Ausgelesen:Paul Coelho - The Winner stands aloneZunächst die Geschichte vor den Kulissen: Die Superklasse tummelt sich in Cannes auf dem Filmfestival. Die Welt all jener, die daran glauben, dass „ein Traum kein Verfallsdatum hat“, wird durch eine Mordserie erschüttert. Ermittlungen zwischen Scheinwerferlicht und roten Teppichen. Ein nicht gerade willkommenes Spektakel.
Aber es gibt auch eine Geschichte hinter der Geschichte, und es wäre kein Coelho, wenn es nicht so wäre, denn, so sagt er im Vorwort: „Dieses Buch ist kein Thriller, sondern ein ungeschöntes Abbild unserer heutigen Welt.“ Und das ist es in der Tat. Ein Austragungsort für die Handlung wie er brillanter, inhaltsleerer und oberflächlicher nicht sein könnte, Cannes, ein ‚Jahrmarkt der Eitelkeiten’. Statisten, Akteure und nach dem Glück Suchende, Menschen, die falschen Träumen nachrennen, den „Manipulatoren hinter den Kulissen“ erlegen sind, wie als Marionetten geleitet, an die große Rolle, das Drehbuch für den Durchbruch, an Reichtum und Erfolg und Berühmtheit denken. „Von Anbeginn der Zeit hat der Mensch geglaubt, dass die Nähe zu etwas Unerreichbarem und Geheimnisvollen ihn segnet.“ Ob in Cannes oder wo auch immer.
Selten, aber nicht ungewöhnlich: der Leser weiß gleich zu Beginn, wer der Mörder ist. Igor, ein russischer Millionär. Eine ganz verunsichernde Figur, so gegensätzlich, so zerrissen, mit vielen Idealen, manchmal bringt man ihm, mit fast schlechtem Gewissen, spontane Sympathie entgegen. „Wäre es akzeptabel, im Namen der großen Liebe Welten zu zerstören?“ Eine Frage, die ihn umtreibt, seit Ewa, seine Geliebte ihn verlassen hat. Dennoch sind es den gesamten Roman über trotz mehrerer Morde nicht die Verbrechen, die tonangebend und Inhalt bestimmend sind. Es sind die Gedanken, die Gefühle, die im Stillen, in den Herzen und Tiefen und Psychen der Figuren wirken. Und hier setzt Coelhos unglaubliches Talent an: Nicht nur, dass er sich fast seziererisch eine Glamourwelt vorknöpft, diese schonungslos entlarvt, mit detaillierter Insiderkenntnis ein fast dokumentarisches Bild liefert, mit bester Beobachtungsgabe und kritischem Kopf hinter eine so vermeintliche Traumwelt schaut. Coelho versäumt es auch diesmal nicht, seiner tiefen Überzeugung, die in allen Büchern anklingt und nachhallt, Ausdruck zu verleihen: Die Seele leide, und zwar sehr, so legt er ans Herz, „ wenn wir sie dazu zwingen, oberflächlich zu leben. Die Seele liebt Schönes und Tiefgründiges ... wir ersticken an unseren Lügen ... und unsere Seele darbt dabei.“
Das Buch ist ein echter Downer: Zerstörte Träume, die Jagd nach Statussymbolen und vom Wunsch bessesen erfolgreich zu sein.
Ein Abbild wie schnell in unserer Gesellschaft sowohl Träume als auch das Leben selber wie Seifenblasen zerplatzen können.
Dabei am Ende aber ein klein wenig hoffnungsvoll. Ein Buch, das schwer im Magen liegt - dabei aber bis zur letzten Seite fesselt.
Aktuell:Jonathan Safran Foer - Extrem laut und unglaublich nahOskar Schell's Vater stirbt bei den Terroranschlägen des 11. September. In seinen Sachen findet Oskar einen Schlüssel in einem Umschlag auf dem "Black" steht. Oskar macht sich auf die Suche nach dem Ort, zu dem der Schlüssel passt und versucht dazu alle Menschen namens "Black" in New York zu besuchenn
Bin zur Hälfte durch und vollauf begeistert - das Buch ist allerdings ganz anders wie ich erwartet habe und meiner Meinung so auch gar nicht verfilmbar. So gibt es immer wieder literarische Hintergründe zu Oskar's Grosseltern die aus Dresden immigiriert sind. Teilweise werden Bilder und leere Seiten als Stilmitteln eingesetzt. Bisher echt klasse - auch wenn ich erst zur Hälfte durch bin.