Weathering with you [Tenki no ko]

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Bloodsurfer

  • diagonally parked in a parallel universe...
  • Administrator
  • *****
    • Pfälzer mit saarländischem Migrationshintergrund
      • Show only replies by Bloodsurfer
    https://www.imdb.com/title/tt9426210

    Nach "Your Name" der nächste sehr vielversprechende Anime von Makoto Shinkai.
    Von ihm kamen übrigens auch schon 5cm per Second, The Place Promised in Our Early Days und The Garden of Words. Bisher ist das eine grandiose Filmografie.

    Der Trailer verrät noch nichts, worunter man sich wirklich viel zur Handlung vorstellen könnte, aber macht direkt sehr viel Lust auf den Film (und, Your Name mal wieder zu schauen):



    Online Max_Cherry

    • Die Großen Alten
        • Show only replies by Max_Cherry
      Your Name war schon ganz gut.
      Wenn der irgendwann bei den üblichen Verdächtigen zu konsumieren ist, wär ich dabei.


      Offline Bloodsurfer

      • diagonally parked in a parallel universe...
      • Administrator
      • *****
        • Pfälzer mit saarländischem Migrationshintergrund
          • Show only replies by Bloodsurfer
        Weathering With You :7:

        Der Nachfolgefilm des Regisseurs von Your Name, auf den ich schon so lange gewartet hatte, weil mich der Vorgänger so stark berührt und umgehauen hat. Er ist seit wenigen Tagen bei Prime zu sehen.

        Leider ist er deutlich schwächer als sein Vorgänger. Die Optik ist nicht das Problem, ganz im Gegenteil - grafisch ist der Film eine unglaubliche Wucht, mit Sicherheit einer der schönsten Animes, die ich je gesehen habe.
        Doch die Story kann leider nicht mit Your Name mithalten, sie trieft geradezu vor Kitsch und offenbart einen sehr seltsamen Umgang mit dem Thema des Klimawandels, aus dem ich nicht so richtig schlau werde. Man könnte es fast als Plädoyer eines Klimawandelleugners verstehen, all diese Probleme doch einfach egoistisch zu ignorieren.

        Dabei fängt der Film sehr stark an und hat durchaus seine Momente. Im Mittelpunkt der Story steht der 16jährige Schüler Hodaka, der aus Frust über sein ländliches Leben auf der abgelegenen Insel von zuhause abhaut und auf einem Schiff nach Tokyo übersetzt. In seiner Naivität erhofft er sich, dort trotz seiner Minderjährigkeit und ignorierten Schulpflicht direkt einen Job zu finden und ein neues Leben aufzubauen, was natürlich scheitert und ihn vor immer größere Probleme stellt. Das Geld geht ihm aus und ohne einen festen Schlafplatz macht es ihm die große Stadt nicht einfach, in der es gerade auch pausenlos regnet - gerade findet die längste Regenzeit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen statt, das schlechte Wetter will einfach nicht enden.

        Unterwegs hat er glücklicherweise Kei kennen gelernt, der ihn dann bei sich wohnen und "arbeiten" lässt. Kei betreibt im Alleingang mit seiner Nichte ein recht erfolgloses Onlinemagazin und versinkt meistens besoffen im Selbstmitleid. Seine Frau ist verstorben und seine asthmakranke Tochter darf er nicht oft sehen, da man es ihm nicht zutraut, sich richtig um sie zu kümmern. Da hohe Luftfeuchte für ihre Krankheit nicht gut ist, darf er nur an schönen Tagen mit ihr in den Park gehen, weswegen ihm die unaufhörliche Regenzeit natürlich sehr zusetzt.

        Für Kei schreibt Hodaka nun einige belanglose, esotherische Artikel. Dabei stößt er auf die Legende des Sonnenscheinmädchens. Sie hat eine Verbindung zu den Göttern und kann für Sonnenschein sorgen.
        Durch eine Verkettung von Zufällen lernt er dann Hina kennen - die rein zufällig ein solches Sonnenscheinmädchen zu sein scheint. Seit dem Tod ihrer Mutter schlägt sich die ebenfalls Minderjährige allein mit ihrem kleinen Bruder durch und hat die Gabe, das Wetter zu beeinflussen.

        Hodaka hat sogleich die Geschäftsidee, mit garantiertem Sonnenschein für ein gutes Nebeneinkommen zu sorgen und somit einige Probleme zu lösen. Das funktioniert auch eine Weile ganz gut, doch ruft die plötzliche Aufmerksamkeit auch die Polizei auf den Plan, die den Vermissten nun aktiv verfolgt und dadurch auch auf die Situation der anderen beiden Minderjährigen aufmerksam wird. So wird die Lage der drei immer vertrackter und auf der Flucht stellen sie auch noch fest, dass der Einsatz von Hinas Kräften auf Dauer wohl zu ihrem Tod führen wird - die Legende besagt, dass sich das Sonnenscheinmädchen für das Ende der Regenzeit opfern muss.

        Mich lässt die Story mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Die Charaktere sind allesamt sehr sympathisch, richtig liebenswert. Es stecken viele emotionale Themen darin, die auch recht mitreißend behandelt werden, und die Thematisierung der Klimakrise hätte hier sehr großes Potenzial - doch das bleibt völlig ungenutzt.
        Man zeigt einerseits, wie sich der Klimawandel in der japanischen Region auswirkt - während beispielsweise bei uns die Hitze und daraus folgende Dürre immer weiter zunimmt, versinkt Japan immer häufiger in heftigem Starkregen.
        Andererseits ist das alles doch nur ein letzten Endes bedeutungsloser Mantel für die zentrale Romanze, für deren Gelingen einfach alles in Kauf genommen wird.

        Hierzu hab ich eine starke Review auf kino-zeit.de gefunden, die das auch gut ausdrückt:

        Wo die Optik verzaubert, hinterlässt die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Klimawandel Fragezeichen. Unter der Fassade der Mystery-Romanze findet die bis zum finalen Akt zwar kaum statt, rückt dann jedoch umso deutlicher in den Vordergrund – und lässt Kitsch über Altruismus und Vernunft dominieren. Die Zerstörung von Natur und Lebensraum wird dann wohlwollend zugunsten der Liebe in Kauf genommen. Und ohnehin, so darf eine Figur schon in der Mitte des Films widerspruchslos behaupten, sei die Überzeugung, der Mensch könne das Wetter durch sein Verhalten irgendwie beeinflussen, reine Hybris. Ob das nun pure Naivität ist oder bewusste politische Agenda: Dass Weathering with You mit einer solchen Pointe endet, hinterlässt einen seltsamen Beigeschmack.

        Das hat mich dann am Ende des Films doch gestört und trotz aller Emotionalität zu einem Abzug geführt. Wäre der Film hiermit etwas anders umgegangen, dann hätte ich ihm mindestens eine acht gegeben und ihn damit zumindest auf dieselbe Stufe wie Your Name gestellt, doch so ist er diesem einfach deutlich unterlegen. Für eine sieben reichen die starken Gefühle und die grandiose Optik noch aus, doch mehr ist so nicht drin.


        Online Max_Cherry

        • Die Großen Alten
            • Show only replies by Max_Cherry
          Danke fürs umfassende Review und deinen Eindruck.

          Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir den noch ansehen möchte. Vielleicht hol ich stattdessen doch lieber beim nächsten Bock auf Animes noch ein paar Ghiblis nach.


          Offline skfreak

          • Serienfreak
          • Die Großen Alten
              • Show only replies by skfreak
            Der "Your Name" reizt mich schon. Die Tage mal auf Amazon klicken


            Offline Flightcrank

            • Die Großen Alten
              • Just a guy stuck in the 80s...
                • Show only replies by Flightcrank
              Der "Your Name" reizt mich schon. Die Tage mal auf Amazon klicken
              Your Name ist gut, hat mir gefallen.

              :arrow: Gibt es bei Netflix!

              Die Ghiblis gefallen mir teils etwas besser aber eine :7: - :7.5: würde ich ihn geben


              Online Max_Cherry

              • Die Großen Alten
                  • Show only replies by Max_Cherry
                "Your Name" ist auf jeden Fall ein Muss Für mich ist er nicht das Meisterwerk, zu dem er manchmal gemacht wird, aber schon gut. Bin auch bei 7-7,5


                Offline skfreak

                • Serienfreak
                • Die Großen Alten
                    • Show only replies by skfreak

                  Offline Bloodsurfer

                  • diagonally parked in a parallel universe...
                  • Administrator
                  • *****
                    • Pfälzer mit saarländischem Migrationshintergrund
                      • Show only replies by Bloodsurfer