Abgeschnitten (Christian Alvart)

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Offline JasonXtreme

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    In einer Kneipe auf Helgoland sitzt die junge Linda als Touristin und zeichnet Comics. Draußen tobt ein Orkan, die Bevölkerung ist sichtlich besorgt, und Linda ist eigentlich auf der Flucht vor ihrem brutalen Ex-Freund Danny. Als sie den Laden verlässt wird sie plötzlich im Dunkeln verfolgt, und stürzt dabei einen Abhang hinunter an den Strand...
    In Berlin kriegt zeitgleich Prof. Dr. Paul Hertzfeld, der im Auftrag des BKA als Chefpathologe in der Charité arbeitet, eine weibliche Leiche auf den Tisch, deren Unterkiefer fachmännisch entfernt wurde. Als dann noch der unerfahrene Praktikant Ingolf zur Obduktion stößt, findet Hertzfeld im Kopf der Toten eine Kapsel, in welcher sich eine Handynummer befindet - die seiner Tochter Hannah! Er ruft sofort an und findet heraus, dass sie entführt wurde - er soll auf Nachricht eines Erik warten... Als Hertzfeld Erik anruft hat er Linda auf Helgoland am Telefon, welches aus der Hosentasche der Leiche stammt, die neben ihr am Strand liegt...

    Man könnte zur Handlung sicherlich noch was erzählen, ist aber im Grunde nicht nötig, da dies den Auftakt für die nun folgenden spannenden Geschichte bilden! Christian Alvart verfilmte das gleichnamige Buch von Sebastian Fitzek, dass dieser zusammen mit Rechtsmediziner und Autor Michael Tsokos schrieb (Tsokos schrieb mit Hertzfeld als Protagonist noch zwei weitere Bücher mit anderen Autoren). Alvart schrieb auch das Drehbuch, sicherlich mit Hilfe von Fitzek, auch wenn der namentlich nicht dafür genannt wurde. Fitzek tritt im Film selbst aber kurz als Anwalt auf, während auch Tsokos als Professor kurz zu sehen ist.

    Ganz im Stil von Fitzeks Büchern, und Fans kennen deren Grundaufbau ja durchaus, hat Alvart dann auch seinen ABGESCHNITTEN inszeniert. Das merkt man sowohl von der Erzählweise her, als auch vom Aufbau und der Auflösung her. Die typischen Merkmale der Bücher wurden astrein übernommen, und funktionieren auch im Film weitgehend. Das behaupte ich mal ohne genau diese Vorlage zu kennen, aber wenn man einige von Fitzeks Büchern kennt, dann kann man das getrost behaupten.

    Der Mehrschichtige Aufbau wurde gut umgesetzt, denn hier spielt man einerseits mit den beiden Handlungsorten Berlin und Helgoland, andererseits mit Rückblenden die immer wieder eingestreut werden, und sich letztlich dann passend zum Ganzen fügen. Alvarts Handschrift ist natürlich auch hier wieder zu erkennen. Seine Aufnahmen, Szenen und Kameraperspektiven samt Farbfiltern und dem Ausleuchten der Szenerie kennt man mittlerweile, und auch hier sehen diese glücklicherweise nicht nach dem typischen deutschen Film aus. So perfekt wie bei FREIES LAND ist das bei ABGESCHNITTEN zwar nicht umgesetzt, dennoch in jedem Fall eher internationaler Look.

    In diese Geschichte mit Irrungen und Wirrungen, mit denen Fitzek nunmal so gerne spielt, um am Ende alles dann doch wieder anders aufzuziehen als sich der Zuschauer das während dem Lesen ausmalt, müssen natürlich noch passende Darsteller rein! Mit Moritz Bleibtreu hat er diesen als Hauptdarsteller für mich gefunden! Ich hätte mir pauschal jetzt niemand anders groß gewünscht oder vorstellen können, auch Jasna Fritzi Bauer (DOGS OF BERLIN, JERKS) passt hervorragend als Linda. In weiteren Rollen gibt es dann Fahri Yardim als alten Kumpel von Dr. Hertzfeld, Ender Müller, der mit seiner sprücheklopfenden Art die man an ihm kennt, hier wohl gut zu passen scheint, da dies auch in der Vorlage so geschrieben wurde. Enno Hesse als Ingolf von Appen nervt etwas, was aber wohl an der Figur liegt, und Lars Eidinger überzeugt in seinen kürzeren Auftritten wieder einmal über die Maßen!

    Dies alles macht ABGESCHNITTEN mal zu einem recht runden, knapp über zwei Stunden andauernden Thriller, der im Grunde über die gesamte Laufzeit sicherlich ein paar kleine Logiklücken hat bzw. manchen Schritt etwas besser hätte beleuchten können. Allerdings ist es so, dass das Tempo derart hoch ist und auch bleibt, dass der Zuschauer gekonnt darüber hinweggetröstet wird. Die Auflösung selbst kann man mögen, muss man nicht, das ist aber bei Fitzek ja auch eigentlich als Gegeben zu betrachten - mich störte lediglich, dass ich mir das ziemlich so zurechtgelegt hatte, weil etwas früh mit der eigentlichen Auflösung begonnen wurde. Trotzdem sind etliche Finten gekonnt gelegt!

    Was man anmerken muss ist, dass manche Szenen durchaus etwas härter in der Gangart daherkommen! Die letzten Szenen einer ekelhaften Vergewaltigung einer Minderjährigen mit dazugehörigen Psychospielchen, und hell yeah, Eidinger wie er leibt und lebt - mehr sage ich da nicht. Dazu die Obduktionsszenen, die wirklich bis ins letzte Detail gefeiert werden... das liegt aber auch an Tsokos, der das so realistisch wie möglich haben wollte. Morde selbst sieht man keine explizit, bei der ein oder anderen Sache reicht aber auch das Ergebnis oder die Vorstellung dazu. Das wirkt schon ein bisschen arg gewollt/hochstilisiert - mag aber auch daran liegen, dass das in Buchform natürlich in der Regel kein Thema ist in jeglichem Thriller, optisch im Film dann aber halt einfach entweder eskaliert oder man verzichtet komplett darauf. Komplett verzichten wäre hier wohl dem gleichgekommen, dass man ganze Szenenblöcke hätte weglassen müssen, denn die Sezierszenen sind schon ein ziemlich großer Teil des Ganzen.

    Aaaaber das Wichtigste - :7.5: haue ich mal raus, weil ich mich wirklich gut unterhakten gefühlt habe - im Grunde könnte man alle Fitzeks verfilmen (5 Filme gibt es bisher ja), die wären alle mindestens unterhaltsam - wenn man es denn nicht so versemmeln würde wie bei DAS KIND damals.
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    Online Max_Cherry

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      Das klingt gut, den schau ich auf jeden Fall noch. Ich glaube, der ist sogar frisch bei Netflix. Das wär cool.


      Offline Bloodsurfer

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        Tatsächlich, der ist seit vorgestern drin. Hätte ich fast übersehen, obwohl ich mich auf den sehr freue.
        Das Buch war sehr stark und ziemlich hart.

        Lustigerweise kann ich mich an die genaue Auflösung schon nicht mehr erinnern, der Film dürfte also auch für mich wieder spannend werden. :D


        Offline JasonXtreme

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          Ich hab den gestern auch zufällig nur beim Durchstöbern gesehen und gleich geschaut. Das Buch wird vermutlich in ein paar Sachen noch härter sein, kann mir auch denken welche - aber im Grunde sollte alles drin sein.
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          Offline skfreak

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            Fitzek ist nicht meins - aber Alvart mag ich! Danke für das Review, Marco. Gleich mal für das Wochenende notieren den Streifen


            Offline JasonXtreme

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              Fitzek an sich ist klar Geschmackssache - ich finde aber der Stoff fühlt sich als Film auch eher an wie ein 90er Jahre Psychothriller von der ganzen Aufmachung und Geschichte her
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              Offline skfreak

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                Gestern Abend parallel mit Steve geschaut. Ich bin kein Fitzek Fan und ab der zweiten Hälfte wirkte einiges arg konstruiert - aber Alvart hat es dennoch drauf und einen durch und durch packenden Film gemacht. Phasenweise schon sehr graphisch aber immer spannend.
                Auch die Cast hat mir Top gefallen. Bleibtreu als Professor und gerade Jasna Fritzi Bauer war super! Fahri Yardim fand ich als Ender auch klasse. Danke nochmal für die Empfehlung, Marco! Der Film war genau mein Gusto.


                Offline JasonXtreme

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                  Freut mich! Yardim macht halt, was er immer macht :lol: mich würde mit ihm echt mal ne Rolle ohne Nuscheln und mit mehr Enrst interessieren. Aber Jasna ist echt gut, das stimmt
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                  Online Max_Cherry

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                    Abgeschnitten  :flix:
                    Mir hat der auch gefallen.
                    Die perfekte Umsetzung eines Fitzek Romans, teils arg konstruiert und überladen und Klischees gibt es auch ne Menge. Aber das weiß man als Kenner der Romane. Unter diesen Umständen hat Christian Alvert hier einen wirklich ordentlichen Thriller abgeliefert, der teils richtig spannend ist und selbst wenn es im letzten Drittel immer abenteuerlicher und absurder wird, macht das Ganze durchaus Spaß. Optisch würde ich den Film als sehr hochwertig sehen, auch wenn es hier und da ziemlich dominante Farbfilter gibt.
                    Die Besetzung ist top und selbst mit den beiden teils super hohlen Comedyfiguren kam ich klar. Wie gesagt, wie die Bücher ist das hier Inhaltlich schon fast Edeltrash in sehr schicker Verpackung. Hat mir gut gefallen. Am Ende steht die :7:
                    « Letzte Änderung: 19. Oktober 2020, 10:10:47 von Max_Cherry »


                    Offline JasonXtreme

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                      Unter den Aspekten könnte man echt ziemlich jeden Fitzek verfilmen! Ich würde mich über Filme zu DIE THERAPIE oder SPLITTER freuen, wenn sie so umgesetzt werden
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                        Unter den Aspekten könnte man echt ziemlich jeden Fitzek verfilmen! Ich würde mich über Filme zu DIE THERAPIE oder SPLITTER freuen, wenn sie so umgesetzt werden

                        "Seelenbrecher" wäre mega.
                        Aber da der Film oben zu wenig eingespielt hat, wird das schwierig.
                        Ich verstehe auch nicht, warum das im Kino nicht zieht. Aber in die Till Schweiger Filme rennen die Lemminge wie die blöden rein. 


                        Offline JasonXtreme

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                          Ich kapiers auch nicht, zumal Alvart ja Schweiger gedreht hat :lol: Seelenbrecher wäre auch coolst, jawoll!
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                          Offline Flightcrank

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                            Gestern mit meiner Frau angeschaut. Sie fand ihn absolut super und ich bin nach ca. 1 Stunde eingeschlafen. War einfach zu müde. Der Film war bis dahin für mich „okay“.


                            Offline Flightcrank

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                              Gestern mit meiner Frau angeschaut. Sie fand ihn absolut super und ich bin nach ca. 1 Stunde eingeschlafen. War einfach zu müde. Der Film war bis dahin für mich „okay“.
                              Fertig geschaut. War für einen deutschen Thriller absolut in Ordnung. :6.5: von mir.


                              Offline JasonXtreme

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                                Da kann ich mit leben :D
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                                Offline Bloodsurfer

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                                  Ich hab den nun auch endlich gesehen. Fast zwei Jahre lag der auf meiner Liste rum,  meine Güte...

                                  Ich hatte die Buchvorlage damals gelesen und nach dem Einstieg in den Film hatte ich den Verlauf der Handlung nochmal grob im Kopf, habe also nicht mehr mit großen Überraschungen beim Schauen gerechnet, wenn ich mich auch nicht mehr an die ganz exakte Auflösung erinnern konnte, nur noch an den groben Verlauf.

                                  Ich frage mich, ob mir der Film ohne Kenntnis der Vorlage wohl noch besser oder eher schlechter gefallen hätte. Einerseits konnte im Film nun keine richtige Spannung aufkommen, weil ich die wichtigen Dinge eben noch wusste. Andererseits macht die Handlung schon ein paar abenteuerliche Kurven, die ich als Fitzek-Fan erwarte und gewohnt bin und vielleicht fiel mir die suspension of disbelief hier etwas leichter, weil ich das Buch schon kannte und das nicht alles dem Film ankreide.

                                  Das Stichwort "Edeltrash" hab ich oben gelesen, das trifft es ziemlich gut. Auf jeden Fall machen Bleibtreu, Bauer und Yardim ihre Sache wahnsinnig gut und tragen den Film. Für einen deutschen Thriller ist das schon sehr gut gelungen, aber Vergleiche mit den wahren Größen des Genres braucht man natürlich nicht anzustellen. Er ist jedoch um Welten besser als die einzige andere Fitzek-Verfilmung (Das Kind), die ich bisher gesehen habe.

                                  Gebe letzten Endes auch die :7:
                                  « Letzte Änderung: 18. August 2022, 11:04:05 von Bloodsurfer »