Brian Keene - Urban Gothic

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Offline Bloodsurfer

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    Brian Keene - Urban Gothic



    Ein Trupp Jugendlicher landet auf dem Rückweg von einem Konzert in der allermiesesten Ecke Philadelphias, weil sie noch etwas Gras besorgen wollen. Dieses Viertel fällt in die Kategorie "Polizei oder EMTs tauchen hier - wenn überhaupt - nur nach tagelanger Wartezeit auf".

    Als ihr Wagen liegen bleibt, führt ein Missverständnis mit einer Gruppe schwarzer Jugendlicher zu einer überhasteten Flucht in ein vermeintlich leerstehendes Gebäude in einer sehr dunklen, abgeschiedenen Ecke dieses Viertels.

    Doch dieses heruntergekommene, vermeintlich leerstehende, riesige Anwesen im viktorianischen Stil mit den zugemauerten Fenstern und Türen entpuppt sich als ein schrecklicher Ort voller Freaks, aus dem es kein Entkommen mehr zu geben scheint.

    Dieses Buch ist laut seiner eigenen Aussage Keenes Tribut an Edward Lee - und dieser Einfluss ist deutlich zu spüren. Der Stoff ist eine Anlehnung an Backwoodhorror wie Wrong Turn, Storm Warning und ähnliche Werke, People Under the Stairs könnte man auch als Einfluss nennen, geschrieben in einem Stil, den man mit einem Bighead vergleichen kann.

    Ein zwei Meter großer Riese namens Noigel zerschlägt Köpfe zu Matsch mit einem Hammer, der für Thor zu groß und zu schwer wäre. Einen Mann mit übergestülpter Frauenhaut, der aus TCM entsprungen sein könnte, gibt es natürlich auch. Und noch viel mehr. Insgesamt eine Horde bunt gemischter Inzuchtopfer, die sich durch das dunkle Haus schnetzeln. Und das war noch nicht alles.

    Zum Mix der gefangenen Truppe gesellt sich im Lauf der Zeit noch ein Metalldieb, der das große Pech hat, sich für seine Plündertour das falsche Haus ausgesucht zu haben. Und die schwarzen, missverstanden Jugendlichen kommen irgendwann auch wieder ins Spiel, weil sie sich Sorgen um die offenbar gefangenen Teenies machen.

    Kurzum: Einerseits ist das Buch zwar ein Splatterspaß, andererseits passt die Story ganz locker auf einen Bierdeckel und verlässt sich viel zu sehr auf das simple Gespratzel. Innerhalb Keenes Bibliographie also für mich eines der schwächsten Bücher, weil es sich doch sehr wie ein typischer Edward Lee ließt und mir dessen Stil eher weniger zusagt.

    Verbindungen zu anderen Keene-Büchern z.B.:
    - Die Teenie-Truppe war bereits in Lehorns Hollow unter den Gästen in der Warteschlange bei der Park-Premiere (Ghost Walk).
    - Einer der Hausbewohner trägt ein geklautes Shirt mit der Aufschrift "I got Crabs in Phillipsport, Maine" (Clickers). :lol:
    - Ein anderer trägt eine Kappe von der bösen Firma Globe.

    Gefunden habe ich auch noch diese alte Rezi von Jerry:



    Brian Keene. Als ihr Auto in einem verrufenen Viertel der Stadt den Geist aufgibt, hoffen Kerri und ihre Freunde, dass sie bis zum Tagesanbruch Schutz in einem alten Haus finden werden. Sie glauben, dass das finstere Gebäude verlassen ist. Aber sie irren sich. Die, die im Keller und den Tunneln unter der Stadt hausen, sind viel gefährlicher als die auf den Straßen. Gefangen in einer Welt der Finsternis müssen die Freunde gegen unvorstellbare Geshöpfe kämpfen. Und wenn sie die Sonne jemals wiedersehen wollen, müssen sie diesen Kampf auch gewinnen.

    Kerri, Stephanie, Heather uind ihre Freunde Tyler, Brett und Javier sind auf dem Heimweg von einem Rap-Konzert als Tyler einfällt, sie könnten sich noch etwas Stoff besorgen. Also schnell den Weg dahin eingeschlagen,, wo er sich diesen besorgen will. Oder auch nicht. Nach einer Irrfahrt streikt ihr Auto in einer düsteren Gegend. Sie steigen aus und bald kommt eine Gruppe schwarzer Jugendlicher auf sie zu. Die Freunde empfinden deren Auftreten als Bedrohung, lassen noch einen dämlichen Spruch ab und verdrücken sich in ein leerstehendes Haus, das ganz allein am Ende der Straße steht. Kaum sind sie drinnen, geht der Ärger los. Plötzlich ist die Eingangstür dicht, die Fenster sind verrammelt und sie werden von einer gräßlichen Kreatur attackiert. Gleich zweien wird schnell die Birne zermatscht, die anderen vier flüchten in verschiedene Richtungen. Doch sie finden bald wieder zusammen und schaffen es sogar zwei Angreifer, die sie als extrem kleinwüchsig erkennen, zu töten. Doch viel hilft ihnen das nicht, denn unter den Feinden sind auch riesige Typen, die mit Hämmern bewaffnet sind, über scharfe Krallen verfügen und gierig auf Menschenfleisch sind. Also geht die Flucht weiter, bis in die Keller des Gebäudes. Doch auch dort stoßen sie auf schreckliche ausgestoßene Wesen, die Beute zum Fressen machen wollen. Währenddessen plagt auf der Straße die Gruppe der Jugendlichen daqs schlechte Gewissen, da ihnen bekannt ist, dass in dem Haus schon seit etlichen Jahren Merkwürdiges vorgeht und immer wieder Menschen verschwinden. Sie beratschlagen sich mit dem Erwachsenen Perry und ziehen los, um die Weißbrote aus dem Haus des Schreckens zu befreien.

    Kurz den Figuren etwas Platz eingeräumt, legt Brian Keene doch ziemlich schnell los mit seiner Schlachtplatte, die wohl nicht von ungefähr Erinnerungen an Edward Lee weckt(Abgezogene Hat wieder auftragen oder in den Hals ficken). Das Tempo bleibt unvermidert hoch und der Blutzoll steht dem nicht nach. Zermatschte Schädel, abgefressene Körperteile, degenerierte Mutanten und die erzeugte Stimmung tiefster Dunkelheit in Haus und den Kellergewölben macht Eindruck auf den Leser. Man weiß ja, dass Brian Keene sich durchaus auf unterschiedlichem Terrain behaupten kann wie Bücher wie "Leichenfresser" oder "Die Wurmgötter" beweisen, doch hier macht er dem schon erwähnten Edward Lee ordentlich Konkurrenz was Gemetzel und Körperflüssigkeiten angeht. Kein Pardon, keine Pause. Und mittendrin untergebracht ist auch der immer noch schwelende Rassismus in den USA, die Unfähigkeit des Präsidenten, seine Wahlversprechen auf ein menschenwürdiges Leben für alle Amerikaner einzuhalten und mit der - für mich - eigentlich überflüssigen Figur des Paul, seines Zeichens Metalldieb aus einer Notlage heraus, wird sogar die Kommerzailisierung des Gesundheitswesens angesprochen. Kürzungen und Einschnitte sowie Personalfreistellungen überall. Ein für Keene-Verhältnisse extrem hartes  Buch, das durchgehend rasant und blutig unterhält und sich vor keinem anderen Autor zu verstecken braucht. Hätte vermutlich bei einem anderen Verlag mit diversen Kürzungen rechnen müssen.