Agustina Bazterrica - Tender is the Flesh

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Offline Bloodsurfer

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    Agustina Bazterrica - Tender is the Flesh

    Das Buch zeichnet eine dystopische Gesellschaft, in der kein tierisches Fleisch mehr verzehrt werden kann. Die Ursache dafür ist ein Virus, der alle Tiere befallen hat und für Menschen tödlich wirkt. Wobei man sich hier nie sicher sein kann, ob es diesen Virus wirklich gibt oder eine große Verschwörung dahinter steckt. Das wird nie zweifelsfrei klar gestellt.

    Geführt hat es letzten Endes dazu, dass der Verzehr von Menschenfleisch legalisiert wurde. Jedoch ist es eher teuer, so dass nur der wohlhabende Teil der Gesellschaft es "genießen" kann. Das führt natürlich zu einer Spaltung, die Ärmeren kommen nur an die billigeren Abfallprodukte oder erbeuten es sich auf fast Mad Max ähnliche Art und Weise. Es werden keine traditionellen Beerdigungen mehr durchgeführt - aus Furcht der Angehörigen davor, dass die Verstorbenen zur Ernährung der Grabräuber werden.

    Das wirklich Extreme daran ist, dass der Menschenfleischverzehr zu einer ganz neuen Industrie geführt hat. Menschen werden gezielt wie Vieh gezüchtet. Diese minderwertigen Menschen werden nicht mehr so genannt, sie heißen nur noch "Köpfe".

    Es ist auch Privatleuten unter strengen Auflagen erlaubt, auch Zuhause zu züchten und Zuchtfleisch aufzubewahren. Verstöße gegen die Regeln werden damit bestraft, dass der Täter selbst im Schlachthof landet.

    Sexueller Umgang ist natürlich strengstens verboten, Besamung darf nur unter Aufsicht und mit genehmigtem Erbgut geschehen. Die Haltung der Köpfe als Sklaven ist ebenfalls verboten. Sie dienen nur dem Verzehr. Sie sind angebunden, eingepfercht, können natürlich weder sprechen noch irgendwelche Art der Bildung genießen.

    Das ist also sehr streng reglementiert, aber völlig gnadenlos. Die Beschreibungen dessen, was in den Schlachthöfen passiert, der Umgang mit dem entmenschlichten "Zuchtvieh", das gehört zu den intensivsten und härtesten Dingen, die ich je gelesen habe. Und hierbei wird nichts beschrieben, was nicht in unserer Realität tagtäglich passiert, nur eben nicht mit Menschen.
    Gleichzeitig ist das Buch meisterlich formuliert, die Sprache teils fast poetisch.

    Die Hauptfigur Marcos arbeitet an einer leitenden Position in einem solchen Verarbeitungsbetrieb. Obwohl er es seit Jahrzehnten mitmacht, wachsen in ihm die Zweifel am System und der Gesellschaft immer weiter.

    Er lebt getrennt von seiner Ehefrau nach dem frühen Tod des gemeinsamen Kindes. In Sorge um den Vater, der von der Demenz gerichtet langsam in den Tod siecht. Plötzlich passiert etwas, das sein Umdenken beschleunigt und eine Wandlung auslöst, die zu einer Kette an schicksalhaften Ereignissen führen wird.

    Das Buch der argentinischen Autorin hat das Zeug dazu, noch zu einem ganz großen Klassiker zu werden. Es kann sich einreihen unter Werken wie Brave New World, 1984 oder Soylent Green, gepaart jedoch mit der Härte und Kompromisslosigkeit von beispielsweise Jack Ketchums Evil. Es wird mich sicherlich noch eine ganze Weile beschäftigen.

    Einerseits möchte ich allen diese Lektüre ans Herz legen. Andererseits ist das definitiv kein Buch, das dem Leser oder der Leserin eine gute Zeit bescheren wird.
    In Deutschland ist es unter dem Titel "Wie die Schweine" erschienen. Das ist zwar auch ein passender Titel, aber man hätte es auch etwas liebevoller übersetzen können...


    Offline JasonXtreme

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      Klingt nicht uninteressant! Da muss ich aber in the mood für sein
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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      Offline Bloodsurfer

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