Der Giallo-Thread

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Offline Elena Marcos

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    Du hattest mich spätestens bei Sex und Unterwerfung!

    Der Film ist nicht so schmierig wie der Titel - eher ein sanfter Klassiker.

    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


    Offline Elena Marcos

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      Senza Via D’Uscita / Devil‘s Ransom (1970)

      Puh… Hoffentlich bekomme ich das hier alles noch zusammen. Als ich letzte Woche ein paar Worte schreiben wollte, ging der Laptop kaputt. Nun fange ich nochmal an.
      Also – „Devil’s Ransom“ ist ein kleiner Giallo, den man nicht so auf dem Schirm hat. Piero Sciumé hat wohl nur diesen einen Film gedreht, weshalb er wahrscheinlich ebenso unbekannt ist. Dabei kommt er mit einem interessanten Plot und guten Darstellern daher.
      Es geht um das Ehepaar Gilbert und Michèle, die eine geradezu langweilige Ehe führen. Daher hat der Bankangestellte eine Affäre mit der heißen Britt. Die Nebenbuhlerin engagiert einen alten Freund, einen erfolglosen Fotograph, um der Ehefrau nachzustellen und Bilder zu schießen. Doch dann erfolgt der Knall. Britt entführt den Sohn von Michèle und überredet ihren Fotographen-Freund als Entführer aufzutreten und Lösegeld zu erpressen. Doch der überkorrekte Bankangestellte Gilbert denkt nicht dran, seinen Arbeitgeber um eine Geldsumme zu betrügen, um sein Kind zu retten. Der Fotograph wird immer nervöser und will zunächst aussteigen, doch kommt er nicht von Michèle los, deren hilflose Situation er gnadenlos ausnutzt. Natürlich glaubt keiner der armen Michèle, dass sie verfolgt wird und mehr und mehr zum Nervenbündel wird. Am Schluss spitzt sich die Situation zu – denn nichts ist so wie es scheint.
      Im Grunde ist das ein toller Giallo, denn wir haben nur vier wichtige Personen, die alle nicht wirklich zu durchschauen sind. Vorneweg haben wir Philippe Leroy, dem man nie wirklich ansehen kann, was er denkt und fühlt. Auch nicht, wenn der Fotograph ihm das schreckliche Schicksal seines Sohnes vor Augen führt, wenn er nicht bezahlt. Doch Leroy bleibt da eiskalt. Michèle wird von der wunderbaren Marisa Mell gespielt, die Frau des bekannten Drehbuchautoren Ernesto Gastaldi. Dann haben wir noch Lea Massari und Roger Hanin als Entführerpärchen, die vor nichts zurückschrecken. Es bleibt bis zum Ende spannend, ob Leroy sich noch weichkochen lässt und doch das Geld aus seiner Bank klaut… das Finale kommt mit einem geilen Twist, den selbst ich nicht vorausahnen konnte.
      Leider gibt es von dem Krimi keine vernünftige Fassung – es gibt eine ausländische Bootleg-DVD. Mir lag die spanische VHS-Fassung vor, die wohl einige Minuten weniger läuft. Aber am Ende dachte ich mir: lohnt sich. Natürlich ist es in einer Fremdsprache kein wirkliches Vergnügen, der Film kommt natürlich nicht mit großen Schauwerten und Effekten daher, aber für den Liebhaber ist er eine gute Wahl. Ich hoffe, dass der Film mal wiederentdeckt wird und eine vernünftige V.Ö. bekommt. Verdient hätte er das allemal.

      Da es auch keinen Trailer gibt – zur Entspannung etwas Musik:

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      Offline ap

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        Frauen bis zum Wahnsinn gequält / Le Foto proibite di una signora per bene (1970)

        Ein selten dämlicher Titel, der wirklich schmierige Italo-Kost verheißt, doch im Endeffekt nicht erfüllt. Der Film von Luciano Ercoli ist ein hübscher Giallo-Klassiker, im wahrsten Sinne des Wortes. Erstmal sieht er toll aus – ist gut gefilmt, hat eine exquisite Ausstattung und vor allem zwei hübsche Darstellerinnen: Dagmar Lassaner und Nieves Navarro (als Susan Scott).
        Es geht um die fesche Minou, die mit dem Ingenieur Peter verheiratet ist. Eines Abends wird sie von einem unbekannten verfolgt, der sie fast vergewaltigt. Dieser unangenehme Kautz steckt der Dame, dass ihr Mann ein Mörder ist und beginnt sie zu erpressen. Am nächsten Tag erfährt sie, dass ein Finanzier ihres Mannes gestorben ist – wahrscheinlich Selbstmord. Doch der Unbekannte hat ein Tonband mit einem Schuldeingeständnis ihres Mannes. Minou bietet dem Mann Geld an, doch der will nur eins: SEX und ihre Unterwerfung. Minou vertraut sich ihrer besten Freundin Dominique an, die ihr zunächst mit Geld aushilft und dann rät, ihrem Mann alles zu beichten. Als dieser dann die Polizei einschaltet und die Wohnung des Unbekannten aufgesucht wird, ist sie leer. Auch weitere Beweise, unter anderem ein Foto des Erpressers, verschwinden. Langsam glauben Peter und die Polizei, dass Minou verrückt ist…
        Dem geübten Giallo-Fan ist schnell klar, wo die Reise hingeht, denn es gibt nicht allzu viele Verdächtige. Mein Tipp war sofort richtig, aber darauf kommt es nicht an. Das Drehbuch von Ernesto Gastaldi ist gut konstruiert, der Streifen sieht toll aus und die Musik von Morricone sorgt für den richtigen Flair. Oftmals wird die Rolle des Unbekannten bemängelt. Simón Andreus Performance wird als schwach angesehen. Ich fand ihn hingegen als Erpresser wundervoll schmierig und mit seiner ausfahrbaren Speerspitze schon bedrohlich. Natürlich fehlen hier die schwarzen Handschuhe und der vermummte Killer – aber diese Herangehensweise an das Psychodrama ist an sich gelungen. Wie schon geschrieben, macht es Spaß den beiden hübschen Grazien zuzuschauen und das reicht für die 93 Minuten wunderbar aus. Kein Wunder, dass der Regisseur Nieves Navarro geheiratet hat.
        Es gab eine tolle Edition von Camera Obscura auf DVD, die leider OOP ist. Die „Italian Genre Cinema Collection“ ist ohnehin limitiert und beliebt. Es gab aber wohl noch weitere kleine Repack-Auflagen.

        Hey, danke für den Tipp! Gerade geschaut und für cool befunden! Der Film ist eigentlich recht spannend und schön gemacht. Ein netter kleiner Psycho-Thriller und ein perfides Katz- und Mausspiel, mit einer teils ziemlich beklemmende Atmosphäre. Die Auflösung fand ich jetzt nicht so prall und ein wenig bieder, die wird dem Rest des Filmes nicht ganz gerecht. Aber bis dahin fühlte ich mich eigentlich wirklich gut unterhalten.  :thumb:


        Offline ap

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          Am 15. November erscheint ein Blu-ray 3er Bundle von tonpool. Das Horror Blu-ray Bundle Nummer 19 könnte für Giallo Fans interessant sein. Es beinhaltet die Filme:

          Das Parfum der Dame in Schwarz
          Das Schloss der blauen Vögel
          Buddy Puzzle - mit blutigen Grüßen

          Das Set kann man aktuell für 19,99 € bei JPC vorbestellen. Ich denke alleine schon wegen dem ersten Film denk ich mal drüber nach.

          In den nächsten Monaten kommen sehr viele von diesen Dreierpacks aus verschiedensten Genren.
          https://bluray-disc.de/blu-ray-news/filme/153669-von_tonpool_auf_bluray_disc_genrefilme_im_herbst_2024_in_zahlreichen_bundles

          Es ist sehr schwer, herauszufinden welche Filme in den einzelnen Sets drin sind. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, da lohnt sich eigentlich sonst nichts von.

          Am ehesten noch Horror Bundle 16 mit Manhattan Baby, Das Haus der Verfluchten und Alien die Saat des Grauens kehrt zurück. Aber ob einem der Käse 20 € wert ist, weiß ich nicht. Die kann man auch alle drei im Prime Abo streamen.

          Danke für den Tipp! Ich hab eh beschlossen mich doch mal mehr mit Giallos zu beschäftigen, das Bundle wär ein guter Start denke ich. ;)

          Hab das Bundle heute bekommen. Das sind 3 Blurays von Mediacs (!!), nichtmal in ner Box da ist blos sowas wie eine Banderole drumrum. Das stört mich aber eigentlich nicht wirklich... ;) Da wird wohl die Konkurs-Masse von Mediacs unters Volk geworfen... ;)


          Online Max_Cherry

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            Genau das ist nur ein "Bundle", keine Box.
            Ich finde das eigentlich ganz praktisch. Wenn einem ein Film nicht gefällt, kann man den ja wieder abstoßen. Sollte das bei dir der Fall sein, meld dich mal.


            Offline ap

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                • Show only replies by ap
              Das Parfüm der Dame in Schwarz (1974)  :bd:



              Silvia Hackerman wird von rätselhaften Alpträumen heimgesucht, in denen unheilvolle Bilder des rätselhaften Todes ihrer Mutter auftauchen. Doch einen Ansprechpartner hat sie nicht. Ihr Freund Roberto beginnt sie langsam für geistig verwirrt zu halten und Freunde hat sie auch keine, auch wenn sie von ihren Nachbarn geachtet wird und in dem alten Herrn von nebenan eine Art Vaterfigur gefunden hat. Sie beginnt sich immer häufiger in ihr Apartment zurückzuziehen und verlässt ihr altes Wohnhaus kaum noch. Doch auch dort verspürt sie keine Sicherheit. Im Gegenteil: Ihre Nervosität steigert sich noch und unheimliche Vorfälle häufen sich.

              Was für ein seltsamer Film... Ist das ein Giallo ? Psycho-Thriller ? Horror ? Mindfuck..?? Ich glaube irgendwas von Allem... Halluzination und Wirklichkeit vermischen sich und es wird nicht ganz klar, was was ist und wieso weshalb warum... Ich glaube auf die Erste Sichtung hin kann man den Film gar nicht ganz erfassen, geschweige denn verstehen, allein schon weil das Ende dermaßen drüber ist das es alles zuvor gesehene in neuem Licht erscheinen lässt. Das Ende war mehr als überraschend, auch wenn es im nachhinein betrachtet schon ein paar Andeutungen gab. Ich hab im nachhinein ein paar Kritiken gelesen in der Hoffnung ein wenig Erklärung zu finden, aber wie es scheint hat da niemand wesentlich mehr Plan als ich. Gewisse Ideen und Interpretationsansätze habe ich wohl, aber es reicht nicht um das ganze in irgendeine Form zu bringen. So gesehen fühle ich mich an Lynch erinnert und bekomme doch tatsächlich mal wieder Bock Lost Highway zu sehen... ;)
              Davon abgesehen ist der Film wirklich schön! Ziemlich ruhig erzählt, toll gefilmt mit imposanter Bildästhetik, einem intensivem Soundtrack und markannten Schauspielern, so wirkt der Film teilweise beinahe meditativ und er hat mich gut in seinen Bann gezogen. Vielleicht bringt eine Zweitsichtung mehr Licht ins Dunkel... Irgendwann.  ;)




              Wenn einem ein Film nicht gefällt, kann man den ja wieder abstoßen. Sollte das bei dir der Fall sein, meld dich mal.

              Mach ich! Aber in diesem Fall nicht... ;)
              « Letzte Änderung: 14. November 2024, 22:12:42 von ap »


              Online Max_Cherry

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                Den hab ich ja einzeln gekauft. Passt. :)
                Klingt vielversprechend.


                Offline Elena Marcos

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                  Le Tue mani sul mio corpo / Your Hands on My Body (1970)

                  ich muss nun mal gerade mein letztes Giallo-Erlebnis runterbrechen. Auch wenn "Le Tue mani sul mio corpo" als kleines Meisterwerk gilt, tat ich mich mit diesem extrem schwer. Brunello Ronid wartet hier mit einem Psycho-Drama auf und weniger mit einem klassischem Giallo. Es geht um den gestörten Andrea (Lino Capolicchio), der durch den frühen Tod seiner Mutter einen Knacks weg hat. Da hilft es auch nicht, dass er als Erwachsener immer noch bei seinem Vater wohnt, der ein junge ziemlich verdorbene Frau an seiner Seite hat (lecker: Erna Schürer). Dann begegnet er Carole (Colette Descombes) und verliebt sich in sie - schaffte es jedoch nicht eine normale Beziehung aufzubauen. Die Katastrophe ist vorprogrammiert...

                  Und die kommt erst am Ende - bis dahein gibt es unendlich viele Dialogszenen, Rückblenden, zahme Sexszenen und keinen großartigen Krimiplot. Bis auf das Ende, das man zwar erwartet, aber nicht nachvollziehen kann. Vielleicht lag es auch an meiner vorliegenden italienischen VHS-Kopie, der man nicht besonders gut folgen konnte. Diese Fassung ist übrigens auch auf You Tube zu finden:


                  Empfehlen kann ich den Streifen jedoch nicht - er ist einfach zu langatmig und zu dröge. Es gibt keine Schauwerte, die einen wachhalten. Nicht einmal Erna Schürer als "Schlampe" konnte mich wachhalten.
                  Ich möchte dem Streifen vielleicht nicht das gutgespielte Drama absprechen - aber für mich war das nichts. Da hat Rondi mit "Frauen im Zuchthaus" und "Black Emmanuelle, White Emmanuelle" Unterhaltsameres abgeliefert.
                  Fazit: Griff ins Klo.

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                  Offline Elena Marcos

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                    Giunse Ringo e... fu tempo di massacro / Ringo, It's Massacre Time (1970)

                    irgendwann haben die Italiener entdeckt, dass man die Genres hervorragend mischen kann, so dass immer wieder neue Hybriden entstehen. So etwa bei "Der Tod trägt schwarzes Leder" (Giallo / Polizeifilm) oder auch hier bei "The Revenge of Ringo" (Alternativtitel).
                    Dabei ist der Film nichtmal wirklich gut inszeniert, war aber etwas "neues". Nun - Auf der Ranch von Don Alonzo finden sich Ringo und der Sheriff Stan Carrol, der sich als Viehändler ausgibt ein, weil beide auf der Suche sind nach Ringos Bruder Mike Wood. Dieser sollte Don Alonzo helfen geheimnisvolle Todesfälle aufzuklären. Doch Mike ist verschwunden, nachdem er eine "Voodoo-Puppe" (oder eher einen Lebnkuchenmann) bei der Morgentoilette in seinem Handtuch fand. Ringo und Stan ermitteln gemeinsam - und alle sind verdächtig: der besoffene Arzt, die Tochter des Ranchbesitzers und auch die geheimnisvolle Ehefrau, die aufgrund einer Krankheit ans Bett gefesselt ist. Während der Suche steben die Leute wie die Fliegen - sie fallen um, mit schäumendem Maul. Der geheimnisvolle Killer scheint seine Opfer zu vergiften.

                    Den Film fand ich auf YT - offenbar eine amerikanische VHS Fassung. Das Vollbild ist zwar grausam abgeschnitten, aber zum einmaligen Schauen reicht es. Nun - der Film ist recht günstig produziert. Es gibt nur wenige Kulissen (die Taverne, die Ranch mit zwei drei Räumen und ein paar Außenaufnahmen) und die Schauspieler sind nicht unbedingt die erste Garde. Offenbar hatte man mit Mickey Hargitay begonnen zu drehen - der später ausstieg. Daher sieht man ihn als Mike Wood nur in Rückblenden. Regisseur Mario Pinzauti nahm das Material und drehte dann den Film mit anderer Besetzung zu Ende.
                    Im Grunde ist die Story nicht ganz uninteressant - ein Giallo als Italo-Western, sollte man später hin und wieder mal bekommen. Leider ist die Auflösung sehr unbefriediegend und hanebüchen, so dass man sich fragt, was das ganze soll. Ich hatte mir die Zusammenhänge auch schon vorher denken können. Das zeugt sich entweder ein schwaches Drehbuch oder eben von einem zusammengeflicktem Film. Nichtsdestotrotz ist es ein interessantes Experiment, das mal als Giallo-Fan gerne einmal mitnimmt. Jean Louis als Ringo fand ich ganz gut, da dieser nicht als strahelnder Held rüberkommt, den Part übernimmt eher Ivan Scratuglia als Stan Carroll.

                    Wer mal hereinschnuppern möchte, kann das hier machen:

                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"