Fear StreetAm Wochenende alle drei Teile geschaut. Zunächst die Bewertungen:
Teil 1: 1994
Teil 2: 1978
Teil 3: 1666
Bin mit geringen Erwartungen da ran gegangen, da ich im Vorfeld einige kritische Podcasts gehört habe. Insgesamt kann man die Trilogie aber durchaus gut weggucken und sich davon unterhalten lassen. Es gibt viele spaßige Momente über die Filme verteilt. Erfahrene Filmfreunde, die nicht alles seit 1978 verpasst haben und nicht erst seit 2015 Horrorfilme schauen, werden zwar hier nichts wirklich Neues entdecken, da diese Filme ganz klar für ein junges Publikum gemacht wurden, aber die Versatzstücke sind für mich dennoch recht ansprechend aneinander gereiht.
Der erste Teil hat mir am besten gefallen. Er gibt von Anfang an Gas und lässt zur keiner Zeit Langeweile aufkommen. Die Morde sind durchweg unterhaltsam umgesetzt und teils geht es überraschend explizit zur Sache. Zu den meisten Figuren konnte ich Sympathie aufbauen und mit ihnen mitfiebern. Der Soundtrack ist super - wenn man ein Auge zudrückt und es überhört, dass der eine oder andere hier abgespielte Song erst nach dem abgebildeten Jahr veröffentlicht wurde - das gilt für alle drei Teile. Der Film macht Spaß.
Der zweite Teil macht dann leider etwas langsamer. Mit seinem Setting im 1978er Camp im Wald bringt er eigentlich die perfekte Prämisse für hochklassige Slasherunterhaltung mit, nutzt dieses Potenzial aber leider nicht ganz aus. Er lässt sich sehr viel mehr Zeit als sein Vorgänger - es dauert eine geschlagene Dreiviertelstunde bis zum ersten Mord und man muss doch die eine oder andere langatmige Szene überstehen.
Auch wenn es dann zur Sache geht, fährt er leider auf Sparflamme. Es spielen viele Szenen im Dunkeln, in denen man dann kaum noch etwas erkennen kann; manche Morde passieren auch off screen. Das stört im direkten Vergleich dann doch, weil der erste Teil knallbunt war und gerne drauf gehalten hat.
Teil 3 ist dann etwas zwiegespalten. Er zeigt in der ersten Hälfte die Ereignisse im Jahr 1666 in der Siedlung, die zur Spaltung der beiden Orte Shadyside und Sunnyvale geführt haben und die wahre Geschichte der "Hexe". In der zweiten Hälfte geht es wieder in die Gegenwart von 1994, um die Handlung zum Ende zu führen.
Der Rückblick in die Zeit der Siedler ist der große Schwachpunkt. Die Darsteller agieren hier zu keiner Zeit ansatzweise glaubwürdig wie Puritaner, sondern alle wirken wie moderne Menschen, die nur puritanisch gekleidet sind und das recht dilettantisch zu spielen versuchen. Im Vergleich zu beispielsweise "The VVitch" wirkt das völlig lächerlich. Die Jugendlichen sitzen heimlich an ihrem Lagerfeuer und reichen sich Beeren, die sie dann einwerfen als wären es bunte Pillen. Das zieht sich auch alles unnötig in die Länge.
Wenn der Rückblick dann endlich vorbei ist und es wieder in die Gegenwart spielt, wird der Film deutlich besser und erreicht wieder fast die Klasse des Anfangs.
Insgesamt kann man die Trilogie gut gucken, es ist eine interessante Erfahrung mit Höhen und Tiefen. Ich würde mir zumindest mehr solche Experimente von Netflix wünschen und kann mir vorstellen, mal in die Buch-Vorlage reinzuschauen.