Ich konnte mich tatsächlich gut distanzieren. Mir hat die Figur schon von Anfang an "Angst" gemacht weil ich wahrscheinlich halt schon wusste, worauf das Ganze hinauslaufen würde. Klar fand auch ich krass und scheisse wie mit ihm umgegangen wurde. Dass das soziale Umfeld ihn eigentlich schon fast dazu nötigt. Bei jedem der Lachanfälle war mir mulmig zu Mute weil ich es einfach jedes Mal erwartet habe, dass er jetzt austickt, dass es aus ihm herausbricht was in ihm schlummert.
Der Mord an den Wallstreet-Yuppies war eher aus dem Affekt und so nicht geplant. Der Mord an seinem Clown-Kumpel war klar als er ihn auf die Waffe anspricht, dabei bricht er aber endgültig mit seinen einzigen beiden Freunden was mich einerseits zwar erstaunt, im Nachhinein isses aber nur konsequent. Ebenso in der Talkshow total kaltblütig und vor allem von A bis Z so geplant.
Auch die Schlussszene passt konsequent zu seinem neuen Ich. Die Psychiaterin kaltblütig erledigt, tanzt er mit blutigen Schuhen durch den Korridor und verarscht die ihm nachhetzenden Wärter.
Ich hoffe echt, Phoenix kriegt nochmal die Chance Joker zu sein!
Bezüglich den sozialen Effekt, der dieser Film auslösen kann, sehe ich es auch wie Du. Man kann es so sehen, dass labile Persönlichkeiten, denen es im Leben ebenso schwer fällt und die ebenfalls von niemandem Unterstützung erfahren, ihre "Probleme" so zu lösen versuchen. Da befinden wir uns jedoch in ganz ähnlichen Diskussionen wie bei Tote Mädchen lügen nicht. Ich weiss dass ich dafür keine Universallösung habe, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass genau nach Sichtung dieses Filmes jemand den Entschluss fällt, es Arthur Fleck gleich zu tun. Es wäre zu einfach, dem Film all das in die Schuhe zu schieben genauso wie jeder Amokäufer nach dem Spielen von Counter Strike erst auf die Idee kam, zur Waffe zu greifen...
Aber da dreht sich die Gesellschaft ja eh im Kreis.