Wow, ein Thread von mir bei dem Nachschub gefordert wird...uiuiui
Okay, heute mal dieses hier:
THE GREEN MILE (The Green Mile)
1996
Wir schreiben das Jahr 1932. Wir befinden uns im Staatsgefängnis Cold Mountain im US-Staat Georgia. Der Gefängnisaufseher Paul Edgecomb ist verantwortlich für den Block E und die
Green Mile, ein mit grünem Linoleum ausgelegter Gang, der zum elektrischen Stuhl führt... Edgecomb versucht Ruhe und Ordnung im Block E aufrecht zu erhalten, doch eines Tages wird ein riesiger Schwarzer, John Coffey, eingeliefert. Er soll die zwei kleinen Töchter eines Farmers vergewaltigt und danach umgebracht haben und wurde dafür zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Doch John Coffey ist ein sehr merkwürdiger Mensch: Er hat Angst im Dunkeln und verbringt merkwürdige
Wunder. Bald kommen Paul Zweifel an der Schuld des schwarzen Riesen, erst recht als er langsam herausfindet welche Gabe John hat...
The Green Mile ist nicht unbedingt ein Buch, das man von Stephen King erwarten würde, jedenfalls dann, wenn man seine frühen Werke gelesen hat. Das "Phantastische" ist hier nur am Rande präsent, auch wenn es letztendlich der Motor der Geschichte ist. Aber es geschehen nicht am laufenden Band schreckliche oder merkwürdige Dinge, wie man sie von einem Autor erwartet, der hauptsächlich für seine Horrorgeschichten bekannt geworden ist.
Im Grunde genommen passiert nicht allzu viel, über den Mord an den Mädchen erfährt man erst relativ spät genauere Einzelheiten. Im wesentlichen wird das Leben auf der Todesmeile beschrieben, nicht sehr aufregend für ein immerhin gut 500 Seiten dickes Buch. Es sind die Details die es lesenswert machen, das Menschliche...und das tragische und nicht abwendbare Schicksal John Coffeys. Umso schlimmer war es für mich als
The Green Mile als monatliche Fortsetzungsgeschichte in 6 Teilen erschien...das Warten war schier unerträglich.
Was auffällt ist, dass King sich Zeit nimmt, seine Charaktere aufzubauen. Einige sind blasser als andere, aber insgesamt hat man den Eindruck, dass es sich um wirkliche Menschen handelt, man kann ihre Gefühle und ihren Zwiespalt nachvollziehen, als sie entdecken, dass sie womöglich gezwungen sind, einen unschuldigen Menschen hinzurichten. Aber nicht alle sind den Insassen in Block E wohlgesonnen, und Percy Wetmore, der notorische Unruhestifter unter den Aufsehern, trägt mit seiner Brutalität und seinem Sadismus dazu bei, dass Edgecomb sich schließlich versetzen lässt.
The Green Mile ist eine Geschichte mit einer Rahmenhandlung, die zwei Zeitebenen beinhaltet: Die Gegenwart, in der Edgecomb im Altersheim seine Erinnerungen niederschreibt und das Jahr 1932, in dem die eigentliche Geschichte spielt. Wer noch nie etwas von Stephen King gelesen hat, weil er sich bisher immer von dessen Ruf als trivialer Vielschreiber oder Horror-Autor hat abschrecken lassen, sollte es vielleicht einmal mit
The Green Mile versuchen. Es ist keine hohe Literatur, aber ein Buch, das sicher nicht nur für eingefleischte Stephen King Fans interessant sein dürfte. Vor allem weil es wirklich zu Herzen geht.
1999 wurde das Buch von Frank Darabont mit Tom Hanks, David Morse und Michael Clarke Duncan mehr als würdig verfilmt.

dt. Taschenbücher von Bastei, 1996.