Big Fella (1937)
Die große Frage ist: ist Big Fella ein Hammer Film? Keine Ahnung, denn der Film hat ein großes British Lions Logo am Anfang. Ich meine das Hammer Symbol ganz klein unten gesehen zu haben, aber da mir nur die YT Version des Streifens vorlag, ist das auch fraglich. Die imdb listet „Big Fella“ als Hammer Production, was man eigentlich auch glauben mag, denn Regisseur und Hauptdarsteller ist aus „Song of Freedom“ bekannt. Außerdem listet die „Encyclopedia of Hammer Films“ den Film ebenfalls auf.
Mit 70 Minuten ist auch „Big Fella“ recht kurz. Paul Robeson mimt wieder den Dockarbeiter, diesmal in Marseille. Hier wird Gerald Olyphant, der Spross einer reichen englischen Familie, vom Kreuzfahrtschiff gekidnappt. Die Polizei geht daraufhin zu Joe, der alle zwielichtigen Typen im Hafenviertel kennt und beauftragt ihn, ganz diskret, die Augen offen zu halten. Schnell fällt ihm und seinen Kumpels ein Junge auf, der sich am Hafen mit anderen Kindern rumtreibt. Tja – denn der Junge ist einfach nur ausgerissen, weil er lieber als Matrose auf einem Schiff anheuern möchte und die Verhätschelung durch die Eltern satt hat. Joe nimmt ihn bei sich auf, beziehungsweise bei seiner Freundin Amanda, die Sängerin in einer Hafenkneipe ist. Nach zwei Tagen fällt allerdings einem zwielichtigem Bekannten auf, dass der Junge bei Joe ist. Und der nutzt die Gunst der Stunde, den Jungen selber zu entführen und bei der Polizei abzuliefern...
„Big Fella“ ist Komödie, Musikfilm und Gute Laune Show – keiner der Figuren kann man böse sein. Joe und seine Kumpels haben fiese, schadenfrohe Anwandlungen, wenn sie den Fremdenführer/Fliesling des Viertels (Roy Emerton??? Keine Ahnung) verarschen, weil er eine kleine Katze versorgt (der Typ kidnappt später auch den Jungen)... aber auch der Typ selbst, der eigentlich den Jungen nur wegen der Belohnung bei der Polizei abliefert (was für ein Arsch)... Insgesamt ist die Story aber nett, familienfreundlich und sehr leicht. Es gibt zwar am Schluss einen leicht rassistischen Gag, aber nicht auf Kosten des Stars, denn Paul Robeson war schon eine echte Bank. Er gibt einen edlen Mann, der für alle da ist und immer ein Liedchen auf den Lippen hat. Auch Eldon Gorst (der Ausreißer) macht seine Sache super und nervt nicht. Insgesamt ist „Big Fella“ eine Blaupause des Buddymovies, das man später in USA immer wieder gesehen hat. Der Film basiert angeblich auf einem Roman und Robesons Frau hat einen Gastauftritt als Wirtin.
Fazit: Ob Hammer Film oder nicht – Big Fella war für 1937 tolle Unterhaltung, aber nur in Europa, denn Robeson war in den USA leider kein Star (warum wohl?), obwohl der Film eigentlich für die ganze Familie ist. Der Film ist auf YT zu sehen – ob er sonst erschienen ist, weiß ich nicht.
River Patrol (1948)
Hammer war im Anfang auch strak bei Dokus und Kurzfilmen. Ich glaube, viele sind nicht mehr erhalten – oder überhaupt interessant (wer kann sagen, ob Golfsport in den 40er wirklich so umspannend war). „River Patrol“ ist eigentlich kein Film, aber auch keine Doku. Mit 48 Minuten bekommt der Zuschauer einen Einblick in die Arbeit der Küstenwache. Aber es ist eben keine dokumentarischer Arbeit, sondern vor allem ein inszeniertes kurzes Kriminalstück.
Nun – Robby arbeitet eben bei der „River Patrol“ und kontrolliert die Flüsse nach Schmugglern. Bei einer Auseinandersetzung geht sein Kollege Max hopp, was ihn ziemlich mitnimmt. Für ihn ist das nun doppelt ein Grund, die Bande zu jagen. Deshalb versucht er mit Kollegin Jean Undercover an die Bösewichter ranzukommen. Sie suchen deshalb in einschlägigen Schuppen nach „Nylon-Schmugglern“... ja genau – statt Drogen haben die Gauner früher Damenstrümpfe in den 40er als heiße Ware gehabt. Klingt bescheuert, ja ... aber über diese Spur kommen die Ermittler an den Ring, denen sie ein Paar Kisten Alkohol anbieten...
„River Patrol“ ist ein bisschen Milieu-Studie, ein bisschen Film Noir und ganz wenig Dokuarbeit. Aber mit 48 Minuten bekommt der Zuschauer einen Mini-Film, der nicht mehr Minuten braucht und sich anfühlt wie ein echter Klassiker der schwarzen Serie, obwohl er nichts davon hat. Robby und Jean kommen natürlich den Verbrechern auf die Spur und am Schluss gibt es ein Finale mit der Kelle, das flotter daher kommt, als so mancher Tatort Krimi (aber das weiß nur der Marco genau).
Hammer hat einen hübschen „Support Film“ gedreht, der vor einem kurzen Feature laufen kann und eigentlich in 48 Minuten einen ganzen Film erzählt. Charaktertiefe gibt es nicht und ob die Küstenwache wirklich so gearbeitet hat, sei mal dahingestellt. Aber für einen der ersten Hammer Filme nach dem Krieg war das Ding ordentlich umgesetzt und gibt die Marschroute vor: Krimis waren angesagt bevor Hammer SF und Horror Markenzeichen wurde.
Fazit: kein Highlight, aber wer sich mit Hammer und deren Filmography auseinander setzt: ein Muss.
Zusehen ist da Stück auf dem offiziellen Kanal. Schade, dass der nicht mehr so gut gepflegt wird. Denn die Veröffentlichung alter Filme ist einfach nur geil, da man viel entdeckt, was eigentlich verloren ist...