The Killing of a Sacred Deer Gerade beendet.
Dieser Film wird das Forum hier mal wieder spalten. Mich hatte er gleich in der Eröffnungs-Szene erwischt. Ganz wichtig für den Film sind die durchweg tollen schauspielerischen Leistungen. Allen voran die des Martin. Hier wird auch gar nicht erst versucht dem Zuschauer die Hintergründe des Ganzen zu erklären. Und genau das macht für mich den Horror dieses Films aus. Es bleibt im Kopf. Kann es so was wirklich geben? Bei einem Horror-Film, in welchem ununterbrochen Erklärungen geliefert werden, stellt sich dieses Gefühl nicht ein. Würde ich den Film deswegen als Horrorfilm bezeichnen? Ich denke nicht. Ich mag diese kühle Atmosphäre. Die kargen, emotionslosen Wortwechsel. Und doch ist jedes Wort wohl überlegt. Zu überlegt. Die Figuren sind allesamt sehr gebildet. Versuchen sich auf normale Art und Weise zu unterhalten. Und doch schwirrt jeder einzelnen Figur etwas ganz bestimmtes im Kopf herum. Aber was? Die Frage stellte ich mir als Zuschauer permanent. Nach gut 60 Minuten dachte ich, dass die Situation, in welcher sich die Protagonisten befinden, für mich (auch) der absolute Horror wäre. Der Film wird die übrigen 60 Minuten DER Horror! Was machen? Was wird der Hauptdarsteller machen? Wie reagiert die Familie? Permanent war ich am grübeln. 120 Minuten musste ich eine subtile Spannung aushalten, welche auch Ihre zwei, drei Spitzen hatte. Genau so mag ich das! Und das Interpretieren mag ich sowieso.
Spoiler-Alarm:
Szene welche mir im Kopf bleibt:
Ich übernehme von Jason: "Martin offenbart Steven in der Cafeteria des Krankenhauses was nun für ihn folgen wird…"
Hier dachte ich mir nur: Du kleines A*********. Es war gleich klar, dass auch er selbst dahinter steckt! Wie, Wer und Was genau das Ganze aber verursacht, bleibt jedoch ungeklärt.
Und das ist einer der Punkte, die mir an dem Film so gut gefallen. Ich mag es nicht, dass in vielen Filmen immer alles zu Tode erklärt wird. So ist das doch im echten Leben auch nicht.
Die Situation ist einfach da. So wie sie ist. Deal with it. Und das ist der Horror, der sich auch irgendwo realistisch anfühlt.
Was es mit der "Metapher" auf sich hat
Martin hat zuerst Steven gebissen, was wohl relativ schmerzhaft war. Dann beißt er sich selbst noch viel mehr, auch in den Unterarm, und beißt sogar ein stück heraus und spuckt es auf den Boden.
Sollte das bedeuten: Wenn du jemand anderem Leid zufügst, dann musst du selbst mindestens das selbe Leid ertragen?
Ich wollte den Film dann weiter verfolgen und es blieb kaum Zeit zum nachdenken, da gleich im Anschluss die Szene gewechselt hatte.
Die Tochter
Warum ist Sie Martin gegenüber so offen? Warum versteht Sie sich so gut mit Ihm? Klar, er hat auch seine netten Seiten bzw. was besonderes an sich.
Aber hey, dann so mit der Familie umzuspringen? Aber okay, es wurde auch öfter erwähnt, dass Sie gerade zum ersten Mal Ihre Periode bekommt und Sie sich eben mitten in der Pubertät und Selbstfindung befindet.
Mir als Vater hätte es wohl einfach am meisten weh getan, wenn sich meine eigene Tochter auf die Seite von Martin stellt, welcher diese Grauenhafte Situation erst hervorruft.
Eine Handlung hat mich ein bisschen in die Realität zurück geschubst
Steven, der sich mit der Flinte in der Hand im Wohnzimmer mit verbundenen Augen dreht, um zufällig das Familienmitglied zu wählen, welches er erschießt.
Das wäre ja noch ok. Aber er schießt ja auch mit verbundenen Augen. Da ist es ja doch eher sehr wahrscheinlich, dass er auch einen nicht tödlichen Schuss landen könnte?!
Er hat das wohl gemacht, da er die Tat, wenn er hinsehen müsste, wohl nicht übers Herz bringen würde.
Und noch eins: Warum machen alle so ohne weiteres mit? Das ist wohl so im Einverständnis geschehen? Krass. Sachlich in jeder Situation. Ich weiß nicht.
Der Sohn, Bob, ist zu Jung um eine Meinung darüber zu haben. Die Tochter, Kim, wollte sich eh opfern. Also für Sie i. O. wenn sich das Rad dreht.
Die Mama selbst, Anna, hätte ja vorgeschlagen eins der Kinder zu opfern. Sie könnten ja ein weiteres haben. So Ihre Idee.
Man hat auch im laufe des Films gemerkt, dass Sie den Kindern gegenüber schnell ungeduldig wird und zu Gewalt neigt.
Da war dann aber der Papa wohl nicht ganz einverstanden. Somit wurde wohl noch weiter darüber geredet. Und man ist beim Drehspiel gelandet.
Sehr komplex. Was hätte man selbst getan? Ich glaube viele finden den Film alleine Aufgrund dieser Situation "scheisse", kann ich mir vorstellen.
Aber nur weil einem eine Situation nicht passt, kann man nicht davor weglaufen und man muss ich, wie so oft im Leben, damit befassen und eine Lösung suchen. Hier eben: Der Horror.
Das Ende kann ich dann auch nicht erklären
Zufall, dass Sie sich noch mal in dem Laden treffen/sehen? Wohl eher nicht?!
(Ich hätte den Laden ab dann gemieden. Ich wäre wahrscheinlich komplett weggezogen. Aber irgendwie auch krank darüber nachzudenken, was man selbst gemacht hätte, wenn man bedenkt, was sich in den Szenen zuvor abgespielt hat.)
Oder hat die Familie nur darauf gewartet, dass Martin vorbeikommen wird? Wenn ja, warum?
Oder wurde es Ihnen von Martin befohlen? Auf alle Fälle kann nicht viel Zeit vergangen sein, da Martins Gesicht noch immer von Blauen/Gelben Flecken überdeckt ist.
Der Film ist sehr tiefgründig. Und jede einzelne Figur hat extremen, charakterlichen Tiefgang.
Ich muss den jetzt auch erstmal sitzen lassen. Vielleicht sogar ein zweites Mal ansehen. Das war jetzt gerade Brainstorming.