Stephen Graham Jones - My Heart is a Chainsaw (The Lake Witch Trilogy #1)

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    Stephen Graham Jones - My Heart is a Chainsaw (The Lake Witch Trilogy #1)

    Jade, eine halb-indianische Teenagerin, geht auf das Ende ihrer Schulzeit zu. Ihre Kindheit und Schulzeit war familiär bedingt...schwierig. Seit ihre Mutter das Weite suchte, lebt Jade noch bei ihrem zu Misshandlungen neigenden Vater. Sie arbeitet als Hausmeisterin. Gesellschaftlich sieht sie sich als Outcast. Ihre einzige Flucht sind Horrorfilme, spezifisch Slasher, mit denen sie ihre eigene Lebensrealität auszublenden versucht. Natürlich besonders jene Slasher, in denen Rache ausgeübt wird von früheren Opfern, denen zuvor Unrecht angetan wurde.

    Sie lebt in dem abgelegenen Örtchen Proofrock in den Bergen an einem See, dem Indian Lake. Der See ist nicht immer hier gewesen, an seinem Grund ist ein versunkener Ort. Um die ganze Location gibt es viele Mythen und Legenden. Eine Hexe, die Lake Witch, soll um den See ihr Unwesen getrieben haben, während der versunkene Bereich einem anderen unheimlichen Wesen zugeschrieben wird.

    Auf der anderen Seite des Sees treibt die Gentrifizierung ihre Blüten, da dort gerade eine hochmoderne Siedlung von ein paar Superreichen gebaut wird. Ein paar Proofrockern ist das sehr willkommen, anderen natürlich ein Dorn im Auge.

    Als es zu Todesfällen um den See kommt, sieht Jade eine große Mordserie auf die Bevölkerung zukommen, träumt auch bereits davon, das Final Girl vorherahnen zu können, da ihre Heimat zweifellos in das Visier eines Slashers geraten ist. Doch natürlich will niemand den Ausführungen und Vorhersagen der selbsternannten Expertin glauben.

    Hauptsächlich ist das Buch ein einziger Abgesang auf das Slasher-Subgenre. Einerseits ist das dem Fan willkommenes Futter - andererseits kommt es nicht ohne Schwächen aus, die lustigerweise dem Vorbild dabei sogar ähneln. Es ist zu lang für das, was es sein möchte. Wir haben beispielsweise den Mord direkt am Anfang, um das Interesse anzuheizen - dann eine viel zu lange Phase, in der nichts nennenswertes passiert außer Exposition. Das wäre im Film wohl die lange und mit uninteressanten Dialogen gespickte Autofahrt aufs Land. Figuren werden eingeführt und positioniert, bevor die eigentliche Action beginnt.

    Die ständigen Ausführungen der Hauptfigur Jade über das Genre sind von gemischter Qualität. Mal erfährt man selbst als gestandener Fan noch interessante Dinge, die mich wenigstens zum Schmunzeln brachten - wie beispielsweise, dass Friday the 13th und Mother's Day 1979 parallel am selben See gefilmt wurden, sodass die Crews teilweise gemeinsam feiern konnten. Oder dass die Crew bei den Dreharbeiten zu The Burning noch mit dem abgetrennten Kopf aus Friday Volleyball spielte.
    Oft ist es aber nur ein ellenlanges Runterbeten von Themen, die wirklich jeder kennt und die dennoch viel zu lange ausgewälzt werden.

    Mein Fazit lautet: Insgesamt ein gutes Buch, das aber in kompakterer Form deutlich besser hätte sein können. Im Grunde könnte man meinen, der Autor wollte die nicht besonders komplexe Geschichte dadurch aufblasen, dass einfach jeder einzelne Slasherfilm seit Peeping Tom erwähnt und mal kurz besprochen wird. Teils geschieht das in Dialogen, teils tatsächlich in ganzen Abhandlungen in Form von abgedruckten Aufsätzen, die Jade z.B. ihrem Geschichtslehrer abgegeben hat. Interessantere Aspekte der Geschichte kommen dafür manchmal etwas zu kurz.

    Es handelt sich hierbei zwar um eine abgeschlossene Geschichte, aber auch gleichzeitig um den Anfang einer Trilogie um die Lake Witch. Das Buch ist letztes Jahr erschienen und der zweite Teil soll irgendwann im Rest dieses Jahres kommen. Ich weiß noch nicht, in welche Richtung das weitere Werk gehen wird, hatte mit dem ersten Teil aber zumindest genug Spaß, um dem zweiten je nach den ersten paar Bewertungen dann auch noch eine Chance zu geben. Vielleicht kann der etwas mehr Gas geben, wenn nicht mehr so viele Grundlagen eingeführt werden müssen. Ich bin gespannt.