Ich bin mit HEX durch. Es war.... ganz anders als erwartet, und letztendlich doch wirklich gut, aber eben dann auch wieder nicht ganz was der Klappentext versprechen mag. Heufelt spielt mit der Erwartung des Lesers, aber eben auch nur wegen des Klappentextes. Wäre der nicht, würde man sicherlich überrascht von den letzten 80 Seiten grob, so erwartete man diese eben um einiges früher. Er erzählt langsam, stellt seine Protagonisten/antagonisten ausgiebig vor. Das artet nicht in Blabla aus, das Buch hat ja "nur" knapp über 400 Seiten, aber man lernt die Leute und die Umgebung kennen - vor allem wie das Zusamenleben durch die Abschottung von der Außenwelt und mit der 350 Jahre alten Hexe so ist. Die "Erforschung" der Hexe durch die Jugendlichen wird langsam aufgebaut, gesteigert, bis sich dann alles in dem vermeintlichen Höhepunkt gipfelt. Der Showdown, wenn man den so nennen will ist dann etwas ausufernder geschrieben, teils anders als erwartet mit kurzen heftigeren Beschreibungen, die aber doch dann nur kurz und beiläufig wirken. Er suhlt sich nicht in Gewaltakten, auch wenn dies möglich gewesen wäre. Man kann sich das Szenario ungefähr vorstellen wie Lansdales Drive Inn, nur eben in kompakter Form und mit anderem Ausgang. Ob ich mit dem Ausgang zufrieden bin.... nun eigentlich ja. Was mich verwunderte war die Art des Schreibens zum Ende hin. Die wandelte sich irgendwie in etwas was ich beschreiben würde als "Heufelt schreib das, was er gerade im Kopf sah" - und das fühlt sich teils wirklich wie aus einer wilden Fantasie gegriffen an, vor allem wenn man sich die 340 Seiten vorher anschaut.
Es ist nicht viel Action im Buch, und der Horror/Grusel wird ganz bewusst eingestreut und immer etwas mehr beigegeben. Das hat sich Heufelt gefühlt etwas bei King abgeschaut, ohne dessen ausufernde Umschreibungen. Einerseits wähnt man sich in einer heutigen Kleinstadt der USA, andererseits fühlt man sich durch die Isolation und Gegebenheiten/Hierarchien stark an vergangene Zeiten erinnert. Aktuelle Errungenschaften wie Internet und Handys etc. verpackt Heufelt sinnig in die Geschichte, ebenso wie die Tatsache, dass eine Außenwelt durchaus existiert. Die Erklärungen dazu sind stimmig und fügen sich vor allem am Ende zusammen. Witzig ist für mich die Entstehung des Buches. Heufelt schreibt in seiner Danksagung, dass die Geschichte vorher nur in den Niederlanden veröffentlicht wurde. Sie spielte da aber auch in den NL, mit dortigen Namen und Leuten, und einem ganz anderen Ende. Als er die englischen Rechte verkaufte sah er seine Gelegenheit gekommen den Roman umzuschreiben, weil ihm sein Ende nie so zusagen wollte – ergo ist die jetzige Fassung mit Handlungsort am Bear Mountain bei New York und dem anderen Ende insgesamt wohl eine ganz andere Geschichte. Das Originalende verrät er aber leider auch nicht.
Wer auf Action und ausufernde Gewalt hofft wird hier enttäuscht werden, auch wenn es durchaus harte Momente gibt! Diese sind aber eher in der zweiten Hälfte und leben viel von der Fantasie des Lesers. Ich würde mich freuen wenn er noch was schreibt, denn die Schreibe selbst ist wirklich gut gelungen.