Pendekar Bujang Lapok (1959)
Zwei Jahre später produzierte Run Run Shaw einen weiteren Film mit dem Comedy Trio. Das ist allerdings nicht als Fortsetzung zu verstehen, sondern funktioniert wie ein eigener Film. Der Streifen beginnt an einer Fähre, die dem reichen Ahmad Nisfu gehört. Die Mitarbeiter sortieren natürlich in der Schlange die Leute nach Status und Ansehen aus. Auch der alte Pendekar muss lange warten. Doch der alte „Krieger“ lässt sich das nicht gefallen und will einfach die nächste Überfahrt nutzen. Das führt direkt zur ersten Massenprügelei – denn der alte Mann ist Meister im Silat und lässt sich das nicht bieten. Das bekommen die drei Junggesellen mit, die die Keilerei nutzen, um sich ein Boot zu klauen und überzusetzen. Sie finden im Dorf den Meister und bieten sich als Schüler an, um Silat zu lernen. Doch der Unterricht scheitert schon daran, dass die Jungs nicht lesen und schreiben können, deshalb drücken sie erst die Schulbank, wo die Tochter des Meisters Unterricht gibt. Später geht es dann an die Ausbildung. Die erreicht den Höhepunkt, als die drei jeweils ihre Proben bestehen sollen. In einem Brunnen, auf einem Friedhof und in einem alten Haus. Doch den dreien geht natürlich an den gruseligen Orten die Muffe. Also drillt der Meister die Schüler so, dass sie sich von nichts ablenken lassen. Als der fiese Boots-Eigentümer die Tochter des Meisters entführt – lassen sich die drei Junggesellen nicht ablenken. Auch nicht vom eigenen Meister, der sie von der Ernsthaftigkeit der Situation überzeugen will. (Sie treiben ihn in dieser Szene quasi in den Wahnsinn). Am Schluss gibt es ein flottes Finale, in dem die drei Taugenichtse über sich hinauswachsen, die Tochter befreien (die sich natürlich in Ramlee verliebt) und alles kurz und klein schlagen...
Der zweite Teil gehört wohl zu den erfolgreichsten Malaysia Filmen und das zu Recht. Denn der Film erzählt seine Geschichte mit viel Tempo und unheimlich vielen Gags. Ich musste bei der einen oder anderen Slapstick-Nummer echt laut lachen. Dass die Filmemacher die Regeln nicht ganz ernst nehmen und alles auf eine Metaebene hieven, merkt man in vielen Szenen. Zum Beispiel hat die andere (dicke) Tochter des Meisters einen Verlobten, von dem sie nur ein Foto hat. Das bewegt sich in einer Szene und die Schauspieler Fragen das Publikum direkt, ob sie das auch gesehen haben. Später steigt der Mann aus dem Bild und befreit seine Verlobte, die von den Bösewichtern bei dem Überfall gefesselt wurde. Auch Ramlees Test auf dem Friedhof ist so eine Szene – er meditiert und lässt sich von einem Zombie/Geist, der erscheint nicht aus der Ruhe bringen. Der Geist nimmt sein Gebiss raus und bläst auf eine Trompete, worauf die anderen Zombies/Geister zu Hula-Hula-Musik aus den Gräbern steigen... die Szene hat mich gnadenlos zerrissen.
Der zweite Bujang Lapok Film war richtig gut und spaßig. Ich hätte nicht gedacht, dass die Shaws außerhalb Hongkongs so wertige Produktionen realisieren. Leider sollte es der letzte Film mit Shaw Beteiligung bleiben. Die Fortsetzungen enstanden ohne Shaw-Knete.
Den Film gibt es auf YT mit engl. Untertiteln:
Noch kurz zu den Fortsetzungen.
1960 enstand Ali Baba Bunjang Lapok, der lose auf „Ali Baba und die 40 Räuber“ basiert. Hier sind die drei Junggesellen nicht in einer Gruppe unterwegs, sondern stehen auf verschiedenen Seiten. Ramlee gibt den Räuberhauptmann, Azis ist Ali Baba und Sudin ist sein geiziger Bruder Kassim Baba. Doch auch hier ist alles nicht ganz ernst zu nehmen. Der Orient gibt sich nicht sehr authentisch – von außen kleine Buden, von innen große Studiobauten – modern mit Küche (auf den Schränken sind die Vasen, Tassen und Teller aufgemalt), es gibt Telefone – Roller, Fahrräder und Autos (man muss ja das Gold aus der Höhle abtransportieren können). Dennoch ist der Film sehr witzig, besonders weil er die Vorlage total durch den Kakao zieht. Ali Baba ist ein Taugenichts, der eben die Sesam-öffne-Dich Höhle entdeckt und so zu Gold kommt. Aber der Räuberhauptmann will es wiederhaben – und es kommt am Schluss zu Mord und Totschlag... aber irgendwie bleibt es witzig. Der Film ist randvoll mit lustigen Dialogen, Situationskomik und anderen Gags. Ich war überrascht, dass auch hier das Niveau gehalten wird:
Der Vierte Film setzt den Spaß fort. Die drei Junggesellen sind arbeitslos und hängen so rum. Als ein vorbeifahrender Wagen einen platten Reifen hat, erfahren die Drei, dass es sich um Schauspieler handelt. Sie kommen auf die Idee sich beim größten Filmstudio zu bewerben. Mit ihrer chaotischen Art bekommen sie sogar einen Screen-Test, den sie versemmeln, doch der Manager des Studios lacht sich tot und gibt denen die Hauptrollen im nächsten Film. Bei den Dreharbeiten treiben sie den Regisseur bei jeder Gelegenheit in den Wahnsinn und bringen ihn mit Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus. In einer Parallelhandlung ist Ramlee mit einer Krankenschwester befreundet, die allerdings dem „Rowdy“ des Nachbardorfes versprochen ist. Das gibt natürlich Spannungen zwischen den Kontrahenten (Prügel zum Beispiel). Kann Ramlee seine Herzensdame von diesem Schläger retten?
Dieser Teil ist wieder nicht von den Shaws – und der letzten wo die drei zusammenspielen. Im Grunde schließt er an die Formel der Vorgänger an, ist allerdings etwas zweigeteilt. Man hat da Gefühl, dass gegen Ende die Schauspieler-Handlung einfach fallengelassen wird und ein neuer Film beginnt. Der Anfang ist witziger, als die übliche Lovestory, die im Schlussgag an den ersten Teil erinnert (Sudin findet auch eine Freundin und wird von der kleinen Schwester mit 20 Cent erpresst). Es gibt leider auf YT eine Fassung mit englischen Untertitel, die nur 96 Minuten (von 120) geht. Den Rest muss man sich bei einer anderen Fassung ohne Untertitel anschauen... Fazit: Netter Abschluss des Trios...
1986 gab es noch einen Nachschlag. Ajis und Sudin sind zwar mit dabei, und Ramlee der schon verstorben ist, wird durch seinen Sohn ersetzt. Richtig witzig war es aber nicht mehr. Schnell war der Finger auf der Vorspultaste, weil es auch keine Untertitel mehr für den Film gab. Hier steht zunächst ein Taxiunternehmen im Mittelpunkt. Bei einem Autounfall verliert Sudin (glaube ich ... die Jungs sind schwer gealtert) das Augenlicht. Nun muss er so durchs Leben kommen. Es gibt zwar wieder viel Situationskomik, aber bei mir zündete es nicht mehr. Dabei gibt es einige tolle Szenen – Sudin und Azis führen Breakdance vor und legen sich mit einer Gang an, die sie am Ende des Films sogar in den Dschungel verfolgt. Hier stoßen sie auf eine japanische Familie (soll es wohl sein...), die ihnen dann Kampfsport beibringt, so dass sie am Schluss gemeinsam die Bösewichter verprügelt (was bei einem Blinden schon komisch aussieht). Ramlees Sohn spielt wirklich seinen Sohn, kann aber nicht mehr mit der Präsenz seines Vaters aufwarten. Im Grunde ist „Bujang Lapok Kembali Daa” nochmal ein kleiner Nachschlag für Fans, kann aber nicht mehr mit dem Witz und der Power der ersten Filme mithalten.