Ti Lung – Duell ohne Gnade / The Duel (1971)
„Ein super harter Karate-Thriller aus Hongkong“. Die Werbung für Shaw Brothers Filme war schon immer etwas speziell und übertrieben, aber irgendwie machten die Sprüche einen immer wieder neugierig. Nun mit „Ti Lung – Duelle ohne Gnade“ haut Chang Cheh wieder einmal den perfekten Film fürs Bahnhofskino raus. Hier kann man jederzeit in die Story einsteigen oder rausgehen, ohne dass es irgendwie ein Verlust wäre.
Die Rachegeschichte ist rudimentär und absolut belanglos. Ti Lung spielt den Messerkämpfer Jen Chie, der mit seinen (Halb-)Brüder in der Gangsterorganisation seines Vaters arbeitet. Die Tangs befanden sich im Krieg mit den Pangs, deren Oberhaupt ermordet wurde. Jens Vater rückt auf der Beerdigung dem befeindeten Plan auf die Pelle und es kommt zu einem regelrechten Massaker (das bei anderen Filmen schon ein Finale gewesen wäre). Natürlich rächen sich die Pangs und es kommt bei der Feier am Abend zu einem Angriff, bei dem der Vater ums Leben kommt. Die Brüder beraten sich, wie man am besten der Sache entgehen kann. Kang Tang will zunächst die Schuld auf sich nehmen und fliehen, wird jedoch von den Brüdern zurückgehalten, da er sich am besten mit dem Geschäft und den Finanzen auskennt. Also fällt die Wahl auf Jen, der ein Jahr lang untertaucht und seine geliebte Butterfly zurücklässt, die er heiraten wollte. Doch die versprochene finanzielle Unterstützung der Familie bleibt aus. Als Jen nach einem Jahr zurückkehrt wird er direkt von den eigenen Leuten angegriffen. Die Wahrheit ist – Kang hat den Laden übernommen und ist zudem verantwortlich am Tod des Vaters, der vom eingekauften Killer Ti Wang (David Chiang) bei dem Angriff umgebracht wurde. Zunächst helfen sich die beiden immer wieder aus der Patsche, bis Jen herausfindet, dass Ti der Mörder seines Vaters ist und schwört im Rache. Doch das „Duell“ müssen beide noch verschieben, bis Kang aus dem Weg geräumt ist. Am Ende wartet auf die Kontrahenten jedoch noch eine überraschende Wahrheit…
Die Story gewinnt kein Oscar – denn sie ist platt, voller Klischees und Sequenzen, die zum Brüllen komisch sind. Besonders die Szenen zwischen Jen und Butterfly, die von Kang zur Prostitution gezwungen wird, sind so drüber, dass es dem Zuschauer richtig wehtut. Auch das Finale, in dem die schwerverletzten Helden im Regen zeitlupenartig auf einander zu rutschen um Händchen zu halten – ist wahre Männerfreundschaft in Perfektion. Das sind die Elemente, die John Woo von seinem Meister und Lehrer Chang Cheh gelernt hat und die die Fans später in den Heroic Bloodshed Filmen begeisterten.
Was macht aber „Ti Lung – Duell ohne Gnade“ dann doch zum Klassiker – na die unzähligen Kampfszenen, in denen Messer eine Rolle spielen. Hier wird geschlitzt und erstochen, dass es eine wahre Freude ist. Der exponentielle Einsatz von Kehlenschnitten und Blutbeutelexplosionen sind eine Wucht. Das ist Chang Ches Kino in Reinkultur. Das ist es was man von einem Shaw erwartet. Da wird geprügelt und gemetzelt, dass es eine wahre Freude ist. Der Film sieht übrigens auf Blu-ray phantastisch aus und ist natürlich ungeschnitten. Die damalige VHS kam im Gegensatz zur Kino-Wiederaufführung (minus 30 Minuten) mit nur 13 Schnitten aus. Doch der volle Genuss bringt nur die Scheibe – von filmart. Fazit: Absoluter No-Brainer auf höchstem Hongkong-Niveau. Ein Muss für Fans blutiger asiatischer Kost der 70er.
P.S. – der Film war so erfolgreich, dass Cheh 9 Jahre später mit „5 Kämpfer aus Stahl“ (Flag of Iron) ein Remake für die Shaws drehte.
Hier der kurze Celestial-Trailer: