Terror der Tongs / Geheimbund Hongkong (1961) –
Dieser Hammer-Film gilt als eine der schlechtesten Produktionen des legendären Studios – ein wenig zu unrecht wie ich meine. Sicherlich würde man das in der heutigen Zeit auch nicht mehr so drehen – denn hier werden alle prägnanten chinesischen Rollen von Europäern im Makeup gespielt, was ein wenig befremdlich wirkt. Was heute als kulturelle Aneignung gilt, war allerdings in den 50ern und 60ern gar nicht mal unüblich. Daher hat mich die Besetzung eigentlich kaum gestört – denn als Hauptbösewicht sehen wir Christopher Lee, der hier schon einmal für seine Performance als Dr. Fu-Man-Chu üben durfte.
Im Grunde ist „Terror der Tongs“, der auch unter dem Titel Geheimbund Hongkong bekannt ist, ein Quasi-Remake des Abenteuerfilms „Die Würger von Bombay“, dessen Drehbuch wohl die Vorlage war.
Hier befinden wir uns im Hongkong Anfang des 20. Jahrhundert – die Bevölkerung lebt unter der Knechtschaft der Tongs und dessen Anführer: des roten Drachen. Doch eine Polizeiorganisation ist der organisierten Bande auf den Fersen. Burt Kwouk spielt Mr. Ming, der eine Liste der Tong-Mitglieder hat und diese an die richtigen Stellen weiterleiten soll. Doch er befürchtet von den Tongs angegriffen zu werden und versteckt die Liste in einem Buch, das er Captain Sale als Geschenk für seine Tochter mitgibt. Doch diese bekommt die Liste nicht zu sehen, denn die Bedienstete Anna nimmt die Liste an sich. Dem roten Drachen entgeht nichts und er schickt seine Handlager aus, die die Liste erbeuten sollen. Beim Einbruch ins Haus von Captain Sale wird seine Tochter ermordet und der Seemann schwört, den Mörder zu finden. Doch die Anschläge der Tongs gehen ins Leere und der Captain kommt der Bande immer näher...
Nun der Film geht knackige 77 Minuten und ist eigentlich recht flott. Natürlich sind die Actionszenen katastrophal, denn die Prügeleien der europäischen „Chinesen“ sehen aus wie eine Mischung aus Faustkampf, Wrestling und Judo. Deshalb haben sich die Hammer-Studios ja auch später mit den Shaws zusammengetan und richtige Kung-Fu-Stars engagiert. Der Film bleibt allerdings auch unter den Hammer-Abenteuern ein kleines Kuriosum. Regisseur Anthony Bushell sollte auch sonst nie großartig in Erscheinung treten. Dennoch war ich recht angenehm unterhalten, trotz einiger WTF-Momente, wo man als Blinder schon die Falle wittert. Der Seebär Sale (gespielt von TV-Schauspieler Geoffrey Toone) tappt da völlig naiv immer wieder rein – und kommt selbst aus ausweglosen Situationen immer raus. Egal – es ist ein Hammerfilm, der gar keinen Anspruch an den Tag legt. Optisch sieht der Film sehr gut aus – tolles Studiobauten und kräftige Farben, wie man sie gerne hat.
Leider ist der Film nie bei uns erschienen – er kam erstmalig 1994 bei Pro7 im TV, wo ich ihn tatsächlich mal aufgenommen hatte. Weder auf VHS noch auf DVD oder BD ist der Film hier in Deutschland erschienen. Das wäre ein Fall für Anolis und ihre Hammer-Reihe, wobei der Streifen bestimmt liebevoll kuratiert und auch in den zeitlichen Kontext gesetzt wird.
Ich hatte die Vollkatastrophe erwartet und bekam solide Hammer-Unterhaltung.
Hier der original Trailer: