Laurin [Kurzreview]

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Online Max_Cherry

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    Laurin  :7:

    Regisseur: Robert Sigl
    Drehbuch: Ádám Rozgonyi (screenplay collaboration), Robert Sigl
    Darsteller: Dóra Szinetár, Brigitte Karner, Károly Eperjes
    Entstehtung: Deutschland/Ungarn 1988
    Laufzeit: 84 Minuten



    Inhalt (von moviepilot.de abgewandelt):
    Das neunjährige Mädchen Laurin (Dóra Szinetár) wohnt im Jahr 1901 in einem kleinen norddeutschen Dorf an der Küste. Aus der Ortschaft verschwindet ein Kind und auch Laurins Mutter stirbt unter geheimnisvollen Umständen. Eines Tages entdeckt das Mädchen, dass die Toten scheinbar in Form von Visionen, versuchen mit Ihr in Kontakt zu treten, um die Hintergründe der Geschehnisse aufzudecken.
    Quelle: https://www.moviepilot.de/movies/laurin



    Bewertung:
    Bei mir lief er gerade zum Frühstück. Die Atmo kommt der von Franco, Bava und den Hammer Filmen unerwartet nah, man erkennt die filmischen Vorbilder jederzeit. Wo die genannten in den 80ern abgebaut haben, kommt 'Laurin' ins Spiel. Der Deutsch-ungarische TV Film aus dem Jahr 1988, von Robert Sigl hat die Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts extrem schaurig-düster eingefangen und wirkt ganz klar viel älter, als seine Herkunftszeit. Zudem merkt man ihm auch durch die Synchro, seine deutsche Herkunft nicht sonderlich an.
    Ok, die Nordseeküste sieht hier offensichtlich auch wie Ungarn aus, aber ansonsten passt hier einiges. Die Geschichte wird mysteriös und relativ spannend erzählt. Lange bleibt vieles im Dunkeln, was genaugenommen sehr gut zum Grundton des Filmes passt. Im Internet wird oft von einer Schauermär geschrieben und das trifft es sehr gut. 'Laurin' ist besonders von der Handlung her nicht der ganz große Wurf, braucht sich aber trotzdem nicht hinter den bekannten Vertretern des europäischen Gothik Horrors und Gruselkinos der 60er und 70er verstecken. Die etwas undurchsichtige Erzählweise passt auf jeden Fall zur bedrückenden Atmosphäre der Bilder.
    Gruselfan Sigl hat damals mit seinen 25 Jahren, das beste aus der knappen Million Budget herausgeholt und zieht seine abgründige Zeichnung konsequent bis zum Ende durch. Für die späten 80er ist die Produktion mehr als mutig. Man muss bedenken, dass Deutschland ja nicht gerade für seine Genre Beiträge bekannt ist. Erwähnenswert ist ebenfalls die gelungene, unheimliche Musik und Soundkulisse, welche die deprimierende Stimmung gekonnt unterstreichen. So ein 'altmodischer' Film trifft sicherlich nicht jeden Geschmack, aber uns Dirk und vielleicht auch Pierre und evtl. Jens, wären hier gut aufgehoben. Da bin ich mir besonders bei ersterem absolut sicher. Von mir gibt es für diese Ausnahmeerscheinung :7: Punkte.


    Das Covermotiv der Bluray ist nach wie vor auch großartig, ich finde zwar nichts dazu, aber ich glaube das alte VHS Cover war auch das selbe.
    Davon würe ich mir sehr gerne ein Plakat hinhängen.

    « Letzte Änderung: 15. Januar 2018, 14:07:43 von Max_Cherry »



    Offline Flightcrank

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    • *****
      • Just a guy stuck in the 80s...
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      Stephan, vielen Dank. Ich bin gespannt was Pierre schreibt. Der würde mich auch sehr interessieren!


      Online Max_Cherry

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        Das Covermotiv verspricht vielleicht etwas zu viel, aber ich mochte den. Ash hatte den auch geschaut, ich such die Meinung mal raus.


        Online Max_Cherry

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          Laurin (thx@Max) Interessant wenn auch nicht so mein Fall. Er hat aber viele Elemente, die tatsächlich gut gemacht sind. Es überrascht mich vllt. ein wenig, dass der Film noch recht jung ist, hätte gedacht, er sei aus den späten Sechsigern, hossa. Bewertung kann ich nicht geben, irgendwas zwischen nee 6 und ner 7.


          Offline Elena Marcos

          • a.k.a. Dirk
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            • Come on in ... hahahahahahahahahah
              • Show only replies by Elena Marcos
            Das Covermotiv verspricht vielleicht etwas zu viel, aber ich mochte den. Ash hatte den auch geschaut, ich such die Meinung mal raus.

            Hattest du als Bluray Erstauflage gesehen?

            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                Laurin (1989)
                der nächste Film, dem man sein Altern nicht ansieht. Ich hätte nie gedacht, dass Laurin noch aus den 80ern ist. Da Sigl gestern Geburtstag hatte, schon ich den quasi aus aktuellem Anlass in den Player und gelangte in eine märchenhaften Strudel.
                Die Geschichte spielt 1901. Laurin ist ein kleines Mädchen, das das „zweite Gesicht“ hat. Ihr Vater ist Seemann und so gut wie nie zu Hause. Laurin lebt daher bei ihrer Großmutter. Ihre Mutter kam bei einem Unfall ums Leben, denn in einer Nacht sah sie einen Mörder, der die Leiche eines kleinen Jungen verschwinden lassen wollte. Dabei fiel sie in den Fluss. Laurin weiß das, denn sie sieht ihre Mutter in ihren Visionen. Jahre später verschwinden wieder Kinder, unter anderem ihr Schulkamerad Stephan... und Laurin macht sich auf die Suche nach ihm.
                Meine Beschreibung hört sich vielleicht reißerischer an, als sie ist, denn Sigls Film wirkt wie ein Märchen. Die Bilder sind phänomenal – denn er schafft es wirklich dem schwierigsten Motto des Filmemachens gerecht zu werden: „Jede Einstellung ein Gemälde, jede Szene ein Gedicht“. Tatsächlich ist aufgrund von Kameraarbeit, Kulissen und Beleuchtung jede Einstellung so gewählt, dass man sie als Bild an die Wand hängen könnte. Gerade die Farben des Films und die Nutzung des Lichts sind sensationell.
                Am Anfang dachte ich, dass Ganze wirkt optisch wie ein später Hammer-Streifen aus den Siebzigern, doch später hat es schon Bava Qualitäten (ja geht auch etwas in Richtung Dr. Dracula). Die Inszenierung der Schauspieler ist ebenfalls gelungen – nicht so gestelzt wie im deutschen Kino, sondern sehr natürlich. Liegt vielleicht daran, dass der Film synchronisiert wurde. Vieles bleibt im Laufe der Geschichte auch im Argen – man bekommt nicht viel erklärt, sondern muss sich die Geschehnisse selbst zusammenpuzzeln, daher bleibt alles sehr mysteriös und geheimnisvoll. Wir als Zuschauer sind immer auf Seiten von Laurin, die „mehr“ weiß. Deshalb bangen wir auch immer mit ihr mit. Ich fand auch Dóra Szinetár als Laurin spitze. Es ist schade, dass sie nie mehr gemacht hat. Oft habe ich mich gefragt, wie alt sie ist – denn sie wirkt viel älter und reifer, als sie ist. Diese „wissenden“ Augen fand ich schon äußerst faszinierend.
                Kurzum: Laurin ist ein zeitloser Film, der einen in eine fast magische Welt führt. Die Bilder sind alle bedeutungsschwanger, die Atmosphäre ist unheimlich und die Schauspieler sehr gut. Ich war echt überrascht – obwohl ich zugeben muss, dass ich den Film als Teenager bestimmt langweilig gefunden hätte. Doch heute muss ich sagen: großartiges Stück Kino. Schade dass Robert Siegl heute Szenen für Aktenzeichen Xy drehen muss – der Mann ist ein unglaublich fähiger Filmemacher.


                Die Ähnlichkeiten gerade zu Bava sind mir auch aufgefallen. Der Film ist nicht für jeden was und der ein oder andere könnte ihn vielleicht langweilig finden, mir hat er gefallen und ich überlege, ob ich mir den auch in die Sammlung stelle.


                Online Max_Cherry

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                  Laurin (1989) :bd:
                  Ja, der Film hat anfangs ein paar erzählerische Macken, man weiß lange nicht genau, wo die Geschichte hingeht, dass wird erst nach gut einem Drittel klarer. Aber die Atmo ist so unheimlich und irgendwie auch unangenehm (unterschwellig sexuell aufgeladen), das entschädigt. Hinzu kommen die tollen Bilder, die für das kleine Budget von etwa einer Million, richtig gut geworden sind. Ein Lob auch an die Kameraleute. Man erkennt deutlich die Vorbilder von Robert Sigl: Bava, Argento, Fulci, Hammer Horror und trotzdem hat dieses Kleinod einen ganz eigenwilligen Stil. Er verbindet nämlich die Kindermörderstory mit klassischen Märchenfilmelementen.
                  Der Film wird vielleicht etwas zu hoch bewertet, das sorgt bei manchem Zuschauer vermutlich für falsche Erwartungen. Man kann ihn sicherlich auch langweilig finden. In den späten 80ern ist er mit seinem Look, seiner hoffnungslosen und düsteren Stimmung trotzdem absolut einzigartig und das obwohl er eine deutsche Produktion ist. Schade, dass Sigl keine weiteren Genrefilme mehr gedreht hat. Ich mag den trotz seiner Schwächen echt gerne und würde nach der Zweitsichtung auf :7.5: - :8: hochgehen.


                  Ach ja, die Hauptdarstellerin Dóra Szinetár war beim Dreh gerade mal 11 oder 12 und die macht das wirklich klasse. Sehr schade, dass sie keine weiteren Filme gedreht hat.
                  « Letzte Änderung: 25. November 2023, 11:25:58 von Max_Cherry »