Madam Slender Plum (1967):
Der Titel lässt wieder ein herzzerreißendes Drama vermuten, aber die Shaw warten hier mit einem leisen Thriller auf, der sich durchaus bei Alfred Hitchcock anlehnt. Lo Wei liefert einen langsamen, aber durchaus spannenden Thriller ab, der mit 94 Minuten auch eine gute Lände besitzt.
Die Geschichte beginnt mit einem Mord – Xumei Wang ersticht ihren Freund und Geschäftspartner Shangyuan Chen, nachdem er über sie herfallen und vergewaltigen wollte. Sie informiert die Polizei und erzählt, wie es zu der Tat kommen sollte…
Xumei ist mit Xuebin verheiratet und hat zwei Töchter. Ihr Mann ist sehr reich und beginnt plötzlich in Immobilien zu investieren, was sich allerdings als Fehler herausstellt. Bei der Geburtstagsfeier von Lillian gerät das Ehepaar in Streit. Währenddessen fällt Töchterchen Yulan durch einen Unfall die Treppe herunter und stirbt. Der Vater gibt sich die Schuld und verlässt die Familie – die Schulden geben ihm noch zusätzlich recht. Xumei muss jetzt mit ihrer Tochter alleine klarkommen, die oftmals einsam ist und mehr Zuneigung von ihrer Mutter will. Doch Xumei möchte ihrer Tochter eine gute Zukunft bieten und sucht sich einen Job – leider findet sie keinen, da sie nie gearbeitet hat und keine Erfahrung besitzt. In einer Bar beobachtet sie eine Kellnerin, wie sie reichlich Trinkgeld bekommt und beginnt in einem Nachtclub zu kellnern. Ihre Tochter ist nicht begeistert, als sie das rausbekommt und schämt sich für ihre Mutter. Doch Xumei fasst den Plan selber eine Bar zu eröffnen und arbeitet wie eine Verrückte. Der Club läuft gut und Xumei macht viel Geld – so viel, dass sie wieder das alte Haus kaufen kann.
Doch dann taucht plötzlich ihr Freund aus Schultagen auf. Shangyuan hat seine Jugendliebe nie vergessen, doch Xumei bleibt ihrem verschwundenen Ehemann treu. Shangyuan überredet die Geschäftsfreu in Kwoloon einen weiteren Club zu eröffnen und verspricht dafür sich um Tochter Lilian zu kümmern. Das Gör verknallt sich natürlich in den Onkel – und hier nimmt das Unglück seinen Lauf. Denn der liebe „Onkel“ ist nicht so nett, wie er sich immer gibt. Spätestens als Xumei merkt, dass sich ihr Freund an den Geschäftskonten bedient, ist der Ofen aus… doch der „Partner“ hat bereits das Töchterchen in seinen Krallen…
Ich verrate nicht, wie es ausgeht, denn das Finale wartet doch mit einem Plottwist auf, den man nicht erwartet hätte. Hitchcock hätte aus der Story garantiert ein Meisterwerk gezimmert, doch Lo Weis Film ist weit davon entfernt – auch wenn er sehr gut ist. Die Story konzertiert sich auf Xumeis Aufstieg als Geschäftsfrau und den schleichenden Prozess des Eindringens von Shangyuan in das Leben der Familie. Man ahnt allerdings schnell, dass der Typ ein „falscher Fuffziger“ ist… doch man weiß nicht genau, wo es hingehen soll und wie es zu dem Mord kommt.
Top ist in dieser Produktion wie immer das 60er Jahre Setting mit der passenden Atmosphäre. Das Schauspiel von Diana Chang als Xumei und Paul Chang als Shangyuan ist hervorragend und Jenny Hu ist als Lillian hübsch anzusehen. Das Tempo ist relativ ruhig und nimmt sich Zeit für die Entwicklung, was für manchen etwas langweilig wirken mag – aber ich fand es eigentlich angemessen. Schließlich ist das hier kein harter Krimi…
Fazit: Für Shaw Fans, die gerne die anderen Genres erkunden, auf jeden Fall einen Blick wert. Ich fand den sehr unterhaltsam, trotz der ruhigen Gangart.
Die HK-DVD ist wieder oop – man kann aber die Filme schonmal für „happige“ Preise auf Ebay finden – oder als Zweitverwertungen, zum Beispiel in Taiwan. Ich hab für die Scheibe etwas tiefer in die Tasche gegriffen, denn auf YT war nur einen Version ohne Untertitel zu sehen – was bei den „Nicht-Actionfilme“ das Verständnis schon mal erschwert.
Hier der Celestial-Trailer: