Der Giallo-Thread

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Offline Elena Marcos

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    Island Of The Swedish Girls / L‘Isola delle svedesi (1969)

    Aka No Man’s Island oder Twisted Girls. Sehr seltener Giallo von Regisseur Silvio Amadio, dem wir auch „Assassination in Rome“ verdanken. Bei einer Laufzeit von rund 79 Minuten haben die Zuschauer das Problem krassester Langeweile, denn 60 Minuten lang hat man das gefühl einem Urlaubs- oder Reisefilm zu sehen, der zwar phantastisch aussieht (gefilmt von Joe d’Amato), aber von der Story eigentlich nichts zu bieten hat. Es geht um Manuela (super sexy : Eva Green in ihrer einzigen Filmrolle), die sich von ihrem Freund Maurizio trennt. Denn die Beziehung ist wohl nicht das Wahre, auch wenn der Mann stetig seine Liebe bekundet. Manuela braucht Abstand und fährt zu Eleonora (Cathrine Diamant), die eine eigene Insel besitzt. Diese hat gelegentlich eine Affäre mit Franco, was aber nicht so funktioniert, das Eleonara lesbisch ist. Auf der „Schwedeninsel“ beginnt nun eine zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden Frauen. Manuela möchte nicht mehr zu Maurizio zurück, kann sich aber emotional nicht von ihm richtig trennen und äußert Mordgedanken. Als Maurizio auf der Insel auftaucht, weiß Manuela nicht mehr, wie es weitergeht. Als er jedoch Manuela mitnehmen will, eskaliert die Situation…
    Die ersten 60 Minuten sind ein hübsch gefilmtes Drama, ist aber NULL spannend. Die Nacktszenen halten sich auch in Grenzen und die Beziehung ist recht zahm inszeniert. Eigentlich ist nur das Finale interessant, denn die Eskalation ist wie ein Italo-Western inszeniert – die staubigen Kulissen, die Ruinen auf der Insel, Kameraführung und Musik erinnern weniger an einen Krimi, sondern eher an das Finale eines Westerns. Die Story und auch der Plottwist am Ende ist heute nicht mehr zeitgemäß. Man muss dazusagen, Nino Segurini als Maurizio wirkt wie das klassische Macho-Arschloch. Dass er Manuela liebt nimmt man ihm keine Sekunde ab und seine bestimmende Art über die labile Manuela gibt dem Zuschauer dann den Rest. Ich war schnell auf der Seite von Eleonora und blieb als Zuschauer bis zum Schluss bei ihr.
    Insgesamt ist der Film natürlich Käse – die Auflösung kann man sich sofort denken und überrascht keinen. Dennoch fand ich die letzten 15 Minuten ganz cool. Dafür sich die Entwicklung rund 60 Minuten anzusehen, war zwar nicht direkt anstrengend, da man doch tolle Landschaften und hübsche Frauen geboten bekam, aber für ein spannenden Streifen braucht man jedoch etwas mehr. Trotzdem war es mal interessant ihn gesehen zu haben.
    Der Film lief mal im TV und ist leider nirgendwo offiziell erschienen. Ich habe eine Aufnahme von einem Freund bekommen, daher war es mir möglich mal reinzuschauen.

    Hier ein kurzer Clip von YT – kein Trailer, sondern nur eine kurze Szenenansammlung:

    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


    Offline Elena Marcos

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      Der Schwanz des Skorpions
      - der zweite Giallo von Martino ist leider storytechnisch nicht ganz so ausgefuchst wie der Vorgänger, doch hält er mit vielen Anspielungen kräftig bei Laune. Bei manchen Szenen weiß man gar nicht, wer bei wem geklaut hat, denn manches kennt man aus Argentos Erstling, bzw. einige Szenen sind später in Argento Filmen zu sehen gewesen. Spannend ist die Mörderhatz schon, denn wie bei Psycho wird die eingeführte Hauptrolle hingemeuchelt und durch eine fesche Reporterin (Anita Strindberg) ersetzt. Bis zum Finale (das ich mir leider schon denken konnte...) bleibt aber doch ein sehr unterhaltsamer Italo-Krimi, mit gutem Bodycount.




      Der Schwanz des Skorpions (1972) :bd:
      Ich mach es mir dieses Mal einfach und unterschreibe Deinen Text im Großen und Ganzen. Ich verstehe glaub ich allmählich den Begriff "Giallo" besser. Keine Ahnung, welcher windige Schreiber daraus ein Subgenre mit festen Markenzeichen und eng abgesteckten Regeln gemacht hat. Ein Giallo kann hingegen alles mögliche sein. Ok, hier gibt es einen maskierten Killer der Leder und schwarze Handschuhe trägt und mit Klinge mordet, aber abgesehen davon bekommt man eher einen von Hitchcock geprägten, spannend erzählten Thriller mit coolen Wendungen. Vielleicht war ich nicht aufmerksam genug, aber ich hab das Ende echt nicht kommen sehen.
      Ich hab ja in letzter Zeit ein paar Vertreter gesehen. Vielleicht liegt es an der vielseitigen Auswahl, aber die Filme waren genaugenommen schon überraschend unterschiedlich. Also "Giallo" ist eher ein Überbegriff, als ein Subgenre, ganz anders als z.B. der "Slasher".
      Sergio Martinos Film besticht mit einem tollen, abwechslungsreichen Soundtrack von Bruno Nicolai. Durch die stilsicheren Bilder, die schönen Schauplätze und die hübschen Frauen, bekommt man auch eine Menge fürs Auge. Guter Film, hat mir gefallen.
      :7.5:

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      Offline Max_Cherry

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        Oh, da warst Du schneller. Ich wollte es gerade rüberkopieren, bin aber bei den letzten Texten hier hängengeblieben. :) Danke.


        Offline Max_Cherry

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            • Show only replies by Max_Cherry
          7 Schwarze Noten aka The Psychic :7.5:
          Ein echt guter Fulci. Mystery-Krimi/Thriller trifft es ganz gut. Ein Giallo ist es sicherlich nicht. Mit Jennifer O'Neill auch eine attraktive Hauptdarstellerin mit hellseherischen Fähigkeiten.
          Leider konnte es sich Fulci zu Beginn des Filmes nicht verkneifen, eine sinnlose Duckling-ähnliche Szene einzubauen. Danach hält er sich gottseidank absolut zurück. Der Film hat einen guten interessanten Handlungsaufbau,
          zum Finale wird es schön spannend und man fiebert mit der Darstellerin mit. Und er ist teils schon böse konzipiert.
          Chapeau Mr. Fulci!

          Da er oft als einer der drei Giallo von Fulci genannt wird, kopiere ich das mal hier rein.


          Offline Max_Cherry

          • Die Großen Alten
              • Show only replies by Max_Cherry


            Der Killer von Wien (1971) :bd:
            Dieser erste italienische Krimi von Sergio Martino, der dem Giallo zugeordnet wird, genießt einen sehr guten Ruf. Ich bin mir sicher, dass ich den schon kannte und mochte, trotzdem hatte ich alles wieder vergessen. Gut so, denn die Auflösung am Ende ist schon spektakulär. An die Musik konnte ich mich noch gut erinnern, die ist absolut klasse. Ich muss aber zugeben, dass ich den Film als Ganzes dieses Mal lange nur solide bis ganz gut fand. So richtig gerockt haben eigentlich nur die letzten 15 Minuten. Edwige Fenech untermauert ihren Status als Audrey Hepburn des italienischen Genrefilms. Gott, war die hübsch. Unterm Strich ein am Ende ordentlicher Vertreter. "Die Farben der Nacht" und "Der Schwanz des Skorpions" haben mir von Martino aber ein bisschen besser gefallen.
            :7:
            « Letzte Änderung: 11. Februar 2024, 23:30:45 von Max_Cherry »


            Offline Elena Marcos

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              Paranoia (1970) - A Quiet Place to Kill

              Umberto Lenzi hat nun zum dritten Mal die gute Carroll Baker gewonnen, um in einem seiner Giallo mitzuspielen. Auch Jean Sorrel ist wieder dabei, so dass fast nichts schief gehen kann.
              Natürlich wird innerhalb des vertrackten Plots, das ein oder anderen doch schief gehen, das sei aber hier nicht verraten.
              Nun – Carroll Baker ist Helen, furchtlose Rennfahrerin, und erleidet einen Unfall, als plötzlich vor ihrem geistigen Auge das Gesicht ihres Ex-Mann Maurice (Sorrel). Sie überlebt den Crash und wird von dem Arzt angehalten, auf sich zu achten – kein Stress, keine Zigaretten, kein Sex und kein Alkohol (den er aber dann doch erlaubt). Als sie das Krankenhaus verlässt, erreicht sie eine Einladung von ihrem Ex-Mann, der sie nach Mallorca einlädt. Doch hier stellt sie fest, dass nicht Maurice, sondern seine aktuelle Frau Constance sie auf die Insel gebeten hat. Nun – der Grund wird schnell klar. Constance ist reich und Maurice, der Playboy hat es wohl nur auf ihr Geld abgesehen. Die gehörnte Ehefrau will mit Helen gemeinsam, den fiesen Ehemann aus dem Weg räumen. Helen hatte es in der Vergangenheit schon einmal versucht, ist jedoch gescheitert. Nun wollen die Frauen einen Bootsausflug nutzen, um den Tod von Maurice als Unfall dastehen zu lassen. Leider kommt alles ganz anderes…
              US-Giallon Experte Troy Howarth kann den Film wohl nicht gut leiden, da er seiner Meinung nach nicht die Klasse anderer Vertreter erreicht. Doch eigentlich ist „Paranoia“ genau deshalb gut. Lenzi kopiert sich nicht selbst, sondern kommt mit einer spannenden Dreieckskonstellation daher – die sich gewaschen hat. Im Grunde bedient sich der Regisseur einer klassischen Noir-Konstellation und treibt alle Charaktere in den Abgrund. Lenzi spart hier etwas an Mordsequenzen und Blut, was aber nicht schlimm ist. Wir bekommen wieder eine hübsche (nackte) Carroll Baker zu sehen und einen überheblichen Jean Sorrel, dem die Schmierigkeit aus jeder Pore tropft.
              Viel sollte man über den Plot nicht verraten, denn natürlich geht der Mordanschlag voll daneben, was eine Kette an Problemen verursacht – vom befreundeten Richter, der die Bootsgeschichte aufklären will über den befreundeten Filmer, der den verhängnisvollen Nachmittag aufgezeichnet hat, bis zur frivolen Tochter von Constance, die das ganze nochmal verkompliziert. Die Musik ist wieder recht schmissig (obwohl einer der Songs bereits in einem früheren Giallo genutzt wurde), die Kulissen des sonnenverwöhnten Mallorcas kommen gut zu Geltung und die weibliche Besetzung (unter anderem auch Marina Coffa als Töchterchen) ist hübsch anzusehen. Selbst Anna Proclemer kann man in ihrem fortgeschrittenen Alter eine gewisse erotische Aura nicht absprechen.
              Kurzum – ein zahmer aber recht spannender Giallo, der auf jeden Fall für Fans einen Blick wert ist. Das Mediabook ist natürlich mal wieder oop, aber die BD sollte noch als Hartbox aufzufinden sein.

              Kurzer unverfänglicher Einblick in den Streifen:

              "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"