@nemesis:
Kein Problem - mache ich gerne.
Hier ist die Rezension:
William Gibson: "Mustererkennung"
William Gibson ist durch den Erfolg seiner Romantrilogie „Neuromancer“ auch bei uns zu einem festen Begriff für anspruchsvolle Science-Fiction geworden.
Gibson prägte den Begriff des „Cyberspace“ und läutete die Ära des Subgenres „Cyberpunk“ innerhalb der SF ein. Zwar ist er nicht der alleinige Vater dieses Subgenres, aber erst durch seinen „Neuromancer“-Roman wurde „Cyberpunk“ als Strömung innerhalb der SF wahrgenommen.
In den letzten sieben Jahren hatte William Gibson keinen weiteren SF-Roman vorgelegt. Doch das hat nun ein Ende. Klett-Cotta veröffentlicht hierzulande den Gibson-Roman „Pattern Recognition“ als „Mustererkennung“ im edlen Hardcover.
Inhalt:
Cayce Patterson ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Ihre Spezialfähigkeit ist das Erkennen von modischen Trends auf der Straße, die sie „Muster“ nennt. Sie wird von verschiedenen Firmen angeworben, um die neuesten Trends zu erkennen, woraus die Industrie verkäufliche Waren zu machen gedenkt.
Cayce hat eine heimliche Leidenschaft: sie ist ein sogenannter „Cliphead“, jemand, der sich für den Kult interessiert, welcher sich um mysteriöse, sporadisch im Internet auftauchende Videoclips gebildet hat, deren Urheber niemand kennt. Um diese Clips hat sich eine enthusiastische Gemeinde in Internetforen versammelt. Diese diskutieren jeden neu auftauchenden Clip, versuchen möglichst alles darüber herauszufinden, um am Ende Klarheit darüber zu erlangen, wer diese Clips veröffentlicht und was sie bedeuten.
Aus dem privaten Hobby wird Geschäft, als sie von einem ihrer Kunden den Auftrag bekommt, mehr über diese Clips herauszubekommen, damit am Ende eine Firma das Konzept der Clipveröffentlichung als Werbemittel nutzen kann.
Cayce erhält durch einen der Forennutzer den Hinweis, dass sich in allen Clips Wasserzeichen befinden, digitale Signaturen einer Firma, welche den Clip für einen Auftraggeber bearbeitet oder ins Netz gestellt hat.
Um an dieses Wasserzeichen, einen Zahlencode, heranzukommen, fliegt Cayce nach Tokio und unterhält sich mit einem der dortigen Clipheads, der behauptet, den Zahlencode zu kennen.
Doch sie ist nicht allein. Mysteriöse Männer verfolgen sie und versuchen ebenfalls an das Geheimnis der Videoclips zu kommen...
Kritik:
William Gibson befindet sich mit „Mustererkennung“ auf dem Höhepunkt seines schreiberischen Könnens. Er verweigert sich konsequent dem Mainstream, arbeitet mit verkürzen Sätzen, die oftmals zum reinen Nominalstil werden. Dadurch gelingt ihm eine authentisch wirkende Beschreibung des Milieus, was durch die Verwendung von Internetsprache wie „googeln“ oder „posten“, etc. unterstützt wird.
Die Story entfaltet sich nach wenigen Seiten zu einem geheimnisvollen Rätselspiel rund um das Internet, die Ereignisse des 9.11. in New York und um die Vergangenheit der Protagonistin, was den Leser nicht mehr aus seinem Bann lässt.
Gibsons Kritik an der Mode- und Konsumgesellschaft ist eindeutig und nicht von der Hand zu weisen. Er schildert das „BigBusiness“ als gefräßige, weltumspannende Maschinerie in der die Menschen nur noch Marionetten der Werbung sind.
Seine Prosa ist nicht leichtgängig wie die anderer SF-Autoren. Aber gerade das macht ihren Reiz aus. Gibson war nie Mainstream und ist es auch diesmal nicht – und das ist gut so.
Freunde von anspruchsvoller SF-Literatur, die abseits von Space-Operas sich auch anderweitig vergnügen wollen, sei „Mustererkennung“ wärmstens ans Herz gelegt. Ein Meilenstein im Gesamtwerk von William Gibson und vielleicht morgen schon ein moderner Klassiker des Genres.
Markus K. Korb
Ich hoffe, die Rezi ist aussagekräftig.
Auf bald,
Markus