einer 17-jährigen Nachbarin, die das Paar zur Ménage à trois überreden kann - eine beeindruckende, zum Sound von "Maggot Brain" von Funkadelic geschnittene Szene förmlich ineinander verschmelzender Körper. Nichts bleibt der Fantasie überlassen, aber auch wenn es Erektionen und Ejakulationen (in 3D und in Richtung des Publikums) Zuhauf gibt, zeigt Noé doch nichts, was sich im Internet mit ein paar Klicks nicht noch deutlich expliziter finden lässt. Die Szenen in "Love" sind pornographisch, aber sie können auch leidenschaftlich und zärtlich sein und zum besseren Verständnis der simplen Handlung beitragen: Monate, nachdem Murphy von seiner Freundin verlassen wurde, macht er sich Monate später auf die Suche nach der Verflossenen, die er nicht vergessen kann. Dabei lässt er Vergangenes Revue passieren, räsoniert über Kunst und Leben, erklärt "2001 - Odyssee im Weltraum" zum besten Film aller Zeiten, hat bei seiner Sinne noch weitere mehr oder weniger gewagte sexuelle Erlebnisse, bis der Film zum Abschluss bei einer großen Orgie weiter geht, als es sich Kubrick in "Eyes Wide Shut" jemals getraut hätte. Vor allem aber ist "Love" ein Film, in dem es um Gaspar Noé geht. "Noé" heißt ein Ex-Freund der weiblichen Hauptfigur, das Baby, das Murphy nach einem Seitensprung mit der Nachbarin hat, trägt den Namen "Gaspar". So wie die Kamera in "Enter the Void" um sich selbst wirbelt, dreht sich hier alles um den Macher des Films, der zwar Hardcore zeigt, aber doch ganz soft ist: Er bellt, aber beißt nicht wirklich. "Love" ist ein Glaubensbekenntnis, das einen verzweifelten Romantiker zeigt: Die Zeit zerstört immer noch alles, auch die Liebe. Das Mitternachtsscreening im Salle Lumiére war proppevoll - und das Publikum begeistert: Als sich um 3 Uhr morgens der Vorhang senkte, wurde Noé für seine vielleicht nicht gerade subtile, aber doch allemal gewagte Vision mit stehenden Ovationen gefeiert.

    Hatte bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere und wurde in 3D gezeigt.

    Einen deutschen Termin gibt es noch nicht.


    Offline blaubaum

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      Ist ja auch voll die Kunstform und so. Das wollte uns ja Sasha Grey Jahrelang auch vermitteln. Sie lässt sich von 2 Typen gleichzeitig in den Arsch ficken, während sie andere noch anderweitig abfertigt, bestand aber immer darauf, dass wir verstehen, dass sie stets die Macht und Kontrolle hat und dass sie große Kunst macht.

      Ich schweife ab. Also Nymphomaniac zum Beispiel muss ich da echt in Schutz nehmen. Der ist weit mehr, als bloßer Porno im Big-Budget-Gewand, sondern ein gut gespieltes, intensives und düsteres Charakterdrama mit tollen Dialogen.